Um durch die Christliche Wissenschaft Herrschaft über die menschlichen Begrenzungen zu demonstrieren und die Leiden des menschlichen Körpers zu heilen, muß man mit dem richtigen Begriff beginnen, nämlich, daß Gott unendlicher Geist und der Mensch das geistige und vollkommene Kind Gottes ist. Allein dieser Begriff ist es, der einen befähigt, die Möglichkeit zu erfassen, über die Grenzen der Sterblichkeit hinaus vorzudringen und sein Freisein von Sünde, Krankheit und Tod zu beweisen. Dies ist die Art und Weise oder der Weg der Erlösung, den Christus Jesus der Menschheit zeigte, und die Wirklichkeit und Wirksamkeit dieses „Weges“ bewies er in seiner eigenen Erfahrung.
Für das sterbliche, materielle Gemüt ist es unmöglich, solch eine Idee zu erfassen; daher der Widerstand, dem Jesus begegnete. Materiell eingestellte Menschen konnten in Jesu Tagen den Christus, Jesu wahre Selbstheit als das Gleichnis Gottes, nicht begreifen, und sie widersetzen sich immer noch der Idee von der geistigen Macht, wie sie heute im Heilen von Krankheit und Sünde durch die Christliche Wissenschaft offenbar wird. Aber es ist allein diese höhere Idee vom Wesen des Menschen, die die Menschheit vom Leiden befreien wird. Das materielle Gemüt, oder das Gemüt, das die Annahme von Leben und Intelligenz in der Materie zur Folge hat, ist sterblich, und es wird immerwährend unter den Beschränkungen leiden, die ihm durch sein eigenes Wesen auferlegt sind, und wird sich niemals über diese Begrenzungen erheben können. Nur wenn man sein Denken dem Christus, der wahren Idee Gottes öffnet, kann man beginnen, die unendliche Reichweite der wirklichen — oder der geistigen — Schöpfung zu sehen und die Freiheit zu erleben, die dieses höhere Verständnis mit sich bringt.
Die Tendenz, die Religion zu verweltlichen und die in der Bibel dargestellten geistigen Tatsachen auszuschließen, zeigt, wie diese materielle Art des Denkens alle Begriffe auf die Begrenzungen seiner eigenen Anschauung zuzuschneiden sucht. Daher die Einwendungen gegen die jungfräuliche Geburt, der Zweifel, den manche Menschen daran hegen, daß Jesus seinen Körper aus dem Grab auferstehen ließ, und die allgemeine Herabsetzung der Tatsache oder die Unwissenheit darüber, daß Jesus alle Arten von Krankheit allein durch geistige Mittel heilte. Dies sind Dinge, die das sterbliche Gemüt nicht begreifen kann, und so verneint es deren Gültigkeit.
Man kann sehen, daß man für die herrlichen Möglichkeiten des göttlichen Wesens und für die Macht Gottes, wie sie sich in praktischer Weise zeigt, nur dann offen sein kann, wenn das Licht des Verständnisses von der Natur des Geistes durch diese materielle verderbliche Atmosphäre bricht. Man muß über die Grenzen des materiellen Denkens hinaus vordringen und das Göttliche zu erreichen suchen. Der Durchbruch des Lichts wurde in dem Kommen Jesu dargestellt. Die Bibel sagt: „Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen... Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben.“ Joh. 1:5, 11, 12;
Mrs. Eddy interpretiert den letzten Teil dieser Stelle wie folgt: „Die Vergeistigung unserer Auffassung vom Menschen öffnet die Tore des Paradieses, die die sogenannten materiellen Sinne schließen möchten, und offenbart den Menschen als unendlich gesegnet, aufrecht, rein und frei; er bedarf keiner Statistiken, um seinen Ursprung und sein Alter zu erfahren oder sein Menschentum zu ermessen oder um zu wissen, inwieweit er jemals Mensch gewesen ist, denn:, wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden'.“ Vermischte Schriften, S. 185;
Das materielle Gemüt muß beiseite gelegt werden, und man muß erkennen, daß Gemüt Gott, Geist, ist, völlig frei von der Materie, dem materiellen Sinn und den sogenannten materiellen Gesetzen. Zu erkennen, daß Leben Geist ist und immerdar in seiner vollkommenen Idee, dem Menschen, zum Ausdruck kommt, bedeutet, die Grundlage zum Freisein von allen Begrenzungen und Leiden zu legen. In seiner Auferstehung demonstrierte Jesus, daß Leben ewig ist. Von dieser Grundlage aus kann man die Ansprüche von Krankheit und Sünde herausfordern und ihre Unwirklichkeit beweisen. Sie sind Begriffe dieser unwirklichen, sterblichen Mentalität, die abgelegt wird. Sie sind Teil des Traums, daß Leben in der Materie ist. In dem Verhältnis, wie dieser Traum ausgelöscht wird, erleben wir die Freiheit der Kinder Gottes, der geistigen Ideen des göttlichen Gemüts.
Freiheit kommt durch Vergeistigung des Denkens. Man muß das Wesen Gottes zu verstehen anfangen und dieses Wesen in seinem täglichen Denken und Leben widerspiegeln. Deshalb ist es wichtig, die Tatsache zu bezeugen, daß Gott unendliche Liebe ist, die in Freundlichkeit, Sanftmut, Reinheit, Selbstlosigkeit widergespiegelt wird — in all den Eigenschaften, die dieses Wesen offenbar werden lassen. Es ist notwendig, die Tatsache zu bezeugen, daß Gott Wahrheit ist, und zwar in all den Eigenschaften, die diese Tatsache offenbar werden lassen. Man kann in ähnlicher Weise weitere Synonyme Gottes anwenden: Prinzip, Gemüt, Seele, Geist, Leben. Mrs. Eddy schreibt: „Die Sterblichen müssen zu Gott hinstreben, ihre Neigungen und Ziele müssen geistig werden — sie müssen sich den umfassenderen Auffassungen vom Sein nähern und etwas von dem eigentlichen Sinn des Unendlichen erlangen —, damit sie Sünde und Sterblichkeit ablegen können.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 265.
Die unbegrenzte Natur des Geistes wird, wenn sie verstanden und im täglichen Leben widergespiegelt wird, in den Segnungen offenbar werden, die unausbleiblich die Gegenwart Gottes begleiten. Jesus spiegelte diese Gegenwart wider und brachte der Menschheit das Himmelreich. Er sagte, daß wir seinen Fußtapfen folgen und die Werke tun sollten, die er tat. Es ist nichts Übernatürliches an dieser Forderung, aber sie verlangt zweifellos, daß wir den begrenzten Ausblick der materiellen Sinne aufgeben und die Wirklichkeit und Substanz des unendlichen Geistes erfassen. Dann erleben wir den Segen, denn wir wissen, daß wir die Söhne Gottes sind, die Kinder der göttlichen Liebe.
