In einer Geschichte ist von einem Mann die Rede, der seinen neu erworbenen Maulesel zu überhaupt nichts bewegen konnte. Völlig verzweifelt bat er den ehemaligen Besitzer um Hilfe. Dieser hob als erstes ein großes Brett auf und schlug damit dem Maulesel genau zwischen die Augen, so daß dieser sichtbar taumelte. Auf die Einwände des neuen Besitzers entgegnete der Mann, daß man est einmal „die Aufmerksamkeit des Esels gewinnen“ müsse, um über die Schwierigkeit hinwegzukommen.
Manchmal sollte uns ein Schlag ins Gesicht versetzt werden, damit wir einer Sache unsere Aufmerksamkeit schenken. Ich erlebte kürzlich etwas, was diesen Punkt lebhaft veranschaulicht.
Mein Problem begann damit, daß mein Fuß empfindlich wurde und mir beim Gehen Schmerzen bereitete. Da meine geschäftlichen Verpflichtungen mich sehr stark beanspruchten, schenkte ich dem Fuß keine Beachtung, in der Annahme, daß die Schwierigkeit wieder verschwinden würde. Je mehr ich jedoch das Problem vernachlässigte, desto schlimmer wurde es. Als ich weiterhin meinen geschäftlichen Verpflichtungen nachging, humpelte ich buchstäblich in die Büros meiner Kunden. Inzwischen war der Fuß angeschwollen, hatte sich verfärbt und verursachte mir große Schmerzen. Bald kam es so weit, daß ich mir ein Paar Krücken lieh, mit deren Hilfe ich mich fortbewegte — und noch immer nahm ich keine Kenntnis davon, daß ich dieses Problem überwinden mußte. O ja, ich behauptete einige der Wahrheiten, die ich in der Christlichen Wissenschaft gelehrt worden war, doch niemals machte ich mir genügend gebeterfüllte Gedanken, um das Problem zu lösen.
Bald konnte ich mich nicht mehr ohne die Krücken fortbewegen, und selbst mit deren Hilfe war es sehr schwierig. Es war, als ob der Fuß sagte: „Du kannst die Materie nicht außer acht lassen. Sie ist wirklich, und ich will dies beweisen. Gib auf mich acht!“ Inzwischen war mir ein Schlag ins Gesicht versetzt worden, und ich schenkte diesem Problem meine volle Aufmerksamkeit. Dann bat ich einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft um Hilfe. Wir packten das Problem, wie mir schien, energisch an. Die Bibel lehrt, daß der Mensch zu Gottes Bild und Gleichnis erschaffen wurde. Wenn das wahr ist, dann muß der Mensch die Eigenschaften Gottes widerspiegeln. Wir lernen in der Christlichen Wissenschaft, daß Gott Liebe und Wahrheit ist und daß Seine Idee Liebe und Unversehrtheit, Gesundheit und alles Gute widerspiegelt. Mein körperlicher Zustand war gewiß nicht eine Widerspiegelung des unendlichen, vollkommenen Gottes. Der Zustand konnte also nicht wahr sein, ebensowenig wie ein Alptraum wahr ist, obwohl alles im Traum so wirklich zu sein scheint. Trotz dieser entschlossenen Haltung wich das Problem nicht. Und schließlich mußte ich das Bett hüten, da ich überhaupt nicht mehr gehen konnte.
Durch weitere gebeterfüllte Arbeit und mit der Unterstützung des Ausübers stellte sich bald heraus, daß es nicht mein Fuß war, der geheilt werden mußte, sondern mein Denken. Dies wurde offensichtlich, nachdem ich zwei Tage im Bette gelegen hatte. Ich betonte dem Ausüber gegenüber, daß ich wegen meiner geschäftlichen Verpflichtungen und Aufgaben wieder ins Büro müsse. Es wurde klar, daß es mit dem Fuß immer schlimmer geworden war, je mehr ich mir darüber Sorge gemacht hatte, daß ich meine vielen Termine nicht einhalten konnte. Ich hatte einfach keine Zeit für dieses Fußleiden!
Der Ausüber, der diese Einstellung bemerkte, half mir verstehen, daß ich nur die Aufgabe hatte oder allein dazu da war, den einen, unendlichen Gott widerzuspiegeln. Keine Tätigkeit, vor allem nicht meine menschliche Beschäftigung, war wichtiger, als Gott und Seine unendliche Güte zum Ausdruck zu bringen. Als ich mir dessen bewußt wurde, war es, als ob in einem dunklen Zimmer das Licht angeknipst worden wäre. Ich wurde von dem falschen Pflichtgefühl, das ich gehabt hatte, befreit und wurde augenblicklich völlig ruhig.
Am nächsten Tag rief mich zu Hause ein Kunde an, für den ich etwas dringend zu erledigen hatte und der nichts von meinem Zustand wußte. Er bat mich, die Arbeit, die ich für ihn ausführen sollte, sofort um einige Wochen zu verschieben. Die andere Arbeit konnte ohne weiteres von einem anderen Angestellten meiner Firma übernommen werden, und andere Pflichten, die vorher so wichtig erschienen waren, lösten sich ganz einfach auf, da man sich gerade zu der Zeit nicht um sie zu kümmern brauchte.
Mit meinem Fuß wurde es sofort besser. Obwohl sich der Zustand im Laufe mehrerer Wochen immer mehr verschlechtert hatte, trat die Heilung nach wenigen Tagen ein. Ende der ersten Woche konnte ich ohne Krücken im Haus umhergehen und hatte dabei nur wenig SChwierigkeiten. Zu Beginn der zweiten Woche war ich wieder in meinem Büro und ging meiner Arbeit wie gewöhnlich nach. Ich sage „wie gewöhnlich“. Dies stimmt nicht, denn meine Einstellung in bezug auf das, was wichtiger war, hatte sich geändert. Ich begann besser als je zuvor zu verstehen, was Christus Jesus meinte, als er sagte: „Ich [muß] sein. .. in dem, das meines Vaters ist“ (Luk. 2:49). Ich für meinen Teil lernte, daß dieser Ausspruch bedeutete, daß ich in allem, was ich tat, Gott widerspiegeln und Liebe, Rechtschaffenheit, Intelligenz, Gesundheit, Kraft und dergleichen zum Ausdruck bringen mußte. Meine menschliche Beschäftigung war nur das Mittel, um dies zu vollbringen.
Was für eine große Lektion hatte ich gelernt! Im Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit erklärt Mrs. Eddy (S. 297): „Die irrige Annahme wird von der Wahrheit zerstört. Ändere den Augenschein, und es verschwindet das, was dieser falschen Annahme bis dahin wirklich erschien, und das menschliche Bewußtsein steigt höher.“ Diese Stelle erklärte meinen Fall vollkommen.
Seit jenem Erlebnis habe ich mit meinem Fuß keine Schwierigkeiten mehr gehabt. Und jedesmal, wenn ich mich von den Anforderungen der Arbeit bedrängt fühle, denke ich an diese Erfahrung und mache mich von einem falschen Verantwortungsgefühl frei. Das Ergebnis ist, daß ich mich wieder dem zuwende, „das meines Vaters ist“, und Ihn widerspiegele. Ich bin tief dankbar für dieses Erlebnis und für das umfassendere Verständnis von Gottes heilender Macht, das ich dadurch gewonnen habe.
Memphis, Tennessee, USA
