Das Thema Heilung ist heute wahrscheinlich für jeden von Bedeutung. Auf die Materie gegründetes Heilen hat das Denken der Menschen jahrhundertelang beschäftigt, ohne daß entscheidende oder dauernde Ergebnisse erzielt wurden. Die Christliche Wissenschaft erweckt den einzelnen Menschen zu der Tatsache, daß Heilung wahrlich nur die Folge einer Umstellung des Denkens aufgrund der Ideen sein kann, die die Substanz der geistigen Wirklichkeit zum Ausdruck bringen.
Geistige Ideen haben eine bestimmte, solide Substanz, der nichts widerstehen kann. Sie spiegeln die Gegenwart und Macht Gottes, der göttlichen Liebe, wider. Sowie sie anerkannt, zugelassen und im Bewußtsein wirksam geworden sind, werden sie in der Erfahrung des einzelnen lebendig und produktiv. Kurz gesagt: sie heilen.
In Wissenschaft und Gesundheit erklärt Mrs. Eddy: „Gemüt schafft Sein eigenes Gleichnis als Ideen, und die Substanz einer Idee ist weit davon entfernt, die vermeintliche Substanz nicht-intelligenter Materie zu sein. Daher ist das Vater-Gemüt nicht der Vater der Materie.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 257; Geistige Ideen entspringen dem göttlichen Gemüt, das sie hervorbringt. Dann ist also die Substanz einer Idee das Gemüt, das sie hervorbringt. Welches sind die Merkmale einiger dieser Ideen? Aufrichtigkeit, Reinheit, Intelligenz, Liebe, Heiligkeit, Gesundheit, Harmonie, Tätigkeit, Versorgung, Nützlichkeit und zahllose andere Eigenschaften.
Wenn wir jede geistige Idee, die an die Tür unseres Bewußtseins klopft, in unserem Leben zum Ausdruck bringen, werden wir immer mehr und wirksamer mit den Ideen vertraut, die Heilung zur Folge haben. Eine Idee wird tatsächlich für uns nur dann substantiell, wenn wir sie leben, das heißt in die Tat umsetzen — und das mit tiefer Aufrichtigkeit und selbstloser Liebe. Wenn wir die Ideen des Guten üben — Friedfertigkeit, Freundlichkeit gegenüber unserem Nächsten, einen rechten Vorsatz —, ebenso wie man sich im Klavierspiel oder im Golfspiel oder wie ein Jurist sich in der Anwendung der Gesetze übt, öffnen wir uns weiteren Ideen, und wir machen uns ihre Substanz für unsere eigene Heilung, für die Heilung eines anderen oder für die Heilung der Welt zugänglich. Dieses Anwenden der Ideen, die unser wirkliches Sein als die Widerspiegelung Gottes ausmachen, vereinigt uns mit dem göttlichen Gemüt, das diese Ideen hervorbringt.
Die Christliche Wissenschaft betont, daß der materielle Körper nur das Denken des einzelnen Menschen widerspiegelt. Unsere Führerin Mrs. Eddy erklärt: „Der Mensch glaubt, er sei ein Medium der Krankheit; er glaubt, wenn er krank ist, beherrsche die Krankheit seinen Körper, gleichviel, welche Krankheitserscheinungen sich uns auch zeigen nögen. In der Metaphysik jedoch bleibt die Tatsache bestehen, daß nur das Gemüt des Menschen eine Wirkung an seinem Körper hervorbringen kann. Die Annahme, die diese Wirkung hervorruft, mag dem einzelnen völlig unbekannt sein, denn sie liegt tief verborgen im unbewußten Denken, eine latente Ursache, die die Wirkung hervorbringt, die wir sehen.“ Christliches Heilen, S. 6;
Es wird immer mehr zugegeben, daß das, was wir denken, eine entscheidende Wirkung auf unseren Körper hervorbringt. Wenn einem Menschen erst einmal durch die Wissenschaft die Augen geöffnet worden sind, wird er sich der im Hinterhalt lauernden falschen Gedanken bewußt, mit denen er sich identifiziert hat — vielleicht so lange, wie er denken kann —, Gedanken, die niemals in irgendeiner Weise zu seinem wahren geistigen Sein, dem Gleichnis Gottes, gehörten. Wenn man durch göttliche Hilfe beginnt, sich von einem falschen Begriff von Identität zu lösen, das heißt, böse Gedanken hinauszuwerfen — sie aufzugeben —, setzt die Heilung ein.
Die Lösung für ein jedes Problem, das dem sterblichen Sinn entgegentritt, wird niemals innerhalb des Problems gefunden, sondern vielmehr innerhalb der geistigen Idee, die beweist, daß das Problem völlig illusorisch ist. Es ist die Substanz oder geistige Tätigkeit dieser Idee, die heilt. Wie Licht die Dunkelheit vertreibt, so vertreibt die durch geistige Ideen hervorgebrachte Erleuchtung die Dunkelheit des Hasses, des Aufruhrs, des Glaubens an das Böse, der Reibung, der Unreinheit, der Sterblichkeit. Sie bringt den wirklichen Menschen und das wirkliche Universum hervor, an Stelle eines elenden Sterblichen und seiner begrenzten Begriffe.
Was meinte Christus Jesus, als er sagte: „Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben“ Joh. 6:63; ? Deutete er damit nicht auf Unsterblichkeit hin? Konnte er nicht auch auf das Heilen hingewiesen haben, das sich auf geistige Ideen gründet — auf geistige Ideen, die dem unsterblichen Selbst innewohnen, nicht der Materie oder falschen mentalen Vorgängen?
Die Materie in all ihren Abwandlungen kann uns nichts als Ärger, Leid, Enttäuschung und Mißlingen einbringen. Die geistige Idee, die in unserem Leben am Wirken ist, bringt unsere untrennbare Einheit mit dem himmlischen Vater ans Licht. In der oben angeführten Erklärung suchte der Meister das Denken auf die Unsterblichkeit zu richten, hinweg von dem gefälschten Bild, vom sterblichen Menschen und Leben; er suchte das Denken über eine fiktive Art, zu leben, hinauszuheben. Seine Worte fordern tiefes Forschen und Nachdenken, und dann müssen sie auf jede Einzelheit in unserem Leben angewandt werden. Das Vertrautsein mit der Substanz wahrer Ideen, das wir dann gewinnen, wenn wir sie in unserem täglichen Leben wirksam machen, ruft Heilung hervor.
Christus, Wahrheit, der alle geistigen Eigenschaften und Ideen in sich begreift, heilt auf allen Stufen unserer Erfahrung. Jede Aufgabe, die wir während des Tages zu erledigen haben, muß, selbst wenn sie noch so gering ist, vergeistigt werden, indem menschliche Annahmen gegen wahre Ideen ausgewechselt werden. Wie können wir zur geistigen Tatsache und Idee in allen Dingen erwachen? Durch ein gründliches Studium der Bibel und der Schriften unserer Führerin, wie auch dadurch, daß wir unsere neu gefundene Identität vorbehaltlos in unserem Leben zum Ausdruck bringen. Dies hilft uns, in unserem Charakter die notwendigen Berichtigungen vorzunehmen. Unser Wunsch ist, daß jede Aufgabe von dem Geist der Wahrheit getragen werde, dem Geist, der sich auf Liebe gründet, wie unser Meister es beispielhaft vorlebte, so daß jede Aufgabe zum Ruhme Gottes und nicht zur Befriedigung des eigenen Selbst ausgeführt wird. Es bedeutet, jede Arbeit mit völliger Bereitwilligkeit zu erledigen, wobei die Tätigkeit Gottes mit demütiger Intelligenz und tiefer Aufrichtigkeit widergespiegelt wird.
Die Tätigkeit des göttlichen Gemüts widerzuspiegeln ist der Grund für unser Dasein. Wenn wir unsere Substanz im Gemüt finden, wird sich unser Begriff von Güte, Gesundheit, Versorgung, Nützlichkeit und so weiter vervollkommnen. In dem Maße, wie wir diese Eigenschaften widerspiegeln, beginnt sich die Harmonie der Wirklichkeit zu zeigen. Auf diese Weise werden wir uns der wahren Tatsachen des Seins bewußt und finden Heilung für all unser Leid.
Wenn wir ein geistiges Leben anstreben, werden uns die Kraft und Güte offenbart, die wir durch und durch spüren, wenn wir ein reines Gefühl für die Ideen der Liebe hegen. Wenn man andererseits in seinem Denken die persönliche Selbstheit, getrennt von Gott, in den Mittelpunkt stellt, dann ist nur wenig Substanz vorhanden, mit der man aufkommenden Problemen begegnen kann. Wenn das Denken auf das Selbst gerichtet ist, gibt es wenig, was Heilung hervorrufen kann.
Paulus fordert uns auf, alles zu zerstören, was das Ziel vor uns verbirgt, indem wir vernichten die „Vorstellungen und alles Hohe, das sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alle Gedanken unter den Gehorsam Christi“ 2. Kor. 10:5 [n. der engl. Bibel] ;. Vorstellungen — sich vorzustellen, daß Substanz in der Materie oder daß Leben oder Intelligenz in der Materie seien —, das ist das Haupthindernis auf dem Wege zur Geistigkeit und zur Heilung, die damit Hand in Hand geht. Ein materieller Ausgangspunkt für unser Denken ist einem geistigen Ausgangspunkt absolut entgegengesetzt. Wir können und müssen wählen, in welcher Richtung wir gehen und wem wir dienen wollen, ob dem falschen Gott der Materie oder dem wahren und heilenden Gott, der Geist ist.
Jesus legte dies in dem beliebten Gleichnis vom verlorenen Sohn dar, in dem es darum geht, daß der Sohn sein Gut in zügellosem Leben verpraßte. Die Energie, die verbraucht wird, wenn man der Materie und ihren Heilmethoden nachjagt, könnte durch das Verfolgen geistiger Ideen und ihrer Substanz viel produktiver angewandt werden. Dies ist die Art und Weise, wie wir Krankheit, Siechtum, Mangel, Eifersüchteleien, häßlichen unharmonischen Beziehungen zu anderen, Unsittlichkeit und Unzufriedenheit im Leben abhelfen können. Die Substanz der geistigen Idee heilt, was immer in unserem Leben der Heilung bedarf.
Wieviel besser ist es doch, unsere Energie für Liebe, statt für Haß, für das Gute, statt fürs Böse, für Freude, statt Sorge, für Intelligenz, statt für Unwissenheit aufzuwenden! Dann ist es möglich, die Substanz und die heilende Wirkung der geistigen Idee zu beweisen und das Denken und Leben über die Schwere und Wesenlosigkeit der Materie zu erheben. Die geistige Idee, die im Bewußtsein am Werk ist, ist erwärmend, erfrischend, anregend, reinigend, substantiell. Sie senkt sich auf müde Herzen wie der Tau auf welke Pflanzen. Sie erneuert das Leben. Sie regt das menschliche Gemüt an, zur Größe des Menschen als des Kindes Gottes heranzuwachsen. Sie heilt!
„Die Christliche Wissenschaft gründet sich auf die Tatsachen des Geistes, auf seine Formen und Darstellungen, aber diese Tatsachen sind das gerade Gegenteil der sogenannten materiellen Tatsachen, und die ewigen Wahrheiten des Geistes behaupten sich ihrem Gegenteil, der Materie, gegenüber dadurch, daß sie schließlich alles zerstören, was dem Geist unähnlich ist.“ Vermischte Schriften, S. 55. So faßt unsere Führerin für die ganze Menschheit und alle zukünftigen Zeiten die wahre Heilmethode zusammen.