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Die Religion und der Intellektuelle

Aus der April 1979-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als ich in den Niederlanden die Universität besuchte, war, soweit ich mich erinnere, keiner meiner Kommilitonen an Religion interessiert. Wir haben nie darüber gesprochen, aber ich glaube, wir hatten allgemein das Gefühl, daß wir der Kirche und ihren unrealistischen Anschauungen entwachsen waren. War nicht die Bibel voller Widersprüche, und bekämpften sich die Kirchen nicht gegenseitig, während sie verkündeten, Gott sei Liebe?

Offenbar ist diese Haltung immer noch weit verbreitet. In einer Ausgabe des Holland Herald Siehe Jg. 8, Nr. 7, S. 9; las ich: „Die neueste Volkszählung in Holland hat ergeben, daß die Zahl derer, die sich nicht zu einer Religion bekennen, von 18,3 Prozent der Bevölkerung im Jahre 1960 auf 22,5 Prozent gestiegen ist.“

Zunächst möchte ich einmal erzählen, was meine Einstellung zur Religion geändert hat. Ein schweres Rückgratleiden, das für unheilbar erklärt worden war, erwies sich als Segen. Ein Freund von mir riet mir, es einmal mit der Christlichen Wissenschaft zu versuchen. Ich tat es und wurde geheilt. Stellen Sie sich vor — ich, die ich Jesu Heilungen als irrational und völlig unmöglich abgetan hatte —, ausgerechnet ich wurde ausschließlich durch geistige Mittel geheilt!

Der Segen dieser Heilung bestand darin, daß ich in ihrem Verlauf meine Vorurteile ablegte und willens wurde, zu lauschen und zu lernen. Ich hatte ein Exemplar von Mrs. Eddys Buch Wissenschaft und Gesundheit bekommen und begann es zu lesen. Meine erste Entdekkung war, daß der Begriff „Gott“ nicht etwas Magisches oder Mysteriöses, sondern das Gute, das absolut Gute bedeutet. Ich merkte bald, daß mich — mehr als alles andere — meine Unwissenheit über die Bedeutung des Wortes „Gott“ veranlaßt hatte, der Religion den Rücken zu kehren.

Als ich weiterlas, fand ich im Glossarium Mrs. Eddys Definition von Gott, die u. a. die sieben Synonyme für Gott enthält: „Prinzip; Gemüt; Seele; Geist; Leben; Wahrheit; Liebe.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 587; Da diese Synonyme mir und meiner modernen Art zu denken zusagten, wurden sie für mich zu Inseln der Erleuchtung und zu Werkzeugen, mit denen ich arbeiten konnte. Jedes einzelne wurde, indem es die Gottheit von einer neuen Seite beleuchtete, zum Ausgangspunkt weiterer Forschungen und Entdeckungen. Gemeinsam bildeten sie den Kern meines wachsenden Verständnisses von Gott als dem Alles-in-allem.

Mein Interesse wuchs immer mehr. Es faszinierte mich, über den wirklichen, vollkommenen, geistigen Menschen nachzudenken, der zum Bild und Gleichnis Gottes, des Geistes, erschaffen ist, und ihn — also in Wirklichkeit mich selbst und alle anderen — als den unmittelbaren Ausdruck Gottes und somit als den Empfänger des geistigen Wissensschatzes des göttlichen Gemüts zu sehen. Solange ich mir eingebildet hatte, ich sei zu intelligent, um an Gott glauben zu können, hatte ich, wie ich nun erkannte, ja gerade den Ursprung meiner Intelligenz verleugnet. Tatsache ist, daß Intellektuelle das unendliche Wesen des Gemüts und seiner Offenbarwerdung verstehen müssen, um ihren Intellekt voll zur Entfaltung zu bringen.

Das Studium der Christlichen Wissenschaft begann bald, meinen Horizont zu erweitern und mich über die begrenzten Bereiche des materiellen Wissens hinauszuführen. Neue Gelegenheiten taten sich auf, und ich wurde mit einem Zuhause, mit Freunden und interessanten Aufgaben sehr reich gesegnet.

In Wissenschaft und Gesundheit heißt es: „Die Christliche Wissenschaft weicht von der materiellen Wissenschaft ab, aber sie ist darum nicht weniger wissenschaftlich. Im Gegenteil, die Christliche Wissenschaft ist in höchstem Maße wissenschaftlich, da sie sich auf Wahrheit, das Prinzip aller Wissenschaft, gründet.“ ebd., S. 123; Sie ist kein von Menschen entwickeltes System von Regeln und Methoden, das menschliche Begrenzungen und Unzulänglichkeiten einschließt, sondern die eine Wissenschaft, die auf der absoluten Wirklichkeit des geistigen Seins beruht, dessen Gesetze fehlerfrei und unveränderlich sind.

Das Schöne dabei ist nun, daß diese reine Wissenschaft, göttlich und absolut, weder kalt noch lebensfern ist. Bei der Anwendung dieser Wissenschaft auf das menschliche Leben erweist sich, daß sie freundlich und liebevoll ist, denn sie beseitigt falsche Annahmen in bezug auf die Existenz und Macht der Materie, des Bösen und der Begrenzung wie auch die verheerenden Folgen dieser Illusionen.

Jesus benutzte seine Kenntnis von dem allmächtigen Geist dazu, die Kranken, die Sünder und die Trauernden zu heilen. Seine Ermahnung in der Bergpredigt: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ Matth. 5:48; ist wissenschaftlich. Sie brachte Heilung in Christi Jesu Zeit, und auch heute bildet sie die Grundlage für das Heilen in der Christlichen Wissenschaft, in der sich das Unveränderliche und das Barmherzige miteinander vereinen.

Wie verhält es sich nun aber mit den Widersprüchen, die mich von der Bibel ferngehalten hatten? In den ersten Kapiteln des ersten Buches Mose liegt der Schlüssel zur Aufhebung dieser Widersprüche. Im ersten Kapitel finden wir die Schilderung der makellosen, göttlichen Schöpfung; ihren Höhepunkt erreicht sie in der Erschaffung des Menschen zu Gottes Bild und Gleichnis, und Gott wird in der ganzen Bibel als Geist dargestellt. Der zweite Bericht, der in Form einer Allegorie den Ursprung des Bösen zu erklären sucht, sieht die Schöpfung durch einen illusorischen Nebel, der von der Erde aufsteigt, und in ihm wird der Mensch als aus Staub geformt beschrieben. Mrs. Eddy sagt hierzu: „Die Wissenschaft des ersten Berichts beweist die Falschheit des zweiten. Wenn einer wahr ist, ist der andere falsch, denn sie widerstreiten einander.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 522. „Die Wissenschaft des ersten Berichts“! Und ich, eine Studentin, hatte so gut wie nichts über die geistige, vollkommene Schöpfung gehört!

Der Unterschied, den Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit und in ihren anderen Schriften zwischen dem wirklichen, von Gott erschaffenen geistigen Menschen und dem angeblich aus Staub erschaffenen Sterblichen macht, klärt die scheinbaren Widersprüche in der Bibel auf. Im Licht der Christlichen Wissenschaft sehen wir, daß sich ein roter Faden durch die gesamte Bibel zieht — nämlich die Entwicklung des wahren Begriffs von Gott und Seiner ewig harmonischen Widerspiegelung, dem Menschen.

So habe ich, nachdem ich die Religion anfangs als engstirnig, unlogisch und altmodisch abgetan hatte, sie durch das Studium der Christlichen Wissenschaft lieben gelernt. Ich stellte fest, daß sie gerade das Gegenteil von dem ist, für das ich sie gehalten hatte. Inspirierte Religion, wie sie in der Christlichen Wissenschaft verkörpert ist, behindert den menschlichen Intellekt nicht. Im Gegenteil, wenn wir das göttliche Gemüt als unser eigenes erkennen, erschließt uns dies einen nie versiegenden Strom von Ideen. Wenn wir bereit sind, sie aufzunehmen, halten wir mit der Zeit Schritt und sind ihr sogar ein Stückchen voraus.

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