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Ein „Uns“

Aus der April 1986-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wenn wir uns an den Gedanken gewöhnen, daß ein unvollkommenes Ego, das wir „Ich“ nennen und das in der Materie lebt, eines Tages vollkommen werden wird, glauben wir an etwas anderes als an die Christliche Wissenschaft
Christian Science (kr’istjən s’aiəns). Das eine Ich oder Ego ist Gott; es ist bereits vollkommen. Christliche Erneuerung — unser Fortschritt in Geistigkeit und Gehorsam — hilft uns, die Wahrheit dieser metaphysischen Tatsache zu spüren, und weckt in uns den Wunsch, etwas über unsere eigentliche Individualität als Gottes Ebenbild oder geistige Widerspiegelung zu lernen, die bereits besteht.

Das sich selbst überlassene menschliche Denken schreckt vor der wissenschaftlichen Wahrheit zurück. Es klagt: „Aber im Augenblick bin ich doch ich! Es gibt Dinge, die ich mag und die ich nicht mag; ich habe einen Charakter, der mehr oder weniger gut oder schlecht ist — und ich habe ein Ego! Und ich bestehe darauf, daß jede gegenteilige Behauptung verdächtig oder unwahr ist.“ Aber die Christliche Wissenschaft beharrt still: Es gibt in Wirklichkeit nur ein Ich oder Ego, und das ist Gott — es gibt nicht Millionen von kleinen Egos in der Materie, die von Gott getrennt sind.

Die Christliche Wissenschaft lehrt natürlich nicht, daß wir alle in einem vagen geistigen Nebel aufgehen! Wir verlieren ganz gewiß niemals unsere individuelle Identität. Genau das Gegenteil ist der Fall. Dadurch, daß wir etwas über den einen Gott, das eine Ego, lernen, entdecken wir mehr und mehr von unserem wahren individuellen Sein. Christus Jesus, der sich Gott so nahe wußte, daß er sagte: „Ich und der Vater sind eins“  Joh. 10:30., brachte ein klar umrissenes und einzigartiges Menschentum zum Ausdruck, wie es noch keiner in der gesamten Geschichte der Menschheit getan hat.

Die meisten von uns haben schon einmal erlebt, wie befreiend das Anerkennen dieser geistigen Wahrheit wirkt. Wenn wir uns von einem unvollkommenen Selbst in der Materie abwenden, nehmen wir das große Gottes-Prinzip wahr, das alles Sein — ja auch unser Sein — zum Ausdruck bringt. Wir erkennen nicht nur mehr von unserem wahren Selbst, sondern wir schätzen auch die herrliche zusammengesetzte Idee, den Menschen, mehr und den unglaublichen Reichtum der Schöpfung Gottes. Wir geben uns und die gesamte Schöpfung sozusagen an Gott zurück — stützen uns vollkommen auf Ihn. Wir versuchen nicht mehr, das Unmögliche zu tun, nämlich uns selbst auf der Grundlage von einigen menschlichen Teilerkenntnissen zu lenken und zu leiten, sondern suchen die neue Erkenntnis von Gott und dem Menschen als Seinem Ebenbild. Das befreit unwahrscheinlich — und bringt Erfüllung.

Mary Baker Eddy, die sich selbst einmal als christliche Entdekkerin bezeichnete, Siehe Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes 302:21–23. beschrieb das, was sie über die Wissenschaft oder das wahre Sein erkannt hatte, folgendermaßen: „Es gibt nur ein Ich oder Uns, nur ein göttliches Prinzip oder Gemüt, das alles Dasein regiert; Mann und Frau, die in ihren individuellen Charakteren immerdar unverändert sind, ebenso wie die Zahlen, die sich niemals miteinander vermischen, obwohl sie von einem Prinzip regiert werden.“ Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 588.

Nachdem man erkannt hat, daß es nur ein Ich gibt, besteht der logische nächste Schritt darin, zu erkennen, daß es nur ein Uns gibt. Und auch das ist unerläßlich.

Glauben wir z. B, daß wir uns sehr darum bemühen, den falschen Sinn von einem Ich in der Materie aufzugeben, daß aber die anderen dort drüben ganz bestimmt nicht hart genug daran arbeiten? Diese Einstellung mag darauf hinweisen, daß wir größere metaphysische Reife erlangen müssen. Es gibt keine „anderen dort drüben“, die Sterbliche sind und auf Gottes vollkommene Schöpfung — Sie und mich — einwirken oder sie verdecken können! Wenn sich unser Denken mit anderen lästigen Sterblichen beschäftigt, dann sehen wir tatsächlich nur die Traumvorführungen, die das sterbliche Gemüt vom materiellen Dasein gibt und dem es unharmonische Identitäten zuschiebt.

Weigern wir uns, den Traum zu träumen, so erfahren wir nicht nur mehr über unsere eigene wahre Individualität, sondern auch über den Menschen, wie er wirklich ist — von Gott zum Ausdruck gebracht. Wir können es uns leisten, niemanden und nichts von Gott getrennt zu haben — weder ein anderes Ich noch ein anderes Uns. Mrs. Eddy erklärt dazu: „Das schöpferische, Uns‘ hat alles gemacht, und Gemüt war der Schöpfer.“ Vermischte Schriften, S. 57.

Wie diese metaphysische Vorstellung doch unsere Auffassung von allen menschlichen Beziehungen verändert! Sie beseitigt Schritt für Schritt die „Wir-und-sie-Mentalität“, die so viel Herzeleid und Mißverständnis verursacht, so viel Verrat oder Disharmonie. Wir werden uns bewußt, daß wir nicht den Fehler zu machen und zu glauben brauchen, es habe jemals mehr als ein Uns gegeben. Es gibt nicht eine Menge einzelner Egos, die als wir zusammengefaßt werden können. Es gibt nur ein Uns, und das ist Gott. Mrs. Eddy versichert jedoch: „Der eine Geist schließt alle Identitäten in sich.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 333.

Bedeutet dies nicht, daß wir, wissenschaftlich gesehen, keine Sammlung von Egos oder Selbst haben können, die in „zwei Lager“ gespalten sind, noch die Feindschaft, die sich aus solchen Auffassungen ergibt? Der Eindruck widerstreitender Interessen muß als das gesehen werden, was er ist: eine Illusion, von der wir durch geistiges Verständnis und die Kenntnis der göttlichen Wissenschaft frei werden. Mrs. Eddy schreibt: „Wahrhaft tapfer ist, wer es heute wagt, den Augenschein der materiellen Sinne mit den Wahrheiten der Wissenschaft zurückzuweisen; er wird dadurch den wahren Zustand des Menschen erreichen.“ Verm., S. 183.

Ich erinnere mich an eine Weihnachtsfeier, an der sich durch diese Zurückweisung alles änderte. Obwohl alle, die daran teilnahmen, Christliche Wissenschafter waren, schien es in jeder Hinsicht viele Konflikte zu geben. (Ich bin sicher, daß Sie so etwas noch nie erlebt haben!) Diese Person schätzte jene nicht oder dachte, daß er oder sie nicht mit ihm oder ihr auskommen könnte. Jemand anders wurde von einigen für stolz gehalten, und sie reagierten darauf. Aber im Geist der Weihnacht kam man einander etwas näher und tauschte Gedanken darüber aus, was Weihnachten für den einzelnen bedeutete. Und einige beteten intensiv vom Standpunkt der Christlichen Wissenschaft aus.

Im Verlauf dieser Zusammenkunft, wo jeder ganz offen davon sprach, was er oder sie über Weihnachten dachte, geschah etwas Außergewöhnliches. Der Funke von Demut und selbstloser Liebe schien „überzuspringen“. Echte Zuneigung begann den Raum zu erfüllen. Die Veränderung in der gedanklichen Atmosphäre war fast greifbar. Der Christus öffnete die Tür zu der Erkenntnis, daß in Wirklichkeit alles auf wunderbare Weise gut ist, in der Hand des Vaters liegt und daß es keinen besseren Platz dafür gibt.

In der Geborgenheit und Anerkennung des Christus schien es vollkommen natürlich, die falschen Auffassungen vom Selbst fahrenzulassen. Alle Anwesenden erkannten etwas vom wahren Wesen des Menschen — des Menschen, der vom Vater ausgeht und dessen Ausdruck voll Selbstlosigkeit, Schlichtheit, Liebe, reiner Intelligenz und all des Guten ist, das es gibt. Man könnte sagen, daß die Anwesenden nicht nur das eine Ich sahen, sondern auch freudig das eine Uns fanden.

Die Anerkennung dieser Wahrheit, daß es nur ein Uns gibt, das Gott ist, hat enorme praktische Heilkraft. Es ist befreiend, zu erkennen, daß Geist, Gott, in Wirklichkeit jeden genauso identifiziert hat wie Jesus: „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe.“  Matth. 3:17. Wie könnte es anders sein, da doch Gott der einzige Schöpfer des Menschen ist? Alles, was Gott schafft, ist notwendigerweise zu Seinem Ebenbild geschaffen; Er ist das „Uns“, aus dem alle Identität — die zusammengesetzte Idee, der Mensch — hervorgeht. Deshalb gibt es im wahren Sein keine Egos, die miteinander im Streit liegen, keine gegensätzlichen Standpunkte, keinen Grund für Haß oder Furcht, keine Feinde.

Müssen wir aber nicht dem Bösen widerstehen und ihm entgegentreten — insbesondere der teuflischen Annahme, die sich dem Christus-Geist und der Einheit, die er offenbart, hartnäckig entgegenstellt? Ja, aber wir bewirken weitaus mehr, wenn wir dem Bösen nicht als etwas Wirklichem widerstehen und wenn wir uns weigern, ihm auch nur im geringsten eine Identität als Mensch zu geben. Wenn wir uns bewußt sind, daß es nur ein Uns gibt, erkennen wir, daß das Problem immer eine hypnotische Illusion ist — eine Lüge —, niemals aber sind es miteinander im Streit liegende Individualitäten. Zu behaupten, wir selbst oder andere hätten ein von Gott getrenntes Ego, ist Ungehorsam gegenüber Gott und ein Fehler.

Können wir jedoch im täglichen Leben wirklich einen so „hohen“ metaphysischen Standpunkt auf diesem Gebiet einnehmen? Tatsache ist, daß die absolute Wahrheit keine verschiedenen Grade kennt. Es gibt nur einen Standpunkt, und das ist die Christliche Wissenschaft; es gibt keinen anderen Standpunkt, von dem aus die Demonstration gemacht werden könnte.

Durch die Jahrhunderte haben die Menschen die Unterteilungen des persönlichen Sinnes als angebliches Wesen der Wirklichkeit akzeptiert. Aber die Offenbarung der wissenschaftlichen Tatsache von der Einheit des Menschen als Ebenbild Gottes, des einen Ich und einen Uns, bringt Heilung, deckt die Illusion auf, die die Menschheit in den Nebel von Streitigkeiten gehüllt hat, und zerstört sie — die schreckliche Illusion von Uneinigkeit und Entfremdung. Tatsache ist, daß der Mensch das Ebenbild oder das Produkt des schöpferischen Uns, Gottes, ist. Nichts untergräbt die Behauptungen des Bösen gründlicher oder enthält eine größere Verheißung für die Einheit in der Kirche und der Welt als diese offenbarte wissenschaftliche Wahrheit.

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