Wie dankbar können wir sein, daß die Christliche Wissenschaft uns befähigt, uns und andere von Krankheit, Mangel und Kummer zu heilen !
Doch diese Wissenschaft hat eine weitaus tiefere Bedeutung als die, das materielle Dasein besser zu gestalten, so wichtig dies auch sein mag. Ihre wirkliche Mission besteht darin, die Menschheit aus dem Traum vom Leben in der Materie zur Wirklichkeit des Geistes und des geistigen Universums der Schöpfung Gottes zu erwecken. Mrs. Eddy sagt: „Das Heilen von körperlicher Krankheit ist der kleinste Teil der Christlichen Wissenschaft. Es ist nur der Weckruf zum Denken und Handeln im höheren Bereich der unendlichen Güte.“ Grundzüge der göttlichen Wissenschaft, S. 2 ;
Von welchem Standpunkt man es auch betrachtet, die Christliche Wissenschaft ist die wichtigste und weitreichendste Entdeckung, die jemals auf irgendeinem Wissensgebiet gemacht worden ist. Sie fordert den Materialismus in Wissenschaft, Theologie und Medizin heraus. Ihre wesentliche Aufgabe besteht darin, im menschlichen Denken eine große Umwandlung hervorzurufen, damit die Menschheit von den schrecklichen Folgen der materiellen Annahmen erlöst wird.
Das Erwachen des Menschengeschlechts von den begrenzenden Auffassungen vom Leben in der Materie wird ebenso schnell vor sich gehen, wie jeder einzelne von uns zur Wirklichkeit erwacht und bereitwillig den Kampf mit dem materiellen Sinnenzeugnis aufnimmt. Mrs. Eddy sagt: „Die Christliche Wissenschaft und die Sinne stehen im Kampf miteinander.“ Vermischte Schriften, S. 101 ; Und sie fährt fort: „Die wissenschaftliche Anschauung vom Sein, die Harmonie stiftet, geht keinen Kompromiß mit Endlichkeit und Schwäche ein. Sie untergräbt die Grundlagen der Sterblichkeit, des physischen Gesetzes, sprengt deren Ketten und befreit die Gefangenen, indem sie den Gebundenen die Türen öffnet.“
Der Vorgang des Erwachens scheint einen Kampf zur Folge zu haben, weil das materielle Sinnenzeugnis so bedingungslos akzeptiert wird, so tief in den menschlichen Annahmen verwurzelt ist. Die Auswirkung jahrhundertelanger falscher Erziehung muß umgekehrt werden, indem wir geduldig das Kreuz auf uns nehmen und mit der Selbstberichtigung beginnen.
Die Bibel sagt: „Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.“ Eph. 5:14; Wenn wir Christus, die Wahrheit, um seiner selbst willen suchen, ohne irgendeinen Gedanken an materiellen Lohn, erwachen wir aus der Totheit der sterblichen Annahme. Der wahre Beweggrund zu unserem Studium und Gebet ist der, reine Geistigkeit zu erlangen, und wir können sicher sein, daß dieses ehrliche Streben zu Gott hin in jeder praktischen Weise gesegnet sein wird.
Der Wissenschafter muß den Mut haben, der Illusion des materiellen Daseins entgegenzutreten und sie als das zu brandmarken, was sie in Wirklichkeit ist — eine Lüge. Wenn er dies tut, wird er zuweilen auf Widerstand in seinem eigenen Denken stoßen, auf ein Widerstreben, die Dinge der Sinne als bloße Traumbilder zu sehen. Diese Form des tierischen Magnetismus kann zerstört werden, wenn man ihr entschlossen entgegentritt und sie eindringlich bloßstellt, denn sie ist nichts anderes als die Opposition des fleischlichen Gemüts gegen seine eigene Zerstörung.
Es geht tatsächlich nichts verloren, wenn wir der Materie die Wirklichkeit absprechen. Indem wir dies tun, geben wir das Schattenbild für die Substanz auf, die Welt der Vorstellung für immerwährende Tatsachen. Mrs. Eddy schreibt: „Die Sterblichen müssen über die vergänglichen, endlichen Formen hinausblicken, wenn sie den wahren Sinn der Dinge erlangen wollen. Wo anders kann der Blick ruhen als in dem unerforschlichen Reich des Gemüts?“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 264;
Unsere wirkliche Arbeit besteht also darin, unseren mentalen Blick vom Traum der materiellen Sinneseindrücke abzuwenden und das Universum der Schöpfung des Gemüts subjektiv wahrzunehmen. Wenn wir lernen, bewußt in der Wirklichkeit, in Gott, zu leben und Ihn als das einzige wirkliche Gemüt und Leben zu erkennen, werden wir allmählich zu dem Reich des Wirklichen erwachen, zu der Harmonie und der Seligkeit der Gegenwart und Macht der Liebe.
Christus Jesus sagte: „Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze.“ Joh. 6:63; Nachdem er diese erhabene Wahrheit ausgesprochen hatte, so wird berichtet, „wandten seiner Jünger viele sich ab und wandelten hinfort nicht mehr mit ihm." Sie sahen sich schließlich vor den Kernpunkt der Botschaft Jesu gestellt und fanden deren Forderungen zu hoch. Diese Jünger waren zweifellos durch die mächtigen Heilungswerke des Meisters beeindruckt und vielleicht verblüfft, doch als ihnen die diesen Werken zugrundeliegenden großen metaphysischen Tatsachen deutlich vor Augen geführt wurden, zogen sie sich bestürzt zurück und verließen ihn.
Wir wollen uns im klaren darüber sein, daß die Christliche Wissenschaft nicht dazu da ist, den Traum vom Leben in der Materie besser zu gestalten. Sie ist hier, um diesen Traum zu zerstören und uns die Forderungen Gottes vor Augen zu führen. Diese Wissenschaft ist kein Wohlstandskult oder eine bloße geistige Denkweise, um medizinische Behandlung zu umgehen. Zugegeben, ihre Wirkung besteht darin, daß sie jeden Aspekt des menschlichen Lebens verbessert. Durch sie erlangen wir Gesundheit, Glück, langes Leben und reiche Fülle; doch dies sind die zusätzlichen Dinge, die Nebenerscheinungen eines aufrichtigen Bemühens, sich aus der Materie zum Geist zu erheben, aus der Illusion zur Wirklichkeit.
Jesus sagte von einem Kaufmann, der schöne Perlen zu kaufen suchte: „Da er eine köstliche Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.“ Matth. 13:46. Der größte Schatz ist ein demonstrierbares Verständnis von Gott und der untrennbaren Einheit des Menschen mit Ihm als Seiner Idee. Die Menschheit muß zu dem unendlichen Wert der Wahrheit erwachen, und wir als Christliche Wissenschafter haben die erfreuliche Pflicht, darauf zu achten, daß wir selbst wach sind, damit wir als Leuchtfeuer dienen, um den bestürzten Träumer in das Reich der Wirklichkeit zu leiten.
