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Die Normen sind es wert, eingehalten zu werden

Aus der September 1982-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ich erinnere mich noch an den Tag, als sei es gestern gewesen. Ich war zwölf oder dreizehn; und ich gebe zu, es war nicht die glücklichste Zeit meines Lebens. Ich wollte gern beliebt sein, aber ich kam mir immer so „fehl am Platz“ vor. Ich fand meine Kleider schrecklich; ich wußte nie recht, was ich sagen sollte, schon gar nicht zu Jungen; und ich war überzeugt, daß mich jeder für altmodisch hielt, Hin und wieder erinnerte mich meine Mutter daran, daß dies die glücklichsten Tage meines Lebens seien und ich sie genießen sollte. Ich dachte: „Wenn dies meine glücklichsten sind, möchte ich nicht wissen, was noch kommt.“

An einem solchen „glücklichen Tag“ hatte ich mein Turnzeug vergessen, und die Sportlehrerin bestand darauf, daß ich in meinem Schulkleid Softball spielte. Es war rosa und blau; eine Tatsache, die ich längst vergessen hätte, wenn Barbara nicht gewesen wäre. Als ich beim dritten Standmal um die Ecke lief, hörte ich sie von der Seite rufen: „Seht doch den rosa und blauen Elefanten!“ Das hatte mir gerade noch gefehlt! Da ich mir sowieso ziemlich plump und linkisch vorkam, traf mich ihre Bemerkung an einer empfindlichen Stelle,

„Was soll ich nun tun?“ fragte ich mich. „Ihr eins auf den Mund hauen?“ Nein. Ich tat so, als hätte ich nichts gehört, und lief einfach weiter. Dann stellte ich mir einige wichtige Fragen: Warum ging ich nicht zu ihr zurück und sagte ihr gehörig die Meinung? Das konnte ich nicht. Warum nicht? Ich hatte nicht gelernt, in dieser Weise auf kleine Gemeinheiten zu reagieren. Von früher Kindheit an war ich in die Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft gegangen, und dort hatte man mich immer wieder ermahnt, die andere Backe hinzuhalten, wenn jemand etwas Unfreundliches sagte oder tat. Christus Jesus forderte uns dazu auf S. Matth. 5:39., und die Christliche Wissenschaft lehrte mich, seine Lehren zu befolgen. Also hielt ich die andere Backe hin. (Sie war genauso rot wie die erste.)

Dann sah ich zu Barbara hinüber. Sie war von einer ganzen Schar Mädchen umgeben, die alle lachten. Ich hatte noch nie erlebt, daß Barbara auch einmal die andere Backe hinhielt. Sie wußte nicht, daß es richtig ist, das zu tun, weil es ihr nicht beigebracht worden war. Barbara führte ein ziemlich freies und ungezwungenes Leben. Obgleich auch sie erst zwölf oder dreizehn war, rauchte und trank sie und betätigte, sich sexuell. Sie tat alles, was sie nicht tun sollte. Barbara schien glücklich zu sein. Ich verglich ihr Leben mit meinem; und meins sah ziemlich langweilig aus.

Später begann ich, mich mit einigen schwierigen Fragen herumzuschlagen. „Warum gebe ich mir solche Mühe, das Richtige zu tun? Ist das wirklich so wichtig?“ In dem Alter, in dem ich damals war, scheint das oftmals nicht der Fall zu sein. Ich begann meinen Tag mit dem Lesen der Bibellektion, die im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft angegeben Barbara nicht. Meine Eltern sagten, ich könnte dadurch wertvolle Richtlinien und Einsichten gewinnen. Ich durfte nie die Sonntagsschule oder eine Mittwochabend-Zeugnisversammlung versäumen. Barbara hatte noch nie eine Kirche von innen gesehen. Meine Eltern meinten, die Lehren der Bibel seien so wichtig für unser Leben, daß wir alle Hilfe brauchten, die sich uns bot, um sie anwenden zu lernen. Tief in meinem Herzen glaubte ich das auch wirklich, und ich wußte, wie sehr mir diese Lehren halfen; aber Barbara und andere Mädchen wie sie schienen recht gut ohne irgendwelche religöse Lehren auszukommen.

„Welche Wahl habe ich also?“ fragte ich mich. „Soll ich meine religiösen Anschauungen aufgeben und eine ganz andere Lebenseinstellung wählen? Nein! Warum nicht? Weil meine Eltern mich vor die Tür setzen würden?“ Möglicherweise hätten sie das getan. Aber als ich es mir genau überlegte, wurde mir klar, daß die Wertvorstellungen, die ich als aktive junge Christliche Wissenschafterin gewonnen hatte, nicht mehr einfach die Normen meiner Kirche oder die meiner Eltern waren; ich hatte sie mir zu eigen gemacht. Zum erstenmal in meinem Leben wurde mir bewußt, daß sich fast jede Entscheidung, die ich im Laufe des Tages traf, auf das stützte, was ich durch das Studium der Christlichen Wissenschaft gelernt hatte.

Der feste Standpunkt, den unsere Kirche gegen den Genuß von Alkohol und Tabak einnimmt, schien mir sehr vernünftig. Wir hatten gelernt, daß Freude und Zufriedenheit in Gott zu finden sind und nicht in falschen, versklavenden Gelüsten. Und was Sex anbetraf, fand ich in Wissenschaft und Gesundheit eine Stelle, die mir sehr einleuchtete. Mrs. Eddy sagt: „Keuschheit ist der Zement der Kultur und des Fortschritts. Ohne sie gibt es keinen Bestand in der menschlichen Gesellschaft, und ohne sie kann man die Wissenschaft des Lebens nicht erlangen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 57. Der Wunsch, zu allen Menschen freundlich zu sein — auch zu denen, die es mir gegenüber nicht waren —, in allem Ehrlichkeit zum Ausdruck zu bringen und fleißig zu arbeiten, das alles schien zu der Disziplin zu gehören, die ich durch die Christliche Wissenschaft gewonnen hatte. Ich entdeckte, daß ich sie keineswegs aufgeben wollte, selbst wenn die „Barbaras“ um mich her anscheinend mehr Spaß hatten.

Ich glaube, ich erkannte, daß ich zum erstenmal in meinem Leben wirklich ein paar Entscheidungen traf und diese richtig waren. Intuitiv wußte ich, daß die Zeit kommen würde, wo diese Entscheidungen mehr bedeuten würden, als nur richtig zu handeln und keine Dummheiten zu begehen. Sie würden in meinem Leben Früchte tragen. Ich dachte an Josuas Worte in der Bibel: „... Wählt euch heute, wem ihr dienen wollt ...“ Jos. 24:15. Und es schien tatsächlich, als hätte ich an jenem Tag eine wichtige Wahl getroffen. Dann fiel mir eine weitere Erklärung aus Wissenschaft und Gesundheit ein: „Deine Entscheidungen werden dich beherrschen, welche Richtung sie auch immer nehmen mögen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 392. Als ich in meine Teenagerjahre kam, nahmen meine Entscheidungen — und mit ihnen mein ganzes Leben — eine eindeutige Richtung.

Du könntest an dieser Stelle eine wichtige Frage einwerfen: Warum ist die Christliche Wissenschaft so etwas Besonderes? Gibt es nicht andere Religionen, die auch hohe moralische Normen setzen? Natürlich gibt es sie. Einige befürworten teilweise oder völlige Enthaltsamkeit von Alkohol und Tabak. Doch nur wenige unterstützen ihre Mitglieder in dem Bestreben, überhaupt keine Drogen — z.B. Aspirin und Diätpillen sind schon so lange gesetzlich zugelassen, daß fast in der ganzen Welt der Gebrauch von Drogen in der einen oder anderen Form als wünschenswert akzeptiert wird. Wir stehen mit unserer Einstellung ziemlich allein.

Aber, so magst du einwenden, es gibt doch einige andere Kirchen, die völlige Enthaltsamkeit lehren. Wie unterscheiden wir uns von ihnen? Würde ein Teenager, der einer anderen Religion angehört und denselben Versuchungen ausgesetzt ist, seine Probleme auf die gleiche Weise lösen wie ein Christlicher Wissenschafter? Zwischen der Christlichen Wissenschaft und allen anderen Glaubensrichtungen besteht ein deutlicher Unterschied. Vielleicht hast du schon einmal gehört, was am Schluß der Sonntagsschule verlesen wird. Es ist Mrs. Eddys „wissenschaftliche Erklärung des Seins“ aus Wissenschaft und Gesundheit; die erste Zeile lautet: „Es ist kein Leben, keine Wahrheit, keine Intelligenz und keine Substanz in der Materie.“ Ebd., S. 468. Wenn Drogen, Drinks oder irgendwelche Kräuter keine Substanz besitzen, was haben sie dann zu bieten?

Die Christlichen Wissenschafter enthalten sich ja nicht dieser Mittel, weil sie ihnen verboten sind. Vielmehr lehrt Erfahrung die Wissenschafter, daß sie sich nicht auf irgendwelche künstliche Stimulanzien zu verlassen brauchen, um glücklich und gesund zu bleiben oder sich wohlzufühlen. Wir versuchen nicht, uns durch Drogen Erleichterung zu verschaffen, wenn wir Kopfschmerzen haben, und auch nicht, wenn sich Schwierigkeiten vor uns auftürmen. Wir suchen alle unsere Hilfe bei Gott, dem göttlichen Geist, und nicht in der Materie. Für uns ist die Materie — ob es sich nun um eine Pille, ein alkoholisches Getränk oder ein Kraut handelt — keine wirkliche Substanz. Welches Wohlgefühl, welche Hilfe oder Lösung die Materie auch anzubieten scheint, letzten Endes ist darauf kein Verlaß. Wer gelernt hat, sich für jeden Aspekt seines Wohlergehens an Gott zu wenden, verzichtet nicht auf alkoholische oder narkotische Hilfsmittel, weil das von ihm verlangt wird, sondern weil diese ganz einfach nicht das geben können, was wirklich notwendig ist — ein Verständnis von Gott. Man könnte die Analogie ziehen, daß es nicht sehr schwer ist, es zu unterlassen, Falschgeld zu stehlen.

Bis jetzt haben wir hier nichts darüber gesagt, welche Entscheidungen du treffen wirst. Wir haben nur davon gesprochen, daß ich an jenem Tag meine Entscheidungen getroffen habe und glaubte, sie würden den Rest meines Lebens stark beeinflussen. Vielleicht meinst du, Barbaras Wahl sei besser gewesen, weil sie mehr Spaß hatte. Meine erscheint dir vielleicht ein bißchen spießig.

Man kann mit Leichtigkeit behaupten, die eine Wahl sei besser; den Beweis dafür zu erbringen ist schon schwieriger. Ich stellte nämlich die gleichen Fragen, die du wohl jetzt beim Lesen hast: Sind die Normen der Christlichen Wissenschaft es wert, eingehalten zu werden? Oder versuche ich das nur einem anderen zuliebe?

Sie sind es wert! Überspringen wir die Zeit bis zu einem Klassentreffen zwanzig Jahre später. Die Normen sind mir gut zustatten gekommen. Ich war auf Schritt und Tritt Gottes Führung gefolgt und von einem College zum nächsten gegangen, von einer lohnenden Laufbahn zur anderen; ich hatte eine sehr gute Ehe und drei Kinder, die ihr Bestes taten, sich dieselben hohen Normen zu eigen zu machen, indem sie die Lehren der Christlichen Wissenschaft anwandten. Als das Treffen geplant wurde, baten mich die mit seiner Durchführung beauftragten Mitglieder, eine Ansprache vor der Klasse zu halten. Eins von ihnen erklärte: „Du warst die einzige, die immer wußte, worauf es ankam.“ Ich???? Ich hatte gewußt, worauf es ankam? Ich, der alte Spießbürger? Alles, was ich gewußt hatte, war das, wovon ich dir gerade erzählt habe; und dann erkannte ich, daß das alles war, was ich je brauchen würde.

Das Klassentreffen war ein Erfolg. Etwa in der Mitte meiner Ansprache fiel mir in einer der hinteren Reihen jemand auf. Es war Barbara, die für sich allein saß und keineswegs nüchtern war. Der Alkoholgenuß hatte sie arg mitgenommen. Ich erfuhr später, daß ihre Ehe gescheitert war und ihr Leben auch in anderer Hinsicht Mißerfolge aufwies. Ich hätte sie gern ermutigt, aber sie verschwand stillschweigend, noch bevor jemand sie ansprechen konnte.

Es ist nicht zu spät! Hörst du? Du magst jetzt von vielen Barbaras umgeben sein, die andere zum Gebrauch von Pot und „angel dust“ verlocken, die Klebstoff schnüffeln und mit gefährlichem Feuer aller Art spielen. Sicher nehmen viele von ihnen schließlich Vernunft an, auch wenn sie sich nicht der Christlichen Wissenschaft zuwenden. Aber warum erst herumexperimentieren? Du kannst dich ihnen anschließen und dir dabei durchaus die Finger verbrennen. Oder du kannst statt dessen den Weg zur geistigen Freiheit einschlagen. Du kannst mit der Menge gehen oder dem Christus folgen. Es ist dein Leben.

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