Jeder von uns besitzt ein glückliches Wesen. Und wenn wir verstünden, wie sehr Freude zu unserer Identität gehört, würden wir uns oder unser tägliches Leben nie anders sehen.
Man kann leicht die Tatsache, daß wir der Ausdruck der göttlichen Wahrheit und Liebe sind, ganz nüchtern betrachten. Wenn wir aber nicht glücklich sind, bringen wir dann wirklich Wahrheit und Liebe als Eigenschaften Gottes zum Ausdruck? Wenn wir Worte der Wahrheit sprechen, aber keine Freude an der Wahrheit finden, sollten wir uns dann nicht fragen: Was ist Wahrheit? Wenn wir verbissen versuchen, die göttliche Liebe zu bekunden, verstehen wir dann die Liebe?
Mrs. Eddy macht folgende interessante Aussage: „Liebe, die nicht beglückt, erklärt sich selbst zum Gegenteil der Liebe ... “ Vermischte Schriften, S. 351. Wahrheit und Liebe können nicht von der Freude getrennt werden, die sie verleihen, und nichts kann uns glücklicher oder zufriedener machen als die praktische Anwendung der in der Christlichen Wissenschaft gelernten geistigen Wahrheiten. Gott ist Alles, und Er ist alles Gute. Seine Schöpfung, einschließlich des Menschen, ist völlig gut. Wie kann also jemand gut und dennoch nicht glücklich und zufrieden sein?
Wenn wir aber beten und uns trotzdem unglücklich und unzufrieden fühlen, was dann? Beten wir dann nicht richtig? Beten wir, daß etwas Bestimmtes geschehe oder nicht geschehe; oder daß jemand uns liebe oder aufhöre, uns zu lieben? Werden wir unglücklich sein, wenn sich die Dinge nicht so entwickeln, wie wir es geplant haben?
Vertrauen wir doch auf Gott. Er weiß, was uns not tut. Wir sind uns vielleicht nur bewußt, woran es uns mangelt. Sicher kennen die meisten von uns die folgende Zeile aus dem Gebet des Herrn: „Unser täglich Brot gib uns heute.“ Matth. 6:11. Gott gibt uns alles, was wir benötigen, um geistig genährt und zufrieden — und glücklich — zu sein. Mrs. Eddy sagt: „Freude erhält sich selbst; Rechtschaffenheit und Gesegnetsein sind eins; Leiden ist selbstauferlegt, und das Gute ist Herr des Bösen.“ Verm., S. 209.
Es ist daher unbedingt wichtig, die Unwirklichkeit des Bösen oder des Leidens jeder Art zu verstehen. Ganz gleich, wie sehr wir glauben, wir hätten durch eine Person oder einen Umstand Schaden erlitten; ganz gleich, wie sehr uns etwas bedrückt, wir haben die Fähigkeit, glücklich und freudig zu sein. Nicht der Umstand ist ausschlaggebend, sondern allein die Art und Weise, wie wir ihn betrachten. Und wenn wir den irrigen Umstand von einer geistigen Warte aus verstehen, sehen wir, daß er unwirklich ist, uns keinen Schaden zufügen, uns weder begrenzen noch das von uns nehmen kann, was uns rechtmäßig und tatsächlich gehört.
Dies wurde mir bewiesen, als ich eines Morgens in mein Büro kam und auf meinem Schreibtisch einen giftigen Brief vorfand. Ein anonymer Leser äußerte sich in bitterer Kritik über einen Artikel von mir, der veröffentlicht worden war. Da ich schon längere Zeit im Verlagswesen tätig bin, beeindruckte mich dieser Brief nicht; ich hielt jedoch inne und tat, was ich zuvor in ähnlichen Fällen getan hatte: Ich versuchte, die geistigen Wahrheiten zu erkennen, die diese spezielle Situtation beherrschten. Ich wußte, daß diese bissige, feige Art der Mitteilung nicht zum Menschen gehört. Gott teilt sich dem Menschen mit. Seine Mitteilung ist gut und intelligent, und in Wirklichkeit ist das die einzige Mitteilung, die stattfindet, wenn auch der äußere Augenschein dem widersprechen mag. Der Christus, Gottes Botschaft an die Menschheit — die einzige Botschaft, die wir aufrichtig in unseren Beziehungen zueinander widerspiegeln können —, ist immer gegenwärtig, um uns dies kundzutun.
Als ich jedoch den Brief zusammenknüllen und in den Papierkorb werfen wollte, blieb mein Blick auf dem Schriftbild haften. Wie ich darauf starrte, erkannte ich zu meiner Bestürzung die Handschrift einer meiner besten Freundinnen. Ich verglich die Schrift mit einigen Mustern, die ich zur Hand hatte, und ein tiefes Gefühl des Verrats und der Verwirrung überwältigte mich. Den Rest des Tages rang ich mental mit unbeantwortbaren Fragen. Dann erinnerte ich mich, wie ich zuerst auf den Brief reagiert hatte, bevor ich ihn mit jemandem, den ich kannte, in Verbindung gebracht hatte. In dem Augenblick, wo ich eine Person in die Situation einschaltete, waren alle guten geistigen Gedanken verflogen. Sobald ich mir dessen bewußt wurde, war mir klar, daß ich die ganze Angelegenheit wieder von der Person trennen mußte, um sie als das zu erkennen, was sie war — eine Lüge über Gott und den Menschen.
Wie kann uns eine Lüge unseres Glücks berauben? Wie kann Freude von etwas abhängen, was einfach nicht wahr ist? Gott teilte sich in diesem Brief nicht mit. Und niemand teilte sich mir darin mit. Dies war nicht die Tätigkeit des Christus. Es war nichts.
Als ich in meinen Gedanken Ordnung schuf, fühlte ich mich immer besser. Der ganze Ärger war sowieso umsonst gewesen, denn ich erfuhr später, daß ich mich in der Handschrift getäuscht und meine Freundin mit der Sache überhaupt nichts zu tun gehabt hatte. Aber zu jenem Zeitpunkt hätte es wirklich nichts mehr ausgemacht, denn ich hatte die Situation ja schon von einem geistigen Standpunkt aus beleuchtet und den scharfen Angriff unwirksam gemacht.
Es ist richtig und gut, glücklich zu sein. Und wenn unsere Freude auf der festen Grundlage geistigen Wachstums basiert, können wir alles überwinden, was diese Freude bedrohen würde. In dem Maße, wie wir erkennen, daß die Schöpfung notwendigerweise gut ist, und verstehen, daß Gott jeden von uns liebt, und wir wiederum uns gegenseitig lieben, werden wir in dieser starken Festung geistiger „Zugehörigkeit“ eine wahrhaft unbesiegbare Lebensfreude finden.