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Wo ist Gott, wenn man Ihn braucht?

Aus der Juli 1987-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ich saß eines Nachmittags in meinem Arbeitszimmer, als unser Töchterchen, das noch nicht zur Schule geht, hereinmarschierte. Sie lächelte mich an und kletterte mir auf den Schoß. Wenn sie eine Unterhaltung beginnt, weiß ich nie so recht, was mich erwartet oder welche Wende im Gespräch plötzlich eintreten wird.

Diesmal war schon an ihrer ersten Frage zu erkennen, daß sie sich offensichtlich mit sehr tiefgründigen Dingen beschäftigt hatt. „Papi, wie kann Gott gleichzeitig hier und in Afrika sein?“

Ich weiß nicht, wie sie auf diese überraschende Frage gekommen war, aber ich tat mein Bestes, um sie so zu beantworten, daß ein Kind im vorschulalter es begreifen konnte. „Gott ist überall; immer da, wo wir sind“, sagte ich. „Er ist Geist. Er ist größer als die Welt.“

„Aber wie groß ist denn Gott?“ entgegnete meine Tochter.

„Er ist unendlich“, antwortete ich, „größer als das ganze Universum.“

Meine Tochter sah zu mir auf, und mit ihren nächsten Worten beendete sie unsere Unterhaltung blitzartig, und zwar mit einer Schlußfolgerung, die mir wohl kaum eingefallen wäre. „Papi“, erklärte sie, „ich esse gern rosa Pampelmusen!“

Sie umarmte mich, rutschte vom Schoß und lief davon, um spielen zu gehen. Ich blieb sitzen und fragte mich, ob ich mein Publikum wohl in dem Augenblick verloren hatte, als ich vom „ganzen Universum“ sprach. Sehr wahrscheinlich aber hatte sie mit ihrem kindlichen Vertrauen einfach akzeptiert, was ich ihr gesagt hatte. Und schließlich mag sie ja rosa Pampelmusen wirklich gern.

Als ich später weiter über die erste Frage meiner Tochter nachdachte, wurde mir klar, daß es sich dabei tatsächlich um eine fundamentale Frage gehandelt hatte, mit der sich die meisten Menschen, die an Gott glauben, schon einmal befaßt haben: Wie kann Gott überall sein? Und wie steht es mit den schwierigen Zeiten, den Herausforderungen und Prüfungen — wo ist Gott, wenn wir Ihn brauchen? Manchmal scheint es, als wäre Er sehr weit weg.

Die Christliche WissenschaftChristian Science (kr´istjən s´aiəns) erwidert darauf, daß Gott unendlicher, allgegenwärtiger Geist ist. Er ist das allwissende göttliche Gemüt. Er ist immerwährende Liebe, die kein Ende, keine Begrenzungen und keine Einschränkungen kennt. Der Psalmist des Alten Testaments erkannte: „Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? ... Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“ Ps 139:7, 9, 10.

Gott ist immer gegenwärtig. Deshalb ist Er immer bei uns, wenn wir Ihn brauchen. Die Antwort der göttlichen Liebe auf unsere Bedürfnisse ist so nahe und verfügbar wie unsere Gebete. Wenn wir jedoch die Antwort nicht hören, die immer vom unendlichen Gemüt kommt, könnte es sein, daß wir lauschen, aber eine andere Antwort erwarten, oder daß wir überhaupt nicht lauschen. Manchmal haben wir uns bereits ausgemalt, wie die Lösung aussehen sollte, so daß wir der Inspiration des Gemüts die Tür verschließen, die zu einer völlig anderen Lösung führen könnte. Und wenn wir die Antwort der Liebe nicht vernehmen, mag es daran liegen, daß wir noch nicht verstanden haben, daß wir Gott jederzeit brauchen.

Wir brauchen Gott in jedem Augenblick unseres Lebens. Wir brauchen Ihn in guten wie in schlechten Zeiten, wenn wir glücklich und voller Hoffnungen sind und wenn wir leiden. Wir brauchen Ihn immer, denn ohne Ihn haben wir keinen Daseinsgrund.

Die frohe Botschaft, die uns die Wissenschaft des Christentums offenbart, ist nicht nur, daß wir Gott immer brauchen, sondern daß wir Ihn auch immer bei uns haben. Unser wirkliches Selbst, der von Gott geschaffene Mensch, spiegelt Gott tatsächlich ewiglich wieder. Der Mensch ist Gottes Ausdruck; er besteht zugleich mit Ihm; er ist die unsterbliche Idee des Gemüts. Zwischen Gemüt und Idee, zwischen Liebe und ihrem Ausdruck, zwischen Ursache und Wirkung kann es keine Trennung geben.

Da wir von Gott geschaffen sind und Ihn widerspiegeln, sind wir so eng mit Ihm verbunden, daß jede Trennung, selbst eine kurzfristige, das Ende unseres Daseins bedeuten würde. Das göttliche Leben wäre vorübergehend ohne seine Kundwerdung, und es gäbe kein Leben. Die unendliche Liebe wäre ohne ihren Ausdruck, und es gäbe kein Lieben. Das allwissende Gemüt wäre ohne Idee, und es gäbe kein Wissen. Das alles sind unmögliche Widersprüche im Reich Gottes.

Wenn wir die unzerstörbare Beziehung von Gott und Mensch — dem göttlichen Geist und Seiner vollkommenen Widerspiegelung — in der Christlichen Wissenschaft verstehen, finden wir Kraft in schweren Zeiten und sind selbst in der dunkelsten Stunde hoffnungsvoll. Wir finden Heilung. Wir erheben uns über die nichtige Annahme, daß das Leben nur aus einer kurzen Spanne von Jahren bestehe, durch die wir uns innerhalb eines wackligen Gerüsts von Materie und Körperlichkeit schlagen. Wir begreifen, daß Leben Gott ist, unbegrenzbar, und daß das Sein des Menschen niemals in der Materie, im Körperlichen, bestanden hat oder besteht. Der Mensch ist nie abgeschnitten von der Quelle seines Seins und seiner Identität, denn diese Quelle ist der immer gegenwärtige Geist.

Christus Jesus demonstrierte durch sein Heilung und Erlösung bringendes Wirken, daß die Macht Gottes unmöglich weit entfernt sein kann, sondern daß sie unmittelbar verfügbar und absolut wirksam ist. Als Jesus zum Grab seines Freundes Lazarus geführt wurde, war er bereit zu beweisen, daß der Tod eine Lüge ist. Ebendort, wo dem Anschein nach ein guter Mensch gestorben war, existierte in Wahrheit nur das göttliche Leben und seine ewige Kundwerdung. Gott war nicht fern oder abwesend. Jesus fühlte Gottes Gegenwart und erkannte an, daß die göttliche Antwort in Zeiten der Not unmittelbar ist, als er dankbar bestätigte: „Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast. Ich weiß, daß du mich allezeit hörst.“ Joh 11:41, 42. Der Beweis war umgehend sichtbar. Lazarus entstieg dem Grab.

Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, schreibt Mary Baker Eddy: „Das Gottes-Prinzip ist allgegenwärtig und allmächtig. Gott ist allüberall, und nichts neben Ihm ist gegenwärtig oder hat Macht.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 473. Wie Jesus in seiner Heilarbeit, seiner Auferstehung und Himmelfahrt demonstrierte, sind es die vermeintlichen Gegensätze Gottes — Böses, Krankheit und Tod —, die in Wahrheit nicht gegenwärtig sind, die nirgendwo sind und keine Macht besitzen. Alles ist Gott und Seine ewige geistige Widerspiegelung.

Gott, Geist, befindet sich nicht in der Nichtsheit der sogenannten Materie, denn Er ist in der Tat die einzige Gegenwart. Wenn wir diese große geistige Wahrheit begreifen und daran festhalten, entdecken wir, wo Gott wirklich ist, wenn wir Ihn brauchen. Er ist hier, und zwar jetzt, und macht alles Gute aus. Er ist da, wo Er schon immer gewesen ist, denn Gott ist allumfassend. Er ist alles für uns — alle Wahrheit, alles Leben, alle Liebe. Was brauchen wir mehr?

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