Als materielle Energie treibt Elektrizität Maschinen und verjagt die Dunkelheit aus unseren Wohnungen. Menschlich gesehen, kann sie eine konstruktive Kraft sein, wenn sie richtig kontrolliert wird. Aber Elektrizität verleiht uns nicht die Fähigkeit, intelligent zu denken, noch kann sie uns dabei helfen, die Dunkelheit der Furcht, des Hasses, des Neides oder der Verzweiflung aus unserem Denken zu vertreiben. Die einzige Macht, die dies zu tun vermag, ist die göttliche Intelligenz, die in den wahren Gedankenkräften oder geistigen Energien des Gemüts zum Ausdruck kommt.
Die Elektrizität ist schon lange als materielle Energie bekannt, aber erst in der Christlichen Wissenschaft wurde sie als eine Form des illusorischen Bewußtseins erkannt. In Wissenschaft und Gesundheit, in dem Abschnitt mit der Randüberschrift „Elementare Elektrizität“, erklärt Mrs. Eddy: „Elektrizität ist kein Lebensfluidum, sondern die wenigst materielle Form des illusorischen Bewußtseins — sie ist die materielle Gemütlosigkeit, die kein Bindeglied zwischen der Materie und dem Gemüt bildet und die sich selbst zerstört.“ Und sie fügt hinzu: „Elektrizität ist der scharfe Überschuß der Materialität, die das wahre Wesen der Geistigkeit oder der Wahrheit fälscht — der große Unterschied zwischen beiden ist, daß Elektrizität nicht intelligent ist, während die geistige Wahrheit Gemüt ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 293;
Die Elektrizität, wie sie in der Christlichen Wissenschaft verstanden wird, stellt also einen falschen Gedankenzustand dar, der von dem sogenannten sterblichen Gemüt hervorgebracht wird, das die geistigen Tatsachen des Seins, wie sie im göttlichen Gemüt bestehen, fälscht. Sie repräsentiert auch den Einfluß des tierischen Magnetismus, der für die Denkprozesse des fleischlichen Gemüts so charakteristisch ist.
Es wird behauptet, daß alle sterblichen Gedanken durch elektrochemische Ladungen im Gehirn gebildet und übertragen werden. Wir machen diesen Anspruch zunichte, indem wir die geistige Wahrheit erkennen und behaupten, nämlich daß Gott, das intelligente Gemüt, die eine unendliche Ursache ist und daß der Mensch Seine Wirkung, Gottes Kind oder Widerspiegelung, ist. Unsere Pflicht ist es, zu erkennen, daß jeder sterbliche Gedanke, der sich dem Wirken der allmächtigen Wahrheit zu widersetzen behauptet, nicht existiert, und wissenschaftlich zu verstehen, daß es keine Gott entgegengesetzte Macht gibt. Auf diese Weise können wir uns von den lügnerischen Suggestionen des sterblichen Gemüts frei machen. Paulus sagte: „Laßt das Gemüt in euch sein, das auch in Christus Jesus war.“ Phil. 2:5 [n. der engl. Bibel]; Dieses Gemüt ist das eine unendliche göttliche Gemüt, allwissend und allwirkend; es ist die unversiegbare Quelle jedes wahren Gedankens des Menschen und sein einziger Schöpfer.
Mrs. Eddy entdeckte die mentale Natur der Elektrizität, weil sie im Bewußtsein und nicht in der Materie nach einer Erklärung für alle Erscheinungen suchte. Der Christlichen Wissenschaft gemäß ist alles Gemüt, und Gemüt ist Gott. Als Gottes Bild und Gleichnis spiegelt der Mensch das göttliche Gemüt wider. Er ist die bewußte Identität, die aus dem Gemüt hervorgeht. Daher muß das wirkliche Bewußtsein des Menschen der Ausdruck des Gemüts sein. Das sogenannte Gemüt, das böse Gedanken, Begrenzung, Sünde, Krankheit und Tod zum Ausdruck bringt, ist eine Fälschung des wirklichen Gemüts, und eine sterbliche Persönlichkeit ist eine Fälschung der wahren Individualität, der geistigen Idee Gottes.
Das Akzeptieren von Theorien, die erklären, daß Leben in der Materie sei und in einem materiellen Körper seinen Sitz habe, daß Tätigkeit von Muskeln abhänge, Intelligenz im Gehirn sei und elektrisch gelenkt werde, erlegt denjenigen Begrenzung und Leiden auf, die ihnen nicht mit der Erkenntnis der Wahrheit entgegentreten. Die Wissenschaft des Seins zeigt, daß Leben Gott ist und daher nicht in einem materiellen Körper eingeschlossen sein kann. Genauso wird wirkliche Tätigkeit als die geistige Entfaltung der Wahrheit offenbart, als völlig unabhängig von der Materie. Wahre Intelligenz ist eine Eigenschaft Gottes, des göttlichen Gemüts, und kann unmöglich in eine schwammige Masse organischer Materie, Gehirn genannt, hineingepreßt werden. Ein Verständnis dieser Tatsache verhindert, daß uns durch die zerstörerischen, falschen Kräfte des fleischlichen Gemüts Schaden zugefügt wird.
Wenn wir leugnen, daß physische Kräfte, einschließlich der Elektrizität, ursächlich, gegenwärtig und machtvoll sein können, trägt dies dazu bei, den Glauben an das Böse schon an seiner Wurzel zu vernichten, und gibt uns die Freiheit, die unendlichen Energien des Guten, die Macht der Wahrheit, des Geistes, zum Ausdruck zu bringen. Die Christliche Wissenschaft überträgt das Universum von der Materie zurück in den Geist und offenbart, daß die geistige Schöpfung Gottes die einzige Schöpfung ist. In Gottes völlig harmonischem Universum zeigen sich die schöpferischen Energien des Gemüts als treibender Einfluß zum Guten. Sie werden im menschlichen Leben sichtbar, wenn wir solche christlichen Eigenschaften wie Liebe, Intelligenz, Harmonie und Friedfertigkeit ausdrücken.
Als materielle Kraft scheint Elektrizität in einem Körper, in einem Atom, enthalten und für die materiellen Sinne unsichtbar zu sein und daher auf subtile Art zu wirken. Diese Art des sterblichen Denkens ist heimtückischer als die sichtbare Form von Bosheit, die wir einen schlechten Menschen nennen. Wenn wir das Böse in einem Sterblichen ausgedrückt sehen, der von Haß oder Furcht motiviert wird, sind wir geneigt, uns davor zu schützen. Als eine falsche, materielle Wesenheit aber erhebt die Elektrizität den Anspruch, den menschlichen Körper durch unwillkürliche elektrische, chemische und biologische Prozesse zu besitzen und zu beherrschen. Die Medizin ist der Annahme, daß ein emotioneller Gedankenzustand wie Haß, Neid, Furcht, Eifersucht oder Spannung die normalen elektrischen Prozesse aus dem Gleichgewicht bringen und Krankheit verursachen könne.
Die Christliche Wissenschaft zeigt uns, daß wir den aggressiven Suggestionen des fleischlichen Gemüts gegenüber nicht hilflos sind. Durch diese Wissenschaft können wir in unserem Denken die Wahrheit fest verankern, daß Gott, Geist, allmächtig ist, daß Elektrizität als ein Anspruch des tierischen Magnetismus eine Mutmaßung, eine falsche Annahme, ohne wirkliche Ursache oder wirkliches Gesetz ist und daß der Mensch als Gottes Ebenbild immer der unfehlbaren Herrschaft des göttlichen Prinzips untersteht. Der wirkliche Mensch ist die zusammengesetzte Idee des Gemüts, die durch geistige Energien befähigt und von Seele regiert wird. Wenn unser Denken die Natur und Gegenwart Gottes deutlich widerspiegelt, dann wird alles berichtigt, was das sterbliche Gemüt als schädlich oder zerstörerisch bezeichnet. Die Erkenntnis des All-Wirkens der Wahrheit befähigt uns zu demonstrieren, daß jeder Bereich unseres gegenwärtigen Lebens der Regierung Gottes, des Guten, untergeordnet ist, die die körperlichen elektrischen Kräfte der Herrschaft der göttlichen Intelligenz unterstellt, bis wir diese Kräfte nicht mehr brauchen.
Ich denke gern an ein Erlebnis zurück, das ich während eines Sommerurlaubs in den Bergen hatte. Es war eine schöne Gegend hoch oben in den Alpen. Die Berglandschaft war atemberaubend. Man konnte stundenlang auf den Bergpfaden klettern und wandern. Nur eines beunruhigte mich: In der Gegend gab es häufig Gewitter, die ganz plötzlich heraufzogen und einem ein ungutes Gefühl gaben.
Eines Tages, als ich mich auf eine längere Wanderung begeben hatte, wurde ich plötzlich von einem schweren Unwetter überrascht. Die dunklen und bedrohlichen Gewitterwolken schienen direkt auf mich zuzukommen, und meilenweit gab es keine Gelegenheit zum Unterstellen. Menschlich gesprochen, sah es so aus, als könnte ich nichts anderes tun, als mich in das Unvermeidliche zu fügen. Als ich mich jedoch im Gebet an das göttliche Gemüt um Führung wandte, kam mir der Gedanke, die Situation etwas genauer zu analysieren. Mir wurde klar, daß die Atmosphäre dem sterblichen Sinn gemäß mit gefährlicher Elektrizität geladen war und daß die Annahme darin bestand, daß bestimmte materielle Kräfte frei werden mußten, bevor die Harmonie wiederhergestellt sein konnte. Dann kam mir mit großer Klarheit der Gedanke, daß die Unendlichkeit bereits mit Gottes Gegenwart erfüllt war. Alles, was wirklich vor sich ging, war, daß das göttliche Gemüt sich durch seine Ideen ausdrückte und sie unaufhörlich durch seine allmächtigen, konstruktiven Kräfte formte. In diesem Universum des Gemüts war Harmonie die geistige Tatsache. Es gab keine zerstörerische Elektrizität, keine aufgestaute Kraft des fleischlichen Gemüts, die frei werden mußte, bevor die Harmonie wiederhergestellt sein konnte.
Ich dachte daran, was Mrs. Eddy im Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit, sagt: „Das göttliche Prinzip und die göttliche Idee bilden die geistige Harmonie — den Himmel und die Ewigkeit. In dem Universum der Wahrheit ist die Materie unbekannt. Keine Voraussetzung des Irrtums dringt hier ein. Die göttliche Wissenschaft, das Wort Gottes, sagt zu der Finsternis auf dem Angesicht des Irrtums: ‚Gott ist Alles-in-allem‘, und das Licht der immergegenwärtigen Liebe erleuchtet das Universum.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 503. In jenem Augenblick spürte ich wirklich, daß die göttliche Liebe mein Bewußtsein mit der großen Tatsache von der Allheit Gottes erleuchtete. Es war, als würde ich von unsichtbarer Hand beschützt. Ich wanderte freudig weiter und erreichte schließlich mein Ziel, eine Hütte, wo ich mich ausruhen und erfrischen konnte. Der Gedanke an das drohende Unwetter hatte mich so vollständig verlassen, daß ich erst, nachdem ich meinen Heimweg angetreten hatte, merkte, daß es heftig geregnet hatte. Aber es hatte keine elektrischen Entladungen in der Atmosphäre gegeben, keinen Blitz und keinen Donner.
Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß die materiellen sogenannten Kräfte eines negativen Gemüts den Menschen, dessen Bewußtsein mit dem göttlichen Gemüt eins ist, nicht berühren können. Durch tägliches Studium und Gebet werden wir imstande sein, die geladene Atmosphäre des Irrtums zu entspannen, das menschliche Bewußtsein von dem Glauben an eine von Gott getrennte Macht zu reinigen und das Böse daran zu hindern, einen Weg in unser Leben zu finden.
