Als ich heranwuchs, lebten meine Mutter und ich in einem Armenviertel einer großen Stadt. Damals herrschte die Weltwirtschaftskrise, und wir hatten ein so geringes Einkommen, daß ein Collegestudium scheinbar finanziell unmöglich schien. Doch wir kannten die Bibelgeschichte von Elia und der Witwe, deren Ölkrug während einer Hungersnot nicht leer wurde. Wie wir in der Bibel lesen, versprach Gott der Witwe (1. Kön. 17:14): „Das Mehl im Topf soll nicht verzehrt werden, und dem Ölkrug soll nichts mangeln bis auf den Tag, an dem der Herr regnen lassen wird auf Erden.“ Meine Mutter und ich beteten oft, um die Wahrheit zu erkennen, daß Gott die einzige Quelle des Menschen ist, es schon immer gewesen ist und ihn mit allem Guten versorgt.
Unsere Ersparnisse reichten für ein Jahr an einer privaten Universität in unserer Nähe; und wir vertrauten darauf, daß wir zur rechten Zeit das notwendige Geld für die übrigen Studienjahre haben würden, wenn eine Collegeausbildung die größten geistigen Fortschritte brächte.
Da wir unerschütterlich auf Gott, die göttliche Liebe, vertrauten, konnte ich das College die nächsten sechs Jahre besuchen, in dieser Zeit zwei Grade erwerben und ein Jahr an einer Kunsthochschule studieren.
Christus Jesus sagt uns in seiner Bergpredigt (Matth. 5:5): „Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.“ Da wir keine finanzielle Unterstützung hatten, die wir hätten in Anspruch nehmen können, wandten wir uns um Stärke und Führung vorbehaltlos an Gott und nahmen uns täglich Zeit zum Studieren und Beten.
Kurz bevor ich auf das College ging, machte uns ein entfernter Verwandter auf einen Fonds aufmerksam. Das College, das ich besuchen sollte, hatte ein Stipendium zu vergeben, das sechs Monate lang nicht in Anspruch genommen worden war. Ich bewarb mich darum, es wurde mir gewährt und half in den nächsten drei Jahren die Kosten zu decken. Zu einem späteren Zeitpunkt zahlte ich diese Gelder mit Freuden zurück.
Auch andere Einkommensquellen taten sich während meines Studiums auf. Ich hatte alles, was ich brauchte, sogar das beste Material. Und obwohl ich viele Kurse belegt hatte, war es mir dennoch möglich, stundenweise zu arbeiten, auszugehen und an Collegeparties teilzunehmen.
Nach dem Abschluß meiner Ausbildung bewarb ich mich in einem großen Möbelgeschäft um eine Stellung; aber die Personalabteilung machte mir nicht viel Hoffnung. Gehorsam hörte ich auf Gottes Weisung und sprach am folgenden Tag erneut vor. Meine Beharrlichkeit wurde belohnt: Man stellte mich als Innenarchitektin ein, obwohl meine Ausbildung zum größten Teil im Bereich der schönen Künste gelegen hatte.
Die anderen Designer in diesem Geschäft waren Männer und schienen gegen eine Frau als Mitarbeiterin Vorbehalte zu haben. Ich betete, um dieses Vorurteil als unpersönlichen Irrtum zu erkennen, der keine Macht hatte, irgend jemanden zum Werkzeug oder Opfer zu machen. In Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy las ich (S. 571): „Bist du mit dem Panzer der Liebe angetan, so kann menschlicher Haß dich nicht erreichen.“ Die Heilung kam nicht schnell; es dauerte ein Jahr, bis meine Kollegen meine Stellung und meine Fähigkeiten anerkannten. Aber dann begannen sie, mich in die tiefsten Geheimnisse unserer Arbeit einzuweihen, und einer der besten Designer gab mir sogar Privatunterricht.
In späteren Jahren, als ich ein höheres Dienstalter erreicht hatte, entwarf ich Möbel und Einrichtungen, die nach Angaben von Kunden gebaut wurden, und fertigte Einzelheiten in natürlicher Größe an. Man hätte die Last der Verantwortung vielleicht für zu groß halten können, aber sie wurde dem Vater-Mutter Gott übertragen, und alle Schulung und aller Mut, die ich brauchte, wurden mir zuteil.
Vor nicht langer Zeit fühlte ich eines Tages jedesmal, wenn ich etwas Schweres aufhob, einen scharfen Schmerz in einer Fingerkuppe. Ich bat eine Ausüberin der Christlichen Wissenschaft, für mich zu beten.
Das Gebet wurde eine Zeitlang fortgesetzt, bis sich eines Tages ein kleiner roter Punkt an der Fingerspitze zeigte. Als ich instinktiv an dem Finger drückte, kam ein langer Glassplitter heraus. Es blieb keine wunde oder offene Stelle zurück, die geheilt werden mußte; der Finger schloß sich einfach. Unsere Führerin, Mrs. Eddy, sagt in Wissenschaft und Gesundheit auf Seite 402: „Die Christliche Wissenschaft ist stets der geschickteste Chirurg, aber die Chirurgie ist der Zweig ihres Heilverfahrens, der zuletzt anerkannt werden wird.“ Die chirurgische Wirksamkeit dieser wissenschaftlichen Heilmethode hatte das Stückchen Glas sauber und gewandt entfernt.
Vor ungefähr drei Jahren ging mein Mann plötzlich weiter. Als ich mich Gott zuwandte, konnte ich das Gefühl des Verlustes überwinden. Aber die Erfahrung erfüllte mich mit Furcht und beeindruckte mich sehr, so daß es mich einen Kampf kostete, meinen Frieden wiederzufinden.
Ein Artikel, der in einer der christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften erschien, half mir sehr. In ihm wurden traurige Gedanken, die nicht weichen wollen, mit Bildern verglichen, die auf eine Wand projiziert sind. Er erläuterte, daß wir nicht die Wand, sondern den Projektor entfernen müßten, um die Bilder auszulöschen.
Voreingenommenheit der Menschheit mit dem Tod, die in Zeitungen und Fernsehprogrammen zum Ausdruck kam, betrachtete ich nun als Bilder, als unwahre Bilder von einer sterblichen Daseinsvorstellung. Um diese falschen Bilder auszulöschen, wandte ich mich an Gott, mein einziges Gemüt. Als ich die Allmacht dieses einen Gemüts klarer verstand, konnte ich den Tod nicht länger als etwas Wirkliches akzeptieren, besonders dann nicht, wenn ich mir überlegte, auf welch wunderbare Weise Elia die Falschheit des Todes demonstrierte und wie einzigartig der Beweis war, den der Meister, Christus Jesus, davon erbrachte.
Wenn Gott gut ist, kann Er keinen Tod bringen. Ja, die Bibel bezeichnet den Tod als einen Feind, der überwunden werden muß. Das ewige Leben ist die Tatsache, und deshalb ist der Tod eine Illusion.
Als ich diese Wahrheit einsah, erkannte ich auch, daß das sterbliche Gemüt unwirklich und deshalb machtlos ist; es kann mich nicht mit verzerrten Bildern und düsteren Szenen beherrschen. Die beängstigenden Gedanken plagten mich nicht länger Tag und Nacht, und ich war geheilt.
Gott, das göttliche Gemüt, vermittelt nur Gedanken, die segnen und heilen und Seinem Ausdruck, dem Menschen, Freude und ewiges Leben bringen. Mein ganzes Leben hindurch ist mir die eine Tatsache ständig aufgefallen, daß Gott uns immer den Weg zeigt, den wir gehen sollen. Ein unendlicher Gott hat unendliche Möglichkeiten, Seine Kinder mit allem zu versorgen. Wenn wir danach streben, uns für das zu entscheiden, was moralisch und gut ist, und begreifen, daß unser Leben Ihn widerspiegelt, sind wir niemals arm, und weder Umwelt noch Finanzen können unsere Möglichkeiten des Guten einschränken.
Wofford Heights, Kalifornien, USA
