Der grundlegende Unterschied zwischen der Christlichen Wissenschaft und allen anderen Wissenschaften, Religionen und deren Theorien über das Wesen des Lebens und des Menschen besteht darin, daß die Christliche Wissenschaft kein Gebäude von Schlußfolgerungen ist, die sich auf die Materie gründen und auf den Beobachtungen der Sinne beruhen, sondern daß sie eine Offenbarung der Wahrheit des Seins ist. Sie hat hinreichend bewiesen, daß das Leben trotz allen gegenteiligen Augenscheins nicht ein persönlicher Besitz, nicht in oder von der Materie, sondern Geist, Gott, ist, das eine unendliche Bewußtsein, das von Seinen individuellen Ideen widergespiegelt wird.
In Wirklichkeit ist der Mensch daher nicht ein in der Materie lebendes Wesen, sondern das individuelle geistige Gleichnis Gottes, der das eine unendliche Leben oder Gemüt ist. Der absoluten Wahrheit zufolge besteht der Mensch auf ewig in der unendlichen Gegenwart Gottes, des Ursprungs und Erhalters seiner Individualität. Deshalb ist der Mensch ebenso zeitlos wie Gott, ebenso unveränderlich in bezug auf seine Harmonie, Intelligenz, Kraft und Einsatzfähigkeit.
Es gibt keine engere Beziehung als die, die zwischen Gott und Mensch besteht. Wir spiegeln das Gemüt wider und verstehen Ihn als unser Leben, verstehen, daß wir in Ihm leben, in Seiner Gegenwart, aus der wir uns niemals entfernen können und die sich niemals von uns entfernen kann. Indem wir Sein Wesen, von dem wir nie abweichen können, zum Ausdruck bringen, werden wir immerdar mit Ihm identifiziert, als Seine geliebten Kinder, Seine getreuen Zeugen, die immer aktiv, unveränderlich einsatzfähig, immer erfolgreich sind.
Diese wahre Existenz und Erfahrung kann und soll hier und jetzt unsere eigene Erfahrung sein. In bezug auf diese grundlegende Wahrheit über unser Dasein, auf das Festhalten an unserer unwandelbaren Beziehung zu unserem unwandelbaren Leben gibt es keinen Kompromiß. Christus Jesus verstand, daß Gott sein Leben war und daß Er ihn als Seine unsterbliche Idee kannte, denn er sagte: „Wie mich mein Vater kennt, so kenne ich den Vater.“ Joh. 10:15 [n. der engl. Bibel];
Was geschieht, wenn wir auf die Suggestionen eingehen, die uns am Ellbogen zerren und uns durch den Spiegel, den Kalender und unzählige andere Mittel dazu drängen, uns als materielle Wesen zu betrachten, die in der Materie leben — und alt werden? Dürfen wir diesen Suggestionen auch nur im geringsten nachgeben und Zugeständnisse machen, indem wir zugeben, daß wir meistens und im allgemeinen die Widerspiegelungen Gottes sind, aber. .. ? Können wir nur zur Hälfte oder zeitweise Widerspiegelungen sein? Wenn wir das gelten lassen, werden wir leicht dahin kommen, daß wir uns ständig als materiell betrachten.
Die Offenbarerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, gibt die Antwort auf diese Fragen in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Die beständige Betrachtung des Daseins als etwas Materielles und Körperliches — als etwas, das Anfang und Ende hat und sich aus den Stadien von Geburt, Verfall und Auflösung zusammensetzt — verbirgt das wahre und geistige Leben und läßt unser Banner im Staube dahinschleifen. Wenn Leben überhaupt irgendeinen Ausgangspunkt hat, dann ist der große Ich bin eine Mythe. Wenn Leben Gott ist, wie die Heilige Schrift andeutet, dann ist Leben nicht embryonisch, es ist unendlich.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 550;
Bezeichnenderweise lautet die Randüberschrift für diesen Abschnitt: „Stadien des Daseins“, womit gemeint ist, daß nicht das Leben, sondern der menschliche, endliche Begriff vom Dasein in Stadien eingeteilt zu sein scheint, denn was ewig ist, kann nicht in Perioden der Entwicklung und Perioden des Verfalls eingeteilt sein. Das Zugeständnis, daß es ein Stadium im Leben gibt, wo sich der Mensch, die geistige Idee, die gleichzeitig mit Gott besteht, entwickelt, bedeutet also zuzugeben, daß es ein Stadium im Leben gibt, wo der Mensch verfällt. Zu sehr in die Betrachtung der zunehmenden Stärke des materiellen Körpers verstrickt sein heißt, Tränen über das Schwinden jener Kraft aufzuspeichern.
Die unangenehmen Annahmen des Alters sind die Folge davon, daß wir die angenehmen Annahmen der Jugend akzeptiert haben, denn es sind die Freuden der Materie, die den Schmerzen der Materie die Tür öffnen. Und dieses Lügenpaar, das gleichermaßen unwirklich wie der Widerspiegelung Gottes unwürdig ist, wird so lange fortbestehen, wie wir den Menschen mit dem Alter — hohem Alter oder der Jugend — identifizieren.
Das Zugeständnis, daß die Geburt der Anfang des Menschen ist, bedeutet daher zuzugeben, daß der Tod sein Ende ist, denn wenn uns das geistige Leben — unser Leben — nicht auf beiden Seiten unendlich erscheint, wie können wir uns seiner Freiheit, seiner Harmonie, die keine Furcht und keine Stadien kennt, erfreuen? Mrs. Eddy versichert uns: „Wäre es nicht wegen des Irrtums, der alles Gute und Schöne abmißt und begrenzt, der Mensch würde mehr als siebzig Jahre genießen und dabei seine Kraft, seine Frische und Verheißung bewahren.“ S. 246;
Indem der menschliche Sinn seine Annahme vom Leben in Stadien wie Kindheit, Jugend, Reife und Alter aufteilt, verbindet er mit jedem Stadium eine besondere Gruppe von Schwierigkeiten wie Kinderkrankheiten, die Probleme der Reifezeit, die Störungen der Wechseljahre und die Lasten des vorgeschrittenen Alters. Weil das sterbliche Gemüt ein Lebensstadium als einen Zeitabschnitt erscheinen läßt, in dem wahrscheinlich eine bestimmte Schwierigkeit auftritt, läßt es das Problem, weil erwartet, wirklicher, sein Auftreten unvermeidlicher und natürlicher erscheinen.
Es bedarf nur eines Augenblicks, um zu erkennen, wie sehr sich diese Annahme, daß unser Dasein in Stadien aufgeteilt sei, im sterblichen Denken festgesetzt hat. Wie wichtig ist es dann, daß wir diesen Anspruch als völlig falsch erkennen und ihn für uns selbst und andere radikal handhaben! Nur durch radikales Vorgehen können wir die falsche Vorstellung von irgendeinem Zusammenhang zwischen einer Schwierigkeit und dem besonderen Lebensabschnitt, von dem sie ein Teil zu sein beansprucht, zerstören.
Wenn wir diese Arbeit im voraus tun, üben wir die prophylaktische oder vorbeugende Kunst der Christlichen Wissenschaft aus. Auf diese Weise können wir Kindern helfen, daß sie aufwachsen, ohne die sogenannten Kinderkrankheiten durchzumachen; die Erfahrung der Wechseljahre kann mit einem Minimum an Störung der harmonischen Tätigkeit vor sich gehen, und das vorgeschrittene Alter kann ein Zeitabschnitt erhabener Reife, des geistigen Friedens, des Scharfsinns und der unverminderten Wirksamkeit des Denkens und Handelns sein. Die Christliche Wissenschaft kann nicht nur unserem Leben Jahre hinzufügen, sondern auch unseren Jahren Leben.
Die unsterblichen Tatsachen des Seins schließen für den Menschen weder einen Anfang noch ein Ende und folglich keine Stadien des Daseins ein, denn die Widerspiegelung des Lebens ist unwandelbare Intelligenz, Vitalität und Freude.
Was meinte dann Jeremia, als er schrieb: „Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, daß ich euch gebe das Ende, des ihr wartet“ Jer. 29:11.? Was ist dieses erwartete Ende? Ist es das Ende des Menschen? Gibt es ein letztes Stadium? Bestimmt nicht! Unsere Unsterblichkeit ist unsere ewige Gabe gottverliehener Erkenntnis und Inspiration, aus der uns ständig Freude an der ewigen Fortdauer und Güte fortschrittlicher geistiger Errungenschaften erblüht. Dieser wahre Bewußtseinszustand kennt keine Begrenzungen irgendwelcher Art, sondern nur Freiheit, und lebt in ihr.
In einer französischen protestantischen Bibel (Version Synodale) lautet obiger Vers folgendermaßen: „Denn ich weiß wohl, was für Pläne ich zu eurem Wohl gefaßt habe, spricht der Ewige: Pläne des Friedens und nicht des Mißgeschicks, daß ich euch gebe eine Zukunft und eine Hoffnung“ — Glauben an die Substanz des ewigen Lebens.