Als ich noch klein war, bat ich meine Mutti und meinen Vati eines Mittwoch abends, mich zur christlich-wissenschaftlichen Zeugnisversammlung mitzunehmen.
Anfangs sagten sie, daß es schon Schlafenszeit sei, wenn sie stattfinde, aber schließlich willigten sie ein, mich mitzunehmen, wenn ich artig wäre. Von da an ging ich Mittwoch abends ziemlich regelmäßig zur Kirche. Darüber bin ich froh. Ich habe dort viel gelernt.
Manchmal fiel es mir schwer, still zu sitzen. Und ohne irgendeinen ersichtlichen Grund mußte ich kichern. Manchmal kamen in den Lesungen lange Wörter und lange Sätze vor, und ich konnte sie nicht alle verstehen. Aber das Hin- und Herrutschen hörte sofort auf, sobald ich darauf achtete, was wohl in der Lesung für mich enthalten war.
Ich erinnere mich, daß es einmal in der ganzen Lesung um Kinder ging. Ich lauschte und hörte: „Laßt die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht.“ Mk 10:14. Christus Jesus sagte das; ich hatte das Gefühl, daß ich wirklich wichtig war, daß ich dazugehörte und dort erwünscht war.
In der Kirche berichten die Leute Mittwoch abends auch über Heilungen. Darum sprechen wir von einer „Zeugnisversammlung“. Ich erinnere mich, daß eine Dame einmal ein Zeugnis darüber abgab, wie die Christliche Wissenschaft ihrer kleinen Tochter half. Sie sagte, Mrs. Eddy habe über die Christliche Wissenschaft geschrieben: „Den lieben Kindern ist sie Spielzeug und starker Turm.“ Als ich älter war, fand ich den Satz, in dem sich Mrs. Eddy über die Christliche Wissenschaft äußert: „Den lieben Kindern ist sie Spielzeug und starker Turm, dem Gelehrten das geistige Nachschlagewerk, dem Armen Kapital, ja, sie ist die köstliche Perle, von der unser Meister sagte, daß, wenn ein Mensch sie findet, er hingeht und alles verkauft, was er hat, und sie kauft“ (Vermischte Schriften, S. 252). Das half mir sehr.
Gleich in der darauffolgenden Woche unternahm unsere Familie eine Reise. Obwohl ich schon acht Jahre alt war, schlief ich noch mit meiner Babydecke (oder was davon noch übrig war). Irgendwie hatten wir sie zu Hause liegen lassen. Panik! Zuerst glaubte ich, ich könnte die ganze Fahrt über nicht schlafen. Ich weinte.
Dann erinnerte ich mich an „das Spielzeug“ und den „starken Turm“. Und ich dachte daran, wie schön es doch war, daß ich Gott immer bei mir hatte. Er ist überall und hilft Seinen Kindern, weil Er sie so sehr liebt. (Das habe ich in der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft gelernt.)
Wir hatten immer eine Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit im Auto. Meine Mutti zeigte mir folgende Stelle in der Bibel: „Legst du dich, so wirst du dich nicht fürchten, und liegst du, so wirst du süß schlafen.“ Spr 3:24. Ich schlief an dem Abend sofort ein und danach auch an allen anderen Abenden. Ich brauchte nie wieder meine „Sicherheitsdecke“.
Dann wurde ich erwachsen und wurde eine Mutti. Und seitdem unsere Kinder die Schule besuchen, gehen wir Mittwoch abends immer zusammen in die Kirche.
Sie kicherten und hampelten auch manchmal herum. Also erfanden wir das folgende Spiel: Wir hörten alle genau hin und suchten uns aus der Lesung einen Lieblingsgedanken heraus. Nach der Versammlung erzählte dann jeder, was er mochte und warum.
Eines Abends hatten wir alle vier denselben Gedanken, und zwar diesen: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht.“ Jes 9:1. Wir waren gerade in eine andere Stadt gezogen. Und dieser Gedanke verhalf jedem von uns zu der Erkenntnis, daß Gottes Güte auch hier für uns da war und daß wir sie sehen konnten. Und wir sahen sie.
Wie ich bereits sagte: Ich bin froh darüber, daß ich, als ich noch klein war, Mittwoch abends zur Kirche ging. Jetzt gehe ich fast immer hin, und ich tue es gern.
 
    
