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Etwas Neues in meinem Leben

Aus der Juli 1987-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es war schon dunkel; und nun stiegen die letzten Schüler aus dem Bus aus. Nancy war nicht dabei. Meine Mutter hatte mich gebeten, meine Schwester von einem Schulausflug abzuholen, und ich war früh genug am Parkplatz gewesen, um zu sehen, wie der Bus ankam und die ersten Schüler ausstiegen.

Ich begann, mir Sorgen zu machen. Aber dann meinte ein Junge, er habe gesehen, daß meine Schwester am Haus einer Freundin ausgestiegen sei, ehe der Bus zur Schule zurückfuhr. Ich fuhr zu dem nahegelegenen Haus der Freundin — nun nicht mehr besorgt, sondern verwirrt und etwas verärgert. Die Familie war überrascht, als sie mich sah. Niemand hatte gewußt, daß Nancy abgeholt werden sollte, und so hatte die Mutter der Freundin Nancy nach Hause gefahren.

Jetzt war ich wirklich ärgerlich. Mehr als eine Stunde meiner kostbaren Zeit hatte ich vergeudet! Und meine Mutter hatte doch Nancy am Morgen eingeschärft, daß einer von uns sie am Parkplatz abholen werde. Außerdem hatte ich die Arbeit an meinem Lieblingsprojekt unterbrochen, um dort zu sein!

Einige Wochen früher wäre ich wahrscheinlich nach Hause geeilt und hätte meine Schwester und die ganze Familie wissen lassen, was für Unannehmlichkeiten ich gehabt hätte und wie rücksichtslos meine Schwester gewesen sei. Doch seit kurzem studierte ich regelmäßig die Bibellektionen aus dem Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft. Dieses „regelmäßige“ Lesen war etwas Neues für mich. Ich hatte entdeckt, daß es mir sehr am Herzen lag — nachdem ich ernsthaft über das nachgedacht hatte, was mir von meinen Sonntagsschullehrern über den Wert des regelmäßigen Studiums erklärt worden war. Die Bibellektion für jene Woche war „Christus Jesus“.

Als ich nach Hause fuhr, mußte ich daran denken, daß es nicht christlich war, verärgert zu sein. Von meinen Eltern und in den beiden Sonntagsschulen — auch in der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule, die ich jetzt besuchte — war ich gelehrt worden, daß es zur Pflicht eines Christen gehört, zu vergeben. „Aber“, dachte ich, „ich habe nie gelernt, wie ich vergeben soll, besonders wenn mich die Nachlässigkeit oder Gemeinheit eines anderen gekränkt hat.“

O ja, ich hatte recht gut gelernt, meine verletzten Gefühle und meinen Ärger zu verbergen; doch der Groll nagte immer eine Zeitlang an mir weiter. Ich hatte oft das Gefühl, besser zu sein als die anderen, weil ich die Beleidigung zu ertragen hatte, aber dabei war mir auch nicht wohl. Ich war nun einfach enttäuscht. Ich fing an zu weinen. In dieser Stimmung jedoch wollte ich nicht nach Hause fahren.

Wie ich in der Christlichen Wissenschaft gelernt hatte, mußte ich im Gebet mehr tun als bloß Gott bitten, Er möge dazwischentreten und alles in Ordnung bringen. Ich hatte gelernt: Wenn ich richtig beten wollte, mußte ich meine Auffassung von den Dingen vergeistigen und dann entsprechend handeln.

Ich dachte wieder über die Lektion nach, die ich in jener Woche studierte. Ich dachte an die vielen Berichte von Jesus in der Bibel — an die Heilungen, die er bewirkt hatte, wie er unbehelligt durch eine aufgebrachte Menschenmenge hindurchging und besonders wie er verurteilt und gekreuzigt wurde. Ich wußte, daß meine Situation damit nicht zu vergleichen war. Aber gerade deshalb hätte es mir leichtfallen müssen, in einer alltäglichen Sache zu vergeben. Ich fragte mich: „Wie konnte Jesus vergeben?“ Noch während ich diese Frage formulierte, kam auch schon die Antwort: „Jesus wußte, daß er Gottes geliebter Sohn war.“

Dies waren jetzt nicht bloße Worte für mich — nicht lediglich eine weitere Tatsache über Jesus. (Was nun folgt, ist am schwierigsten zu schildern, weil sich mein Denken so schnell änderte.) Ich sah plötzlich Jesus, mich selbst und meine Schwester aus einer neuen Perspektive; Gottes völlig gutes und alliebendes Wesen, das alles regiert, beherrschte mein Denken. Ich dachte, wie sehr mich Gott liebt, und mir kam die Bibelstelle in den Sinn: „Also hat Gott die Welt geliebt. .. “ Joh 3:16. Und es war jetzt wirklich so, als ob sich überhaupt nie etwas ereignet hätte, was mir Unannehmlichkeiten bereitet oder mich meiner Schwester wegen verärgert hätte. Ich dachte nur an Gott und an all das, was mir über mich selbst als Gottes Kind und christlicher Jünger klar geworden war.

Als ich dann in unsere Auffahrt einbog, lächelte ich ruhig. Und der Frieden, den ich dadurch gefunden hatte, daß ich mich an Gott gewandt hatte, glättete auch zu Hause die Wogen. Meine Schwester entschuldigte sich; doch das beeinflußte nicht die Liebe, die ich an jenem Abend für sie empfand und seitdem zu ihr fühle. Ich spürte einfach Gottes vollständige Liebe für uns alle. Wir sprachen dann noch über ihren Schulausflug, und ich hörte mit aufrichtigem, großem Interesse zu.

Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, als hätte ich nie wieder darum ringen müssen, christliche Vergebung zu empfinden. Ich hatte nur den ersten Schritt getan. Aber dieser erste Schritt war eine solch überzeugende Erfahrung in meinem Leben — ich sah, daß Gottes Gnade immer für uns da ist, wenn wir uns danach sehnen —, daß ich anderen davon berichten wollte.


Wenn ihr das königliche Gesetz erfüllt
nach der Schrift:
„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“,
so tut ihr recht.

Jakobus 2:8

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