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Jesu geistige Verteidigung

Aus der Juli 1987-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Judas führte die Waffen der Welt. Jesus hatte deren nicht eine, auch wählte er nicht die Verteidigungsmittel der Welt. Wissenschaft und Gesundheit, S. 48.

Mary Baker Eddy

Es muß Zeiten gegeben haben, in denen Jesus versucht war, die Verteidigungsmittel der Welt zu gebrauchen. Ich spreche in diesem Fall nicht von primitiven Schwertern, Speeren oder Pfeil und Bogen, sondern von der Art, mit der sich die Welt im allgemeinen gegenüber Mißerfolg, Vereinsamung und Schmerz verteidigt.

Christus Jesus muß sich danach gesehnt haben, daß andere seine Beziehung zu Gott — ja, die Beziehung des Menschen zu Gott insgesamt — weit besser verständen, als dies der Fall war. Er versuchte oft, diese Beziehung zu erklären, aber allzu häufig verstanden seine Jünger oder andere Zeugen seiner Heilungswerke nicht, was er sagte oder tat.

Mrs. Eddy spricht davon, wie Jesus öffentlich angeprangert wurde. Sie schreibt, daß es nicht ein materielles Kreuz oder ein Speer war, was ihn veranlaßte auszurufen: Eli, Eli, lama asabtani? — „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Vielmehr, so sagt sie, war es die Möglichkeit, daß etwas weit Wichtigeres verloren gehen könnte — „die Möglichkeit, daß der erhabenste Einfluß seiner Laufbahn mißverstanden werden könnte“ (siehe Mary Baker Eddy, Wissenschaft und Gesundheit 50:36—51:6).

Was war es denn, was es Jesus ermöglichte, zu überleben — ja, mehr noch, den Sieg davonzutragen? Welche Verteidigungsmittel gebrauchte er? Mrs. Eddy bezieht sich auf den vorausgegangenen inneren Kampf Jesu in Gethsemane und schreibt über das starke menschliche Sehnen nach Unterstützung und Verständnis: „Diesem menschlichen Sehnen ward keine Antwort zuteil, und so wandte sich Jesus auf immer von der Erde dem Himmel, vom Sinn der Seele zu.“ Ebd. Und sie fährt auf der nächsten Seite fort: „Verlassen von allen, die er gesegnet hatte, auf der höchsten Stelle der Macht, mit der größten Mission des Himmels betraut, war dieser treue Wächter Gottes bereit, durch die Erneuerung des unendlichen Geistes verwandelt zu werden.“ Ebd., S. 49.

Die göttliche Natur Jesu befähigte ihn zu wissen, wer und was er war — der Sohn Gottes und der Erlöser. Seine Bereitschaft, durch die Macht des unendlichen Geistes umgewandelt zu werden, beweist, daß eine tiefe geistige Vorbereitung seines Wünschens und Wollens vor sich ging, die es ihm ermöglichte, sich vom materiellen Sinn und von materiellen Neigungen der Seele, seinem himmlichen Vater, zuzuwenden.

Der Meister errang den völligen Sieg über die Materialität und ihre irreführenden Hoffnungen nicht auf einmal. Ebensowenig erstieg er solche geistigen Höhen nicht dadurch, daß er einfach einen materiellen Erfolg an den anderen reihte — obwohl es vieles gab, was die Welt als „Erfolge“ bezeichnet. Wenn es nicht so gewesen wäre, hätte es vielleicht weniger Widerstand gegen seine Werke und Worte gegeben.

Der Apostel Paulus, der sich ganz der Bewahrung und Ausbreitung des Lebenswerkes Christi Jesu widmete, beschrieb den materiellen Widerstand gegen den Christus als das „fleischliche Gemüt“ (siehe Röm 8:7; Kol 2:18 — n. der engl. King-James-Ausgabe; die Lutherbibel gebraucht den Ausdruck „fleischlicher Sinn“). Es war nicht ein „Gemüt“ in dem Sinne einer intelligenten Macht, die hoch eingeschätzt und entwickelt werden sollte. Im Gegenteil. Paulus erkannte diese sogenannte materielle Energie oder Denkweise als eine Ansammlung falscher Wünsche, fehlgeleiteter Hoffnungen und fragwürdiger Bestrebungen, die dem einzelnen unausweichlich das Gefühl vermitteln möchten, er wäre dem unendlichen Geist oder Gott sehr fern.

Im Gegensatz dazu sehen wir, wie das geistige Licht Gottes und des Menschen als Gottes Bild und Gleichnis, das für die materiellen Sinne unsichtbar ist, in dem Leben Christi Jesu zur Erde hindurchbricht. Durch das Erscheinen Jesu und durch alles, was er tat, beginnen wir einen Schimmer von dem wahren Wesen des menschen als geistig und gut zu erhaschen. Diese tiefe, geistige Natur des Menschen kann in unserer Erfahrung selbst dann aufdämmern, wenn diesem „menschlichen Sehnen“ nach Hoffnung, Leben und Unterstützung von sterblichen und materiellen Quellen „keine Antwort zuteil“ wird.

Das Studium und die Anwendung der Christlichen Wissenschaft sind wesentliche Voraussetzungen für diesen geistigen Durchbruch. Durch das physische Heilen in der Christlichen Wissenschaft durchdringt und überwindet nämlich die Wirklichkeit von Gottes Gesetz die Disharmonie des materiellen Sinnes in unserem täglichen Leben. Dieser heilende Einfluß des Christus verändert das ureigenste Wesen der Menschen. Er führt zu moralischer Erneuerung, zur Wiederherstellung der Ehrlichkeit, Selbstlosigkeit, Freundlichkeit, Liebe, Treue — ja sogar zur Entschädigung für unsere manchmal nicht anerkannte Mühe und unerwiderte Zuneigung. All das bereitet unser Herz darauf vor, die Allheit Gottes, der göttlichen Liebe, zu akzeptieren. Und in dem Maße, wie wir die göttliche Liebe akzeptieren, beginnen wir, unser wahres Selbst als das Kind Gottes zu erkennen. Dieses „Kind“ — diese geistige Idee, der Mensch, der Gottes Güte und Wesen widerspiegelt — wird durch den Christus, der in unserem Bewußtsein, in unserem Leben wirkt, ans Licht gebracht. Er stellt die erlösende Macht der göttlichen Wahrheit und Liebe dar. Wenn unser Studium und unsere Betätigung der Christlichen Wissenschaft allmählich die Fesseln materieller Überzeugungen und Ansichten zerreißen, befähigt uns die geistige Erneuerung, die folgt, hier und jetzt Gottes Plan zu dienen. Unser Anteil an dieser Erneuerung ist der größte Beitrag, den wir für uns selbst und unsere Mitmenschen leisten können.

Wissenschaft und Gesundheit erhellt die geistige Bedeutung biblischer Begriffe, besonders in dem Kapitel „Glossarium“. Die geistige Bedeutung des Begriffs Auferstehung, die dort erklärt wird, bezieht sich auf das so überaus wichtige Thema geistiger Heilung und Umwandlung — auf die Bereitschaft dazu und die tatsächliche Umsetzung in unserem Leben, so wie Jesus es demonstrierte. Über Auferstehung lesen wir: „Vergeistigung des Denkens; eine neue und höhere Idee von der Unsterblichkeit oder dem geistigen Dasein; die materielle Annahme, die dem geistigen Verständnis weicht.“ Ebd., S. 593.

Für die materiellen Sinne, die nur materielle Dimensionen begreifen können, ist die Auferstehung ein materielles Phänomen: ein guter Mensch, der Gutes tut, und gegen den sich andere Menschen wenden, die Feinde genannt werden. Die Feinde greifen sowohl das Ansehen als auch den Körper des guten Menschen an. Der Körper hält dem Angriff nicht stand, er wird begraben und auf wunderbare Weise wiederhergestellt.

Für einen tiefen, geistigen Sinn jedoch ereignete sich etwas ganz anderes. Noch ehe die sogenannten Feinde Christi Jesu in bestimmten Situationen Zorn und Widerstand empfanden und auf Verschwörung sannen und dann auch danach handelten, ging etwas anderes vor sich. Es geschah etwas, was den wütenden Aufruhr des sterblichen Gemüts, mit dem es auf die geistige Wahrheit reagierte, ablösen würde. Dieses Etwas war die tiefere, geistige Bedeutung der Auferstehung, die selbst über die körperliche Wiederherstellung des physischen Körpers Jesu hinausging. Er hatte die materiellen Annahmen, die das Fleisch oder — um den Begriff des Paulus zu benutzen — den fleischlichen Sinn (das fleischliche Gemüt) bilden, überwunden oder aufgegeben. Der Haß und die Furcht, die die Anschläge seiner Gegner auf seine Mission und sein Leben verhängnisvoll gemacht hätten, waren nicht in Jesu Denken und Tun zu finden. Auf diese Weise bewies er klar, daß Gott sein einziges Leben und seine einzige Liebe war.

Gewiß war es mehr als eine Gefühlsregung oder menschlicher Mut, was Jesus an der Wahrheit festhalten ließ. Ein göttliches Gesetz lag allem, was er tat, zugrunde. Dieses Gesetz erhält den Menschen als den Ausdruck von Gottes Sein. Das göttliche Gesetz darf nicht übersehen oder mißverstanden werden. Es ist das, womit sich die Christliche Wissenschaft befaßt, und es ist eine geistige Wirklichkeit, die sich selbst erhält, das Ergebnis des göttlichen Prinzips. War nicht das Wirken dieses wissenschaftlichen, göttlichen Prinzips im Leben und Gemüt Jesu „der erhabenste Einfluß seiner Laufbahn“?

Die tägliche, stündliche Gemeinschaft mit Gott — nennen wir es Vergeistigung des Denkens — führte zu einer beständigen und fortschreitenden Umwandlung seines Lebens. Dieses Wirken des göttlichen Gesetzes lag den Heilungswerken, die Jesus vollbrachte, zugrunde. Schließlich war es das ewige, alles erneuernde Leben, auf dem sein Dasein basierte und das ihn aus dem Bereich irdischer Waffen und Verlockungen heraushob.

Wenn wir uns in unserem Denken und Tun von der tiefen geistigen Wahrheit beherrschen lassen, wird das ebenfalls zu Heilung und Umwandlung führen. Wir werden zunehmend befähigt werden, uns von den materiellen Annahmen und Überzeugungen zu befreien, die die Menschen irrigerweise an Sünde, Krankheit und Tod fesseln wollen. Solche Fesseln werden niemals von der unendlichen göttlichen Liebe geschaffen oder gutgeheißen.

Wenn wir nicht die Verteidigungsmittel der Welt gegen Leid und Unrecht wählen, werden wir unser geistiges Wesen als das Kind Gottes verstehen. Gehen wir in dieser Richtung, werden wir nicht durch materielle Ereignisse oder Enttäuschungen abgeschreckt, sondern auch wir werden wie der Apostel Johannes, der seinem Meister treu blieb, „einen neuen Himmel und eine neue Erde“ sehen, und „das Meer“ wird nicht mehr sein Offb 21:1..

Das Meer kann hier für die tosenden, bewegten Fluten materieller Gesinnung stehen, die so unbeständig wie das Wasser sind. Ein heiliger, fester Grund, ja ein Gelobtes Land, erwartet heute den unerschütterlichen geistigen Pionier. Dieses hohe Ziel des geistigen Verständnisses von Gott und unsere Einheit mit Ihm zu entdecken ist der Zweck unseres Lebens. Wir können es ohne die Waffen der Welt erreichen. Unser himmlischer Vater wird uns den Weg weisen. Jesus gebrauchte nicht die Verteidigungsmittel der Welt. Für ihn war das kein Opfer oder Handikap, sondern der Beweis, daß Gott und der Mensch untrennbar sind. Das ist der Präzedenzfall und das Gesetz Gottes; sie vereinen unser Leben mit der göttlichen Wahrheit und Liebe.


Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses.
So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.
Und das tut, weil ihr die Zeit erkennt,
nämlich daß die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf,
denn unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden.
Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen.
So laßt uns ablegen die Werke der Finsternis
und anlegen die Waffen des Lichts.

Römer 13:10—12

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