Wie viele Fehler ließen sich vermeiden, wenn wir in die Zukunft sehen könnten!
Jeder, der die Gegenwart richtig zu deuten vermag, kann verständnisvoll vorausschauen. Wenn wir wissen, was heute ist, aber auch was heute nicht ist, erkennen wir, was künftig sein und was nicht sein wird. Zu wissen, was ist, bzw. nicht ist, ist eine geistige Gabe. Wir können sie pflegen.
Glauben wir, der Mensch sei sterblich, so ist das jetzt ein Fehler und wird es immer sein. Erkennen wir die Tatsache an, daß der Mensch der Ausdruck des Geistes ist, so ist das jetzt richtig und wird es immer sein. Diese Wahrheit über den Menschen stammt von der göttlichen Wahrheit, dem immerwährenden Gemüt. In Wissenschaft und Gesundheit finden wir neben der Randüberschrift „Wissenschaftliches Vorhersehen“ Mary Baker Eddys Worte: „Die alten Propheten gewannen ihren Blick in die Zukunft von einem geistigen, unkörperlichen Standpunkt aus, nicht dadurch, daß sie Böses ankündigten und Tatsache mit Dichtung verwechselten — daß sie die Zukunft von der Grundlage der Körperlichkeit und der menschlichen Annahme aus vorhersagten.“ Und ein wenig weiter unten heißt es dann: „Es ist das Vorrecht des immergegenwärtigen, göttlichen Gemüts und des Denkens, das mit diesem Gemüt in Übereinstimmung steht, die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft zu kennen.“ Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 84;
Es gibt Voraussagen, die auf Materie beruhen, und solche, die sich auf Geist gründen.
Ein Beispiel für die zuerst genannte Art der Voraussagen wäre etwa die Prognose, daß sich eine Krankheit verschlimmern und der Patient dahinsiechen werde. Bei einer christlich-wissenschaftlichen Behandlung ist es unbedingt erforderlich, alle denkbaren verborgenen, auf Materie beruhenden Ansichten über die Zukunft metaphysisch zu bewältigen. Hält man es z. B. für möglich, daß sich der Gesundheitszustand verschlechtern müsse, damit jemand durch Leiden lernt, so ist das eine Prophezeihung, die auf dem Glauben an die Materie und den sterblichen Menschen beruht.
Auf Geist gegründete Prophezeihung erwartet das Erscheinen des Geistes, weil Geist und seine Schöpfung immer, überall und zu jeder Zeit die einzige Wirklichkeit sind. Was in der nächsten Stunde, nächste Woche, jetzt und immer unvermeidlich ist, ist die Allmacht des Geistes! Das weiß das göttliche Gemüt, und das wissen auch wir, wenn wir eins sind mit Gemüt. Jede christlich-wissenschaftliche Behandlung besteht darin, daß wir unser Denken mit Gott in Übereinstimmung bringen.
Die göttliche Wahrheit offenbart sich uns durch den Christus. Der Christus eröffnet uns Voraussagen über das Erscheinen des Guten und das Zurückweichen der Disharmonie. Das völlige Erscheinen der Wahrheit läßt sich durchaus voraussagen, da Wahrheit bereits Alles ist. Alles, was göttlich ist, wird unvermeidlich auf menschlicher Ebene in Erscheinung treten, bis wir erkennen, daß Wahrheit schon immer Alles gewesen ist. In der Bibel lesen wir: „Die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des Herrn Mund hat's geredet.“ Jes. 40:5; Diese Wahrheiten liegen der Christlichen Wissenschaft zugrunde.
Das christlich-wissenschaftliche Zeitalter — unser Zeitalter — ist das des modernen Propheten. Mrs. Eddy verstand, vom wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, die Einstellung und Methoden der alten Propheten. Durch die Christliche Wissenschaft können auch wir von einer geistigen, wissenschaftlichen Basis aus prophezeien. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind menschliche Annahmen. Die Christliche Wissenschaft zeigt uns, wie wir in die geistige Wirklichkeit Einblick gewinnen können; und die natürliche Folge davon ist, daß wir in der ausgezeichneten Lage sind, die menschlichen Annahmen zu erkennen und zu durchschauen. Wir tappen dann nicht mehr bei jedem Schritt im Dunkeln herum wie in einem finsteren Keller. Wir können drohende Probleme aufdecken und anpacken, noch ehe sie menschlich sichtbar werden.
Die menschliche Annahme denkt in Begriffen von Minuten, Jahrzehnten, Jahrhunderten. Sie glaubt, das volle Erscheinen des Guten verzögere sich immer. Sie glaubt, daß das, was nicht gut ist, praktisch unvermeidlich sei. Solche Überlegungen mögen durch das, was die Sinne wahrnehmen, gestärkt werden. Aber was stützt denn diese Sinne? Die menschliche Annahme. Durch die göttliche Wissenschaft erleuchtet, schauen wir über das Sinnenzeugnis hinweg und erblicken die Wirklichkeit der ewigen Allheit des Geistes.
Unmißverständlich sagt uns Mrs. Eddy, was einen Propheten ausmacht und kennzeichnet: „Ein geistiger Seher; das Verschwinden des materiellen Sinnes vor den bewußten Tatsachen der geistigen Wahrheit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 593; Christus Jesus war ein geistiger Seher ohnegleichen. Der Prophet aus Nazareth zeigte durch sein Lehren und Heilen, daß es möglich ist, den materiellen Sinn „den bewußten Tatsachen der geistigen Wahrheit“ unterzuordnen. Durch die Christliche Wissenschaft verstehen wir in der heutigen Zeit die Grundlage seines Denkens, und bis zu einem gewissen Grade heilen auch wir die Kranken durch geistiges Sehen.
Tun wir das, erweisen wir uns in der Tat als moderne Propheten. „Der Prophet von heute“, schreibt Mrs. Eddy, „erblickt am mentalen Horizont die Zeichen dieser Zeit, das Wiedererscheinen des Christentums, das die Kranken heilt und Irrtum zerstört, und es wird kein anderes Zeichen gegeben werden.“ ebd., S. 98. Moderne Propheten sind diejenigen, die den Blick über das Sinnenzeugnis erheben und darüber hinausschauen, die aber auch, wenn man so will, sehen, was dahinter steht. Sie decken die verborgenen mentalen Wege auf und verneinen sie — die heimlichen Suggestionen der Materialität —, durch die das sterbliche Gemüt das Gute aufschieben und das Böse erhalten möchte.
Das göttliche Gemüt, Gott, kennt das zeitlose Wesen allen wirklichen Seins — kennt sozusagen die Höhen und Tiefen, das Innen und Außen, die Vergangenheit und Zukunft alles dessen, was wirklich existiert. Dieses Gemüt gehört dem wirklichen Menschen, der Idee des Gemüts, und der Mensch gehört dem Gemüt. Wenn wir durch die Christliche Wissenschaft unseren Weg zu diesem Verständnis finden, sind wir moderne Propheten, zeitgenössische Heiler, wir vereiteln das Böse und sehen zuversichtlich die letztlich universelle Erkenntnis Gottes ewiger Gegenwart voraus.
