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Halte fest!

Aus der Juli 1983-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine Geschichte aus Indien über eine Rettung im Himalaya

Es war Ende Juni, zwei Tage bevor die kleine Mala und ihre Familienangehörigen den Erholungsort im Himalaya verlassen wollten, in dem sie einen Monat verbracht hatten. Als sie ankamen, hatte noch viel Schnee gelegen, und Mala hätte zu gern darin gespielt. Er war jedoch unter der sengenden Junisonne geschmolzen, und jetzt mußte man zu dem Fuß eines entfernten Berges wandern, um Schnee zu finden. Malas Mutter hatte ihr zu Beginn ihres Aufenthalts versprochen, daß sie ein Picknick im Schnee machen wollten. So mietete sie zwei Pferde, um ins Hochland zu reiten, wo es noch genug Schnee gab, in dem Mala spielen konnte.

Als alle Vorbereitungen für den Ritt getroffen waren, stürmte Mala mit ihrem Picknickkorb voller Kekse und einem Sandeimerchen, in dem sie Eis für ihren Vater und ihre Brüder sammeln wollte, nach draußen. Sie war begeistert, als sie auf dem Rasen zwei Pferde stehen sah, daneben deren Besitzer, die sie als Führer begleiten sollten. Das größere war das schönere Pferd — schwarzgrau, mit einem Stern auf der Stirn und einem langen, glänzenden Schweif.

„Wie heißt es?“ fragte Mala den Reiter.

„Es heißt Bulbul und ist ein sehr schnelles Pferd“, antwortete der Mann mit einem Lächeln. Mala bat ihre Mutter, auf Bulbul reiten zu dürfen, und ihre Mutter war damit einverstanden. Der Mann half Mala in Bulbuls Sattel und verkürzte sorgfältig die Steigbügel, damit Malas Füße darin Halt finden konnten. Ihrer Mutter half man auf das andere Pferd. Weder Mutter noch Tochter hatten Reitunterricht gehabt, doch sie konnten gut genug auf Pferden zurechtkommen. Sie waren schon öfter in den Bergen geritten. Ihre Führer sagten, daß sie auf eine Hochebene steigen würden; auf der entfernten Seite dieser Hochebene in Kaschmir, Indien, die Khilanmarg heißt, würden sie einen Berg finden, an dessen Fuß noch Schnee liege.

Der Ritt bergan durch den Kiefernwald machte viel Freude — die helle Sonne, die durch die Bäume blinzelte, die vielen buntgefiederten Vögel, die murmelnden Quellwasser und die rosa und blauen, weißen und gelben Blumen, die überall wuchsen. Bulbul und das andere Pferd wurden durch den steilen Ritt durstig. So machte man an einer Quelle halt, um die Pferde zu tränken. Der letzte Anstieg vor der Khilanmarg-Hochebene war so steil und felsig, daß die Führer die Zügel der beiden Pferde halten mußten, damit diese sicher gingen.

Bald hatten sie die Hochebene erreicht. Sie war wunderschön, so weit und groß. Es gab dort einige Zelte, in denen die Reisenden Rast machen konnten. Einen guten Kilometer entfernt war der Berg, an dessen Fuß noch Schnee lag. Wiederum hielten die Führer die Zügel der Pferde, um sie zwischen den großen Felsblöcken hindurchzuführen. Beim Schnee angelangt, stiegen Mala und ihre Mutter vom Pferd und liefen ein kleines Stück zu einem vereisten Bach hinab. Mala spielte im Eis und füllte ihr Eimerchen.

Es war herrlich dort; aber nach einer Weile sagte die Mutter zu Mala, daß sie in der Nähe der Zelte picknicken würden, da es in dieser Höhe jederzeit zu regnen anfangen könne. Bereitwillig ließ sich Mala wieder auf Bulbuls Rücken helfen. Dann aber, gerade als die Mutter ihr den Eimer mit Eis reichen wollte, erschien wie aus dem Nichts ein riesiger Mann auf einem sehr großen Pferd und griff nach dem Eimer mit dem Eis. „Gib ihn mir!“ befahl er grob. Dabei schlug er Bulbul — ein Zeichen, daß Bulbul ihm folgen sollte — und kehrte um.

Bevor die Mutter überhaupt begriff, was geschehen war, folgte Bulbul mit Mala auf dem Rücken dem großen Pferd! Wie der Wind jagten sie davon. „Mala ist nicht allein. Gott, Liebe, ist bei ihr“, rief die Mutter laut. Die beiden Führer ließen die Mutter stehen, liefen hinter Bulbul her und befahlen ihm, anzuhalten. Doch vergeblich. Während die Mutter, so schnell sie konnte, im Trab hinter allen herritt, hielt sie an der Wahrheit fest, daß der Mensch nicht allein ist, weil Gott allgegenwärtig ist. Im Stillen und hörbar wiederholte sie den einfachen Wahrheitsgedanken: „Gott ist bei ihr.“ Alles, was die Mutter jetzt noch von Mala sehen konnte, war ihr langes Haar, das mit einer blauen Schleife zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war. Die Mutter wußte, daß sie bei dieser Geschwindigkeit bald das Ende der Hochebene erreichen und den steilen Abstieg beginnen würden.

„Das göttliche Prinzip, das die Erde in ihrer Bahn hält, regiert auch Mala“, machte sich die Mutter klar. Bald war das Kind ihrer Sicht völlig entschwunden. Die Mutter hielt weiterhin an der Allheit der Liebe fest, und als sie das Ende der Hochebene erreichte, was sah sie dort? Gerade dort, wo der Pfad ins Tal begann, kam ein alter bärtiger Mann hinaufgestiegen. Bulbul war von der Hochebene auf den felsigen Pfad hinuntergaloppiert, als dieser alte Mann Bulbuls Zügel fassen und ihn anhalten konnte! In der einen Hand hielt er Bulbuls Zügel, und während er die andere Hand zum Himmel hob, sagte der alte Mann zur Mutter: „Gott hat Ihr Kind gerettet!“

Bulbul war außer Atem und glänzte vor Schweiß. Mala saß noch immer triumphierend im Sattel. „O Mutti, ich hatte kein bißchen Angst. Ich wußte, Gott hält mich. Mein Pferd ist über große Felsblöcke gesprungen, und ich bin nicht heruntergefallen. Dreimal bin ich mit den Füßen aus den Steigbügeln gerutscht, aber ich bekam sie immer wieder rein. Und jedesmal, wenn ich aus dem Sattel geworfen wurde, fiel ich wieder in ihn zurück. Ich wußte, Liebe hält mich.“ Mala hatte von zweieinhalb Jahren an die Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft besucht. Sie hatte gelernt, an der Allheit Gottes festzuhalten, ganz gleich, wo sie sich befand oder was geschah.

Die Verfasser der Bibel wußten, wie wichtig das ist. Einer von ihnen erklärte dankbaren Herzens: „Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.“ Ps. 139:7, 8. Mala hatte sich auch schon selbst von Schrammen und Erkältungen geheilt, indem sie über die „wissenschaftliche Erklärung des Seins“ in Wissenschaft und Gesundheit nachdachte. Mrs. Eddy sagt darin: „Geist ist Gott, und der Mensch ist Sein Bild und Gleichnis.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 468. Selbst der große Reiter, den die Besitzer der Erfrischungszelte inzwischen ergriffen hatten, war in seinem wahren Sein dieses Bild und Gleichnis. Die Mutter wußte, daß das göttliche Gemüt, das ihr Kind in Sicherheit gebracht hatte, auch den Dieb von allen sündigen Neigungen heilen konnte. In ihrer Dankbarkeit beschloß sie, ihn nicht bei der Polizei anzuzeigen, und sie veranlaßte später, daß man ihn gehen ließ.

Malas Vater und ihre zwei Brüder hatten beschlossen, die Ausflügler zu überraschen und ihnen entgegenzukommen. Mala und ihre Mutter waren erstaunt, sie den Pfad hinaufsteigen zu sehen. Bald hatten Malas Vater und ihre Brüder die ganze Geschichte gehört. Ihr Vater wollte gern noch den alten, bärtigen Mann kennenlernen, der seine Tochter gerettet hatte. Auch die Mutter wollte ihm nochmals danken und mit ihm sprechen, doch wie ein Bote Gottes hatte er seine beschützende Arbeit getan und war seines Weges gegangen. Den Eimer mit dem Eis in der einen Hand und in der anderen den Korb mit den Keksen, die darauf warteten, von allen verzehrt zu werden, trat Mala mit ihrer Familie den Rückweg an — den steilen, felsigen Pfad hinunter, durch die hohen Kiefern und bunten Wiesen, vorbei an murmelnden Bächen und singenden Vögeln.

Sie hatten mit eigenen Augen gesehen, wie das Böse seinen Halt verliert und verschwindet, wenn man an der steten Gegenwart Gottes festhält.

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