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Die Stadt des Friedens

Aus der September 1986-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jerusalem wird manchmal die Stadt des Friedens genannt — obgleich diese weltberühmte Stadt zu den am meisten umkämpften Orten der Welt gehören könnte. Sie wurde viele Male belagert, unzählige Male eingenommen und mehr als einmal dem Erdboden gleichgemacht. Juden, Mohammedaner und Christen halten sie für eine heilige Stadt. Jedoch nur wenige Menschen können es mit ihrer Vernunft vereinbaren zu glauben, daß Frieden oder gar Heiligkeit in der Erde, dem Felsen und den Mauern der Stadt wohne. Wenn Gott, Geist, unendlich ist, was Er ja sein muß, kann Seine Liebe überall in gleicher Weise gefühlt werden; überall ist heiliges Land.

Wenn befragt, würden die meisten Menschen darin übereinstimmen, daß ein Beharren auf einem Gesichtspunkt, der dem anderer entgegengesetzt ist, kein Grund für Blutvergießen ist. Zum größten Teil ist die Menschheit der Kriege, des sektiererischen Gezänks und des fürchterlichen Terrorismus restlos überdrüssig.

Die Bemühungen, eine internationale Übereinkunft zu treffen, um die Gefahr einer Vernichtung durch Nuklearwaffen zu vermindern, scheitern oft an gegenseitiger Feindseligkeit. Sogar ein Friedensabkommen der Großmächte, obgleich es die Kriegsgefahr verringern könnte, wird keinen wahren Frieden auf Erden herstellen. Wahrer Frieden ist eine Eigenschaft Gottes. Wenn auch der gottähnliche, geistige Mensch — unsere wahre Identität — aus göttlicher Vollmacht ewiglich Frieden ausdrückt, kann doch dieser Frieden nur verwirklicht werden, wenn jeder einzelne dazu erwacht, diesen Frieden als seine wahre Identität zu beanspruchen. Daher kann auf Erden nur dann Frieden erscheinen, wenn die Millionen von Erdenbewohnern von ganzem Herzen ihren Nächsten mehr Liebe entgegenbringen.

Was wir brauchen, ist, um es einmal so auszudrücken, eine viele Millionen Tonnen schwere, durch viele Milliarden Sprengköpfe ausgelöste Friedensexplosion. Man sollte erwarten, daß der Frieden eine ebenso große — wenn nicht größere — Kraft hinter sich hat wie der Krieg, wenn er sich auch in sanfter Weise zeigen mag. Es fragt sich nur, wie man den Frieden antreiben und seine Macht freisetzen kann. Wir wissen genau, wie man Uran gewinnt und Raketen mit Mehrfachsprengköpfen baut, aber wo finden wir den Antrieb zum Frieden?

Vielleicht ist die Menschheit, weil sie es satt hat, auf Gewehrläufe zu starren, mit zitternden Fingern am Abzug, jetzt mehr denn je bereit, sich um Frieden, den sie so bitter nötig hat, an Gott zu wenden. Nur Er sorgt dafür, daß in unserem Herzen die Liebe zunimmt, was so dringend nötig ist.

Was hat das so lange verhindert? Warum schickt uns Gott nicht Frieden, wo Ihn doch so viele Menschen beständig angefleht haben, ihn uns zu schenken? Die Frage selbst enthält die Antwort. Etwas, was „geschickt“ wird, muß irgendwo herkommen. Jahrhundertelang hat die Menschheit, bewußt oder unbewußt, in Gott so etwas wie eine von ihr weit entfernte Persönlichkeit gesehen, die man durch viel Bitten erreicht. Könnte dies nicht ein zu begrenzter Begriff davon sein, wer und was der Allmächtige wirklich ist?

Die folgende Definition von Gott ist, obgleich sie sich fest auf die Heilige Schrift gründet, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr´istjən s´aiəns), entnommen: „Der große Ich bin; der All-Wissende, All-Sehende, All-Wirkende, All-Weise, All-Liebende und Ewige; Prinzip; Gemüt; Seele; Geist; Leben; Wahrheit; Liebe; alle Substanz; Intelligenz.“Wissenschaft und Gesundheit, S. 587. Niemand kann den einen Gott für sich allein beanspruchen. Viele stimmen wahrscheinlich dieser Erklärung über den Allerhöchsten größtenteils zu. Prinzip als ein Synonym für Gott mag ungebräuchlich sein; aber könnte es einen prinziplosen, d.h. gesetzlosen Gott geben? Und wie ist es mit dem Begriff Substanz? Wenn Geist nicht die Substanz von allem wirklich Bestehenden ist, dann bleibt uns nur die Materie, die uns einfach zum Staub zurückführt.

Um Uran fördern zu können, muß man dorthin gehen, wo es vorkommt. Um sich auf Gott zu verlassen, braucht man sich nicht auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu bewegen. Aber man muß wissen, wie Uran gefördert wird; ebenso muß man sein Denken neuen Erkenntnissen über Gott zuwenden und sie durch Demonstration bekunden. Auf etwas Geheimnisvolles kann man sich nicht verlassen, und mit etwas, was man nicht versteht, kann man nicht in Einklang kommen. Gott zu erkennen ist daher wichtiger als alles andere, denn erst dann kann man des Menschen geistige Beziehung zu Ihm begreifen. Für die Christen gibt es nur eine Stelle, wo sie nach einem besseren Verständnis von Gott schürfen können: die Bibel. Wissenschaft und Gesundheit ist ein unerläßlicher Schlüssel, mit dessen Hilfe Tausende die tiefere Bedeutung und Inspiration der Bibel erschlossen und dadurch geistiges Verständnis, geistige Kraft, Liebe und Frieden gewonnen haben. Solche unvergänglichen Reichtümer helfen dem Sucher, sich als Sohn Gottes zu sehen, der in dem ist, was seines Vaters ist — und dann das Erschaute in zunehmendem Maße zu beweisen. Nicht in der Bitte um Frieden, sondern in dem Streben, selbst ein leuchtendes Beispiel und ein Sendbote jenes unzerstörbaren Friedens — des ewigen Friedens Gottes — zu sein, erkennen wir unser wahres Erbe als Mensch. Der Frieden Gottes ist der Himmel selbst — das Himmelreich, von dem Christus Jesus sagte, daß es nicht nur nahe, sondern auch in uns sei.

Die Christliche Wissenschaft erklärt das göttliche Gesetz, das unveränderliche, unwandelbare, immergegenwärtige Gesetz des unendlichen, intelligenten Gemüts, Gottes. Man kann darauf vertrauen, daß Gottes Gesetz, wenn man es versteht und befolgt, alle menschlichen Übel heilt — auch das schlimmste, den Krieg. Wäre es anders, dann würde die Kraft der göttlichen Allmacht vor einem einzigen Krankheitserreger versagen — ganz zu schweigen von den Schrecken des Krieges.

Der Allmächtige greift nicht aufgrund vieler Bitten zu unseren Gunsten ein. Wie gute menschliche Gesetze, so müssen auch die Gesetze Gottes befolgt werden, wenn sie uns von Nutzen sein sollen. Aber genau das ist der Kampf: nämlich so ehrlich zu sein, so treu und dem Gesetz Gottes so gehorsam, daß wir die Segnungen empfangen, die für uns immer bereitstehen, ja auch den Frieden.

Mrs. Eddy weist uns energisch die Richtung, die unser Denken einschlagen muß: „Schau vom Körper hinweg und in Wahrheit und Liebe hinein, das Prinzip allen Glücks, aller Harmonie und Unsterblichkeit. Halte das Denken beständig auf das Dauernde, das Gute und das Wahre gerichtet, dann wirst du das Dauernde, das Gute und das Wahre in dem Verhältnis erleben, wie es deine Gedanken beschäftigt.” Ebd., S. 261.

Wie bequem ist es zu denken: Was kann ich, einer unter Milliarden, tun? Hat mein geringer Beitrag irgendeinen Wert? Nach der Kreuzigung Jesu fürchteten sich die Jünger. Aus angst vor einem Überfall schlossen sie sich ein. Doch durch die nun folgenden Erfahrungen wich die Furcht geistigem Verständnis, bis dann am Tag der Pfingsten etwas in ihnen erwachte. Sie erkannten, daß ihr Meister ihnen wirklich den Weg der Erlösung gezeigt hatte. Jesus hatte durch seine Auferstehung und Himmelfahrt die unzerstörbare geistige Natur des Menschen demonstriert und ihnen damit ihr eigenes unsterbliches geistiges Sein bewiesen. Christus Jesus hatte, wie es in der Heiligen Schrift im Brief an Timotheus heißt, „dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergänglich Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium" 2. Tim. 1:10..

Als die Apostel diese Offenbarung mit völliger Klarheit und lebendiger Freude erkannten, machten sie sich auf, der Welt davon zu verkünden. Sie waren unbewaffnet, doch fühlten sie sich sicher, daß sie ihr wahres Leben in Gott niemals verlieren könnten, ebenso wie Jesus, der diese Tatsache an sich selbst schon bewiesen hatte. Sie griffen niemanden an und verkündeten geistige Freiheit, Frieden und Wohlwollen bis in unsere Zeit hinein. Es gibt heutzutage Millionen, die ihre Erkenntnis von ihrer eigenen Gotteskindschaft mit aufrüttelnder Wirkung auf die gesamte Welt erneuern könnten. „Aber", könnte jemand einwerfen, „was hat das alles mit Gebet zu tun?" Sehr viel. Der Wunsch, sich Gott zuzuwenden und Ihn zu verstehen, ist Gebet. Auf Seine Stimme zu lauschen ist Gebet. Ihm zu denken und Seinen heiligen Namen zu loben und zu verherrlichen ist Gebet. In Seinem allmächtigen Namen der Furcht, dem Bösen, der Materie — ja allem, was Gott nicht geschaffen hat und daher nicht zu Seiner selbstverständlich vollkommenen Schöpfung gehört — jegliche Macht abzusprechen, das ist Gebet. Dadurch, daß wir unsere wahre Identität als Seine Kinder beanspruchen, haben wir die Vollmacht, den immergegenwärtigen Frieden Gottes zu erklären und aufrechtzuerhalten, und auch das ist Gebet.

Da Gott jetzt da ist, haben wir schon jetzt, nicht erst in Jahren Frieden. Gebet bewirkt, daß wir uns nicht lediglich als Menschen den Frieden herbeisehnen, sondern daß wir wirklich bis zu einem gewissen Grade die Kinder Gottes sind. Diese sind in dem, was des Vaters ist. Und das ist Frieden.

Rasse, Farbe und Glaubensbekenntnis mögen die Menschheit in feindliche Parteien teilen, aber der von Gott erschaffene Mensch kennt solche Trennung nicht. Wenn wir diese Tatsache verstehen, wird unser Denken weit über begrenzte, materielle Körper hinausgehoben; es berührt den Saum der ewigen Harmonie, das Himmelreich, und es offenbart den Frieden, der bereits zur göttlichen Schöpfung gehört.

Die Stadt des Friedens, Gottes Stadt, umfaßt die ganze Welt und ist unendlich. Die gesamte Menschheit befindet sich bereits in dieser Stadt, wenn sich auch anscheinend Millionen dieser Tatsache noch nicht bewußt sind. Diese Stadt wird mehr und mehr zur Wirklichkeit für jeden, der sein inneres Auge über das endliche sterbliche Fleisch erhebt, um das unendliche unsterbliche Sein zu erfassen. Dieses geistige Verständnis von der Wirklichkeit ist die Supermacht, die wir alle so dringend brauchen, die einzige Zuflucht vor den Stürmen des Krieges, in die wir uns sonst selbst verstricken.

In den Tagen der frühen Kirche verbreitete sich das Christentum wie ein Lauffeuer in der damals bekannten Welt; heute kann das wieder erstandene Christentum das gleiche tun.

Die zwei großen Gebote waren bereits bekannt, ehe Christus Jesus sie einem jeden anempfahl. Da sie zu keinem Glaubensbekenntnis gehören und keiner Sekte zu eigen sind, können sie von niemandem als sein ausschließliches Eigentum beansprucht werden. „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte“ und: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Matth. 22:37, 39. Mrs. Eddy schreibt aus der Tiefe ihres Herzens: „Das Erste Gebot ist mein Lieblingsspruch.“ Und im selben Absatz fährt sie fort: „Der eine unendliche Gott, das Gute, vereinigt Menschen und Völker; richtet die Brüderschaft der Menschen auf; beendet die Kriege; erfüllt die Schriftstelle:, Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst‘ ... “Wissenschaft und Gesundheit, S. 340.

Selbstverständlich müssen wir noch viel mehr lernen, um die nötige, heilsame, von Gott verliehene Demonstration der geistigen Macht im Denken der Menschheit herbeizuführen. Wie gern würde man Sacharia mitteilen, daß die Richtigkeit dessen, was er gesagt hat, heutzutage anerkannt wird: „Rede einer mit dem andern Wahrheit und richtet recht, schafft Frieden in euren Toren.“ Sach. 8:16.

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