Haben Sie sich je gefragt, wie es wohl gewesen wäre, wenn Sie an den Versammlungen der Urchristen, über die in der Apostelgeschichte berichtet wird, teilgenommen hätten? Es heißt dort, daß die Besucher einer dieser Zusammenkünfte „alle an einem Ort beieinander“ Apg 2:1. waren.
Petrus erklärt, daß das Phänomen der Einigkeit, das die Ausgießung des Heiligen Geistes kennzeichnete, eine alttestamentarische Verheißung erfüllte: „, Und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. Und es soll geschehen: wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.‘ “ Apg 2:18, 21.
Ist die Erfüllung jener Verheißung auf den Gottesdienst der Urchristen beschränkt? Nein! Gottes ewige Offenbarwerdung, der Heilige Geist, ist immer gegenwärtig, um zu inspirieren, zu heilen und zu erretten. Christus Jesus sagte über den Christusgeist, der ihn regierte: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ Mt 18:20.
Niemals ist uns der Geist der Wahrheit näher, als wenn wir an einem Gottesdienst einer Kirche Christi, Wissenschafter, teilnehmen. Die göttliche Wissenschaft, die hier aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy gepredigt wird, ist der Heilige Geist. Christus, Wahrheit, erscheint der Menschheit von neuem in der Christlichen Wissenschaft und erfüllt Jesu Verheißung, daß der von Gott gesandte „Tröster, der heilige Geist ... euch alles lehren“ Joh 14:26. wird.
Als Mrs. Eddy die Kirche Christi, Wissenschafter, gründete und Vorkehrungen für die Gottesdienste traf, behielt sie die Einfachheit der Urchristen zum großen Teil bei. Sie begründete ein System der Gottesanbetung, das darauf abzielt, den Heiligen Geist zu Wort kommen zu lassen. Mit göttlicher Inspiration wählte sie die Gottesdienst- ordnung für die Kirche Christi, Wissenschafter, aus — jene Einrichtung, die die ursprüngliche apostolische Gottesanbetung wieder einführt und auf Erden den Bau Gottes, die vollkommene und vollständige Idee, die Kirche, darstellt. Siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 583. Die Gottesdienste der Urchristen bestanden, wie schon zur Zeit des frühen Judentums, im wesentlichen aus Gemeindegesang und -gebet, wechselseitigem Lesen und Lesungen aus der Heiligen Schrift. So war es ganz natürlich, daß diese Grundformen der Gottesverehrung in angemessener Weise in die Gottesdienstordnung der Christlichen Wissenschaft aufgenommen wurden.
Noch ehe Mrs. Eddy im Jahre 1898 die sechsundzwanzig Themen für die Bibellektionen auswählte, Themen, die regelmäßig im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft wiederkehren, war das Wechselseitige Lesen Bestandteil der Gottesdienste (in der Sonntagsschule war es bereits 1889 üblich, vielleicht sogar davor). Dieser Teil des Gottesdienstes bietet der Gemeinde nicht nur die Gelegenheit zur Mitwirkung, sondern dient auch der Einführung in die nachfolgende Lektionspredigt. Er fesselt die Aufmerksamkeit, vereinigt das Denken und richtet es auf den Gegenstand der Predigt unseres Pastors aus — auf die Bibel und auf Wissenschaft und Gesundheit.
Wer das Vierteljahrsheft zum ersten Mal aufschlägt, wird bald feststellen, was für eine wichtige Stellung das Wechselseitige Lesen in unseren Gottesdiensten der Bibel einräumt. Der Besucher bemerkt auch die hohe Qualität der kirchengemeindlichen Beteiligung. Einige Zeitungsreporter, die 1906 beim Einweihungsgottesdienst für den Erweiterungsbau Der Mutterkirche zugegen waren, erkannten das so klar, daß sie in ihren Berichten darauf eingingen. Der Boston Herald berichtete z. B.: „Spontane Einmütigkeit und einstimmiges Einsetzen waren zwei der eindrucksvollsten Merkmale der Gottesdienste.“ Zitiert in Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes von Mary Baker Eddy, S. 32.
Der Heilige Geist war bei den Urchristen, von denen in der Apostelgeschichte berichtet wird, so offensichtlich gegenwärtig, weil sie das Verständnis, das sie aus den Unterweisungen ihres Meisters gewonnen hatten, zu ihren Versammlungen mitbrachten, weil sie praktizierten, was er sie gelehrt hatte. Heute sind aufrichtige Christliche Wissenschafter ebenso bestrebt, die Wahrheit, die sie studieren, zu beweisen. Täglich befassen sie sich mit der Bibellektion, die die Predigt in den Sonntagsgottesdiensten darstellt. Und wenn sie dann am Sonntag zusammenkommen, um noch mehr von ihrer Bedeutung zu erfassen und andere an dem Verständnis, das sie aus dem täglichen Studium und der Betätigung des Gelernten gewonnen haben, geistig Anteil haben zu lassen, dann ist die Allgegenwart des Heiligen Geistes spürbar. Wenn die Inspiration, die das Resultat der individuellen Vorbereitung der Gemeindemitglieder ist, zum Gottesdienst mitgebracht wird und auch nur ein wenig jener Inspiration nahekommt, die zur Einrichtung dieser Gottesdienste führte, dann werden alle Anwesenden geistig zu einem höheren Standpunkt erhoben.
Wenn die machtvolle Lebenskraft des Heiligen Geistes für Sie im Gottesdienst nicht gegenwärtig zu sein scheint, so können Sie sie dennoch in Ihrem Bewußtsein erleben. Die göttliche Macht, die ein einziger geistig wachsender Christlicher Wissenschafter — Mrs. Eddy — widerspiegelte, veranlaßte die Gründung und Organisation der Kirche Christi, Wissenschafter. Der Fortschritt, den Sie erleben, kann ebenfalls einen entscheidenden Einfluß auf die geistige Lebendigkeit Ihrer Kirchengemeinde ausüben. Mrs. Eddy macht deutlich, welche Eigenschaft aus ihrer Sicht am wichtigsten ist, um die Bedürfnisse einer Kirchengemeinde zu befriedigen. Sie schreibt: „Was unseren Kirchen not tut, ist jene hingebungsvolle, selbstlose Gesinnung, die die Gemeinde vergeistigt.“ Ebd., S. 249.
Jedes Mitglied sollte sich bemühen, die Gottesdienste ebenso hingebungsvoll und treu zu besuchen und sich in selbstloser Weise ebenso gründlich und eingehend mit der Bibellektion zu befassen, wie es das von den gewählten Lesern erwartet. Auf diese Weise erfüllt die Gemeinde zusätzlich zu ihrer bescheidenen hörbaren Beteiligung am Gottesdienst ihre viel bedeutsamere Aufgabe als schweigender Partner der Leser bei der Aufrechterhaltung des geistigen Niveaus, der geistigen Harmonie und Wirksamkeit der Gottesdienste.
Unsere Kirche ist ebenso eine Laiengemeinschaft, wie die frühe apostolische Kirche es war. Alle Mitglieder der Gemeinde, auch diejenigen, die den Gottesdienst leiten, versammeln sich, um gemeinsam Gott anzubeten und um zu weissagen — d. h., um Gott zu verherrlichen und um geistig zu erkennen, daß sie selbst und alle anderen wahrhaftig Gottes Ebenbild sind, Sein unsterblicher Mensch, von Ihm regiert. Wenn diese Gottesverehrung und Weissagung durch die Gemeinde auch weitgehend unausgesprochen bleibt, so ist doch diese geistige Tätigkeit spürbar, wenn man sich ihrer bewußt ist — und sie wird vermißt, wenn das nicht der Fall ist.
Wenn sich die Mitglieder im täglichen Studium und in der Demonstration der Bibellektion geistig vereinen, werden unsere Gottesdienste die individuell gewonnene Inspiration widerspiegeln. Wenn wir alle „an einem Ort beieinander“ sind, wird uns die unermeßliche Allgegenwart, Allmacht und Allwissenheit Gottes immer klarer, der durch Seinen Heiligen Geist oder Tröster, die göttliche Wissenschaft, spricht und handelt. Und die mitfolgende Heilung und Erlösung umfängt unser Gemeinwesen und segnet die ganze Menschheit.
