Mindy Willis dachte sich gern etwas aus. Sie war in der dritten Klasse. Frau Brown, ihre Lehrerin, sagte, sie sei sehr einfallsreich. Mindy malte mit Vergnügen Bilder und töpferte gern. Doch am liebsten schrieb sie Geschichten und Gedichte.
Eines Tages kam eine Schriftstellerin in Mindys Klasse. Mindy hörte genau zu. Als die Schriftstellerin mit ihrer Ansprache fertig war, forderte sie die Klasse auf, Fragen zu stellen.
Mindy streckte die Hand hoch. „Wo bekommen Sie die Ideen für Ihre Geschichten her?“ fragte sie.
„Nun, von allem, was um mich her vor sich geht“, antwortete die Schriftstellerin.
Mindy war verwirrt. „Zum Beispiel hier in diesem Zimmer?“
Die Schriftstellerin lächelte. „Natürlich! Und auf dem Spielplatz und auf dem Nachhauseweg. Man kann über unendlich viele Dinge schreiben.“
Als Frau Brown für den freitag einen Ausflug zu Bollers Teich ankündigte, mußte Mindy darüber nachdenken, was die Schriftstellerin gesagt hatte. Am Teich würde sie sicherlich Dinge finden, über die sie schreiben könnte.
Doch am folgenden Tag hörte Mindy zufällig, wie einige Jungen in der Klasse über den Ausflug sprachen. „Um den Teich herum muß man sich ganz schön vor Schlangen in acht nehmen“, sagte einer.
“Und vor Spinnen“, meinte ein anderer. „In dem Schilf sind die größten Spinnen, die ich je gesehen habe.“
Mindys Freude über den Ausflug begann zu schwinden. Sie hatte schon immer vor Schlangen und Spinnen Angst gehabt. Am Freitagmorgen sagte sie zu ihrer Mutter, sie wolle nicht zur Schule gehen. Was für Spaß würde es denn machen, wenn man ständig auf Schlangen und Spinnen achtgeben mußte?
Ihre Mutter setzte sich neben sie und fragte: „Was hast du in der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule über Gottes Geschöpfe gelernt?“ Dann holte sie Mary Baker Eddys Buch Wissenschaft und Gesundheit. Sie öffnete es und las: „Alle Geschöpfe Gottes, die sich in der Harmonie der Wissenschaft bewegen, sind unschädlich, nützlich und unzerstörbar.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 514. Sie schaute Mindy an. „Und was steht über Gottes Geschöpfe in der Bibel?“
Mindy wußte die Antwort. „Nun, Gott gab dem Menschen Herrschaft über alles Getier. Und Er, sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.‘ “ 1. Mose 1:31.
„Wie steht es nun mit Schlangen und Spinnen?“
„Sie müssen auch gut sein, denn sie sind in Wirklichkeit geistige Ideen.“
„Das stimmt“, sagte ihre Mutter. „So wie wir Gottes Ideen sind, geistig und gut, sind auch Gottes Geschöpfe geistig und gut. Wenn wir das richtig verstehen, werden wir Herrschaft haben und uns nicht vor ihnen fürchten. Geh nun und freue dich an dem Ausflug.“
Als die Klasse auf dem Pfad um Bollers Teich herumging, dachte Mindy über Gottes Schöpfung nach. Sie beobachtete, wie eine große Wasserschlange wegschwamm und sich das Wasser wunderbar kräuselte wie am Bug eines Schiffes. Mindy hatte überhaupt keine Angst. Sie blieb stehen und schaute sich aus nächster Nähe ein vollkommen geformtes Spinnennetz an. Eine große gelb-grüne Spinne saß mitten im Netz. Frau Brown erklärte, wie wichtig jedes Insekt für das Leben des Teiches war.
Wieder zu Hause angekommen, erzählte Mindy ihrer Mutter von dem schönen Teich. „Und das beste ist“, sagte Mindy, „ich habe jetzt etwas, worüber ich schreiben kann.“ Sie rannte auf ihr Zimmer. Ein wenig später kam sie zurück und überreichte ihrer Mutter ein Gedicht.
Gott hält deine Hand und meine, denn wir sind Brüder.
Gott führt uns, dich und mich, Er ist unser aller Hüter.
Wir brauchen nichts zu fürchten — weder Ding, Geschöpf
noch Ort —,
unser Vater-Mutter Gott ist unser aller Hort.
Ihre Mutter umarmte sie fest. „Das ist wunderschön, Mindy! Ich glaube, du hast etwas Wichtigeres gelernt als nur etwas über Spinnen und Schlangen an Bollers Teich.“
Anmerkung für Eltern:
In vielen Gegenden der Vereinigten Staaten (wo sich diese Geschichte ereignete) sind Spinnen und Schlangen im allgemeinen harmlos. Es ist etwas ganz Normales, daß man Kinder darin bestärkt, der Natur ohne Angst zu begegnen; das ist ein Aspekt, der des Menschen gottgegebene Herrschaft beweist.
Christliche Wissenschafter erwarten von ihren Kindern — wie die meisten anderen Eltern auch —, daß sie einen gesunden Menschenverstand entwickeln, der sie vor Gefahren warnt. Es wäre weder gesunder Menschenverstand noch weise, noch in Übereinstimmung mit Christi Jesu Lehren, hielte man Kinder nicht dazu an, potentielle Gefahren zu meiden. Christus Jesus sagte: „Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen“ Matth. 4:7. — ein Ausspruch, an den man sich sinnvollerweise erinnern kann, sollten Kinder (oder Erwachsene) versuchen, sich größeren Gefahren in der Natur auszusetzen, als ihr demonstrierbares Verständnis es erlaubt. Wenn Eltern ihre Kinder warnen und ihnen gleichzeitig die ruhige Gewißheit geben, daß Gott, das Gute, immer die Herrschaft über Seine geistige Schöpfung hat, ist dies kein Widerspruch.
Mrs. Eddy rät: „Man sollte nicht im Sturm verweilen, wenn der Körper friert, noch sollte man in den verzehrenden Flammen zurückbleiben. Ehe man imstande ist, schlimme Folgen zu verhüten, sollte man den Anlaß dazu vermeiden. Wer sich entmutigen läßt, gleicht einem Schüler, der nur erst addieren gelernt hat und es dabei unternimmt, ein Problem der Geometrie zu lösen, und der die Regel für das Problem verneint, weil sein erster Versuch fehlgeschlagen ist.
Es gibt keine Heuchelei in der Wissenschaft. Das Prinzip ist gebieterisch. Du kannst seiner durch menschlichen Willen nicht spotten. Die Wissenschaft ist eine göttliche, nicht eine menschliche Forderung.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 329.
