Als ich einmal spätabends allein nach Hause fuhr, fiel mir das Verhalten eines Fahrers hinter mir auf. Da es spät war, schien es mir unklug, wie geplant auf einem nahegelegenen Parkplatz anzuhalten, um aus einem Automaten Wasser zu kaufen. (In dem Ort, in dem ich damals wohnte, gab es in Automaten reines Trinkwasser, das sehr wenig kostete.) Während ich mir noch überlegte, was ich tun sollte, überholte mich das Fahrzeug und fuhr schnell davon. Überzeugt, daß mir niemand folgte, machte ich auf dem Parkplatz halt, wo der Wasserautomat stand. Als ich aus dem Auto ausstieg, fuhr ein kleiner roter Lieferwagen durch eine andere Einfahrt auf den Parkplatz; ein Mann stieg aus. Er kam auf mich zu und fragte mich nach dem Weg zu einem nahegelegenen Ort. Ich gab ihm die Auskunft und wandte mich dann ab, um meine Wasserflaschen zu füllen. In diesem Augenblick packte er mich von hinten und begann, mich zu seinem Lieferwagen zu zerren. Ohne nachzudenken, fing ich an zu schreien und versuchte, mich loszureißen. Als wir miteinander rangen und er gewalttätiger wurde, schien es, daß er mich bewußtlos schlagen würde. Plötzlich hörte ich auf zu schreien und dachte: „Wo ist Gott?“ Dann geschah etwas höchst Erstaunliches. Plötzlich ließ mich der Mann los und sah mich verwundert an. Fast augenblicklich rannte er zu seinem Lieferwagen. Als er einstieg, schaute er mit einem überraschten, unschuldigen Blick zurück und fuhr davon.
Ich lief zu meinem Auto und fuhr schnell zur nahegelegenen Polizeistation. (Ich bin mir jetzt sicher, daß ich sofort zur Polizeistation gefahren wäre, wenn ich gewußt hätte, daß mir noch jemand folgte.) Ich meldete den Vorfall, aber bevor man die Angaben niederschrieb, fragte mich eine Polizistin, ob ich ins Krankenhaus gehen wolle, da meine Lippe blutete. Ich zitterte auch am ganzen Körper; an meinen Armen hatte ich viele blaue Flecken, und am Hinterkopf fühlte es sich wie Striemen an. Ich lehnte dankend ab. Da ich eine Christliche Wissenschafterin bin, wußte ich, daß die beste Behandlung eines jeden Problems — sei es nun seelischer oder physischer Art — Wissenschaftliches Gebet ist, das auf dem Verständnis der Lehren Christi Jesu und der Demonstration der heilenden Macht Gottes beruht. Als ich heimfuhr, betete ich, um zu verstehen, daß derselbe Gott, der mich vor dem Angreifer gerettet hatte, stets gegenwärtig und fähig ist, mich immer zu beschützen, nicht nur wenn die Lage so schlimm erschien, daß ich glaubte, ihr nicht gewachsen zu sein. Ich hatte durch das Studium der Bibel und der Schriften Mrs. Eddys sowie durch das tägliche Anwenden der Wahrheiten, die mir dieses Studium eröffnete, gelernt, daß Gott alliebend, allmächtig und allgegenwärtig ist. Ich wußte auch, daß unsere Gebete erhört und unsere Bedürfnisse gestillt werden, wenn wir verständig beten.
Als ich zu Hause ankam, rief ich eine Ausüberin der Christlichen Wissenschaft an und bat sie um Hilfe. Nachdem ich ihr erzählt hatte, was geschehen war, dankten wir Gott für meine sofortige Befreiung aus der Gefahr. Dann fragte mich die Ausüberin, wo Gott während des Kampfes gewesen sei. Ich mußte antworten: „Genau dort“, weil dies der Tatsache entsprach. Die logische Schlußfolgerung auf meine Antwort war, daß dort, wo Gott ist, nichts Böses sein kann, das zu Verletzungen führt. Sie versicherte mir, daß sie für mich beten werde, und forderte mich auf, den Angreifer so zu sehen, wie Gott ihn sah. Als ich mich bemühte, diesen Mann geistig von dem Begriff „Angreifer“ zu trennen, erkannte ich, daß Gott ihn zu jener Zeit — ja selbst während er mich anzugreifen schien — in Wirklichkeit genauso geliebt und bewacht hatte wie mich. Gott kannte ihn nicht als einen gewalttätigen, verdorbenen Sterbliche. Also konnte auch ich ihn nicht als solchen sehen. Gott kennt den Menschen nur als Seine eigene unschuldige, reine Widerspiegelung. Dann erinnerte ich mich an den unschuldsvollen Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes, als er wegfuhr.
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