Einem Artikel in der Zeitschrift Quest zufolge soll der Psychiater Gerald Aronoff, Leiter der Abteilung für Schmerzforschung der Massachusetts Rehabilitationsklinik in Boston, gesagt haben, er glaube, „die Hälfte der Menschen, die wegen körperlicher Beschwerden eine Poliklinik aufsuchen, sagen eigentlich:, Mein Leben tut weh.‘ Schmerzen sind in Wirklichkeit ein existentielles Problem.“ Quest, Juni 1979, S. 38.
Dr. John Bonica, Gründer der Schmerzklinik der Universität Washington, sagt: „Alle Schmerzen sind im Gemüt“ The Middlesex News (Mass.), 16. März 1979., und der Artikel der Nachrichtenagentur Associated Press, dem dieses Zitat entnommen ist, erläutert Dr. Bonicas Erklärung: „Wenn Sie sich z. B. die Hand verbrennen, denken Sie lediglich, Ihre Hand täte weh. Ihr Gehirn registriert die Schmerzen und signalisiert Ihnen, die Hand vom Herd zu nehmen.“
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr'istjən s'aiəns), betrachtet Schmerzen ganz und gar als mental. In dem Kapitel „Wissenschaft, Theologie, Medizin“ in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift erklärt sie: „Du sagst: ,Ich habe mir den Finger verbrannt.‘ Das ist eine exakte Behauptung, viel exakter als du vermutest; denn das sterbliche Gemüt verbrennt ihn und nicht die Materie.“ Und sie fährt fort: „Heilige Inspiration hat Gemütszustände geschaffen, die imstande waren, die Wirkung der Flammen null und nichtig zu machen, wie in der Bibel in dem Fall von den drei jungen hebräischen Gefangenen, die in den feurigen Ofen zu Babylon geworfen wurden; wohingegen ein entgegengesetzter mentaler Zustand von selbst Verbrennung herbeiführen könnte.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 161.
Christus Jesus muß Schmerzen geheilt haben, denn die Bibel berichtet, daß „viel Volks“ zu ihm kam, „die hatten mit sich Lahme, Krüppel, Blinde, Stumme und viele andere und legten sie Jesus vor die Füße, und er heilte sie“ Matth. 15:30..
Den Heilungen von Schmerzen, die heutzutage durch nichtmedizinische mentale Kontrolle über den Körper bewirkt werden, mögen gelegentlich einige der Elemente christlichen Heilens zugrunde liegen. Solange diese aber nicht das primäre Element, nämlich das göttliche Gemüt, einschließen, haben sie nicht die Macht, dauerhafte Ergebnisse hervorzubringen. In Wissenschaft und Gesundheit lesen wir: „Die Macht des sterblichen Gemüts über den eigenen Körper wird wenig verstanden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 196. Offensichtlich wird dies besser verstanden, und durch verschiedene Übungen, bei denen das Gemüt des Sterblichen lernt, einige seiner eigenen Empfindungen zu beherrschen, werden Ergebnisse erzielt. Doch um wirklich auf christlicher Basis heilen zu können, müssen wir Jesu Beispiel folgen.
Wenn Mrs. Eddy von Jesu Erfahrung im Grab spricht, legt sie lediglich dar, was offensichtlich ist: „Er trat allen Ansprüchen der Medizin, der Chirurgie und der Hygiene entgegen und meisterte sie auf der Grundlage der Christlichen Wissenschaft, der Macht des Gemüts über die Materie.“ Auf der gleichen Seite schreibt sie: „Kann man es übernatürlich nennen, daß der Gott der Natur Jesus in seinem Beweis jener dem Menschen wahrhaft verliehenen Kraft beistand? Es war ein chirurgisches Verfahren, das über die materielle Kunst hinausging, aber es war keine übernatürliche Tat. Im Gegenteil: es war eine göttlich natürliche Tat, durch welche die Gottheit der Menschheit das Verständnis von dem Christus-Heilen brachte und ein Verfahren enthüllte, das weit über jeder menschlichen Erfindung stand.“ Ebd., S. 44.
Die wahrhaft christliche Einstellung zu Schmerzen ist wissenschaftlich. Sie geht über emotionellen Eifer oder das, was gewöhnlich als Gesundbeten bezeichnet wird, hinaus. Sie hat auch nichts mit Manipulation oder Betätigung des menschlichen Gemüts zu tun. Wenn das menschliche, sterbliche Gemüt der Allheit des göttlichen Gemüts Raum gibt, verschwinden Schmerzen und ihre scheinbaren Ursachen.
Die Christliche Wissenschaft und die Wahrheit über das Gemüt und den Menschen offenbaren das Gemüt als das unendliche, göttliche Prinzip, Liebe. Dieses Gemüt macht alle Wirklichkeit aus, es bringt sich in seinen Ideen, dem Menschen und dem Universum, zum Ausdruck. Wir können das unendliche Gemüt und seine unendliche Idee nur verstehen, wenn wir erkennen, daß sein Gegenteil — das endliche Gemüt und die sterbliche Existenz — unwahr ist. Die göttliche Schöpfung ist geistig, nicht materiell; und die Botschaft der Christus-Wissenschaft an die Menschheit besagt, daß die Macht des Gemüts über den Zustand der Materie in dem Verhältnis demonstriert werden kann, wie diese wahre Schöpfung erkannt wird.
Ob nun Schmerzen die Botschaft zu vermitteln scheinen: „Mein Körper ist nicht in Ordnung“ oder als Protest zu werten sind: „Mein Leben tut weh“, das Heilmittel ist die Gegenbotschaft von der wahren Idee, daß Gemüt das einzig wirkliche Leben ist, von dem Christus, der Wahrheit, der das Denken mit der Vollkommenheit und der Gegenwart der göttlichen Intelligenz erleuchtet, die den Menschen harmonisch regiert. Diese Botschaft verkündet nicht nur, daß alles gut ist, sie enthüllt auch, daß jegliche Unregelmäßigkeit, sei sie körperlich oder mental, in dem allumfassenden Universum des Gemüts unmöglich ist. Die Wirkungen, wie wir sie sehen, sind: Körperliche Störungen werden geheilt, persönliche Konflikte beigelegt, Spannung und Streß lassen nach, die intelligenten und harmonischen Anschauungen über unser Selbst und die Gemeinschaft mit anderen, in der wir zu leben scheinen, gewinnen in unserem Denken die Oberhand. Mit anderen Worten, unsere bewußte alltägliche Umwelt wird der wahren etwas ähnlicher. Die Heilung beweist zudem, daß das von Gott erschaffene und regierte Universum wirklich ist, während das begrenzte, sterbliche, materielle Universum unwirklich ist.
Was sollen wir also tun, wenn wir Schmerzen haben? Die von Jesus angewandte Methode, die Wissenschaft Christi, unterscheidet sich sehr von den menschlichen Gedankenübungen, deren man sich heute in den Schmerzkliniken bedient. Das heißt nun nicht, daß es in diesen Kliniken nicht auch Menschen gibt, die hingebungsvolle Christen sind und die um den Erfolg ihrer Bemühungen beten. In der Christlichen Wissenschaft jedoch gehen wir grundsätzlich davon aus, daß wir uns mit dem Prinzip, mit Gemüt, Liebe, die das wahre Leben des Menschen darstellen, identifizieren. Dafür gibt es keine Formel und keine menschlichen Gedankenübungen. Es gibt jedoch die Vergeistigung des Denkens. Durch diese Vergeistigung werden wir als Ideen des Gemüts bewußt mit dem Gemüt vereint, und die sich daraus ergebende Besserung des körperlichen Zustandes tritt bewußt zutage.
Ein spezieller Schmerz ist ein Zeichen für materialistisches Denken. Obwohl es keine Schmerzen in der Materie gibt, bestehen sie doch in dem Denken, das an intelligente Materie glaubt. Niemand, der wirklich fühlt, daß sein Leben unendliches Gemüt ist, und der diese Tatsache versteht, kann zur gleichen Zeit empfinden, daß er mit seinem Leben unzufrieden ist. Wenn jemand meint, sein Leben tue weh, bedeutet dies lediglich, daß er sein Leben als endlich betrachtet, als eine Reihe von Begegnungen mit materiellen Wesen, die Sterbliche genannt werden; daß diese Wesen eigene Willen haben, die miteinander in Konflikt geraten; daß die Begrenzungen seiner Erfahrung das Leben langweilig, ungewiß oder furchterrengend machen — um nur einige der vielen, vielen Möglichkeiten aufzuzählen. Doch ein Schimmer vom Leben als unendlichem Gemüt — und von seiner Identität als einer Idee dieses Gemüts — erschüttert den Glauben an das Gemüt, das diese entmutigenden Bilder malt, und das Licht des Christus, der Wahrheit, bricht durch und scheint dort, wo der Betreffende sich befindet.
Es gibt also keine Formel dafür, was wir tun sollen, wenn wir Schmerzen haben. Doch es besteht die sichere Verheißung, daß wir Linderung finden, wenn wir uns von dem materiellen Sinn von Leben und Personen dem geistigen Sinn zuwenden. Wenn der materielle Zustand starke Schmerzen verursacht, mag dies nicht so schwer sein. Viele Menschen aber, die nicht wissen, daß schließlich alles Materielle verschwinden muß, ziehen es vor, ungeachtet der Intensität der Schmerzen an ihrem Glauben an die Materie festzuhalten. Doch selbst diesen kann durch die Christliche Wissenschaft geholfen werden, da ihre Unwissenheit über die Wahrheit vom sterblichen Gemüt auferlegt wurde, das anscheinend die Macht hat, Menschen zu beeinflussen. Wer das unendliche Wesen des einen Gemüts versteht, kann die Unschuld solch eines Leidenden erkennen und ihm mental zu Hilfe kommen. Das bedeutet, der Helfende kann den Glauben an ein Gemüt, das nicht göttlich ist, zurückweisen, er kann dessen scheinbare Macht als Illusion entlarven und statt dessen erkennen, daß die wahre Idee des Gemüts, der Christus, die Macht besitzt, dem menschlichen Bewußtsein einen wahreren Begriff vom Sein zu vermitteln. Wenn auch keine christlich-wissenschaftliche Behandlung ohne Einwilligung gegeben wird, kann doch ein hartnäckiger Glaube oder Wille leicht dem Verständnis von der göttlichen Gegenwart weichen, und die Heilung kann sich vollziehen.
Schmerzen können stets auf der Stelle verneint werden. Sie sind unwirklich, und wir haben göttliche Autorität, dies zu behaupten. Doch die Wirksamkeit dieser Verneinung hängt von unserem Verständnis dieser Autorität ab. Wenn wir von der Unendlichkeit des Gemüts und der daraus folgenden Unsterblichkeit des Menschen als einer Idee des Gemüts etwas verstehen, werden wir uns bewußt, daß wir Idee sind und daß die Gedanken, die wir bei der Verneinung alles dessen zum Ausdruck bringen, was sich der Gegenwart und Macht des Gemüts widersetzt, göttlichen Ursprungs sind — Gedanken, die daher die Macht des Gemüts haben. Gerade das Prinzip des Universums verleiht uns die Macht, Schmerzen zu verneinen, sofern wir uns unserer Einheit mit diesem Prinzip bewußt sind.
Schmerzen oder eine schmerzliche Situation bieten uns Gelegenheit, uns so zu sehen, wie wir wirklich sind. Die Schmerzen, die uns zu schaffen machen, sind unsere besondere Gelegenheit, gerade in diesem Augenblick auf menschliche Weise das zum Ausdruck zu bringen, was uns das göttliche Gemüt über unser geistiges Wesen sagt — es ist also unsere Gelegenheit, zu heilen. Und der Christus, den Jesus veranschaulichte und den die Christliche Wissenschaft beweist, führt uns und zeigt uns die geistigen Wahrheiten, die der schmerzhaften Annahme genau entgegenwirken.
Wenn die Schmerzen zuweilen hartnäckig erscheinen, könnte es durchaus sein, daß wir unsere Beziehung zum göttlichen Gemüt und dem Christus klarer erkennen müssen. Suchen wir die richtige Antwort darauf zu finden, was mit dem menschlichen Gemüt geschehen soll, dann wird dies die Heilung nur verzögern. Doch wenn das menschliche Denken der göttlichen Liebe Raum gibt, kommt ans Licht, was nötig ist, um der Annahme von Schmerzen entgegenzuwirken. Und die Schmerzen selbst — samt den begleitenden Krankheitsannahmen — werden verschwinden.