Während der Schulzeit und des Universitätsstudiums hat man manchmal das Gefühl, als bringe man sein ganzes Leben mit Prüfungen zu. Außer den Prüfungen in den verschiedensten Fächern nimmt man auch noch an Sport- oder Musikwettbewerben teil, legt die Führerscheinprüfung ab, läßt einen Einstellungstest für eine Teilzeitbeschäftigung und sogar Eignungstests in der Schule über sich ergehen.
Da kann man ordentlich gefordert werden! Während meines ersten Semesters an der Universität fiel ich in einem Fach durch. Im zweiten Semester fiel ich in einem anderen Fach durch. Das machte mir Sorgen. Um mir zu helfen, testete mich die Universität auf meine Intelligenz; man wollte damit feststellen, welche Zensuren ich erhalten müßte. Die Testergebnisse zeigten, daß ich bestenfalls mittelmäßige Zensuren erwarten könnte.
Ich war bestürzt. Aber ich hatte in der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule gelernt, daß ich solche Begrenzungen nicht als Wirklichkeit anzuerkennen brauchte. So dachte ich ernsthaft darüber nach, was es bedeutet, für meine schulischen Leistungen zu beten.
Ich lernte, daß Christus Jesus unser vollkommenes Vorbild ist. Er legte wahrscheinlich keine schriftlichen Prüfungen ab. Häufig wurde er aber auf andere Weise in jeder nur vorstellbaren Situation geprüft. Doch er wußte immer, was er sagen oder tun sollte, und zwar so, daß die Menschen gesegnet und geheilt wurden.
Als Jesus zwölf war und mit seinen Eltern Jerusalem besuchte, fanden sie ihn im Tempel, wo er sich mit den jüdischen Gelehrten unterhielt — „wie er ihnen zuhörte und sie fragte. Und alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich seines Verstandes und seiner Antworten.“ Luk. 2:46, 47.
Wenn du meinst, du müßtest mehr Intelligenz ausdrücken, kann Gebet dir helfen. Selbst wenn du die Schule seit eh und je nicht leiden konntest und bei Prüfungen immer schlecht abgeschnitten hast, kann sich das ändern. Dadurch, daß du dir deine geistige Natur und deine Einheit mit Gott vergegenwärtigst, kannst du die Gewißheit gewinnen, daß du klar denken kannst. Das ist wahr, ob du dich nun mit Shakespeares „Hamlet“ auseinandersetzen mußt, neue Erkenntnisse aus einem chemischen Versuch gewinnen oder eine Prüfung in Buchführung absolvieren sollst.
Natürlich besteht Gebet nicht darin, daß du Gott bittest, dir bei einer ungewöhnlichen Tat zu helfen, damit du einen bestimmten Test oder Kurs überstehst. Du betest vielmehr, um dir der Tatsache bewußt zu werden, daß Gott immer Seine göttliche Intelligenz durch Seine Schöpfung, den Menschen, zum Ausdruck bringt. Diese göttliche Intelligenz durchdringt dein Leben. Du kannst sie in jedem Lebensbereich demonstrieren — in der Schule, im Beruf, in zwischenmenschlichen Beziehungen.
Als ich mir zum erstenmal eingestand, daß ich in der Schule besser werden mußte, hatte ich nicht das Gefühl, Gottes vollkommene, intelligente Idee zu sein. Aber ich hatte in der Sonntagsschule gelernt, daß Gebet damit beginnt, daß man sich ruhig an Gott wendet und einfach lauscht. Ferner hatte ich gelernt, daß es immer, wenn wir um Heilung beten, spezifische Wahrheiten gibt, die klarer erkannt werden müssen, und spezifische Irrtümer, die zurückgewiesen und aus dem Denken hinausgeworfen werden müssen.
Wenn wir über unsere Fähigkeiten beten, ist es hilfreich, von der Tatsache auszugehen, daß Gott wirklich göttliches Gemüt ist, unendliche Intelligenz. Mir half das, etwas von der Gegenwart, Macht und Allheit der göttlichen Intelligenz zu spüren. Es kann auch hilfreich sein, die allgemeine Auffassung zurückzuweisen, daß Intelligenz materiell, das Ergebnis elektrochemischer Prozesse der Gehirnzellen sei. Da Intelligenz aber eine Eigenschaft Gottes ist, ist sie völlig geistig und kann deshalb nicht begrenzt sein.
Die Intelligenz des Menschen kommt von Gott, und zwar durch Widerspiegelung. Wir können dies jederzeit, bei jeder Beschäftigung wissen. Intelligenz weist auf die Gegenwart Gottes hin, und Gott hat die unbeschränkte Fähigkeit, sich auszudrücken.
Wir tun gut daran, die falsche Annahme zu leugnen, daß der Mensch materiell und begrenzt sei. Der Mensch ist nicht von Gott getrennt, er müht sich nicht vergeblich ab, um sich durch das Leben hindurchzuwursteln. Denn in Wirklichkeit sind wir der vollkommene von Gott erschaffene Mensch; wir können niemals begrenzt oder furchtsam sein; wir können nie von dieser vollkommenen, unendlichen Intelligenz, Gott, abgeschnitten sein.
Wenn wir Stellen über Intelligenz, Gemüt oder Bewußtsein in der Bibel und in Mrs. Eddys Schriften studieren, kann uns das helfen, die Macht dieser Wahrheiten stärker zu spüren. Nehmen wir z.B. Mrs. Eddys Erklärung „Das göttliche Verständnis herrscht, ist alles, und es gibt kein anderes Bewußtsein.“ Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 536. Durch beharrliches Gebet bekommen die Wahrheiten über Gemüt, Intelligenz und den Menschen im Denken Vorrang und zeigen sich nach außen in unseren Tätigkeiten. Werden begrenzte Auffassungen aus dem Denken ausgelöscht, dann schwinden sie auch aus unserer Erfahrung.
Als ich mir eingestand, daß meine Leistungen besser werden mußten, fing ich an zu beten, um die wahre Natur des göttlichen Gemüts — und den Menschen als Idee des Gemüts — zu verstehen, auszudrücken und wirklich zu fühlen. Jeden Tag erkannte ich an, daß ich in Wirklichkeit Gottes vollkommene, intelligente Idee bin. Ich studierte auch regelmäßiger die Bibellektionen im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft; und dies half mir, mir die geistigen Tatsachen klarer vor Augen zu halten.
Meine Noten wurden besser. Ich fiel nie wieder in einem Fach durch. In den darauffolgenden Jahren wurden etliche Male meine Arbeiten sehr hoch beurteilt, und später wurde ich als Jungakademiker an einer anderen Universität zu einem weiterführenden Studium aufgenommen, erhielt ausgezeichnete Zensuren und erwarb einen weiteren akademischen Grad.
Ich lernte noch etwas: Gott ist zu allen Zeiten mein Gemüt, nicht nur, wenn ich studiere oder vor einer Prüfung stehe. Da ich das erkannt hatte, bereitete ich mich täglich besser auf den Unterricht vor und plante meine Arbeiten so, daß ich sie ordnungsgemäß und ohne Hast abschließen konnte. Es war nicht mehr so oft nötig, in letzter Minute für Prüfungen zu pauken. Ich konnte den täglichen Unterrichtsstunden zuversichtlicher entgegensehen. Schließlich bereitete mir das Lernen richtig Freude, so daß das Studium für mich angenehmer wurde und sich mehr lohnte.
Zur Prüfungszeit — ja jederzeit — können wir beweisen, daß Gott göttliches Gemüt ist und daß wir die Intelligenz dieses vollkommenen, intelligenten Gemüts widerspiegeln. Daß wir Prüfungen bestehen, ist nur ein zusätzlicher Bonus!