Im Vorwort des Lehrbuchs Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mary Baker Eddy: „Die Zeit für Denker ist gekommen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. vii. Und am Ende dieses Vorworts sagt sie, daß „sie diese Blätter den ehrlichen Suchern nach Wahrheit [übergibt]“ Ebd., S. xii..
Die Christliche Wissenschaft veranlaßt den Denker und den Sucher nach der Wahrheit, die Grundlage seines Denkens zu ändern, und zwar von der Materie zum Geist. Das Ziel dieser Wissenschaft ist, die ganze Menschheit von ihren Begrenzungen und Disharmonien, ihren Nöten und ihrem Leid zu erlösen, die durch falsches, materielles Denken verursacht werden.
Erlösung ist das Ziel. Ist die Heilung körperlicher Gebrechen von Bedeutung, um ein geistiges Ziel zu erreichen? Warum legen die Christlichen Wissenschafter so viel Nachdruck auf die Heilarbeit?
Die Heilarbeit in der Christlichen Wissenschaft schließt das Heilen von Krankheit ein, ist aber nicht darauf beschränkt. Die Anwendung der Christlichen Wissenschaft hat auf alle Einzelheiten unseres Lebens eine heilende Wirkung.
Gott ist allmächtig. Geistige Gedanken haben auf das menschliche Leben einen starken Einfluß. Der falsche Augenschein der materiellen Sinne verschwindet unter dem Einfluß von Gedanken, die mit der göttlichen Wahrheit übereinstimmen.
Der wirkliche Mensch ist der Ausdruck des göttlichen Gemüts. Die Erkenntnis der Einheit, die zwischen Gott und dem Menschen besteht, kommt durch die Christus-Idee. Christus, Wahrheit, ist der heilende Faktor. Die Offenbarung des Christus führt zu besserer Gesundheit, besserer Umgebung, harmonischeren Beziehungen und zur Entfaltung unserer individuellen Fähigkeiten. Ferner wirkt sie sich auf das kollektive Denken und die Geschehnisse in der Welt aus.
Die Heilarbeit Christi Jesu zog Menschenmengen zu seinen Lehren und führte zur Gründung des Christentums. Das heilende Element des Christentums schien früh in der christlichen Geschichte verlorengegangen zu sein, obwohl es niemals völlig verschwand. Durch die Jahrhunderte haben hingebungsvolle Christen den Funken des christlichen Heilens lebendig erhalten.
Die Christliche Wissenschaft hat dieses bedeutsame Element des christlichen Heilens wiedereingeführt. Durch Mrs. Eddys wunderbare Heilungen wurden viele Denker jener Zeit von ihren Lehren angezogen. Und heute stellen die Menschen fest, daß die Anwendung dieser Lehren zur Heilung führt.
Die Christliche Wissenschaft beruht auf der Anerkennung des vollkommenen, geistigen Seins: eines vollkommenen Schöpfers und Seiner vollkommenen Schöpfung. Aber die Christliche Wissenschaft ignoriert nicht die vielen Schritte, die zur Vollkommenheit führen. Heilung, einschließlich des Heilens von Krankheit, ist solch ein Schritt. Sie beweist das Wirken des göttlichen Prinzips, Liebe, dessen Zweck und Ziel es ist, immer Harmonie herbeizuführen.
Genauso wie Heilung ein Schritt zur Demonstration der geistigen Vollkommenheit darstellt, ist in vielen Fällen christlich-wissenschaftliches Pflegen, bei dem die christliche Norm aufrechterhalten wird, sich wegen Heilung völlig auf geistige Mittel zu verlassen, eine notwendige Vorbereitung auf die Heilung. Pflegen bedeutet, dem Patienten sowohl mit Kraft und Trost beizustehen als auch die praktische Hilfe zu geben, die die Heilung begleitet.
Wir ignorieren den Körper nicht. Es ist metaphysisch richtig, wenn man sagt, daß das göttliche Gemüt den Körper regiert. Das bedeutet aber nicht, daß Gemüt sich der Materie bewußt ist. Es bedeutet, daß Gottes Gesetz der Harmonie dort bewiesen werden kann, wo ein physischer Körper zu sein scheint. Im Gebet des Herrn finden wir folgende Erklärung: „... Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.“ Luk. 11:2. Der Wille Gottes, der Seiner gesamten Schöpfung Gutes bringt, wird erkannt, wenn unsere Gedanken im Himmel weilen, mit dem göttlichen Gemüt übereinstimmen. Dann wird Seine Güte, die Harmonie des Seins, auch in unserer gegenwärtigen Auffassung von unserem Körper sichtbar.
In derselben Weise ignorieren wir auch nicht unsere Umgebung. Vielmehr erheben wir unser Denken zu der geistigen Wirklichkeit, um den falschen Augenschein zu berichtigen, so daß Gottes Harmonie, Güte, Schönheit und Liebe immer mehr in unserem täglichen Leben zutage treten.
Je mehr wir uns des geistigen Wesens der Schöpfung bewußt werden, um so weniger werden wir von der bloßen Menge der Gegenstände und technischen Vorrichtungen in unserem täglichen Leben abhängig. Das bedeutet aber nicht, daß wir gegenüber den Dingen, die uns umgeben, gleichgültig werden. Wir schätzen sie vielmehr als Symbole der Nützlichkeit und Schönheit.
In der Christlichen Wissenschaft steht körperliches Heilen nicht an erster Stelle; es ist aber der erste der zu unternehmenden Schritte. Mrs. Eddy macht dies in Wissenschaft und Gesundheit sehr klar; sie schreibt, nachdem sie gezeigt hat, daß die Wissenschaft das dauernde Erscheinen der heilenden Macht der Wahrheit ist: „... aber die Mission der Christlichen Wissenschaft ist heute, wie zur Zeit ihrer früheren Demonstration, nicht in erster Linie eine Mission physischen Heilens.“ Und sie fährt fort: „Jetzt, wie damals, werden durch das metaphysische Heilen physischer Krankheit Zeichen und Wunder gewirkt; aber diese Zeichen geschehen nur, um den göttlichen Ursprung dieses Heilens zu demonstrieren — um die Wirklichkeit der höheren Mission der Christus-Kraft, die Sünde der Welt hinwegzunehmen, zu bekunden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 150.
Ist es nicht bei diesem großen Werk der Erlösung von Sünde offensichtlich natürlich, mit der Heilarbeit zu beginnen? Heilen durch geistig wissenschaftliche Mittel demonstriert das göttliche Prinzip der Harmonie. Solches Heilen ist als Beweis dafür erforderlich, daß wir auf dem richtigen Weg sind.
In unserem Bemühen zu heilen muß jedoch das Ziel, die Wahrheit des Seins zu beweisen und unsere Beziehung zu Gott zu finden, in unserem Denken an erster Stelle stehen. Die Heilung als solche ist ein mitfolgendes Zeichen. Jesus sagte: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.“ Matth. 6:33.
Wir sind dankbar für die Christliche Wissenschaft, die uns die wissenschaftliche Erklärung der Wahrheit bringt. Wir sind dankbar, bessere Gesundheit und größere Harmonie in unserem Leben beweisen zu können. Wir wissen jedoch, daß die Erlösung der ganzen Menschheit das endgültige Ziel des Christus ist.
Wir beginnen, von dem Punkt auszugehen, wo wir uns jetzt befinden. Doch wir sollten den Weg nicht mit dem Ziel verwechseln.
Die geistige Schöpfung besteht auf dem Standpunkt der Vollkommenheit. Schritt für Schritt nähren wir uns der Demonstration ewiger Vollkommenheit.
Gleichermaßen besteht die Mathematik auf dem Standpunkt der Vollkommenheit. Das Resultat unserer Anwendung hängt jedoch immer von unserem Verständnis ihres Prinzips und ihrer Regeln ab. Wenn wir das Prinzip und die Gesetze bei der Lösung mathematischer Aufgaben nicht beachten, schleichen sich Fehler ein. Aber diese Fehler haben nichts mit der Mathematik zu tun.
Wenn wir das göttliche Prinzip und seine geistigen Gesetze mißachten, sind Fehler und Disharmonie die Folge, doch diese gehören nicht zur Wahrheit des Seins.
Wissenschaft und Gesundheit erklärt das Wort „Erlösung“ oder „Heil“ folgendermaßen: „Leben, Wahrheit und Liebe als über allem erhaben verstanden und demonstriert; Sünde, Krankheit und Tod zerstört.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 593.
Wenn wir treu den Weg der Heilarbeit gehen, den Christus Jesus uns gezeigt und Mrs. Eddy uns wissenschaftlich erklärt hat, nähern wir uns dem geistigen Ziel der endgültigen, vollständigen Erlösung.
