Ich habe einmal anhand einer eigenen Erfahrung gesehen, wie sich eine typisch christlich-wissenschaftliche Heilung vollzieht. Ich gehörte zu einer Gruppe von Bergsteigern, die an einer steilen, mehrere hundert Meter hohen Felswand kletterte. An drei verschiedenen Stellen in der Wand mußten wir uns umgruppieren. Ein einzelner Bergsteiger erklomm dann das nächste Felsband, wobei er sich anseilte, um im Falle eines Sturzes gehalten zu werden und die Seilschaft hinter sich abzusichern.
Schließlich kletterte der Bergführer den letzten Abschnitt empor; und als er den Gipfel erreicht hatte, machte er sich sogleich bereit, dem nächsten Bergsteiger zu helfen. Der war ich.
So gut ich konnte, folgte ich dem Aufstieg, den der Bergführer gewählt hatte, da er sich ja als sicher erwiesen hatte. Als ich mich dem Gipfel näherte, schwoll meine Zuversicht, und ich war überzeugt, daß ich es praktisch geschafft hatte. Doch als ich nur noch etwa sechs Meter vom Gipfel entfernt war, sah ich, daß ich noch das schwierigste Hindernis der gesamten Kletterpartie vor mir hatte. Es war ein leicht geschwungener Felsvorsprung — wahrscheinlich das schwierigste Hindernis für einen Bergsteiger —, und er erhob sich drohend in meinem furchterfüllten Denken. Ich konnte den Bergführer nicht sehen und fühlte mich schrecklich allein. Instinktiv klammerte ich mich an den Felsen und drehte mich langsam um, um zu sehen, was hinter mir war — oder was in diesem Fall nicht hinter mir war —, und meine Furcht wuchs noch mehr, als ich nichts als mehrere hundert Meter der steilen Felswand unter mir sah. Ich hatte keine andere Wahl, ich mußte weiter.
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