Christus Jesus sagte beim letzten Abendmahl: „Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster geben, daß er bei euch sei ewiglich.“ Und er versicherte weiter, daß dieser Tröster, der „Geist der Wahrheit“, uns lehren und uns an alles erinnern werde, was er selbst uns gesagt und gelehrt hatte. Siehe Joh. 14:16, 17, 26. Unter diesem Tröster verstehen die Christlichen Wissenschafter die göttliche Wissenschaft; Mary Baker Eddy erkannte sie, und dadurch, daß sie die Christliche Wissenschaft entdeckte, steht sie uns immer zum Studium zur Verfügung.
Wenn unser Denken von dieser Wissenschaft geführt wird, erheben wir uns zu unserer gottverliehenen Fähigkeit, zu verstehen und zu sehen, was als göttliche Wahrheit leuchtet. Das Anerkennen und Begreifen der ewigen Wahrheiten des schöpferischen, göttlichen Gemüts befreit uns von materiellen Vorstellungen und ihren Begleiterscheinungen. Solch geistiges Denken verleiht uns innere Freiheit von allem, was unvollkommen und Gott, dem Guten, unähnlich ist.
Geistiges Denken spielt sich aber nicht in einer Art seelischer Abkapselung ab. Vielmehr ist es eine bewußte, erwartungsvolle Gemeinschaft mit Gott und der göttlichen Wirklichkeit, die uns durch die Christliche Wissenschaft klar wird; es bezieht sich ausschließlich auf das, was mit Gott in Einklang steht. Das Denken muß auf das geistige Ziel und die göttliche Hilfe des Trösters gerichtet sein.
Der zweifelnden und egoistischen menschlichen Annahme nach hat der Mensch zwei Naturen — eine gute und eine böse. Aufgrund dieser Dualität tut oder erreicht der sterbliche Mensch nicht das Gute, das er möchte, sondern er wird stets irgendwie vom Bösen behindert oder irregeleitet und muß die Folgen tragen.
Die Christliche Wissenschaft zeigt jedoch, daß Gott vollkommen ist, die unendliche, alles umfassende Liebe, die in Seiner Idee, dem Menschen, nur das Gute hervorbringen kann. Gottes Gesetz ist Harmonie, und Er bringt Sein Wesen in Seiner Schöpfung, dem gesamten Universum, einschließlich des Menschen, zum Ausdruck. Akzeptieren wir diese Tatsache, dann erkennen wir, daß Gott, der göttliche Geist, in dessen Allgegenwart wir bestehen, unser Leben ist. Als Seine Widerspiegelung sind wir eins mit Ihm, als Ideen im ewigen Gemüt geborgen, wo uns „der Arge ... nicht antasten“ 1. Joh. 5:18. kann, wie die Bibel sagt. Aus diesem Grunde sollten wir das Böse nie akzeptieren, wenn es auch sehr wirklich oder mächtig erscheint. Im Bewußtsein der Allgegenwart Gottes löst sich das Böse in nichts, seinen natürlichen Zustand, auf.
Durch das Studium der Christlichen Wissenschaft erkennen wir, was Wahrheit ist, wie sie wirkt und wie wir sie besser verstehen können. Doch hört weder die Entfaltung geistiger Ideen jemals auf, noch gelangen wir in unserer Erkenntnis von der Wahrheit zu einem Ende, da sich das geistige Sein als unerschöpflich erweist. Wahrheitsgedanken sind nie überholt. Der Fortschritt, den wir in der Christlichen Wissenschaft erzielen, unterscheidet sich grundlegend von dem in den materiellen Naturwissenschaften. Die Unerschöpflichkeit gehört zu seinem Wesen. Geistige Erkenntnisse haben kein Ende. Alles geistige Sehen führt immer vorwärts. Von Gott aus betrachtet, ist alles verständlich, gut und göttlich natürlich, während es von einem materiellen Standpunkt aus ein Rätsel bleibt. Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, heißt es: „Durch die göttliche Wissenschaft vereinigt Geist, Gott, das Verständnis mit der ewigen Harmonie. Der ruhige und erhöhte Gedanke oder das geistige Erfassen hat Frieden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 506.
Durch das Verständnis unserer Beziehung zu Gott gelangen wir zu der unendlichen Bedeutung des göttlichen Ich bin, bei dem es nichts außer der alles umfassenden und alles durchflutenden göttlichen Liebe gibt. Gott ist die Ursache alles Geistigen und entfaltet den Menschen, Sein geliebtes Ebenbild, in höchster Vollendung. Eine solche Erkenntnis bringt Heilung, wie Christus Jesus bewies.
Durch das Studium und die Anwendung der Christlichen Wissenschaft wird uns jede Frage beantwortet. Diese Wissenschaft ist erhebend, interessant und führt zu sich neu entfaltenden Ausblicken auf die unerschöpfliche göttliche Liebe, die Allmacht und Allgegenwart. Sie führt zu vergeistigtem Denken und hilft uns, folgende Erklärung im Lehrbuch zu verstehen: „Gemüt, erhaben über allen seinen Gebilden und sie alle regierend, ist die zentrale Sonne seiner eigenen Ideen-systeme, ist das Leben und das Licht Seiner gesamten unermeßlichen Schöpfung, und der Mensch ist dem göttlichen Gemüt untertan.“ Ebd., S. 209.
Vor einiger Zeit wurde mir die Herrschaft des Gemüts bewiesen. Durch den gutgemeinten Plan der Familie, einander näher zu sein, wechselten wir alle unsere Wohnungen und zogen in dieselbe Gegend. Obwohl alles rasch und gut verlief, erwies sich dieser Entschluß jedoch nach kurzer Zeit als falsch. Zwei von uns mußten ihre Wohnungen wieder aufgeben, und da große Wohnungsnot herrschte, zog ich schließlich in ein kleines Dorf im Hochgebirge. Ich erkannte bald, daß dies nicht das richtige war. Die hohen Bergwände schienen mich in dem kleinen Tal zu erdrücken; die Menschen waren kaum ansprechbar, und im Winter, der fünf bis sechs Monate dauerte, lag der Schnee vor meiner Parterrewohnung vier Meter hoch.
Nach zwei durchstandenen Wintern wollte ich ohne Aufschub wieder fort und setzte mich mit den entsprechenden Stellen einer größeren Stadt in Verbindung, in die auch meine Schwester ziehen wollte. Ich erhielt überall abschlägigen Bescheid. Außerdem war kein Transportunternehmen bereit, meine Möbel dort oben im Gebirge abzuholen, da es nur eine Beiladung war. Ich fühlte mich gefangen; nirgends sah ich einen Ausweg.
Nachdem ich viel gebetet hatte, kam mir plötzlich der Gedanke: „Trenne die Seele vom Körper und wisse, daß deine Seele (geistiger Sinn) im göttlichen Gemüt geborgen ist, daß Gott dich als Seine geistige Idee liebt und sich in dir widerspiegelt.“ Dieser befreiende Gedanke ergriff mich derart, daß alle Furcht und Besorgnis verschwand. Ich wußte, daß mein Leben im göttlichen Gemüt geborgen ist.
Dann änderte sich plötzlich alles sehr schnell. Von einer Baugesellschaft in dem Ort, wo meine Schwester und ich wohnen wollten, wurde mir eine kleine Wohnung zugesagt. Ein mir bekannter Student fuhr meine Möbel mit einem Mietwagen dorthin und richtete mit Freunden sofort alles ein. In drei Tagen war alles erledigt. Meine Schwester, die auch die Christliche Wissenschaft studiert, fand zur gleichen Zeit eine Wohnung, und wir zogen am selben Tag um. Die Wohnungen sind sehr schön und günstig gelegen. Wir waren tief dankbar für diesen Beweis von Gottes Fürsorge. Von verschiedenen menschlichen Standpunkten aus gesehen, war diese schnelle Lösung unbegreiflich. Seither vergesse ich nie, mich täglich im göttlichen Gemüt geborgen zu fühlen.
Wer die menschlichen Befürchtungen aus dem Weg räumt und statt dessen die Allheit Gottes und seine eigene Vollkommenheit als Idee Gottes anerkennt, wird in zunehmendem Maße Freude an der gottverliehenen Fähigkeit geistigen Sehens erleben, die zur Erlösung führt.
In der Zeit des Alten Testaments war die Befestigung einer Stadt durch Mauern kein einfaches Unterfangen. Man mußte sich darauf verstehen, mit Ziegeln und Steinen Gräben, Basteien, Türme, Treppen und Tore zu bauen, wenn die Stadt vor Angreifern sicher sein sollte. Die Tore waren schwache Stellen. Eine Stadt, die oft von Feinden belagert wurde, hatte meistens nicht mehr als zwei Eingänge, obwohl man bei Ausgrabungen verschiedener Städte Salomos aber auch schon vier Tore freilegte. Und Nehemia erwähnte neun Tore Jerusalems. Durch solche Stadttore gelangte man in das Innere, und zwar befand sich ein Tor an der Außenseite und ein weiteres an der Innenseite der Mauer, wie z. B. in Mahanaim, wo David „zwischen den beiden Toren“ saß (2. Sam. 18:24).
