Ich blicke heute dankerfüllten Herzens auf viele Jahrzehnte meiner Zugehörigkeit zur Kirche Christi, Wissenschafter, zurück. Ich habe in dieser Zeit aus Erfahrung gelernt, daß wir in keine Lage kommen können — sei sie auch noch so ernst, schmerzlich oder scheinbar hoffnungslos —, in der uns nicht die göttliche Liebe mit ihrem Segen, ihrer Hilfe und ihrem Trost erwartet. Mrs. Eddy sagt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 494): „Die göttliche Liebe hat immer jede menschliche Not gestillt und wird sie immer stillen.“
Diese immergegenwärtige Liebe war mir Beistand und Trost in einer sehr harten Erfahrung. Vor einigen Jahren unternahm ich im Sommer eine Reise in den Harz, um dort mit einer Freundin, einer Ausüberin der Christlichen Wissenschaft, eine ruhige, erholsame Zeit zu verleben. In meiner Pension mußte ich eine ziemlich steile Treppe hinaufsteigen. Ich war nicht sehr froh darüber, und es wurmte mich. Als ich am nächsten Morgen die Treppe hinuntergehen wollte, fiel ich von der obersten Stufe hinunter, ohne mich halten zu können. Die Treppe hatte viele Stufen. Obgleich ich Schmerzen hatte, war mein einziger Gedanke, daß Gottes Liebe mich hielt.
Durch das Gepolter aufgeschreckt, eilten Gäste zu Hilfe. Behutsam richtete man mich auf. Ich konnte nun meine Freundin und Ausüberin benachrichtigen lassen. Sie kam zu mir, tröstete und stärkte mich mit liebevollem Zuspruch und versorgte mich mit Wahrheitsgedanken und ernstem Gebet.
Durch die Hilfe freundlicher Gäste fand meine Freundin bald ein schönes, ruhiges Zimmer, wo ich ungestört arbeiten, lesen und beten konnte und wo meine Freundin mich jederzeit besuchen und weiterhin liebevoll stützen konnte. Auch von meiner Pensionswirtin erhielt ich manche liebevolle Handreichungen beim Aufstehen und Anziehen. So wurde diese Zeit für mich eine gesegnete Zeit, unbelastet von falschen Gedanken — eine Zeit des Besinnens, des Nachdenkens und der Hingabe an Gott.
Ich wußte: Je fester ich meine Gedanken auf das Bild und Gleichnis Gottes richte, desto schneller verschwindet das falsche Bild einer Verletzung. Immer wieder dachte ich über folgende Stelle aus Wissenschaft und Gesundheit nach (S. 475): „Der Mensch ist Idee, das Bild der Liebe; er ist kein körperlicher Organismus.“ Bald konnte ich spazierengehen, was ich von ganzem Herzen freudig und dankbar genoß. Ich wurde von den Folgen des Sturzes vollkommen geheilt.
Die Christliche Wissenschaft heilte mich von Kummer und körperlichen Beschwerden, die ich nach dem Tode meiner Schwester gehabt hatte. Ich litt unter Einsamkeit. Wir hatten etwa dreißig Jahre lang — eng verbunden durch die Christliche Wissenschaft — zusammen gelebt. Die körperlichen Beschwerden — Kreislaufstörungen, Herzbeschwerden, Schwindelanfälle, Angstgefühle und häufiges Nasenbluten — wurden alle geheilt. Ich fand in Wissenschaft und Gesundheit tröstende Stelle (S. 151): „Furcht hat das Sein und seine Tätigkeit noch niemals zum Stillstand gebracht. Blut, Herz, Lungen, Gehirn usw. haben nichts mit Leben, Gott, zu tun. Jede Funktion des wirklichen Menschen wird von dem göttlichen Gemüt regiert.“
Wovor fürchtete ich mich also? Vor dem, was meine Augen sahen — was mir das sterbliche Gemüt vorspiegelte —, vor der Unwirklichkeit, der Unwahrheit, dem Nichts? Ich wandte mich von dieser Lüge ab. Durch die Unterstützung der Ausüberin und mein eigenes Gebet fand ich Frieden, Ruhe und Befreiung. Ich hatte viele liebe Freunde, aber ich dachte oft an meine große Familie zurück. Ich war allein übriggeblieben. Die göttliche Liebe führte mich aus dem engen, begrenzten Begriff einer menschlichen Familie heraus und gab mir einen höheren, erweiterten, geistigen Begriff von Familie. Im Matthäusevangelium wird berichtet, was Christus Jesus zu seinen Jüngern über seine wahren Verwandten sagte (12:50): „Wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.“
Es überkam mich ein Gefühl großer Freude und Freiheit bei dem Gedanken, dieser Familie anzugehören und mitten in ihr zu sein, ganz besonders als Mitglied meiner Zweigkirche und Der Mutterkirche. Zu meiner Freude fand ich in Wissenschaft und Gesundheit eine weitere Bestätigung für den alles umfassenden Begriff von Familie. Mrs. Eddy spricht von Gott als dem einen Vater und von Seiner weltweiten Familie. Im Liederbuch der Christlichen Wissenschaft heißt es im Lied Nr. 29:
Herzen glühn in heil’gem Eifer,
Sind mit Jubelsang erfüllt,
Weil die Wissenschaft des Christus
Krankheit heilt und Kummer stillt.
Ich bin dankbar für diese Offenbarung, zu der mich die Christliche Wissenschaft und die Liebe Gottes geführt hat. Ferner bin ich dankbar für den Fortschritt, den segensreichen Klassenunterricht, die jährlichen Schülerversammlungen und dafür, daß ich in verschiedenen Kirchenämtern tätig bin.
West-Berlin, Deutschland