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Am Abend vor meiner Abreise aus meinem Heimatort — ich...

Aus der April 1986-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Am Abend vor meiner Abreise aus meinem Heimatort — ich sollte meinen Dienst beim Außenministerium der Vereinigten Staaten antreten — schlug ich die Bibel auf; mein Blick fiel auf folgende Verse: „Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? ... Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“

Diese Worte aus dem hundertneununddreißigsten Psalm (Vers 7, 9 und 10) blieben während der langen und segensreichen Laufbahn für mich ein Leitstern — sie gaben mir die Gewißheit, daß Gott immer gegenwärtig ist. Dank der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) wurde meine Laufbahn, in der ich ständig mit neuen Aufgaben betraut und von einer Hauptstadt der Welt zur anderen versetzt wurde, für mich zu einer geistigen Reise. Sie führte mich von der äußeren Annehmlichkeit, im Auswärtigen Dienst Beamtin zu sein, die zufälligerweise Christliche Wissenschafterin ist, zu der harten, aber weitaus lohnenderen Aufgabe, Christliche Wissenschafterin zu sein, die zufälligerweise im Auswärtigen Dienst tätig war. In dem gleichen Maße, wie ich der Christlichen Wissenschaft in meinem Leben den Vorrang einräumte, ging es in jedem Bereich meiner Laufbahn voran.

Mit Ausnahme von zwei Ländern gab es überall, wohin ich versetzt wurde, entweder eine Zweigkirche Christi, Wissenschafter, oder eine Christlich-Wissenschaftliche Vereinigung. Dadurch, daß ich der einen oder anderen zu Beginn jeder Versetzung beitrat, war es mir möglich, mich sofort heimisch zu fühlen. Meine Mitgliedschaft half mir auch, einen geistigen Einblick in das jeweilige Land zu gewinnen — auf diese Weise lernte ich das Land, in dem ich arbeitete, besser kennen und schätzen. (Ich bin jenen Kirchen der Christlichen Wissenschaft sehr dankbar, die Gottesdienste in Englisch und in ihrer Landessprache abhalten. Ich weiß aus Erfahrung, welche enorme Hingabe und Mühe damit verbunden sind. Ich weiß aber auch, welchen geistigen Segen sie bringen.)

Zu Beginn meiner Laufbahn und kurz nach meiner Ankunft in einem Land, in dem es weder eine Zweigkirche noch eine Vereinigung gab, wurde unser Chargé d’affaires von der Regierung des Gastlandes darauf aufmerksam gemacht, daß an jenem Nachmittag vor der Botschaft eine Demonstration zu erwarten sei. Obwohl man mit einer friedlichen Demonstration rechnete, sandte der Geschäftsträger den größten Teil des Botschaftspersonals vorsorglich nach Hause. Nur der Geschäftsträger und ein Notdienst — zu dem ich gehörte — blieben im Gebäude.

Als wir plötzlich Schüsse und die immer lauter werdenden Stimmen einer wütenden Menschenmenge hörten wußten wir, daß dies keine geordnete, von der Regierung inszenierte Demonstration war. Extremisten hatten offensichtlich die Kontrolle an sich gerissen; und als die Menge die Botschaft erreichte, war sie völlig außer Kontrolle geraten. Aus allen Richtungen strömten Menschen in die Straßen, sie warfen Steine, schwangen Knüppel und Gewehre, stürzten ein Auto mit Diplomatennummernschild um und setzten es in Brand.

Vom Fenster aus warf ich einen kurzen Blick auf das endlose Meer der zu uns heraufschauenden brutalen, von Haß entstellten Gesichter. Vor Furcht war ich wie gelähmt. Ich suchte einen stärkenden geistigen Wahrheitsgedanken, doch vergebens. Mich überkam nur entsetzliche Angst.

In der Bibel lesen wir (Spr. 3:25, 26): „Fürchte dich nicht vor plötzlichem Schrecken...; denn der Herr ist deine Zuversicht; er behütet deinen Fuß, daß er nicht gefangen werde.“ Obwohl ich in jenem Augenblick zu sehr von Angst erfüllt war, um mir dessen so recht bewußt zu werden, hatte ich doch den Beweis, daß diese Erklärung wahr ist. Ich fühlte deutlich, daß ich in einen anderen Raum gehen sollte, wo ich allein war. In jenem Raum stand ein Schreibtisch, auf dem ein gelber Schreibblock lag. Ich wußte nicht genau, was ich als nächstes tun würde. Ich setzte mich, griff nach dem Block und begann zu schreiben. Nachdem ich drei Wörter geschrieben hatte, wurde mir plötzlich bewußt, daß es die Synonyme für Gott waren, die uns Mary Baker Eddy in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift gegeben hat (S. 587): „Prinzip; Gemüt; Seele; Geist; Leben; Wahrheit; Liebe.“ Als ich „Liebe“ geschrieben hatte, war der schreckliche, hypnotische Bann der Angst gebrochen.

Ich war nun in der Lage, die Synonyme noch einmal durchzugehen und jedes einzelne daraufhin zu durchdenken, was es für mich, meine Kollegen und das Geschehen auf der Straße bedeutete. Im Gebet erkannte ich an, daß jedes Synonym Gott, das Gute, die einzige Macht, die einzige Gegenwart, die einzige Tätigkeit darstellte und daß weder meine Kollegen, die Menschen auf der Straße noch ich uns außerhalb des göttlichen Universums befinden konnten.

Ich war mir der Gegenwart Gottes sehr bewußt, als ich in den Raum zurückkehrte, in dem der Geschäftsräger und meine Kollegen versammelt waren. Für den Rest des Nachmittags und bis in den Abend hinein konnte ich meinen Dienst gut verrichten. Die Angst befiel mich nicht wieder, obwohl es einige Male so schien, als ob es dem Mob gelänge, die Botschaftskanzlei zu stürmen. Schließlich wurde der Aufruhr vom Militär niedergeschlagen. Abends um halb zehn wurden wir aus dem Gebäude befreit. Später erfuhren wir, daß trotz der schweren Ausschreitungen, Schießereien und Gewalttätigkeiten nur eine Person getötet worden war.

Für mich stellte die Erfahrung einen Wendepunkt dar. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich weder an dem Land noch an meiner neuen Aufgabe viel Gefallen gefunden. Doch in den darauffolgenden spannungsgeladenen Tagen erkannte ich, daß ich es mir nicht erlauben konnte, irgendeine Person, irgendeine Gruppe oder irgendein Land gedanklich von dem auszuschließen, was ich als Gottes geistiges Universum erkannt hatte.

Während jener Zeit leitete mich Mrs. Eddys Definition von Ich oder Ego, wenn ich für harmonische auswärtige Beziehungen betete — ja, sie ist für mich richtungweisend geblieben. Dort heißt es u. a. (Wissenschaft und Gesundheit, S. 588): „Es gibt nur ein Ich oder Uns, nur ein göttliches Prinzip oder Gemüt, das alles Dasein regiert... Alle Dinge in Gottes Schöpfung spiegeln ein Gemüt wider, und alles, was dieses eine Gemüt nicht widerspiegelt, ist falsch und irrig, d. h. die Annahme, daß Leben, Substanz und Intelligenz beides seien, mental und materiell.“

Aufgrund meiner geänderten Einstellung fand ich innerhalb weniger Wochen unter den Einheimischen und in der diplomatischen Kolonie viele Freunde. Dadurch eröffneten sich mir völlig neue Wirkungskreise und Interessen. Als sich mir einige Monate später die Gelegenheit zu einer Versetzung bot, war ich über den Gedanken, daß ich das Land verlassen sollte, bestürzt! Ich blieb auf eigenen Wunsch und arbeitete dort glücklich bis zum Ende meiner regulären turnusmäßigen Dienstzeit.

Ich bin tief dankbar für die hingebungsvollen Christlichen Wissenschafter, die unsere Zweigkirchen und Vereinigungen in der ganzen Welt unterhalten. Mitgliedschaft in Der Mutterkirche und in einer Zweigkirche sowie Klassenunterricht in der Christlichen Wissenschaft von einem geliebten und inspirierten Lehrer gehören zu meinen größten Segnungen.


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