Wir leben in einer Welt, die sich immer schneller verändert. Augenblickliche Kommunikationsmöglichkeiten bringen Menschen unterschiedlicher Kulturen und entfernter Gebiete näher zusammen als je zuvor. Rassenunruhen, Terroristenanschläge, politische Konflikte und Kriege scheinen sich nicht länger auf die Welt anderer zu beschränken.
Betrachten wir die Welt mit den materiellen Sinnen, sehen wir wenig Stabilität oder Sicherheit. Christus Jesus aber sagt uns: „Richtet nicht nach dem, was vor Augen ist, sondern richtet ein rechtes Gericht.“ Joh. 7:24. Ist es möglich, „ein rechtes Gericht“ zu richten und die Quelle der Stabilität zu finden?
Ja, ganz gewiß. Wenn wir durch den Augenschein der materiellen Sinne hindurchschauen und die geistige Wirklichkeit wahrnehmen, können wir helfen, mit der Wahrheit des Seins die Gefahr, die Feindseligkeit und die Verwirrung in der Welt zu berichtigen. Indem wir geistig erkennen, daß der von Gott erschaffene Mensch vollkommen ist und Seine Regierung zum Ausdruck bringt, tragen wir unseren Teil zur Stabilisierung der Welt bei. Wir bringen die Regierung des Geistes — die einzig wirkliche Regierung — ans Licht, die immer beständig, moralisch stark und gerecht ist.
Jeder von uns kann der Welt helfen, indem er die Nöte der Menschheit erkennt und die Macht der göttlichen Liebe auf diese Nöte einwirken läßt. Wenn wir z. B. ein einsichtsvolles Interesse an einer guten Regierung zeigen und unser Wahlrecht wahrnehmen, nachdem wir uns informiert haben, können wir zusätzlich beten, daß sich das geistige Ideal als Ebenbild des himmlischen Vaters durchsetzen und mehr Ehrlichkeit, Weisheit und Gerechtigkeit in die Wahlen und die Regierung bringen wird.
Ich fand es hilfreich, mein tägliches Gebet für die Welt morgens, noch vor dem Aufstehen, mit einem durchgreifenden mentalen Gymnastikprogramm zu beginnen. Wir können unser Denken auf vielerlei Weise mit der Wahrheit über Gott und den Menschen erfüllen, doch wenn wir uns mit dem Gebet des Herrn, Mrs. Eddys „Täglichem Gebet“ S. Handbuch Der Mutterkirche, Art. VIII Abschn. 4. und ihrer „wissenschaftlichen Erklärung des Seins“ S. Wissenschaft und Gesundheit, S. 468. befassen, legen wir in unserem Denken eine feste Grundlage für das Gute. Unser Gebet für die Welt sollte natürlich niemals eine bloße Wiederholung von Wörtern oder Sätzen sein, die einem täglichen Ritual oder einer Litanei gleichkommt. Erleuchtetes Gebt ist spontan, freudig, erhebend. Es ist das Erkennen, daß Gott das eine göttliche Gemüt ist, die Quelle aller Intelligenz, und daß der Mensch von dieser Quelle der Weisheit und des Verständnisses niemals getrennt werden kann.
Dem Guten, das ein solches wissenschaftliches Gebet für die Welt bewirken kann, sind keine Grenzen gesetzt. Es heilt nicht nur die Mitglieder unserer Kirchen, tröstet unsere Freunde und Nachbarn, sondern segnet auch die Leidenden in anderen Ländern. Wir können sicher sein, daß alle Menschen Gottes liebevolle Fürsorge fühlen und mit dem versorgt werden können, was sie brauchen. Das Gebet kann ferner Feindseligkeiten heilen und den Frieden auf Erden fördern.
Ein junger Christlicher Wissenschafter arbeitete einmal für eine große amerikanische Gesellschaft im Nahen Osten, als starke Rassenspannungen und beträchtliche Feindschaft gegen Ausländer herrschten. Der Konflikt bestand hauptsächlich zwischen den fortschrittlichen Anhängern des Islam und denen, die an der islamischen Tradition festhielten — zwischen denen, die Ausländer willkommen hießen, und denen, die sie ablehnten. Die Arbeitsbedingungen waren fast unerträglich.
Der junge Mann wußte, daß der Monotheismus, der Glaube an einen Gott, in diesem Gebiet vorherrschte. Sicherlich hatte die Wahrheit, daß es nur einen universalen Gott gibt, der gut ist, Macht und konnte dort Harmonie und Stabilität herbeiführen, wo sie scheinbar fehlten. Die Mitglieder einer kleinen Gruppe Christlicher Wissenschafter in diesem Lande beteten täglich für dieses Ziel und fanden große Hilfe in Mrs. Eddys Erklärung: „In der göttlichen Wissenschaft ist Gott Einer und Alles, und indem Er sich selbst regiert, regiert Er das Weltall.“ Vermischte Schriften, S. 258.
Obwohl es viele grundlegende Unterschiede zwischen dem Islam und dem Christentum gibt, fand der junge Mann doch eine gemeinsame Grundlage. Ein Moslem akzeptiert z. B. die im Koran dargelegte Erklärung: „Wir glauben an Allah und an das, was uns offenbart wird; wir glauben an das, was Abraham, Ismael, Isaak, Jakob und deren Stämmen, Mose und Jesus und den anderen Propheten offenbart wurde.“
Welche Unterschiede auch bestehen, das Ideal des Monotheismus, der Glaube an einen Gott, gibt den Christen und den Moslems einen gemeinsamen Ausgangspunkt, auf dem sie für die Zukunft aufbauen können. Und in diesem Sinne betete der junge Mann jeden Tag. Er bemühte sich, in jedem Mitarbeiter, ganz gleich, welcher Rasse er angehörte oder welchen Glauben er hatte, Gottes Güte zu sehen. Er hatte reichlich Gelegenheit, die Brüderschaft der Menschen zu erkennen, die die Christliche Wissenschaft ans Licht bringt, wenn diese Wissenschaft gewissenhaft angewandt wird.
In den darauffolgenden Wochen mehrten sich die Beweise dafür, daß die allmächtigen Gesetze der göttlichen Liebe regierten. Rassenbedingte Spannungen ließen nach. Die Beziehungen zwischen ausländischen Angestellten und Einheimischen verbesserten sich auffallend. Programme wurden eingeführt, um beide Seiten zusammenzubringen, und in den folgenden Monaten änderte sich die ganze mentale Atmosphäre.
Jeden Tag für unsere Welt zu beten — ganz gleich, wo wir leben — kann großen Lohn bringen. Und der beste Weg, aktiv für eine bessere Welt zu arbeiten, ja, der beste Weg, unserer Welt zu helfen, besteht darin, daß wir an Gottes Regierung festhalten und ihr vertrauen.