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DIE BIBEL ALS ZUSAMMENHÄNGENDES GANZES: PAULUS, DER MISSIONIERENDE APOSTEL

[Diese Artikelserie zeigt die stetige Entfaltung des Christus, der Wahrheit, die ganze Heilige Schrift hindurch.]

„Siehe, so wenden wir uns zu den Heiden“

Aus der Juli 1976-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Paulus, Barnabas und Johannes Markus, „Paulus und die um ihn waren“, fuhren von Paphos ab und kamen nach Perge in Pamphylien an der Küste Kleinasiens. Dort verließ der junge Johannes Markus sie und kehrte nach Jerusalem zurück (s. Apg. 13: 13). War seine vereinbarte Dienstzeit lediglich abgelaufen, oder scheute er die unvermeidlichen Herausforderungen, die den Pionieren bevorstanden, die einen neuen Glauben in fremde heidnische Länder brachten? Keine Erklärung wird uns dafür gegeben. Aber es ist klar, daß Markus’ Verhalten Paulus veranlaßte, seine Nützlichkeit als Mitarbeiter ganz anders zu beurteilen, denn er weigerte sich später, Markus als Gefährten mitzunehmen, mit der Begründung, daß er „in Pamphylien von ihnen gewichen war und nicht mit ihnen gezogen war zu dem Werk“ (15:38).

Ja, Markus’ Abreise gab zu der Zeit geradezu den Anstoß zu einem bedauerlichen Streit zwischen Paulus und Barnabas. Barnabas wollte nämlich seinen jungen Verwandten Markus wieder in sein früheres Amt einsetzen, aber Paulus wollte nichts davon hören. Viel später jedoch versöhnten sich offenbar Paulus und Markus wieder (s. Kol. 4:10; Philem. 1:24).

Perge war keine unbedeutende Stadt. Aber die Apostel haben dort auf dieser Reise offenbar nicht Halt gemacht, sondern gingen weiter nach Antiochien, in das Bergland von Pisidien, das ungefähr 150 Kilometer landeinwärts lag. Warum sie in Perge nicht predigten, wird nicht erwähnt, doch einige Kommentatoren haben ausgerechnet, daß sie im Frühsommer dort ankamen, zu einer Zeit, wo es in jenem tiefliegenden Gebiet sehr heiß ist und praktisch die ganze Bevölkerung in die Berge gezogen ist.

Auf jeden Fall erreichten sie schließlich Antiochien, das in Pisidien lag, aber gleichzeitig zu der römischen Provinz Galatien gehörte. Ja, wahrscheinlich war Paulus’ späterer Brief an die Galater für die Christen in Antiochien und den anderen Städten weiter nördlich bestimmt.

Das in Pisidien gelegene Antiochien, wenn auch nicht so groß wie das Antiochien in Syrien, war eine Stadt von nicht geringer Bedeutung. Sie war ein blühendes Handelszentrum, und ihre Bevölkerung setzte sich aus Phrygiern, Griechen, Juden und Römern zusammen. Die Stadt lag 1.000 bis 1.200 Meter über dem Mittelmeer, und so wurde sie selbst im Hochsommer oder Anfang Herbst — die Apostel scheinen um diese Zeit dort angekommen zu sein — durch Höhenwinde gekühlt, die im Gegensatz zu der drückenden Luft und den miasmatischen Bodenausdünstungen in Perge eine wahre Wohltat gewesen sein müssen.

Kurz nach ihrer Ankunft besuchten Paulus und Barnabas am Sabbat die Synagoge. Sie hörten zuerst die üblichen Lesungen aus der Thora, oder dem Gesetz, dann aus den Propheten, und als die Zeit für die Predigt heranrückte, fragten die Obersten der Synagoge die Apostel, ob sie wohl gern sprechen würden — eine Höflichkeit, die gewöhnlich hochgestellten jüdischen Besuchern erwiesen wurde. In der Apostelgeschichte wird berichtet, daß Paulus das Angebot sofort annahm, und darauf folgt ein Abriß seiner Rede (s. 13:16–41), seiner ersten in der Apostelgeschichte wiedergegebenen Rede.

Als Jesus in der Synagoge von Nazareth eine Predigt hielt, die im Lukasevangelium 4:16–19 erwähnt wird, legte er ihr eine Stelle zugrunde, die er gerade aus den hebräischen Schriften gelesen hatte, und man vermutet, daß Paulus bei dieser Gelegenheit dasselbe getan und seine Predigt auf dem ersten Kapitel des fünften Buches Mose und auf dem ersten Kapitel aus dem Buch des Propheten Jesaja aufgebaut haben mag, die auch heute noch zusammen in der Synagoge gelesen werden. Diese Vermutung beruht auf der Tatsache, daß er mehrere ungewöhnliche griechische Sätze gebraucht, die in diesen alttestamentlichen Stellen der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, zu finden sind, und daß ein Teil des historischen Abrisses seiner Rede sich darauf bezieht, wie Gott Israel behandelte, und zwar in Anlehnung an das fünfte Buch Mose. Darüber hinaus sprach der Apostel über die Reue und Vergebung, auf die im ersten Kapitel des Buches des Propheten Jesaja hingewiesen wird. In der Synagoge predigte Paulus höchstwahrscheinlich in Griechisch, der Verkehrssprache jener Zeit, denn so weit von Palästina entfernt wurde Hebräisch nur wenig verstanden.

Wie uns berichtet wird, stand Paulus in der Synagoge auf und lenkte die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich, indem er mit der Hand winkte — eine für ihn charakteristische Geste, deren er sich auch bediente, als er später einmal in Jerusalem eine Rede hielt (s. Apg. 21:40). Wenn er seine Zuhörer mit „ihr Männer von Israel und die ihr Gott fürchtet“ ansprach, so meinte er damit nicht, daß die Männer von Israel Gott nicht fürchteten. Der Ausdruck „die, die Gott fürchten“ oder die „Gottesfürchtigen“ wurde offenbar ganz allgemein für diejenigen gebraucht, die die Versammlungen in den Synagogen besuchten. Heute würde man sagen, daß Paulus die Kirchenmitglieder undbesucher anredete.

Danach gab Paulus, wie Stephanus, einen Überblick über die Geschichte des jüdischen Volkes, wobei er beiläufig und zweifellos ein wenig stolz jene berühmten Angehörigen seines vorväterlichen Stammes erwähnte: „Saul... einen Mann aus dem Stamm Benjamin“ (13:21). Der Hinweis auf David führte ganz natürlich zu den Verheißungen bezüglich eines Erlösers aus dem Hause Davids, die sich in Jesus erfüllt hatten. Paulus streifte dann die Ereignisse des Verhörs, der Kreuzigung und der Auferstehung des Meisters und erklärte, daß die Zuhörer durch Jesus die Vergebung der Sünden erlangen konnten. „Und von dem allem, wovon ihr durch das Gesetz Mose nicht konntet freigesprochen werden, ist der gerechtfertigt, der an ihn glaubt“ (V. 38, 39). Viele haben hier einen Zusammenhang mit den Lehren des Apostels in seinen Briefen gesehen. Paulus beschloß dann seine Predigt mit einer ernsten Mahnung an diejenigen, die etwa seine Botschaft geringschätzten oder mißachteten.

Es war eine meisterhafte Rede, in der er immer wieder geschickt auf das Alte Testament Bezug nahm und von der sich kaum ein Jude nicht angesprochen fühlen konnte. Und als die Gemeinde aus der Synagoge strömte, baten die Heiden Paulus, ihnen am folgenden Sabbat über dasselbe Thema zu predigen. Es sah so aus, als ob er das Interesse und die Unterstützung der Juden wie auch der Heiden gewonnen hätte. Und als er eine Woche später dieser Einladung Folge leistete, kam „fast die ganze Stadt“ zusammen, um ihn zu hören (s. V. 42–44).

Daraufhin konnten sich die Obersten der Juden ihres eifersüchtigen Stolzes nicht mehr erwehren. Sie stifteten Unruhe und widersprachen allem, was er sagte. Paulus und Barnabas gaben dann eine kühne und eindeutige Erklärung ab. Sie waren zuerst zu den Juden gegangen, ihren Landsleuten, und hatten ihnen das Geschenk der Erlösung dargeboten; „nun ihr es aber von euch stoßet“, sagten die Apostel, „und achtet euch selbst nicht wert des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden.“ Dies rief unter den Heiden große Freude hervor, und viele von ihnen wurden gläubig. „Und das Wort des Herrn ward ausgebreitet durch die ganze Gegend.“ Aber dies verstärkte nur noch den Zorn der Juden, und sie vertrieben die Apostel (s. V. 45–50).

Wenn auch Paulus bei den Juden auf Ablehnung stieß — wenn er auch durch ihre Hände Demütigungen erlitten hatte und ihnen weiterhin ausgesetzt war und den göttlichen Auftrag erhalten hatte, den Heiden zu predigen —, bemühte er sich dennoch um die Bekehrung seiner eigenen Landsleute. Der Apostel der Heiden war eben im Grunde doch ein Jude; er war stolz, dem erwählten Volk anzugehören, und gerade ihr Widerstand gegen sein Evangelium scheint in ihm um so mehr den Wunsch genährt zu haben, daß sie daran teilhaben, daß auch sie jene Freiheit gewinnen sollten, die er als Pharisäer so eifrig, aber so vergeblich gesucht hatte.

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