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DIE BIBEL ALS ZUSAMMENHÄNGENDES GANZES

[Diese Artikelserie zeigt die stetige Entfaltung des Christus, der Wahrheit, die ganze Heilige Schrift hindurch.]

Die Entwicklung des späteren Wirkens in Judäa

Aus der März 1974-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Für den Meister und seine Nachfolger war das Wirken in Galiläa reich an geistigen Erfahrungen und sehr erfolgreich gewesen. Eine feste Grundlage war gelegt worden, auf der seine Lehrtätigkeit fortgesetzt werden konnte. Von den vielen Menschen, deren Leben er berührt hatte, hatte er zwölf zu seinen engen Freunden, seinen Aposteln und Vertretern erwählt, die mit der Fortsetzung seiner Mission beauftragt wurden. Außerdem waren noch andere siebzig ausgesandt worden, die das Evangelium, „die frohe Botschaft“ von der Erlösung, verbreiten sollten.

Aufrichtige Treue und Hingabe waren ihm entgegengebracht worden, aber er sah sich auch Skepsis, Feindseligkeit und drohender Gefahr gegenüber. Inmitten dieser einander widerstreitenden Gedankenrichtungen bewahrte er, unerschrocken angesichts der Argumente seiner Feinde, seine Beherrschung und innere Ausgeglichenheit, die nicht nur seine völlige Vertrautheit mit den hebräischen Schriften, sondern auch sein tiefes Verständnis für deren wahre Bedeutung und praktische Anwendbarkeit zeigte.

Die Berichte über Jesu Wirken enthalten zum großen Teil keine geographischen Anhaltspunkte, doch zu dieser Zeit lehrte und heilte er anscheinend hauptsächlich in und um Jerusalem in Judäa. Gelegentlich ging er nach Osten über den Jordan in ein Gebiet, das als Peräa bekannt war.

Im 10. Kapitel des Lukasevangeliums wird von einem Gespräch zwischen einem „Schriftgelehrten“ und Christus Jesus berichtet, das zum Anknüpfungspunkt für eines seiner Gleichnisse wurde. In Israel waren die Schriftgelehrten diejenigen, die hauptsächlich mit dem Studium und der Auslegung des geschriebenen oder mündlich überlieferten Gesetzes Israels beschäftigt waren, dessen Kern der mosaische Dekalog bildete. Da dieser Kodex sowohl gesetzliche als auch religiöse Bestimmungen enthielt, mag die Frage eines Schriftgelehrten über das Ererben des ewigen Lebens nicht überraschend sein (s. Vers 25).

Auf die Gegenfrage des Meisters: „Was steht im Gesetz geschrieben? Wie liesest du?“ antwortete der Schriftgelehrte mit einem Zitat, das sich aus einer Stelle aus dem fünften Buch Mose (6:5) und einer aus dem dritten Buch Mose (19:18) zusammensetzte. Jesus beantwortete die Frage: „Wer ist denn mein Nächster?“ mit der Geschichte vom barmherzigen Samariter. Das Opfer des Verbrechens war auch ein Opfer der Vernachlässigung. Zwei Männer — Vertreter der etablierten Religion, die sich auf jene hervorragenden Erklärungen des soeben zitierten Gesetzes gründete — gingen auf der einsamen Straße bewußt an ihm vorbei. Doch das Erbarmen und die Großzügigkeit des Samariters, der einer von den Juden geschmähten Gruppe angehörte, zeichnete ihn als den wahren Nächsten aus. Jesus schloß das Gespräch mit den Worten: „So gehe hin und tue desgleichen!“ (s. Luk. 10:30–37).

Jesus und seine Jünger wurden im Hause der Martha in Bethanien, das weniger als drei Kilometer von Jerusalem entfernt ist, herzlich aufgenommen. Bei dieser Gelegenheit saß Marthas Schwester Maria zu Jesu Füßen und hörte ihm zu, anstatt Martha beim Bedienen zu helfen. Martha erhielt auf ihre Klage, daß Maria dazu angehalten werden sollte, sich an der im Augenblick wichtigen Arbeit zu beteiligen, einen liebevollen Tadel: „Martha, Martha, du hast viel Sorge und Mühe“, und dann wies Jesus auf den bleibenden Wert des von Maria erwählten Teils hin.

Am Anfang des 11. Kapitels (Vers 1–4) wird der größte Teil des Gebets des Herrn wiederholt, allerdings unterscheidet es sich geringfügig von der Version im Matthäusevangelium (vgl. Matth. 6:9–13). Auf Bitten seiner Jünger erteilt Jesus diese Unterweisung im Beten. Er fordert sie auf, beständig zu beten, und versichert ihnen, daß solch ein Gebet durch Gottes unaufhörliche Güte gegen den Menschen erhört werden wird (s. Luk. 11:5–13).

Die darauffolgenden Verse im Bericht des Lukas lauten: „Und er trieb einen bösen Geist aus, der war stumm. Und es geschah, als der Geist ausfuhr, da redete der Stumme. Und das Volk verwunderte sich. Etliche aber unter ihnen sprachen: Er treibt die bösen Geister aus durch Beelzebub, ihren Obersten. Andere aber versuchten ihn und begehrten von ihm ein Zeichen vom Himmel“ (Vers 14–16).

Jesus wies darauf hin, daß die Beschuldigung, er treibe das Böse mit Hilfe einer bösen Macht aus, absurd sei. Lukas schließt seinen Bericht über den Vorfall mit einem bildlichen Ausdruck bezüglich der Macht Gottes, den er den älteren Schriften entnommen hat: „Wenn ich aber durch Gottes Finger die bösen Geister austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen“ (Vers 20; vgl. 2. Mose 8:15; 5. Mose 9:10).

Das Gleichnis von dem unsauberen Geist, der mit sieben anderen Geistern in ein leeres Haus zurückkommt (Luk. 11:24–26), könnte denen, die geheilt worden waren, zur Warnung vor einem Rückfall dienen, oder es könnte, wie angenommen wurde, eine Beschreibung des Hauses Israel sein. Obwohl die Götzenanbetung dort verboten war, waren andere heimtückische Formen des Bösen eingelassen worden.

Als jemand in der Menge ausrief (Vers 27): „Selig ist der Leib, der dich getragen hat. . .“, entgegnete Jesus mit Worten, die die Gedanken von seiner Person ablenkten. Lukas berichtet dann von einem anderen Gespräch, in dem Jesus das beständige Verlangen der Leute nach einem „Zeichen“ tadelt (s. Vers 29–32). Die Bewohner Ninives hatten geglaubt, was Jona gepredigt hatte (s. Jona 3:1–10), und die Königin von Saba („vom Süden“) war von der Weisheit Salomos überzeugt (s. 1. Kön. 10:1–9); aber vor ihnen stand einer von weit größerer Bedeutung als Salomo oder Jona (vgl. Matth. 12:38–42), einer, dessen Licht nicht verborgen sein konnte. Und dies war Anlaß zu weiteren Ausführungen über das Thema des geistigen Lichtes. (S. Luk. 11:33–36; vgl. Matth. 5:14–16; 6:22, Joh. 8:12.)

Ein Mittagsmahl mit einem Pharisäer gab dem Meister noch einmal Gelegenheit, die Grenze zwischen der ritualistischen Einhaltung der Forderung nach Reinheit, Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit und der grundlegenden Wahrheit über diese Eigenschaften, die durch den Ritus so oft entstellt wird, zu ziehen (s. Luk. 11:37–54).

Als nächstes bringt Lukas eine Einleitung zu weiteren Predigten: „Indes lief das Volk herzu und kamen etliche Tausend zusammen, so daß sie sich untereinander traten. Da fing er an und sagte zuerst zu seinen Jüngern: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, welches ist die Heuchelei“ (12:1; vgl. Mark. 8:15; Matth. 16:6–12). Dann gab er seinen Zuhörern einen Überblick über einige seiner tiefgründigsten Lehren. Diese erstreckten sich von der täglichen Versorgung mit Speise und Trank durch Gott — Seiner Fürsorge selbst für den geringen Sperling — bis zu dem Geschenk des Reiches Gottes. Sogar Geistesgegenwart und Standhaftigkeit in Zeiten großer Belastung oder bei gerichtlichen Entscheidungen wurden ihnen verheißen: „Denn der heilige Geist wird euch zu derselben Stunde lehren, was ihr sagen sollt“ (12:12). Mit den Verheißungen forderte er sie jedoch zugleich dringend auf, wachsam, bereit, verantwortungsvoll und vertrauenswürdig zu sein. Die Sorge um die täglichen Bedürfnisse und materiellen Dinge müsse dem Wunsch nach geistigem Wachstum weichen, denn der Vater werde jene Bedürfnisse stillen. Doch die eindrucksvollen Worte Jesu versprachen keinen leichten Frieden, keine Untätigkeit oder Selbstzufriedenheit.

Es ist möglich, daß Jesus in der Menge diejenigen erkannte, die „ein Zeichen“ gefordert hatten, denn er machte sie auf ihre Fähigkeit aufmerksam, die „Zeichen“ in der Natur zu deuten, und auf ihr Unvermögen, „diese Zeit“ zu prüfen — über „die Zeichen der Zeit“ zu urteilen, wie Matthäus es ausdrückt (s. Luk. 12:54–56; Matth. 16:1–3).

Als einige der Anwesenden die Galiläer erwähnten, die auf den Befehl des Pilatus erschlagen worden waren, als sie Opfer darbrachten, bot sich dem Meister eine weitere Gelegenheit, den jüdischen Gedanken anzufechten, daß ein Unheil direkt und unbedingt auf eine Sünde zurückzuführen sei (vgl. Joh. 9:2, 3). Solch einen Glauben lehnte er nachdrücklich ab, indem er sagte: „Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle auch so umkommen“ (s. Luk. 13:1–3).

Das Gleichnis von dem unfruchtbaren Feigenbaum (s. Vers 6–9), in dem er das Thema der Buße weiter ausführt, zeigt, daß der Meister wußte, was um ihn her vorging, und daß er fähig war, sich ständig dessen zu bedienen, was zur Hand war, um denen, die ihm zuhören wollten, seine Botschaft zu vermitteln.

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