Das menschliche Herz sehnt sich nach Freundschaft — nach jemandem, mit dem man alles teilen, mit dem man zusammen sein kann. Dies ist ein natürliches menschliches Verlangen. In ihrem Buch Vermischte Schriften sagt Mrs. Eddy: „Reine Menschlichkeit, Freundschaft, Heim und gegenseitige Liebe bringen der Erde einen Vorgeschmack des Himmels.“ Verm., S. 100; Wenn jemand einen lieben Gefährten verloren hat und die Zukunft ohne diesen lieben Menschen dunkel erscheint oder wenn jemand keine Freunde zu haben scheint, zeigt uns die Christliche Wissenschaft, daß wir etwas tun können, um diese Leere auszufüllen.
Grundsätzlich entspringt das Gefühl des Alleinseins der falschen Annahme, daß der Mensch ein Sterblicher sei, in die Materie hineingeboren und von Gott, der göttlichen Liebe, getrennt; wohingegen der Mensch tatsächlich unsterblich ist, nie geboren ist und nie stirbt. Er ist das Kind seines Vater-Mutter Gottes, des unendlichen Lebens, der zärtlich für ihn sorgt.
Gott, das göttliche Gemüt, kennt und liebt jedes Seiner Kinder. Keines ist ausgeschlossen. Da der Mensch der Selbstausdruck des Gemüts ist, kann er nie von Gott getrennt sein. Die Idee kann nicht von dem Gemüt ausgeschlossen sein, das sie ausdrückt. Da Gott Alles ist und alles umschließt, ist der Mensch nie ohne Freunde oder allein. „Mit einem Vater, nämlich Gott, würde die ganze Familie der Menschen Brüder werden“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 469, 470;, schreibt Mrs. Eddy.
Da wir einen Vater haben, die göttliche Liebe, der uns alle in Seine Liebe einschließt, sind wir alle in Liebe vereint. Es gibt keine Feindseligkeit unter Gottes Ideen. Wir müssen jedoch etwas tun — wir müssen diese Liebe anwenden, sie leben und sie sein. Wenn wir Gottes Liebe zu uns anerkennen und diese Liebe wiederum anderen gegenüber zum Ausdruck bringen, spüren wir unsere Einheit mit unserem Vater-Mutter Gott, und als Ergebnis davon fühlen wir auch unser Einssein und unsere Verbundenheit mit allen Kindern Gottes. In dem Maße, wie wir die Liebe, die Gott ist, ausdrücken, wird das Gefühl der Einsamkeit ebenso sicher verschwinden, wie das Licht die Dunkelheit vertreibt.
Wenn das Verständnis unserer Einheit mit Gott zunimmt, wenden wir uns weniger einer Person und mehr Gott zu als unserem besten Freund, einem Freund, auf den wir uns stets verlassen und an den wir uns stets wenden können. Mose hatte dieses Bewußtsein von der Nähe Gottes. „Der Herr aber redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freunde redet.“ 2. Mose 33:11; Auch Abraham wurde „ ‚ein Freund Gottes‘ geheißen“ Jak. 2:23;.
Christus Jesus hatte ein klares Verständnis von dieser göttlichen Einheit. Er sagte: „Ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.“ Joh. 16:32; Er demonstrierte für uns die unauflösliche Einheit des Menschen mit Gott — daß der Mensch das Kind Gottes ist und Seine Macht und Vollkommenheit widerspiegelt.
Wenn wir Gott als unseren Freund und Vater zu erkennen beginnen, lernen wir, uns voller Zuversicht an Ihn zu wenden und darauf zu vertrauen, daß Er uns zeigt, wie wir unsere Probleme lösen können. Der beste menschliche Freund ist nicht in der Lage, einen Rat zu geben, auf den man sich völlig verlassen kann. Aber wir können mit Gott wie mit unserem Freund reden und dadurch großen Trost finden. Antworten werden kommen, manchmal eine Stelle aus der Bibel oder aus Mrs. Eddys Schriften. Das göttliche Gemüt vermittelt uns immer die Inspiration, die wir brauchen, um unseren Weg zu sehen. In einem Lied heißt es:
Ich freue mich in Dir, mein Gott,
Vertrau' Dir für und für;
Mein Helfer Du in aller Not,
Bist Freund und Zuflucht mir. Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 225;
Dieser Freund, der die unendliche göttliche Liebe ist, läßt uns nie im Stich.
Als ich einmal allein war und mich täglich um Führung an Gott wandte, um viele Probleme auszuarbeiten, kam eine Dame, die ein Heim brauchte, zu mir und fragte, ob sie bei mir wohnen könne. Solange dies erforderlich war, erwies es sich als harmonisch. Ich sah, daß Liebe das Verlangen nach einem freundlichen Gefährten erfüllt hatte, und ich war überzeugt, daß sie dies immer tun würde, wenn es notwendig sein sollte. Und so war es auch. Als die Dame wieder wegging, hatte ich ein ausreichendes Verständnis von der Vollkommenheit des Menschen als der Widerspiegelung Gottes erlangt, so daß ich allein leben konnte, ohne mich einsam zu fühlen, und ich habe weiter Fortschritte gemacht.
Manchmal sind wir allein, weil wir uns mit selbstsüchtigen, kritischen und ärgerlichen Gedanken abgegeben haben. Diese Art des Denkens hält uns von anderen fern, und unser Leben wird immer leerer. Wenn aber unser Denken von Liebe erfüllt ist, erweitert es sich, unser Leben wird reicher, und wir werden freundlicher, zugänglicher und aktiver in der Welt. Wenn diese Liebe weiter zunimmt, stellen wir fest, daß wir unparteiische Zuneigung bekunden, die die ganze Welt umfängt.
Wie lernen wir, mit Gott, Liebe, Freundschaft zu pflegen? Wenn wir Liebe zum Ausdruck bringen, pflegen wir mit der Liebe Freundschaft. Die Welt bedarf so sehr der Liebe, daß sie sich stets nach ihr sehnt, und „gleich und gleich gesellt sich gern.“ Sie werden sich nie wieder einsam fühlen, wenn Sie liebevoller werden, und es wird Ihnen nie an rechten Freunden mangeln.
Einige Menschen haben Angst vor dem Alleinsein. Aber Zeiten, in denen wir mit Gott allein sind, sind für unser geistiges Wachstum nötig. „Der Christliche Wissenschafter ist allein mit seinem eigenen Sein und mit der Wirklichkeit aller Dinge“ Message to The Mother Church for 1901, S. 20., sagt Mrs. Eddy. Solche Zeiten der engen Gemeinschaft mit Gott lassen uns unser Einssein mit der göttlichen Liebe empfinden.
Wer hat sich nicht schon einsam gefühlt, obwohl er unter Menschen war? Menschen selbst reißen uns nicht aus unserer Einsamkeit heraus. Aber man fühlt sich nie wirklich einsam, wenn das Denken Gott nahe ist. Diese Zufriedenheit empfindet man in seinem eigenen Bewußtsein, wenn man das Gefühl der Vollständigkeit als Widerspiegelung Gottes gewinnt.
Der Mensch entbehrt nichts Gutes. Er ist eins mit der Quelle des unendlichen Guten. Wenn wir im Verständnis unseres Einsseins mit der göttlichen Liebe wachsen und ein Gefühl der Vollständigkeit erlangen, erhalten wir ein zunehmendes Bewußtsein von der steten Gegenwart und Herrschaft der Liebe. Es entwickelt sich ein Vertrauen auf die zärtliche Fürsorge des himmlischen Vaters, und harmonische Freundschaften entfalten sich, werden schöner und „bringen der Erde einen Vorgeschmack des Himmels“.