Ein Schiffsarbeiter an einer der größten Werften Neuenglands war damit beschäftigt, die Deckel auf den Treibstoffbehältern eines großen Kriegsschiffes zu befestigen. Diese Behälter befanden sich auf dem Boden des Schiffsrumpfes. Er hatte den letzten vorne im Bug des Schiffes erreicht. Unglückselige Umstände, die in seinem Zeugnis, das in dieser Nummer wiedergegeben wird, beschrieben werden, führten dazu, daß er sich plötzlich in dem Tank eingekerkert sah, da der letzte Weg nach außen hoffnungslos verriegelt war. Kein menschlicher Retter konnte durch seine Hilferufe erreicht werden.
Allem Anschein nach war seine Lage hoffnungslos. Nachdem all seine Bemühungen, die Schrauben, die ihn gefangen hielten, zu lösen, sich als erfolglos erwiesen hatten, legte er die Hände in den Schoß und sagte: „Gott, ich lausche.“ Von dem Augenblick an offenbarte ihm das Gemüt die ordnungsmäßigen Schritte, die er der Reihe nach tun mußte, um seine Befreiung aus der furchtbaren Lage zu erlangen. Er gab niemals auf. Es gab einen Weg, der zur Freiheit führte, und als er willig war zu lauschen, wurde ihm dieser von dem immer gegenwärtigen Gemüt offenbart.
Wohl die meisten von uns wissen, was es heißt, in Lagen gefangen zu werden, die vollkommen hoffnungslos aussehen. Doch als Christliche Wissenschafter sollten wir niemals nachlassen in unsern Bemühungen, die von Gott verordnete Herrschaft des Menschen über jedwede Phase des Irrtums, die das sterbliche Gemüt oder vielmehr die materiellen Sinne darbieten mögen, zu beweisen. Es gibt immer einen Weg zur Freiheit. Gegen den Willen Gottes, daß der Mensch von mentalen und körperlichen Übeln aller Art frei sein soll, kann niemals verstoßen werden.
Daher sollten wir niemals aufgeben, auf Gott zu vertrauen; wir sollten niemals unser aufrichtiges Streben aufgeben, Gott und den Menschen besser zu verstehen; niemals aufgeben, uns täglich zu bemühen, mehr von der Liebe und dem Leben auszudrücken, die unsre Seele und unser Gott sind.
Dagegen gibt es gar vieles, das ein jeder von uns früher oder später aufgeben muß, um sein Ziel zu erreichen. Ganz gewiß müssen wir Entmutigung, Flaumacherei, Hoffnungslosigkeit und Selbstbedauern aufgeben. Es ist in großem Maße unser Zögern, das aufzugeben, was falsch ist, was in uns das Gefühl der Unfähigkeit hervorruft, das zu erreichen, was recht ist. Unsre Führerin Mary Baker Eddy sagt in ihrem Werk „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 260): „Die Wissenschaft enthüllt die Möglichkeit, alles Gute zu vollbringen, und heißt die Sterblichen das entdecken, was Gott schon getan hat; aber Mißtrauen in die eigne Fähigkeit, das ersehnte Gute erringen und bessere und höhere Resultate erzielen zu können, hemmt oft den Versuch unsre Schwingen zu entfalten und macht das Mißlingen von vornherein zur Gewißheit.“ Dieses „Mißtrauen in die eigne Fähigkeit" muß aufgegeben, und die eigne Fähigkeit, die Allheit Gottes zu verstehen und zu beweisen, muß als unser Recht beansprucht und erlangt werden.
Noch etwas, das alle aufgeben müssen, ist die Annahme einer von Gott unabhängigen, persönlichen Existenz. Alle Tage stehen die Sterblichen dem Augenschein der Sinne gegenüber, die davon zu zeugen scheinen, daß der Mensch ein Sterblicher ist, der zwischen zwei Zeitpunkten lebt und mit den materiellen Sinnen eine materielle Schöpfung wahrnimmt, von der er scheinbar umgeben ist, und die ihm oft den Gedanken suggeriert: „Es ist hoffnungslos! Ich kann niemals hier herauskommen.“ Ein materiell denkender Sterblicher glaubt, daß er eine von Gott getrennte Existenz hat.
Wenn das, was das körperliche Auge sieht, was das körperliche Ohr hört und der materielle Sinn wahrnimmt, wirklich das letzte Wort, der Wahrheit letzter Schluß in bezug auf die Wirklichkeiten des Seins wäre, so würden wir alle schlimm daran sein. Doch was die materiellen Sinne, oder eigentlich das sterbliche Gemüt, uns so beständig vor Augen halten als Leben, Schöpfung und Mensch, ist nur die armselige falsche Nachahmung von dem Leben, der Schöpfung und dem Menschen, die das Werk Gottes sind. Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß jeder Einzelmensch imstande ist, die materielle falsche Vorstellung in bezug auf das Leben und den Menschen zurückzuweisen und durch die geistigen Sinne sich der geistigen und ewigen Ordnung des Seins — der Schöpfung Gottes — bewußt zu werden, und sie verstehen und demonstrieren zu lernen. Mrs. Eddy schreibt: „Die Annahme, daß der Mensch ein von Gott getrenntes Dasein oder Gemüt hat, ist ein im Aussterben begriffener Irrtum" (Wissenschaft und Gesundheit, S. 42). „Ein im Aussterben begriffener Irrtum“— wir sollten uns vergewissern, daß wir nicht etwa denken, daß dieser im Aussterben begriffene Irrtum unsere eigene Selbstheit ist.
Die Materie behauptet, daß wir damit identifiziert sind, daß dieser Irrtum uns erschafft, uns umgibt und uns ausmacht, daß er uns eine menschliche Verkörperung verleiht, die wirklicher ist als unsre geistige Individualität. Das ist eine Unwahrheit, und ein jeder von uns kann dies beweisen durch das tägliche unbedingte Festhalten an der wissenschaftlichen Tatsache, daß unsre individuelle Wesenheit nicht das ist, was die Materie behauptet, sondern daß unsre einzig wahre Individualität das ist, wozu unser einziger Gott und Schöpfer sie gemacht hat, nämlich die individuelle Widerspiegelung des vollkommenen Gemüts, der göttlichen Intelligenz, des selbstlosen Guten.
Die einfache Verheißung des Meisters: „Ihr ... werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen“ (Joh. 8:32) gilt für euch und für mich und für ein jedes Einzelwesen einer jeden Rasse und Zone. Es ist der einzige Weg zur Freiheit, das einzige Mittel, durch das wir jenen wahren Begriff des Lebens, der Schöpfung und des Menschen erlangen können, der bleibend, befriedigend und gut ist. Beachtet, daß die Verheißung nicht etwa lautet: „Einige von euch werden die Wahrheit erkennen.“ Sie richtet sich an alle seine Nachfolger und klingt fast wie eine Botschaft an jeden einzelnen: „Du wirst die Wahrheit erkennen!“ Wie willig sind wir, individuell aufzuhören mit unserm sterblichen Träumen und festzuhalten an unserm geistigen Wissen?
Die Christliche Wissenschaft lehrt nur das, was wahr ist — die wahre Idee von Ursache und Wirkung — von Gott und dem Menschen. Hierin besteht die Gesamtsumme der Wirklichkeit, die ein jeder individuell zu erkennen bestimmt ist; und im Maße seines Erkennens oder Verstehens wird er von der materiellen falschen Auffassung der Existenz befreit.
Manchmal scheint unser Erfassen der Wahrheit sehr unzureichend zu sein. Doch dürfen wir niemals nachlassen in unserm Bestreben, das zu erkennen, von dem der Wegweiser gesagt hat, daß wir es erkennen sollten. Ja, wir sollten unsre von Gott verliehene Fähigkeit beanspruchen, alles zu erkennen, das wahr ist. Wir sollten uns klarmachen, daß Gott den Menschen niemals unwissend läßt in bezug auf das, was wahr ist, sondern ihn vielmehr befähigt, die Allheit der Wahrheit zu verstehen und so die Materie auf ihr Nichts zurückzuführen.
Laßt uns täglich fortschreiten auf diesem Wege und uns davor hüten, von menschlichen Umständen, Lagen und Ereignissen überwältigt oder entmutigt zu werden und unser Vertrauen auf Gott aufzugeben, entschlossen, nicht einen einzigen Tag in unserm Bestreben nachzulassen, immer voller jene natürliche Freiheit für den Menschen zu demonstrieren, welche mit seinem Verständnis von der Wahrheit übereinstimmt, die sein Gott und sein Leben ist.