Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Liebe, nicht der Haß der Welt, ist Macht

[Urtext in deutscher Sprache]

Aus der Juni 1984-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im Johannesevangelium lesen wir, daß Christus Jesus in seinem Gebet für seine Nachfolger sagte: „Ich bitte nicht, daß du sie von der Welt nehmest, sondern daß du sie bewahrest vor dem Bösen.“ Joh. 17:15. Es ist eine erfreuliche Tatsache, daß selbst inmitten scheinbar unüberwindlicher, von Haß überschäumender Wogen, die Unwirklichkeit und Wirkungslosigkeit des Hasses bewiesen werden kann.

Genügt es, einfach zu behaupten, daß Haß unwirklich ist? Ein generelles Verneinen kann ohne weiteres richtig sein. In manchen Fällen ist jedoch mehr erforderlich. Es mag Begriffe geben, über deren Bedeutung man sich Klarheit verschaffen und die man definieren muß, um mit ihnen fertig zu werden. Dies trifft vor allem dann zu, wenn eine einfache Verneinung des Irrtums nicht zur Zerstörung eines falschen Begriffes und seiner Wirkungen führt. Wenn wir einen spezifischen Irrtum definieren und ihn dann umkehren, um die Wahrheit zu erkennen, kann uns das helfen, die Wirklichkeit zu entdecken. Ein gründliches Forschen in der Bibel und in Mrs. Eddys Schriften sowie Demut zeigen uns, wie wir diese Umkehrung erzielen und Umwandlung erleben können.

In Wahrigs „Deutschem Wörterbuch“ wird „Haß“ u. a. als „feindliche Gesinnung“ und „heftige, leidenschaftliche Abneigung“ definiert. Diese Erklärung kann bei ehrlicher Prüfung unseres Denkens dazu beitragen, dem Entstehen des Hasses vorzubeugen. In Wissenschaft und Gesundheit weist Mrs. Eddy unmißverständlich darauf hin, wie wichtig es ist, den ersten Anfängen, des Irrtums zu wehren. Sie schreibt: „Die Christliche Wissenschaft gebietet dem Menschen, die Triebe zu meistern — Haß mit Freundlichkeit im Zaum zu halten, Sinnenlust durch Keuschheit, Rache durch Menschenliebe zu besiegen und Unehrlichkeit mit Ehrlichkeit zu überwinden. Ersticke diese Irrtümer in ihren ersten Anfängen, wenn du nicht ein Heer von Verschwörern gegen Gesundheit, Glück und Erfolg unterhalten willst.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 405. Wenn wir also eine „feindliche Gesinnung“ oder eine „Abneigung“ gegen irgend jemanden oder irgend etwas wahrnehmen und diese Empfindungen im Gebet zurückweisen, verhindern wir das Entstehen von Haß samt seinen Folgen.

Ein weiterer und wichtiger Bestandteil des wirkungsvollen Gebets führt zu immerwährender Harmonie. Es ist das Anerkennen der nie versagenden Liebe, die Gott selbst ist, und vor allem das Hinwenden zu ihr. Dadurch wird der Beweis erbracht, daß Haß nur eine irrige Auffassung ist, die entsteht, wenn die Allmacht der göttlichen Liebe nicht anerkannt und im Leben demonstriert wird.

Der von Gott geschaffene Mensch muß das zum Ausdruck bringen, was ihn bewegt und erfüllt: die göttliche Liebe, den Reichtum und die Schönheit der Seele, die Kraft des Geistes. Der wichtigste Aspekt unserer gebeterfüllten Arbeit ist, zu erkennen, daß der geistige Mensch unser wahres Wesen ist und daß dieser Mensch nicht von der göttlichen Liebe getrennt werden kann. Dieses Bestreben durchflutet unseren Alltag und unser gesamtes Wirken; es führt zur Vernichtung aller zerstörerischen Annahmen — von den ersten Anfängen der Abneigung bis zum aufgeblähten Haß. Je bereitwilliger wir unser ganzes Denken, Fühlen und Handeln auf die geistige Tatsache ausrichten, daß die göttliche Liebe allmächtig und allgegenwärtig ist, um so mehr sehen wir sie in unserer menschlichen Erfahrung bewiesen.

Was tun wir aber, wenn in einem unbewachten Augenblick der Nachlässigkeit die allgemein akzeptierte Ansicht, daß ein böses Ereignis unabwendbar sei, in unser Bewußtsein Einlaß gefunden hat? Die Nachrichtenmedien berichten häufig von Gewalttaten und Naturkatastrophen. Wenn wir uns in sicherer Entfernung befinden, sind wir eventuell nicht wachsam genug. Allzuoft mögen wir uns zu selbstsicher fühlen. Aber dieses Selbstvertrauen beruht häufig nur auf einem Gefühl der persönlichen Sicherheit. Ohne fundiertes geistiges Verständnis, das die Geborgenheit der ganzen geistigen Schöpfung anerkennt, gerät dieses selbstzufriedene Selbstvertrauen oft ins Wanken. Besonders problematische Ereignisse können dann zu einem Weckruf werden, das Denken zu vergeistigen. Wenn wir diesem Ruf folgen und von dem höheren Niveau des göttlichen Gesetzes aus denken und handeln, wird uns dies geistiges Wachstum, reichen Segen und Heilung bringen.

Ein Naturereignis wurde für mich zu einem solchen Weckruf. Ich möchte damit nicht sagen, daß ich bis zu diesem Zeitpunkt mental geschlafen hätte! Doch das Erlebnis zeigte mir, daß unsere geistige Wachsamkeit und unser Gebet für die Welt sehr ernsthafte und angemessene Reaktionen auf die Herausforderungen des Materialismus sein müssen.

Als wir 1981 unseren Urlaub an der Schwarzmeerküste verbrachten, kam plötzlich ein Wirbelsturm auf. Am Strand wurden große Sonnenschirme aus ihren Verankerungen gerissen und flogen durch die Luft. Der Sturm wirbelte so viel Sand auf, daß man nichts sehen konnte. Eine Luftmatratze, die in der Nähe vom Wind erfaßt wurde, traf mich am Kopf. Als ich mich erheben wollte, erhielt ich durch einen Sonnenschirm mit seinem metallenen Ständer einen solch gewaltigen Schlag quer über den Rücken, daß ich zu Boden geworfen wurde. Ich hatte große Schmerzen; und als meine Frau mir helfen wollte, konnte ich nur stammeln: „Bitte kein Mitleid, nur die Wahrheit vergegenwärtigen.“ Ich wies damit nicht das Mitgefühl meiner Frau zurück. Aber ich wollte den Bann brechen, in den uns die materiellen Sinne geschlagen hatten. Schließlich war es mir möglich, mich aus eigener Kraft zu erheben. Ich konnte den Oberkörper kaum bewegen und nur sehr langsam gehen.

Dies geschah eine Woche vor unserer Rückreise. Es war eine schmerzvolle Prozedur, zu Bett zu gehen, und meine Frau mußte mir dabei helfen. Aufstehen konnte ich nur langsam, und anfangs dauerte es fast eine Stunde.

Wir gingen trotzdem jeden Tag im Schneckentempo zum Strand. Ich konnte nur sehr leise sprechen und war nicht in der Lage, das Gesicht zu einem Lachen zu verziehen.

Und nun kommt das Wunderbare und Schöne an dieser Erfahrung. Ich brauchte während dieser Zeit nicht nach heilenden Wahrheitsgedanken zu suchen — sie überfluteten mich. Vor allem erfüllten Lieder aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft fast pausenlos mein Bewußtsein mit Worten, Melodien und Ideen. Dazu gehörten Lieder, die wir sicher in den Gottesdiensten gesungen hatten, die ich aber nicht auswendig kannte oder nicht zu kennen glaubte. Mir war, als ob diese Schmerzen und alle Begleiterscheinungen nicht zu mir gehörten; sie wurden immer unwirklicher. Obwohl mancher es vertretbar gefunden hätte, Schmerztabletten einzunehmen, lehnte ich auch dies ab, da ich sehr wohl wußte, daß nur das absolute Vertrauen auf die heilende und befreiende Macht Gottes, der göttlichen Wahrheit, den endgültigen Sieg bringen konnte. Während dieser ganzen Zeit erfüllten mich Dankbarkeit und Fröhlichkeit. Da es mir aber äußerlich nicht möglich war, richtig zu lachen, konnte ich meiner Frau nur mit den Augen und einem schwachen Grinsen zulächeln.

Als ich über die Ursache von Naturkatastrophen wie verheerenden Stürmen nachdachte, drängte sich mir der Gedanke vom Haß der Welt auf. Damit wurde mir aber auch augenblicklich klar, was ich zu tun hatte. Mein Leitgedanke war, daß Liebe Prinzip und daher die kraftvolle und einzige Wirklichkeit ist. Wird diese Wirklichkeit verstanden und demonstriert, dann muß der sogenannte Haß der Welt vor ihr in sein eigenes Nichts versinken. Liebe und die Idee der Liebe und des Lebens können nicht vernichtet werden. Sie können keinen Naturkatastrophen zum Opfer fallen. „Seine [Gottes] Wahrheit ist Schirm und Schild“ Ps. 91:4. ist eine beweisbare Tatsache.

Blitzartig wurde ich mir der folgenden Stelle aus dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft zum ersten Male so richtig bewußt: „Die irrige Annahme wird von der Wahrheit zerstört. Ändere den Augenschein, und es verschwindet das, was dieser falschen Annahme bis dahin wirklich erschien, und das menschliche Bewußtsein steigt höher.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 297.

Ich sah meine Aufgabe nun darin, diesen falschen Augenschein vom Haß der Welt konsequent zurückzuweisen, welche Formen er auch annehmen mochte, und mein Bewußtsein mit Liebe, Wohlwollen und Toleranz zu erfüllen. Ich war überzeugt, daß das, was dieser falschen Annahme wirklich erschien, verschwinden würde. Das bedeutete in meinem Fall, daß die Folgen des Sturms ausgelöscht würden.

Gegen Ende unseres Urlaubs — also innerhalb einer Woche — war ich in der Lage, die Rückreise anzutreten. Unsere Koffer konnte ich nicht tragen, aber auch dieses Problem wurde harmonisch gelöst. Wenn wir niemanden fanden, der uns helfen konnte, entwickelte meine Frau ungeahnte Kräfte. Sie konnte die beiden schweren Koffer, von denen jeder zwanzig Kilogramm wog, und das Handgepäck bewältigen, obwohl sie selbst einige Zeit zuvor aufgrund eines Problems nicht in der Lage gewesen war, ihre eigene Aktentasche zu tragen. Die folgende Aussage aus dem Buch des Propheten Jesaja bewahrheitete sich: „... die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft.“ Jes. 40:31.

Zu Hause bemühte ich mich, konsequent von allem und allen die richtige Vorstellung zu hegen, alles — mich selbst, meine Umgebung, die ganze Welt — so zu sehen, wie Gott es wirklich geschaffen hat: rein, vollkommen, unzerstörbar, harmonisch.

In kurzer Zeit war ich wieder völlig einsatzfähig, konnte Sport treiben und schwere Arbeiten verrichten. Selten war mir eine Aufgabe so entschieden und eindeutig gestellt worden wie die: in meinem Denken den irrigen Bewußtseinszustand zu zerstören, der sich als Haß der Welt bezeichnet.

Es ist wichtig und der Mühe wert, Irrtümer, die zu kumuliertem Haß führen könnten, in ihren ersten Anfängen zu zerstören. Würden wir z. B. auf der Straße vielleicht unsere Schritte verlangsamen oder beschleunigen, um einer bestimmten Person auszuweichen, gegen die wir eine Abneigung empfinden? Hat eine bekannte Persönlichkeit mit ihren Ansichten und Handlungen, die unserer Weltanschauung entgegengesetzt sind, möglicherweise Abneigung oder Feindseligkeit in uns wachgerufen? Haben wir vielleicht manchmal auf eine Ansicht, die jemand äußerte und die uns nicht genehm war, ärgerlich reagiert? Wenn wir lernen, nicht mehr in dieser negativen Art zu reagieren, heißt das nicht, daß wir allem zustimmen. Aber wir können die Worte eines Liedes von Mary Baker Eddy zur Grundlage unserer Gesinnung und unseres Handelns machen:

Eh' ihr zerbrecht das schwache Rohr
Mit Worten übereilt,
Fleht um den Geist, den der erkor,
Der uns geliebt, geheilt.
Sucht heil'ges Denken, himmelrein,
Um in der Liebe eins zu sein. Liederbuch, Nr. 30.

Selbst wenn jemand behaupten sollte, daß seine Abneigung gegen einen anderen nur minimal sei und nicht ins Gewicht falle, muß doch erkannt werden, daß jeder falsche und negative Gedanke auf der Seite des Irrtums im Weltdenken zu dessen Anhäufung beiträgt. Doch die betätigte göttliche Liebe und die daraus resultierende Gelassenheit können Berge des Mißverstehens und der Angst beseitigen und uns vom Haß befreien.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Juni 1984

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.