Ostern — eine Zeit der Erinnerung daran, daß jemand, der als der Sohn Gottes bekannt war, lebendig aus dem Grabe kam! Eine Zeit, in der wir an unsere eigene Erneuerung oder Wiederbelebung denken sollten, an unsere Erhebung von Untätigkeit zu Aktivität, vom Bedeutungslosen zum Sinnvollen.
Ostern ist eine Zeit, in der wir erkennen sollten, daß das Prinzip des Universums im Interesse des einzelnen wirksam ist. Es macht ihn frei. Es gibt jedem Gelegenheiten, sich selbst zu finden, sich über das Dasein als ein Niemand zum Jemand zu erheben und die Freude über das Wissen zu empfinden, daß man dieser Jemand ist.
Christi Jesu Beweis von der Wirksamkeit dieses Prinzips war das dramatischste Ereignis der gesamten Geschichte. Er wurde gekreuzigt. Er wurde in ein Grab gelegt. Ein großer Stein wurde vor den Eingang gerollt. Weil seine Veranschaulichung, daß der Mensch Gottes Idee ist, Männern und Frauen ihren eigenen wahren Wert gezeigt hatte, lagen ihre Hoffnungen in jenem Grab, hinter jenem Stein. Jesu Wirken hatte sie hoffen lassen, daß alle das Leben finden könnten, das Gott ist, die Liebe, die uns alle liebt — aber da war nun dieser Stein!
Am Ostermorgen kam dann eine Frau dorthin, und der Stein war weg. Jesu Leichnam war auch weg. Da „wandte sie sich zurück“, wie es in der Bibel heißt, und sah einen Mann, den sie für den Gärtner hielt. Aber es war Jesus. „Weib“, sagte er, „was weinest du? Wen suchest du?“ „Sage mir, wo hast du ihn hingelegt", bat sie inständig.
„Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf hebräisch: Rabbuni!. .. Meister!“ Joh. 20:1416; Er, auf dem die menschlichen Hoffnungen ruhten, hatte seine Auferstehung gehabt. Maria, die die Kreuzigung mit angesehen hatte, hatte nun ihre Hoffnung und ihren Glauben wiedergefunden. Wie steht es mit uns?
Vielleicht müssen wir uns erst einmal fragen, ob wir denn überhaupt das in unserem Leben haben wollen, was Jesu Auferstehung aus dem Grabe für die Menschheit bedeutet. Wieviel bedeutet es uns zu sehen, wie einzelne Männer und Frauen die strahlende Freiheit der Söhne und Töchter Gottes erkennen? Oder sind wir in erster Linie daran interessiert, die gesellschaftliche Stellung in unserem Leben beizubehalten, die wir gegenwärtig erlangt haben?
Würde es unsere Stellung beeinträchtigen, wenn unser benachteiligter Nächster zu seiner gottgegebenen Herrschaft erwachte? Würde es uns freuen, wenn diejenigen, die ihre Hoffnung und ihren Glauben jetzt für erloschen ansehen, sich erhöben und ihre Identität als freie, intelligente, begabte, tatkräftige Kinder des unendlichen Gemüts beanspruchten? Könnte etwas Geringeres ein wirklicher Ostermorgen sein?
Die Grundlage dieser Ostern ist die Neuheit des Lebens. Leben ist Gott. Die Christliche WissenschaftChristian Science; sprich: kr'’istjən s’aiəns. offenbart Gott als die unendliche Quelle alles Wirklichen. Und die wirkliche Schöpfung ist nicht in zeitliche Formen eingeschlossen. Was wir heute von der Schöpfung sehen, ist nicht das, was wir morgen von ihr sehen werden, denn, wie Mary Baker Eddy sagt, „die Schöpfung erscheint immerdar, und der Natur ihrer unerschöpflichen Quelle nach muß sie immerdar weiter erscheinen.“ Wissenschaf t und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 507 ;
Menschliche Gemüter, die dieses immerwährende Erscheinen bis zu einem gewissen Grade wahrnehmen, entwickeln menschliches Leben und Zivilisationen, die immer neu sind. Der sich daraus ergebende Fortschritt trifft auf Widerstand, und ein Konflikt folgt dem anderen. Aber in jeder Episode der menschlichen Wanderung finden wir einige, die einen Schimmer von ihrer wahren Identität als freie Menschen, die allein vom göttlichen Gemüt regiert werden, erfaßt haben. Sie sind Beweise für das immer gegenwärtige Prinzip und seine wahre Idee, den Christus.
Denen, die hart gearbeitet haben, um einen gewissen menschlichen Status zu erreichen, kommt es oft ungelegen, wenn andere Menschen von der Beherrschung durch eingefahrene Formen des menschlichen Denkens frei werden — von tief eingewurzelten Annahmen in bezug auf Rang und Stellung. Und oft haben sie ihren menschlichen Status dadurch abzusichern versucht, daß sie ihn auf Gott und Seine Gesetze zurückführten. Es sind sogar besondere Formen der Anbetung entwickelt worden, um den Status quo zu festigen. Aber die wirkliche Schöpfung ist die, in der jeder einzelne Gottes Idee ist und die bewußte Freiheit der Seele widerspiegelt. Und wahre Anbetung besteht nicht in materiellen Formen, sondern in dem, was das Denken in der Erkenntnis des einen Prinzips und seiner Idee vereint.
Es gibt keinen wirklichen Status außerhalb der immerdar erscheinenden Schöpfung des Prinzips. Außerhalb der Schöpfung, in der alle die Ideen des Gemüts sind, gibt es für keinen Menschen wirklichen Frieden oder Sicherheit. Und es gibt keine menschliche Verteidigung für irgendeinen Status oder irgendwelche Lebensformen, die nicht beständig mehr von der Schöpfung offenbaren, die „immerdar weiter erscheinen“ muß.
In dem Maße, wie die wirkliche Schöpfung sichtbar wird, verschwindet Krankheit. Als Jesus aus dem Grabe hervortrat, ließ er die Versklavung durch medizinische Gesetze hinter sich. Aber wir müssen vielleicht, wie Maria, die Gegenwart des Christus, der Wahrheit, die Jesus veranschaulichte, erst noch erkennen, bevor wir wissen, daß diese falschen Gesetze unser Leben nicht länger beherrschen.
Die Wahrheit, die Jesus veranschaulichte, ist die wahre Auffassung von Gott, der göttlichen Liebe. Unsere scheinbar begrabene Hoffnung, von Krankheit frei zu werden, wird sich zur Erkenntnis dieser Freiheit erheben, wenn wir unser Erwachen von der Abhängigkeit von leblosen, schematischen Annahmen ebenfalls willkommen heißen. Wenn wir willens sind, unser Leben und unsere Annehmlichkeiten — sogar unseren menschlichen Status — dafür hinzugeben, daß jeder allgemein als Gottes wunderbare Idee erkannt wird, dann beginnen wir, uns einem schrankenlosen Verständnis vom Leben zu nähern.
Die Vergeistigung, die uns aus dem Studium der Christlichen Wissenschaft erwächst, befreit uns vom Glauben an materielle Gesetze. Wenn wir diese Freiheit wirklich wünschen, prüfen wir unsere Gedanken, um herauszufinden, an welchen Punkten wir in unserem Leben von starren, menschlichen Schablonen abhängig sind. Willig wenden wir uns, wie Maria, zuerst von dem Grab mit seinen Grabtüchern ab und dann zur geistigen Idee von Leben und Liebe hin, so daß wir den Christus, die Wahrheit, erkennen können.
Wenn wir uns von leblosen oder verfallenden Formen menschlichen Denkens und Verhaltens abwenden und dem Ruf der Wahrheit folgen, werden wir das gleiche erleben wie die Jünger Jesu, als er sich ihnen nach der Auferstehung zeigte. Mrs. Eddy sagt: „Seine Auferstehung war auch ihre Auferstehung. Sie half ihnen, sich und andere aus geistiger Stumpfheit und aus dem blinden Glauben an Gott zu der Erkenntnis unendlicher Möglichkeiten zu erwecken.“ ebd., S. 34.
 
    
