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Gefangenenbetreuung: ein Licht in der Dunkelheit

Aus der April 1979-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Haben Sie sich bereit erklärt, als Christlicher Wissenschafter Gefangene zu betreuen? Wie können Sie sich auf diese Aufgabe vorbereiten? Wenn Sie mit der Zweigkirchenarbeit vertraut sind, am Klassenunterricht teilgenommen und sich udn andere geheilt haben, dann haben Sie sich schon seit einiger Zeit auf die Betreuungsarbeit in Anstalten vorbereitet.

Der bei weitem wichtigste Aspekt der Arbeit ist Gebet — Gebet, das die Macht Gottes und Seines Christus anerkennt und eine Gegenwart außer Gott verneint. Unpersönliches Gebet für die Anstalt ist sogar notwendiger als solch wichtige Aufgaben, wie mit den Insassen persönlich zu sprechen oder Gottesdienste abzuhalten. Allein Gebet ist die Basis des Erfolgs.

Durch Gebet lernt der Betreuer, die gesamte Anstalt geistig statt materiell zu betrachten. Einige der falschen Annahmen, die beständig zurückgewiesen werden müssen, sind scholastische Theologie, medizinische Vorherrschaft, Psychologie, Okkultismus, Unmoral, Wollust, Vorurteil und Widerstand gegen die Wahrheit. Man sollte niemals die allgemein vorherrschende Annahme akzeptieren, daß das Gefängnispersonal aus Sterblichen bestehe, die nachlässig, gleichgültig, unachtsam oder apathisch seien. Noch sollte man die Vorstellung akzeptieren, daß das Gefängnis eine der unerfreulicheren Seiten des Lebens sei, ein gottverlassener Platz, und daß die Insassen Kriminelle und Versager seien. Alle diese irrigen Annahmen können mit Bestimmtheit durch die Tatsachen des Seins ersetzt werden, die den Menschen und das Weltall als das enthüllen, was sie in Wirklichkeit sind: geistig, vollkommen, vollständig und harmonisch. Jeder Angestellte und jeder Insasse kann als Gottes geistige Idee gesehen werden, die Seine Gedanken und Eigenschaften zum Ausdruck bringt und sonst nichts.

Um herauszufinden, wer seine Hilfe wünscht, kann der Betreuer manchmal mit dem protestantischen Gefängnisgeistlichen zusammenarbeiten und dadurch bekannt werden; doch die wirksamste Werbung ist der Betreuer selbst. Wenn er die Christliche Wissenschaft wirklich lebt, werden die von Gott kommenden Eigenschaften, die der Betreuer zum Ausdruck bringt, für alle sichtbar sein. Mitgefühl, Wärme und das aufrichtige Verlangen zu helfen, werden zur Anziehungskraft. Die Vergegenwärtigung, daß Gott die einzige Macht, das einzige Gemüt, das einzige Leben ist und daß Seine Ideen durch nichts von Ihm getrennt werden können, wird in hohem Maße dazu beitragen, empfängliche Insassen zur heilenden Wahrheit hinzuziehen. Und wenn der Betreuer beständig an der Wahrheit festhält, sieht er Gelegenheiten, den Insassen zu helfen.

Während der ersten paar Monate meiner Betreuungsarbeit in einem Gefängnis — das, wie die meisten, aus einem Besucherraum und dem Zellenflügel besteht — kam niemand in den Besucherraum, um mit mir zu sprechen. Jede Woche verbrachte ich die mir zur Verfügung gestellte Zeit mit Beten. Außerdem betete ich täglich und wußte, daß das Wirken des Christus gerade zu jenem Zeitpunkt im Gefängnis zum Ausdruck kam.

Als ich eines Tages den Besucherraum verließ, machte ich mir nachdrücklich klar, daß ich nicht den Mut verlieren konnte. Ich bekräftigte unablässig, daß es in Gottes Allheit der göttlichen Wahrheit nicht an Gelegenheiten fehlt, sich ihren eigenen Ideen mitzuteilen, und daß diese Ideen empfänglich waren. Als ich den Ausgang erreichte, erhielt ich einen Telefonanruf; man bat mich, in den Besucherraum zurückzugehen. Dort traf ich zwei junge Frauen an, die gern etwas über die Christliche Wissenschaft erfahren wollten. In der darauffolgenden Woche wünschten vier Frauen ein Gespräch; und danach hatte ich reichlich Gelegenheit, anderen die Christliche Wissenschaft näherzubringen.

Der Betreuer, der zuviel spricht, wirkt wahrscheinlich mehr abstoßend als anziehend. Die Insassen wenden sich eher an ihn, wenn er sich mitfühlend ihre Probleme anhört und ihnen dann geduldig erklärt, wie Gott sie lösen kann. Lauscht der Betreuer auf Gottes Führung, dann weiß er, wie er die Wahrheit in der rechten Weise darlegen kann.

Wenn der Betreuer vor der Frage steht, ob er eine Behandlung in der Christlichen Wissenschaft anbieten sollte, muß er sehr weise sein; er sollte sich natürlich immer vom Handbuch Der Mutterkirche von Mary Baker Eddy leiten lassen. Zuerst sollte er herausfinden, ob der Insasse bereit ist, sich statt auf medizinische Hilfe ausschließlich auf die Christliche Wissenschaft zu verlassen. Ein Insasse, der auf Weisung der Anstaltsleitung zwangsweise unter medizinischer Betreuung steht, kann jedoch im Sinne der Christlichen Wissenschaft behandelt werden.

Ein weiteres Problem besteht darin, daß viele Gefangene alle Gottesdienste besuchen — protestantische und katholische — und in jeder Richtung Hilfe suchen. Dies kann zu einem verwirrten Gedankenzustand führen, der einer Heilung nicht förderlich ist. Mrs. Eddy sagt: „Nur wenn man sich absolut auf die Wahrheit verläßt, kann einem die wissenschaftlich heilende Kraft zur Wirklichkeit werden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 167;

Es ist nicht die Aufgabe des Betreuers, Gefangene aus dem materiellen Gefängnis herauszuholen, sondern ihnen zu zeigen, wie ein richtiges Verständnis von Gott und der Beziehung des Menschen zu Ihm wahre Freiheit bringen kann. Diese Freiheit liegt nicht außerhalb der Gefängnismauern; sie liegt im eigenen Denken. Gott ist dort, wo sich der Insasse befindet, und deshalb ist auch dort das Gute. Da die göttlichen Eigenschaften in jedem menschlichen Bewußtsein gegenwärtig sind, kann jeder, ganz gleich, wo er sich befindet, demonstrieren, daß Frieden, Freude und Harmonie seines wahren Selbst unbegrenzt sind. Der Betreuer kann den Insassen klar machen, daß diese Wahrheiten jetzt wahr und beweisbar sind und daß sie das Gute jetzt haben können.

Da Wahrheit unaufhaltsam ist, werden alle Ideen Gottes von Wahrheit regiert, das ist die absolute Tatsache. Der Mensch ist verständig, weil er göttliches Verständnis widerspiegelt. Die Wahrheit kommt unmittelbar von Gott zu ihm. Daher kann es dem Menschen niemals an einer richtigen Auffassung von Gott und Seinen Gesetzen mangeln. Vergegenwärtigt sich der Betreuer diese Wahrheiten, so hilft er den Insassen, sie zu demonstrieren. Er braucht niemanden zu belehren.

Allein Christus, Wahrheit, heilt. Der Betreuer braucht sich für das Wirken des Gesetzes Gottes nicht persönlich verantwortlich zu fühlen. Wenn er ehrlichen Herzens und gebeterfüllt die Wahrheit über eine Situation behauptet und das verneint, was nicht wahr ist, hat er alles Nötige getan. Er kann darauf vertrauen, daß Gott das Weitere tun wird.

Eine junge Frau, die ich betreut hatte, war freigelassen und dann wegen eines Verbrechens, das sie nicht begangen hatte, in ein anderes Gefängnis eingeliefert worden. Da es in jener Anstalt keine christlich-wissenschaftliche Betreuung gab, schrieb sie mir und bat um Hilfe. Ich betete einige Tage lang ernstlich für sie. Ich erkannte dankbar an, daß sie als Gottes Idee in Seiner Unendlichkeit geborgen ist und daß Gott jede Idee fürsorglich betreut. Die Anklage wurde zurückgezogen; und die junge Frau wurde freigelassen. Gott und Sein Christus, Wahrheit, hatten ihre Not gestillt.

Wenn Widerstand gegen die Christliche Wissenschaft die Betreuungsarbeit in einer Anstalt sehr zu erschweren scheint, können wir wissen, daß Gott Alles ist und daß es nichts gibt, was sich dem Wirken Seines Gesetzes widersetzen kann. Anstatt uns darauf zu konzentrieren, was noch alles zu überwinden ist, können wir Dankbarkeit für das gegenwärtige Gute zum Ausdruck bringen. Dankbarkeit ist kraftvoll und bringt Heilung.

Der Betreuer, der täglich für sich selbst betet, kann sich jederzeit seiner Sicherheit gewiß sein. Er kann sich niemals in Gefahr befinden, wenn er versteht, daß nichts anderes gegenwärtig sein kann als Gottes Güte und Liebe, die der von Ihm geschaffene Mensch zum Ausdruck bringt. „Seid getrost und unverzagt, fürchtet euch nicht und laßt euch nicht vor ihnen grauen; denn der Herr, dein Gott, wird selber mit dir ziehen und wird die Hand nicht abtun und dich nicht verlassen“ 5. Mose 31:6., heißt es im fünften Buch Mose.

Die Betreuungsarbeit in Anstalten, die die Zweigkirchen in selbstloser Weise allein oder gemeinsam mit anderen Zweigkirchen durchführen, wird sich nicht nur für das Gefängnis und den einzelnen Insassen zum Vorteil auswirken, sondern auch dem Betreuer helfen, Geduld, Demut und geistiges Wahrnehmungsvermögen zu gewinnen. Der Betreuer, den es wirklich danach verlangt, geistige Lektionen zu lernen, und der sowohl zu empfangen als auch zu geben bereit ist, wird feststellen, daß die Betreuungsarbeit in Anstalten von großem Nutzen ist.


Ich, der Herr, habe dich gerufen in Gerechtigkeit ... daß du die Augen der Blinden öffnen sollst und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen und, die da sitzen in der Finsternis, aus dem kerker.

Jesaja 42:6, 7

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