Haben Sie in letzter Zeit etwas Schönes gesehen?
Eigenschaften wie Schönheit, Wahrheit und Güte sind unsterblich, weil sie ihren Ursprung in Gott haben.
Lassen wir uns, wenn wir in die Lehren der Christlichen Wissenschaft tiefer eindringen, in unserem Eifer dazu verleiten, das Gute nur in absoluten Begriffen zu sehen? In den Psalmen lesen wir: „Das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist, es sollen jauchzen alle Bäume im Walde vor dem Herrn.“ Ps. 96:12, 13. Betrachten wir diese Aussage in ihrer geistigen Bedeutung, verstehen wir, daß das Gute in der Natur auf die Attribute Gottes hinweist, die die sogenannten Gesetze der Materie überschreiten. Leugneten wir das Gute im menschlichen Leben, würden wir Jesu Gebot, das er uns besonders nahelegte: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ Matth. 19:19., für nichtig erklären und die Folgerung im Johannesevangelium ignorieren: „Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gab ... “ Joh 3:16.
Wenn wir uns von dem Schönen, das uns umgibt, abwenden, verhalten wir uns etwa wie der Mann in der Badehose, der sich im Meer vergnügen möchte, aber vor jeder plätschernden Welle davonläuft, weil er sich fürchtet, seine Zehen naß werden zu lassen. Meinen wir z. B., wir könnten uns an der Lieblichkeit einer Blume nicht erfreuen, weil wir denken, sie würde unsere Aufmerksamkeit von geistigeren Ausblicken ablenken?
Wenn ein Christlicher Wissenschafter seinem Glauben gemäß lebt, sich im Gebet weiterhin mit den geistigen Tatsachen beschäftigt und dennoch auf liebevolle Weise an seiner Umwelt Anteil nimmt, kann er viel dazu beitragen, gewisse falsche Vorstellungen über die Anwendung der göttlichen Wissenschaft aus dem Weg zu räumen. Anstelle von Eiferern brauchen wir sanfte Jünger! Und wir sollten stets darauf achten, daß wir das Gute, das zum Ausdruck gebracht wird, nicht mit Füßen treten.
Einige Christliche Wissenschafter, die in einem Taxi unterwegs waren, hielten an, um einen wunderschönen Sonnenuntergang zu beobachten. Während sie alle laut das leuchtende Orange bewunderten, das sich vom Violet des Abendhimmels abhob, ertönte aus ihrer Mitte eine Stimme: „Denkt aber daran, es ist nicht wirklich!“ Der Taxifahrer schaute die Dame alarmiert an: „Meine Liebe“, sagte er, „das Fahrgeld müssen Sie trotzdem bezahlen!“
Natürlich sollten wir die Tatsache nicht aus den Augen verlieren, daß Gottes Universum und dessen wahrer Ausdruck geistig ist. Doch gleichzeitig können wir die Beweise der Schönheit dankbar akzeptieren und daran denken, daß all das Schöne, das sich in der Welt um uns her zeigt, die Verheißung der geistigen Wirklichkeit in sich trägt, deren Größe unendlich ist.
Diese Verheißung können wir im gleichen Sinne akzeptieren wie Mrs. Eddy, als sie sagte: „Für meinen Blick ist die Erde heute von geistigerer Schönheit, als sie den mehr erdgebundenen Augen Evas erschien.“ Vermischte Schriften, S. 86. Wenn die göttliche Liebe uns mit allem Guten versorgt, warum sollten wir dann zögern, die sanften grünen Hügel zu bewundern, ein imposantes Bergmassiv oder das Blau des Himmels, das sich von ihm abhebt?
Mrs. Eddy erweitert unsere Vorstellung mit folgenden Aussage: „Die Blumenapostel sind Schriftzeichen der Gottheit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 240. Wie herausfordernd und erleuchtend ist es doch, eine Blume als Apostel zu bezeichnen, d. h. als einen Boten, der ausgesandt wurde, eine Mission zu erfüllen, oder einen Abgesandten, der auserwählt wurde, das Evangelium zu verkünden! Von solchen Gedanken ausgehend, können wir es da versäumen, in allem Schönen und Guten Gottes Ausdruck zu sehen? Die Wunder der Natur mögen zwar Schriftzeichen sein, die das Wirkliche nachahmen, doch sie weisen auf das geistig Wahre hin, das unsere jetzigen Vorstellungen übertrifft.
Auch wählt Mrs. Eddy nicht immer „hübsche“ Dinge, um uns an die Herrlichkeit Gottes zu erinnern: „Die Polarregionen, die sonnigen Tropen, die riesenhaften Berge, die beschwingten Winde, die mächtigen Wogen, die grünenden Täler, die heiteren Blumen und die herrlichen Himmel — sie alle weisen auf Gemüt hin, auf die geistige Intelligenz, die sie widerspiegeln.“ Ebd.
Mit der Autorität, die die Wahrheit verleiht, können wir die drohende Katastrophe zurückweisen, die von einer schwarzen Wolkenbank oder einer tosenden Brandung angekündigt wird, weil Zerstörung nicht zur vollkommenen Schöpfung gehört. Selbst wenn düstere Unwetter den Himmel verdunkeln, ist es möglich, die Unwirklichkeit verheerender Kräfte zu erkennen und gerade dort eine Herrlichkeit und Schönheit wahrzunehmen, die vom falschen Bild einer materiellen Macht unberührt bleibt. Kann man sich inmitten einer stürmischen, vom Wind gepeitschten See etwas Schöneres vorstellen als Christus Jesus, der auf den Wogen wandelt, um seine verängstigten Freunde zu beruhigen?
Da die Pracht des Universums und seiner Natur auf das Gemüt, die göttliche Intelligenz, hindeutet, können wir beweisen, daß die Natur uns keinen Schaden zufügen kann. Auch brauchen wir uns nicht zu fürchten, einsam oder verlassen zu sein oder durch Sturm oder Überschwemmung Verluste zu erleiden. Sind wir uns der Gnade bewußt, die uns der Christus schenkt, werden wir sehen, wie sich die Nebel auflösen, und das Gute, die Schönheit und die Verheißung wahrnehmen, die bereits vorhanden sind. Kann eine solche Wertschätzung des Schönen und Guten eine heilende Wirkung haben?
Gewiß kann sie das, wenn wir erkennen, daß Gott, das göttliche Gemüt, der Ursprung aller Reinheit und Substanz ist. Lassen wir uns von der Natur inspirieren, fällt es uns leichter, materielle Suggestionen zurückzuweisen, die behaupten, wir könnten häßlich, unglücklich, krank oder verzagt sein.
Den Weg der Vergeistigung zu gehen bedeutet jedoch nicht, immer wieder in dasselbe grünende Tal zurückzukehren. Haben wir eine gewisse Stufe in unserem steten Fortschritt erreicht, ersetzen wir die bildlichen Symbole durch die reine geistige Wirklichkeit. Und darin ist eine eigene Schönheit enthalten — die Schönheit der zunehmenden Offenbarung. Vielleicht zeigt sich uns diese Schönheit anfangs nur in Augenblicken. Dann folgt größeres Wachstum und bleibendes Verständnis.
Bis es soweit ist, können wir Gott als den Ursprung und die Erfüllung des Guten erkennen, das in der Natur versinnbildlicht wird, in Harmonie mit den Blumen singen, uns an einem weiteren Meer, einem prachtvolleren Himmel, mächtigeren Bergen erfreuen und in unserem Bewußtsein das Gras noch grüner und den Himmel noch blauer malen.