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Befreiung von Tyrannei

Aus der September 1986-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Heute leben Sie in relativ großer Freiheit, und morgen erwachen Sie, konfrontiert mit der beunruhigenden Nachricht, daß die Regierung gestürzt worden ist und Sie unter einer Militärdiktatur leben. Klingt das unwahrscheinlich? Und wie steht es mit einer allmählichen Aushöhlung der Rede- und Religionsfreiheit durch immer restriktivere Gesetze? Nicht so unvorstellbar? Nein. Tyrannei kann in versteckter wie auch offensichtlicher Form auftreten — sie kommt nicht nur durch die Kugel, sondern auch durch ungerechte Gesetze. Sie führt Krieg gegen die unveräußerlichen Rechte des Menschen.

Was können wir gegen Tyrannei tun — welche Form sie auch annimmt? Wir können das tun, was unser Wegweiser Christus Jesus uns lehrte: Wir können uns im Gebet an Gott wenden.

Aber die Vorstellungen der Menschen von Gebet scheinen so zahlreich zu sein wie ihre Vorstellungen von Gott. Aus diesem Grund müssen wir uns darüber klarwerden, was Gebet ist. In schweren Zeiten Gott um Hilfe zu bitten und uns zu bemühen, unsere Feinde zu lieben, ist notwendig. Doch die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gebet mehr umfaßt.

Durch das Wissen um die stete Gegenwart und Allmacht Gottes, des Guten, können wir klar unterscheiden zwischen der geistigen Tatsache (dem, was in der Tat wahr ist) und der falschen Darstellung der sterblichen Annahme von einer Gott entgegengesetzten Macht. Dieses geistige Verständnis bringt das materielle Bild der Unterdrückung auf einen gemeinsamen Nenner, die sterbliche Annahme. Wir beginnen, ihre Machtlosigkeit zu verstehen, und zerstören in zunehmendem Maße ihre angebliche Herrschaft über uns.

Gebet führt uns hinter die Kulissen des materiellen Augenscheins. Dann fragen wir uns, wer der wirkliche Tyrann ist. Ein Herrscher, eine Ideologie? Nein, als der wirkliche Tyrann wird die Tätigkeit des sterblichen oder fleischlichen Gemüts bloßgestellt, das, wie die Bibel sagt, „Feindschaft wider Gott“ ist. Siehe Röm. 8:7. Zugleich damit wird uns eine andere überraschende Tatsache bewußt: Diejenigen, die wir als Gewaltherrscher betrachten, sind selbst die Opfer des sterblichen Gemüts, das ihnen einredet, die Macht der Gewalt sei der Macht der göttlichen Liebe überlegen. Wenn auch ein Tyrann herrscht, indem er Angst und Schrecken verbreitet, so lebt er doch selbst in größerer Angst als alle seine Untertanen, denn je tyrannischer er sich gebärdet, desto mehr Haß lenkt er auf sich, und desto größer wird seine Angst, gestürzt zu werden. Viel mehr als die Gewehre anderer ist sein Glaube an die Macht des Bösen die potentielle Ursache für seine Vernichtung. Zu spät stellt er fest, daß er, statt selbst der Tyrann zu sein, durch die Annahme tyrannisiert wird, das Böse habe Macht.

„Aber was Sie über Gebet sagen, betrifft das Denken eines einzelnen“, mag hier jemand einwerfen. „Wie kann das Unterdrückung beseitigen oder einer von Unruhen geplagten Welt helfen?“

Die Bibel berichtet über mehrere Fälle, wo ein einzelner rechtschaffener Mensch eine Stadt oder eine Nation rettete. Erinnern Sie sich an den einen Weisen, der eine Stadt rettete? (Siehe Pred. 9:13–18 — Mengebibel.) David besiegte Goliath mit seiner Schleuder und rettete die Israeliten. Das höchste Beispiel aber ist Christus Jesus, der allen Menschen und für jedes Zeitalter den Weg der Erlösung zeigte. Es geht nie um die Frage, „wie viele“ in der richtigen Weise beten, sondern um die Frage, „wie stark“ wir wirklich unser Einssein mit Gott empfinden und leben, das die ersehnten Resultate hervorbringt — wie tief wir die geistige Einheit des Menschen mit dem göttlichen Guten empfinden.

Lassen Sie uns deshalb einige geistige Tatsachen, deren wir uns bewußt sein müssen, ins Auge fassen, wenn wir von dieser Basis aus beten wollen. Eine dieser Tatsachen ist, daß es nur eine Regierung gibt, die Regierung des göttlichen Prinzips, Gottes. Die Bibel mit ihrer geistigen Botschaft für alle Zeiten sagt über Gott: „Die Völker freuen sich und jauchzen, daß du die Menschen recht richtest und regierst die Völker auf Erden.“ Ps. 67:5.

Wir müssen verstehen, daß der wirkliche Mensch, der einzige, den es gibt, der geistige, vollkommene Mensch, von diesem göttlichen Prinzip beherrscht und regiert wird. Alles, was uns im Menschlichen falsch zu sein scheint — Machtkämpfe zwischen verschiedenen Gruppen, Menschen, die aus falschen Motiven heraus handeln —, ist eine irrige Auffassung von Gott und dem Menschen, eine Lüge des sterblichen Gemüts, eine Versuchung oder teuflische Einflüsterung, die uns einreden möchte, es gebe eine Gott entgegengesetzte Macht. Wir müssen von der großen Wahrheit, daß die Freiheit des Menschen nicht angetastet werden kann, wissenschaftlich überzeugt sein, weil ja Gott, der Alles-in-allem, den Menschen frei geschaffen hat und seine Freiheit aufrechterhält. Unser Meister Christus Jesus sagte: „[Ihr] werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Joh. 8:32.

Was ist nun in irgendeiner bedrückenden Situation die Wahrheit? Daß Gott, das eine wahre Gemüt, die eine wahre Intelligenz, nichts von Unterdrückung weiß; daß Seine Schöpfung gut ist; daß sie Seine Idee ist, die Seine Liebe, Seine Freude und Seinen Frieden zum Ausdruck bringt. Tyrannei kann also nicht von Gott herrühren; sie muß eine irrtümliche Annahme im sterblichen Gemüt sein, der Fälschung des unsterblichen Gemüts. Wir müssen erkennen, daß das, was wir zu erleben scheinen, die Versuche des sterblichen Gemüts sind, seine eigenen Vorstellungen und Annahmen als wirklich hinzustellen. Durch die Macht des Christus, der Wahrheit, haben wir die Autorität, diese Lügen zurückzuweisen, in unserem Leben nur die Regierung des göttlichen Prinzips gelten zu lassen und dementsprechend zu handeln. Dann drücken wir unser wahres Menschentum aus, und uns wird all die Kraft und Freude zuteil, die wir brauchen, um anderen zu helfen, wenn es ihnen schlecht geht.

Mrs. Eddy erklärt: „Wir müssen tief in die Wirklichkeit hineinschauen, anstatt nur den äußeren Sinn der Dinge anzunehmen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 129. Wenn wir das tun, stellen wir fest, daß wir uns nicht einfach mit Tyrannei oder Unterdrückung auf der menschlichen Ebene auseinandersetzen, sondern mit einer falschen Vorstellung, die Wahrheit zerstört. Durch Gebet, das von geistigem Verständnis regiert wird, können wir deshalb in jeder Situation die völlige, gottgegebene Herrschaft des Menschen geltend machen.

Aber es ist nicht so einfach, an diesen Wahrheiten festzuhalten, wenn dein Leben gefährdet oder ein Gewehr auf dich gerichtet ist, mag hier jemand hinzufügen. Aus diesem Grund müssen wir gegen die Annahme von Furcht angehen und sie zerstören, indem wir sie in wissenschaftlicher Weise handhaben. Es war Furcht, die Mose zögern ließ, den Stab aufzuheben, der zur Schlange geworden war (siehe 2. Mose, Kap. 4). Furcht war es, die das Heer der Israeliten hypnotisierte, bis David kam und Goliath mit seinen Drohungen entgegentrat. David lief seinem Gegner buchstäblich entgegen, in seiner Hand die Waffe, mit der er sich bereits früher verschiedene Male verteidigt hatte. Aber seine wirkliche Waffe war die Gewißheit, daß die Wahrheit auf seiner Seite war und ihm den Sieg geben würde.

Die Furcht wird in dem Verhältnis zerstört, wie wir an derselben Tatsache in unserem Bewußtsein festhalten. Daß dies notwendig ist, betont Mrs. Eddy in Bestimmungen, die wir im Handbuch Der Mutterkirche finden: „Eine Richtschnur für Beweggründe und Handlungen“, „Tägliches Gebet“ und „Pflichttreue“ Siehe Handb., Art. VIII Abschn. 1, 4, 6.. Die darin postulierten Wahrheiten sind unsere Rüstung und schützen die Befestigungen unseres Denkens. Durch sie erkennen wir, daß unsere Sicherheit in unserer Kenntnis von und in unserer Treue zu Christus, Wahrheit, liegt. Sie helfen uns erkennen, daß gerade dort, wo ein sündiger sterblicher Mensch zu sein scheint, das geistige Menschentum ist.

Aber kann Gebet dieser Art tatsächlich den Unterdrückten helfen? Ja. Eine Christliche Wissenschafterin war vor kurzem Zeuge, wie Gebet angesichts von Tyrannei wirkt. Sie sah, wie Gebet das Denken wachrüttelte und schließlich einer Gruppe von Männern die Freiheit brachte, die von ihrer Regierung gefangengehalten worden waren, weil sie als Sicherheitsrisiko galten. Sie waren fälschlich beschuldigt worden, in ein Komplott gegen das herrschende, grausame Regime verwickelt zu sein. Mehrere von ihnen saßen schon über ein Jahr lang in Haft. Nicht nur sie mußten im Gefängnis körperliche Torturen ertragen, sondern auch ihre Familien draußen mußten vieles erdulden.

Da sie im christlichen Glauben erzogen worden waren, beteten sie. Sie wurden in einem Raum gefangengehalten, und so konnten sie sich hilfreiche Begebenheiten aus der Bibel vorlesen. Besonders schätzten sie die Geschichte von Petrus und seinen Gefährten, denen sich die Gefängnistüren auftaten. Und sie beteten alle für „ebenso ein Wunder“, wie sie es nannten. Aber dies schien unwahrscheinlich; und selbst wenn sich die Türen öffnen sollten, wußten sie, daß sie sich nirgends verstecken konnten. Eine Flucht hätte ihnen einen schnelleren Tod gebracht, während die Haft einen langsameren Tod bedeutete.

Die Christliche Wissenschafterin hatte bezüglich der Unterdrükkung in diesem Lande, in dem auch sie lebte, gebetet. Schließlich fühlte sie sich veranlaßt, die Regierung um die Erlaubnis zu ersuchen, im Gefängnis christlich-wissenschaftliche Gottesdienste abzuhalten. Nachdem sie lange gewartet und große bürokratische Hürden überwunden hatte, gestattete ihr die Regierung schließlich, in einer Abteilung des Gefängnisses Gottesdienste zu halten. Obwohl die Insassen und die Christliche Wissenschafterin, die begonnen hatte, als Repräsentantin der Christlichen Wissenschaft in der Anstalt aktiv zu werden, von Zeit zu Zeit schikaniert wurden, war doch das in der Christlichen Wissenschaft gelegte Fundament so fest, daß die Männer auch dann weiter studieren und Gottesdienste abhalten konnten, als der Christlichen Wissenschafterin der Zugang zum Gefängnis plötzlich verboten wurde.

Was die Männer über die Christliche Wissenschaft lernten, gab ihnen neue Hoffnung und Zuversicht. Das Studium der Bibellektion Die Bibellektion ist im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft zu finden. mit ihren Erklärungen des Christus, der Wahrheit, half ihnen, die Bedeutung eines Gebets zu verstehen, das sich auf geistiges Verständnis gründet. Sie erkannten, daß Unterdrückung zu Fall kommen muß, weil sie keine Grundlage in Gott, dem Guten, hat; und sie erkannten, daß es ihre Pflicht war, den von Gott erschaffenen Menschen gerade dort zu sehen, wo den materiellen Sinnen ein herrschsüchtiger Sterblicher zu sein schien. Ihnen wurde bewußt, daß derselbe Christus, dieselbe Wahrheit, die der Meister veranschaulichte, auch von ihnen angewandt und bewiesen werden konnte.

Die Gefangenschaft war alles andere als leicht. Manchmal wurden ihnen ihre Bibeln für lange Zeit weggenommen; dann wieder kamen einige von ihnen in Einzelhaft. Aber sie hatten den einen wesentlichen Punkt erfaßt, daß Gott sie frei geschaffen hatte, und sie konnten mit Paulus sagen, daß nichts sie „von der Liebe Gottes“ scheiden konnte. Röm. 8:35. Die Männer verbrachten vier Jahre im Gefängnis; dann erfolgte ein Regierungswechsel, und mit ihm kam ihre menschliche Befreiung aus dieser harten Prüfung. Sie führen jetzt wieder ein glückliches und sinnvolles Leben und sind mehr denn je davon überzeugt, daß Gott gut, allmächtig und immer gegenwärtig ist.

Gott bringt uns durch jede schwere Prüfung. Mrs. Eddy schreibt: „Die Herrschaft der göttlichen Liebe ist über allem erhaben. Die Liebe regiert das Universum, und sie hat das Gebot erlassen:, Du sollst keine anderen Götter haben neben mir‘ und:, Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.‘ Laßt uns das Molekül des Glaubens haben, das Berge versetzt — des Glaubens, der mit dem Verständnis der Liebe ausgerüstet ist, wie in der göttlichen Wissenschaft, wo das Recht regiert.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 278.

Eine der Herrschaft des göttlichen Prinzips, der Liebe, unterstehende Regierung ist weder Fabel noch Wunschdenken. Sie ist eine geistige Tatsache, die ewiglich feststeht. Sie zerstört Tyrannei in all ihren Formen; und sie kann jetzt durch erleuchtetes Gebet bewiesen werden.

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