Jahrhunderte hindurch haben Kinder und Menschenmassen ihren Gefühlen dadurch freien Lauf gelassen, daß sie mit Steinen warfen. Kinder werfen aus reinem Vergnügen stundenlang mit Steinen, und eine Menschenmenge, die außer Kontrolle geraten ist, wirft mit allem, dessen sie habhaft werden kann.
Hat Gebet für denjenigen, der unerwarteterweise von einem Aufruhr überrascht wird, irgendeinen Wert? Gebet hilft immer. Die Bibel erklärt: „Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.“ Jak. 5:16; Gebet ist wirksam, wenn es aus einem Herzen kommt, das sich völlig auf Gott als die einzige Macht verläßt und das sich dem Willen Gottes beugt, anstatt menschliches Unrecht oder unkluge Wünsche hinzunehmen. Wenn jemand auf diese Weise betet, stellt er fest, daß Gott ihn führt, schützt und erhält.
Wenn jemand durch Gewalttaten einer aufgewiegelten Menschenmenge oder durch irgend etwas anderes eine Körperverletzung erlitten hat, kann er sich im Gebet an Gott wenden und sich bemühen, seinen wahren Status als der vollkommene Ausdruck seines Vater-Mutter Gottes klarer zu erkennen. Da Gott unendliches Leben ist, muß Gottes Widerspiegelung, der Mensch, die Eigenschaften des Lebens wie Gesundheit, Harmonie, Wohlbefinden sowie Freiheit und Sicherheit beständig zum Ausdruck bringen. Gott verleiht uns vollkommene Eigenschaften, und dabei kann es keine Unterbrechungen oder Schwankungen geben.
Auf dieser wissenschaftlichen Grundlage — der Allheit Gottes, des Gemüts, und der Vollkommenheit des Menschen als Seiner geistigen Idee — kann man die Wirklichkeit eines schmerzhaften oder gesundheitsschädigenden Zustandes leugnen. Selbst wenn wir uns nur für einen Augenblick vergegenwärtigen, daß Gott mächtig und gegenwärtig ist und daß Leben und Intelligenz im Geist sind, kann dies jemanden, der eine Körperverletzung erlitten hat, wieder gesund machen.
Die Bibel berichtet, wie Paulus in Lystra wiederhergestellt wurde, nachdem ihn die aufgewiegelte Menschenmenge gesteinigt hatte. Da das Volk glaubte, Paulus sei tot, schleifte es ihn zur Stadt hinaus. Seine Freunde blieben jedoch bei ihm, und er kam wieder zu sich und stand auf. Am folgenden Tage reiste er nach Derbe (s. Apg. 14:19, 20).
Unter der Randüberschrift „Christliche Geschichte“ schreibt Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit: „Die Geschichte des Christentums liefert erhabene Beweise von dem erhaltenden Einfluß und der beschützenden Macht, die dem Menschen von seinem himmlischen Vater, dem allmächtigen Gemüt, verliehen worden ist, der dem Menschen Glauben und Verständnis gibt, mit denen er sich nicht nur gegen Versuchung, sondern auch gegen körperliche Leiden verteidigen kann.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 387;
Wenn wir Gottes Liebe zu Seinen Kindern begreifen — wenn wir verstehen, daß wir unser Sein und unsere Tätigkeit in Gott haben, der allmächtig und allgegenwärtig ist —, können wir für uns selbst und unser Eigentum Gottes schützende Macht beanspruchen und erleben. Im 91. Psalm lesen wir: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt, der bleibt unter dem Schatten des Allmächtigen. .. Denn er hat seinen Engeln befohlen, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen, daß sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“ Ps. 91:1 [n. der engl. Bibel], 11, 12;
Wenn wir etwas von der göttlichen Liebe als dem höchsten Wesen verstehen, können wir die Annahme zurückweisen, daß Haß oder irgendein anderes Übel imstande sei, dem Menschen Leid anzutun. Wenn wir klar erkennen, daß jegliche Gott unähnlichen Kräfte unwirklich und machtlos sind, sind wir vor ihnen geschützt — wir sitzen „unter dem Schirm des Höchsten“.
Jesus bewies das, als die Juden ihn wegen seiner Äußerungen über seine wirkliche, geistige Identität steinigen wollten. Der biblische Schreiber erzählt uns, daß Christus Jesus unverletzt durch die Menge hindurchging (s. Joh. 8:59 — n. der engl. Bibel).
In Fällen höchster Gefahr genießen heute viele Menschen Schutz, indem sie das durch ihr Studium der Christlichen Wissenschaft gewonnene Verständnis von Gott anwenden. Zeugnisse solcher Erfahrungen sind in dieser Zeitschrift erschienen.
Gibt es überhaupt etwas, was der einzelne tun kann, um anderen zu helfen und sich auch die eigene Sicherheit zu bewahren? Eine der wundervollen und tröstenden Tatsachen in bezug auf wirksames Gebet ist, daß es uneigennützig ist. Wir gehen im wissenschaftlichen Gebet nicht von der Grundlage aus, daß Gott zwar denjenigen, der betet, vollkommen erschaffen hat und sein Eigentum schützt, andere aber zu Schaden kommen läßt. Wissenschaftliches Gebet bekräftigt, daß Gott das Universum, einschließlich des Menschen, vollkommen und harmonisch erschafft und es ewiglich in diesem Zustand erhält. Es erklärt ferner, daß Mangel, Ungerechtigkeit, Haß, Animalität oder zerstörerische Kräfte — da Gott sie nicht geschaffen hat — unwirklich sind und deshalb keine Macht über irgend jemanden haben.
Es ist klar, daß solch ein Gebet niemanden von dem Reich Gottes ausschließt, von Seiner Liebe und zärtlichen Fürsorge trennt. Dazu gehören auch diejenigen, die in unserer Nähe sind, wenn Gewalttätigkeit droht oder ausgebrochen ist, und es schließt die Steinwerfer und andere Aufrührer ebenso ein wie diejenigen, auf die sie es abgesehen haben.
Wir dürfen nicht selber mit Steinen werfen, d. h. mit gedanklichen Steinen, wenn wir uns selbst und anderen helfen wollen. Es hilft nichts, wenn wir uns selbst als geistig und vollkommen sehen, während wir andere als böse, zornig oder zerstörerisch betrachten. Wir müssen uns bemühen, alle Menschen als Gottes Kinder zu sehen. Dann können wir ihnen helfen. Mrs. Eddy weist auf folgendes hin: „Gute Gedanken sind ein undurchdringlicher Panzer; damit angetan, seid ihr gegen die Angriffe des Irrtums jeder Art vollständig geschützt. Und nicht nur ihr seid geborgen, sondern alle, auf denen eure Gedanken ruhen, werden dadurch gesegnet.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 210;
Der besorgte Bürger kann auch mithelfen, daß es gar nicht erst zu Gewalttätigkeiten kommt, indem er das Problem an der Wurzel packt. Das Verlangen, physische Gewalt anzuwenden, beginnt mit ungezügeltem Denken — mit Haß, Zorn, Bitterkeit —, zu dem Armut, ungerechte Behandlung, Mißverständnis, Unwissenheit und Furcht beitragen. Wenn die Stimmung einer Menschenmenge in die eines gewalttätigen Mobs umschlägt, ist Massenhypnose am Werk, die sich in Form von Hysterie, mörderischem Haß und Blindheit gegenüber den Rechten anderer zeigt.
Wenn wir verhindern wollen, daß diese bösen Gedankenkräfte überhandnehmen, müssen wir damit anfangen, unser eigenes Denken zu kontrollieren. Wir müssen die zu Gewalttätigkeit führenden Gedanken in unserem eigenen Bewußtsein auslöschen, sonst beherrschen sie uns. Wir können sie durch helle Wachsamkeit entdecken und uns von ihnen durch wissenschaftliches Gebet frei machen.
Wenn wir anerkennen, daß Gott das einzige Gemüt ist, daß alle wahren Gedanken in diesem einen und einzigen Gemüt ihren Ursprung haben und rein und liebevoll sind, können wir gute Gedanken für uns beanspruchen, weil wir von dem Gesetz des göttlichen Prinzips regiert werden. Wenn wir uns dann bemühen, unseren Behauptungen entsprechend zu leben, stellen wir fest, daß wir unser Denken beherrschen. Mrs. Eddy erklärt: „Der christlich-wissenschaftliche Mensch spiegelt das göttliche Gesetz wider und wird auf diese Weise sich selbst ein Gesetz. Er tut keinem Menschen Gewalt an.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 458.
Als nächstes muß der einzelne die Tatsache verstehen und bejahen, daß alle Lebewesen, ungeachtet des materiellen Augenscheins, der gerechten, unparteiischen und barmherzigen Herrschaft Gottes unterstehen, Seine Fülle und Seinen Frieden widerspiegeln und reine, gottähnliche Gedanken haben. Massenhypnose, Haß, Hysterie und dergleichen haben tatsächlich keine Macht, die Menschen oder ihr Denken zu beherrschen. Wenn wir an diesen Wahrheiten festhalten, gehorchen wir dem Gebot Jesu, unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst. Wir behaupten, daß unser Mitmensch — ebenso wie wir — das vollkommene Kind Gottes ist.
Dieses richtige Denken, oder Gebet, wirkt in der Welt zum Guten. Die Liebe baut auf, wo Haß zerstören würde; die Wahrheit bringt Harmonie, während Lügen und Bitterkeit Zwietracht verursachen.
Es spielt keine Rolle, in welcher Situation wir uns befinden mögen, wir können uns auf Gottes liebevolle Fürsorge verlassen und darauf vertrauen, daß Er uns vor Steinwürfen oder anderen Gewalttätigkeiten schützt.