Verhältnismäßig wenig Menschen haben bis jetzt die tiefe Bedeutung der Offenbarung erkannt, die Mary Baker Eddy zuteil wurde. Diejenigen, die ein Leben lang darüber nachgedacht haben, geben bereitwillig zu, daß sie ihre Größe erst zu begreifen beginnen. Was sie jedoch davon aufgenommen haben, läßt sie erkennen, daß die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft das großartigste Ereignis auf Erden ist, das sich seit der Auferstehung und Himmelfahrt Christi Jesu vollzogen hat.
Die göttliche Wissenschaft hat das wahre Wesen Gottes und des Menschen offenbart. Die Offenbarung vermittelt die endgültige und fundamentale Erklärung der Wirklichkeit. Während die Christlichen Wissenschafter sich daran gewöhnt haben mögen, sich auf Gottes unendliche Allheit und Güte und auf die Vollkommenheit des Menschen und die Unwirklichkeit des Bösen zu beziehen, sind diese Begriffe für die meisten Menschen nur verschwommene Abstraktionen — ja, sogar von Christlichen Wissenschaftern werden sie nur in geringem Maße erkannt. Der Welt einfach nur von der Vollkommenheit Gottes und des Menschen — der tatsächlichen Wirklichkeit des Seins — zu erzählen mag nicht überzeugend sein.
Was diese Offenbarung einschließt, ist für die Menschheit so gewaltig und vielversprechend, daß es wohl verständlich ist, warum wir den innigen Wunsch haben, unseren Mitmenschen etwas von dem zu vermitteln, was die Christliche Wissenschaft offenbart. Uns verlangt danach, den Menschen klarzumachen, daß ein Verständnis der Allerhabenheit Gottes Krankheit heilt; daß es die Ketten der Sünde sprengt; daß es jede Form des Bösen überwindet und auflöst. Die Erlösung von jeglichen Leiden, von Mangel, Furcht und Verzweiflung ist in der Offenbarung enthalten, daß Gott gut, das Böse eine Lüge und der Mensch eine reine, geistige Idee ist.
Wenn man bedenkt, was die Christliche Wissenschaft bietet, ist es nicht verwunderlich, daß ihre Anhänger sich ihren Mitmenschen zuwenden und mit ihnen teilen möchten, was sie von der Offenbarung erfaßt haben. Und es ist verständlich, daß sie enttäuscht sind, wenn ihre kostbare Wahrheit nicht allgemein akzeptiert wird. Vielleicht beginnen wir zu verstehen, was Mrs. Eddy empfunden haben muß. Sie schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Bis die Verfasserin dieses Buches die Unermeßlichkeit der Christlichen Wissenschaft, die Hartnäckigkeit der sterblichen Illusionen und den menschlichen Haß gegen Wahrheit begriffen hatte, hegte sie die zuversichtliche Hoffnung, daß die Christliche Wissenschaft sofortige und allgemeine Aufnahme finden würde.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 330;
Vielleicht haben wir diese Lektionen noch nicht genügend gelernt: die Unermeßlichkeit der Christlichen Wissenschaft; die Hartnäckigkeit der sterblichen Illusionen; den menschlichen Haß gegen Wahrheit. In dem Verhältnis, wie wir sie lernen, werden wir uns in unseren Bemühungen nicht entmutigen lassen, der Menschheit die göttliche Wissenschaft zu bringen. Wir müssen jedoch willens sein, eingehend darüber nachzudenken, auf welche Weise die Offenbarung am erfolgreichsten mit der Welt geteilt werden kann.
Ist es möglich, daß wir uns zu sehr bemüht haben, der Welt zu sagen, was die Christliche Wissenschaft bedeutet, ohne genügend zu bezeugen, daß das, was wir sagen, auch beweisbar ist? Sind die Behauptungen, die wir über die Christliche Wissenschaft aufstellen, für den Außenstehenden glaubwürdig — sind sie für ihn annehmbar angesichts unserer gegenwärtigen Demonstration?
Vielleicht verdrängen unsere Bemühungen, der Welt darüber zu berichten, unsere Bereitwilligkeit, der Welt den Beweis zu liefern. Es ist doch so viel leichter zu reden, als zu demonstrieren. Haben wir etwa den Punkt erreicht, wo unsere wirksamste Darstellung der Wahrheit darin besteht, daß wir selbst sie so aufrichtig demonstrieren, daß der Beweis unwiderstehlich ist?
Und wie steht es mit unserer Kirche? Entspricht sie Mrs. Eddys Vorstellungen; ist sie ein Vorbild geistiger Macht und Kraft, die der Offenbarung entspringen? Bemühen wir uns zu sehr, die Welt von dem zu überzeugen, was unsere Kirche zu bieten hat, anstatt das göttliche Wesen der Kirche genügend zu demonstrieren?
Es geht nicht um die Frage, ob wir die Menschheit erreichen sollen, sondern darum, wie wir dies am besten tun. Christus Jesus erzählte den Menschen von Gott. Aber er vermittelte seine Erkenntnisse in der weisesten und wirksamsten Weise. Einer kaum zuhörenden Welt sagte Jesus: „... dieses Volkes Herz ist verstockt, und ihre Ohren hören übel, und ihre Augen schlummern.“ Matth. 13:15. Er teilte den Menschen seine Botschaft mit. Doch das überzeugendste Element seiner Botschaft — selbst in der heutigen Zeit — ist der Beweis, den er erbrachte, und nicht so sehr das, was er sagte. Sein ganzes Leben und die Bestimmung, die er erfüllte — seine tatsächliche Himmelfahrt —, legten beredtes Zeugnis für ihn ab und vermitteln noch immer eine Botschaft, die tief in das Bewußtsein eindringt. Während die Welt, in der er lebte — insgesamt gesehen —, nicht bereit war, ihm zuzuhören, konnte sich das menschliche Bewußtsein durch die Jahrhunderte hindurch des geistigen Einflusses seines endgültigen Werkes nicht entziehen.
Angenommen, unsere einzigen Mittel, die Christliche Wissenschaft an andere weiterzugeben, wären auf das beschränkt, was wir als Bewegung tatsächlich von der Offenbarung demonstrieren, sowohl individuell wie kollektiv. Würde die Welt so aufgerüttelt werden, daß sie hinhört?
Wenn wir, aus Furcht oder Selbstsucht, davor zurückscheuen, der Welt die Christliche Wissenschaft zu bringen, würde dies sicherlich zu einem Rückgang unserer Bewegung führen. Rückgang kann jedoch auch dann eintreten, wenn unsere Bemühungen, die göttliche Wissenschaft durch Worte zu vermitteln, die Arbeit und Hingabe überwiegen, die zum Beweis unserer Worte erforderlich sind. Ein reines Motiv und der ehrliche Wunsch, uns, unsere Kirche, unsere heilende Praxis, unsere ganze Bewegung zu stärken, mag eine Botschaft vermitteln, der die Welt bereitwilliger zuhören wird.
Die Botschaft ist sehr einfach. Sie ist durchaus beweisbar. Doch die Offenbarung stellt hohe Anforderungen. Wieviel leichter wäre es für Jesus gewesen, den Menschen lediglich von der Wirklichkeit zu erzählen. Aber er wußte, wie wichtig es war, die Wirklichkeit auch zu erleben. Seine Werke verliehen seinen Worten Bedeutung und Macht. Und um sich darauf vorzubereiten, seine Worte zu beweisen, ging er zuweilen auf einen Berg, um sich zu erfrischen und seine geistige Überzeugung und sein Verständnis von Gott und dem Menschen zu stärken.
Ist es nicht an der Zeit, uns selbst so zu stärken, daß unsere Beweise der christlich-wissenschaftlichen Wahrheiten nicht von unserem Wunsch verdrängt werden, sie mit anderen zu teilen?
