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Gehen Sie in die Kirche?

Aus der August 1987-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Frage eines Kirchenmitgliedes, ob wir in die Kirche gingen, überraschte mich. Natürlich gingen wir hin! Das war uns zur Gewohnheit geworden, und unsere Woche würde uns ohne Kirche leer vorkommen — ohne die geistige Inspiration, Substanz und Freude, die sie uns immer brachte. Für uns war der Kirchenbesuch keine zweimal wöchentlich zu treffende Entscheidung, sondern eine Verpflichtung, die wir mit unserem Beitritt zu einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, eingegangen waren. Durch den Segen, den die Kirchenmitgliedschaft mit sich brachte, ist diese Verpflichtung im Laufe der Jahre nur noch gestärkt worden, so daß wir sogar bei Reisen in andere Länder immer Kirchen Christi, Wissenschafter, ausfindig gemacht und sie besucht haben, um die segensreiche Wirkung eines Gottesdienstes nicht missen zu müssen.

Eine Unmenge von Vergnügungen und anderen Ablenkungen sowie wachsende Gleichgültigkeit und zunehmender Widerstand gegen bestehende Institutionen haben in jüngster Zeit in vielen Konfessionen zu einer merklichen Abnahme in der Zahl der Kirchenbesucher geführt. Viele Menschen gehen nur an besonderen Feiertagen in die Kirche. Und doch erfahren wir Fortschritt in unserem Leben als direkte Folge des Besuchs der Gottesdienste und der Kirchenmitgliedschaft, denn — wie das Schiffsruder — verhilft die Kirche dem einzelnen, den Kurs (in diesem Falle den geistigen Kurs) zu halten.

Mrs. Eddy definiert den geistigen Begriff von Kirche in Wissenschaft und Gesundheit wie folgt: „Kirche. Der Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 583. Wenn diese geistige Idee von Kirche in unserem Denken obenan steht, nehmen wir an der erlösenden Mission der Kirche Christi, Wissenschafter, teil, nämlich, die ganze Menschheit — uns eingeschlossen — zu heilen.

Schüler und Studenten stellen fest, daß eine akademische Atmosphäre für das Streben nach Gelehrsamkeit von Vorteil ist. Kirchenmitglieder entdecken, daß die Kirche mit allen ihren Einrichtungen das Streben nach geistigem Verständnis fördert. Unsere Mitarbeit in der Kirche ist ein praktischer Beweis unserer Liebe zu Gott, dem Guten, und unseres Verlangens, Ihm zu dienen.

Christus Jesus hat seinen Nachfolgern ein gutes Beispiel dafür gegeben. Die Bible berichtet des öfteren, daß er am Sabbat in der Synagoge war. Gewissenhaft befolgte er die Zehn Gebote, einschließlich des vierten: „Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heiligest.“ 2. Mose 20:8. Eine der Heilungen, die er in der Synagoge bewirkte, erteilte eine notwendige Belehrung über die geistige Bedeutung des Sabbats. Lukas berichtet: „Es geschah aber an einem andern Sabbat, daß er in die Synagoge ging und lehrte. Und da war ein Mensch, dessen rechte Hand war verdorrt. Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer lauerten darauf, ob er auch am Sabbat heilen würde, damit sie etwas fänden, ihn zu verklagen.“

Die Güte und Reinheit des Meisters war ein Stein des Anstoßes für diejenigen, die nicht bereit waren, geistigen Normen gemäß zu leben, und die ständig versuchten, den großen Beispielgeber in irgendeiner Weise in Verruf zu bringen. Jesus aber war sich ihrer Motive wohl bewußt, wie der Bericht der Heiligen Schrift im weiteren erkennen läßt: „Er aber merkte ihre Gedanken und sprach zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und tritt hervor! Und er stand auf und trat vor. Da sprach Jesus zu ihnen: Ich frage euch: Ist’s erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses, Leben zu erhalten oder zu vernichten? Und er sah sie alle ringsum an und sprach zu ihm: Strecke deine Hand aus! Und er tat’s; da wurde seine Hand wieder zurechtgebracht.“ Lk 6:6–10.

Die Kirche sollte immer ein Ort des Heilens sein, nicht nur der körperlichen Heilung, sondern auch der Heilung von Leid und Sünde. Erneuerung ist das ganz natürliche Ergebnis jeder Kirchentätigkeit. In der Kirche tut sich etwas. In uns tut sich etwas. Der im Bewußtsein tätige Christus, die Wahrheit, der wie ein Sauerteig wirkende Einfluß des Geistes, läßt uns in unseren Zielen, Motiven und Handlungen höher steigen. Wie zu Jesu Zeiten ist der heilende Christus immer gegenwärtig, um jeden verdorrten Begriff von Liebe zu heilen. Der Christus stärkt das geistige Verständnis und ersetzt Zweifel durch Vertrauen auf Gott. Er erneuert unser Gefühl der Einheit mit Ihm.

Die Mittwochabend-Zeugnisversammlungen in einer Kirche Christi, Wissenschafter, sind jede Woche Oasen geistiger Inspiration und Erfrischung. Sie geben uns Gelegenheit, jene Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen, die für unser Wachstum und unseren Fortschritt so unerläßlich ist. „So sollen sagen, die erlöst sind durch den Herrn“ Ps 107:2., erklärt der Psalmist. Ein dankbares Herz wird die Worte dazu finden, und zwar trotz der Versuche des tierischen Magnetismus — der scheinbaren Macht des Bösen —, diese Dankbarkeit durch Argumente der Furcht, Schüchternheit oder Selbsterniedrigung zum Schweigen zu bringen.

Mrs. Eddy bemerkt: „Als aktiver Teil eines unermeßlichen Ganzen identifiziert Güte den Menschen mit dem allumfassenden Guten.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 165. Eine Sonntagsschullehrerin hatte diese Worte im Sinn, als sie ihrer Klasse sagte, daß es ein Unterschied sei, ob man als Kirchenmitglied durchs Leben gehe oder keiner Kirche angehöre. Für sie sei das so, als ob man den Ozean in einem Schiff voller Freunde überquerte oder allein auf einem Floß die Reise machte. Die Verbindung mit anderen Mitgliedern einer Kirche bringt uns unzählige Segnungen. Die anderen regen uns durch ihr Beispiel an, unterstützen uns durch ihre Liebe, erwärmen uns das Herz durch ihre Kameradschaft und fordern uns oftmals dazu heraus, uns über den persönlichen Begriff von einem Sterblichen zu der wahren Auffassung vom Menschen als einer geistigen Idee zu erheben.

Zu lernen, zu wachsen und zu dienen, mit anderen zu teilen und der Menschheit zu helfen — dazu gibt es innerhalb der Kirche praktisch unbegrenzte Möglichkeiten. Die Mitarbeit in einem Komitee trägt zu unserem geistigen Wachstum bei, und in dem Maße, wie wir wachsen, wächst die Kirche. Das Unterrichten in der Sonntagsschule z. B. fördert umfassendes Denken und Studium. Wir selbst werden durch Gebet und Studium inspiriert und unterrichten dann wieder mit Inspiration — wodurch wir einen bedeutenden Einfluß auf das Leben junger Menschen ausüben und selbst viel durch die Begegnung mit dem empfänglichen, kindlichen Bewußtsein lernen.

Unsere Führerin, Mrs. Eddy, schreibt: „Die planmäßig angeordneten Kraftfelder der Christlichen Wissenschaft sind lebenspendende Brunnen der Wahrheit. Unsere Kirchen, das Christian Science Journal und das Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft sind reiche Quellen geistiger Macht; ihr intellektueller, sittlicher und geistiger Einfluß ist im ganzen Land fühlbar.“ Vermischte Schriften, S. 113. Da die Kirche eines der „planmäßig angeordneten Kraftfelder der Christlichen Wissenschaft“ ist, gibt sie unserem Leben eine unerläßliche Ordnung und ein Ziel. Ohne sie würden wir wahrscheinlich wie ein ruderloses Schiff ziellos dahintreiben. In tätiger Verbundenheit mit der Kirche finden wir reichlich Gelegenheit zu christlicher Gemeinschaft, zu selbstlosem Dienen, Engagement und Heilen.

Eine Bekannte von mir begann sich ruhelos und unzufrieden zu fühlen. Ihr kam der Gedanke, eine Zeitlang ins Ausland zu gehen und dort zu leben. Sie gab dieser Einflüsterung nach, löste die Mitgliedschaft in ihrer Zweigkirche auf, packte ihre Sachen, verabschiedete sich von liebevollen Freunden und Verwandten und zog nach Übersee. Ein Jahr verging — ein Jahr voller Einsamkeit und Untätigkeit. Gegen Ende des Jahres gingen ihre Geldmittel zur Neige, und ihre Stimmung war auf einem Tiefpunkt angelangt. Eines Sonntags — es war ein heißer Tag im August — saß sie morgens in ihrem Hotelzimmer im Bett und fühlte sich äußerst unglücklich und seltsam apathisch. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, daß sie aufstehen und sich für die Kirche fertigmachen müßte. Aber dann strömte eine Flut von Gegenargumenten auf sie ein.

„Die Kirche hat eine Glaskuppel, und die Sonne prallt darauf. Es wird heute unerträglich heiß werden. Ich bleibe lieber hier, wo es eine Klimaanlage gibt. Ich kann ja meinen eigenen Gottesdienst abhalten. Warum sollte ich mir die Mühe machen, zur Kirche zu gehen?“ Die Worte „Mühe machen“ ließen sie aufmerken. Und im selben Moment begann meine Bekannte gegen die Einflüsterungen Einspruch zu erheben. „Was wäre, wenn die Ordner sich nicht die Mühe machten, in die Kirche zu gehen? Was wäre, wenn der Organist und der Solist es ihnen gleichtäten? Was wäre, wenn die Leser sich nicht die Mühe machten, sich vorzubereiten und zu kommen? Was wäre, wenn sich niemand, Mühe machte‘? Und was wäre geschehen, wenn Mrs. Eddy sich nicht die, Mühe gemacht‘ hätte, das Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit zu schreiben oder die Bewegung ins Leben zu rufen? Die Heilmethode Christi Jesu wäre für alle Zeiten verlorengegangen. Tierischer Magnetismus, du kannst mich nicht aufhalten! Ich gehe in die Kirche!“

Schon war sie aufgestanden, angezogen und auf dem Weg in die Kirche. Als sie freudig am Gottesdienst teilnahm, fühlte sie plötzlich eine große Dankbarkeit in sich aufsteigen. Nach dem Gottesdienst trat jemand in der Vorhalle auf sie zu und sagte: „Sind Sie nicht Amerikanerin? Wären Sie daran interessiert, in Ihrer Heimat eine Stellung anzunehmen?“ Es stellte sich heraus, daß der Fragesteller Leiter eines Internats war und dringend eine Hausmutter suchte. Innerhalb eines Monats hatte sich meine Bekannte in einer hübschen Wohnung auf einem schönen grünen Schulgelände eingerichtet und sorgte nun für einige Mädchen, die ihre Mütterlichkeit und Liebe und ihre heilenden Gedanken brauchten. Der Entschluß, in die Kirche zu gehen, hatte zweifellos einen weitreichenden Segen mit sich gebracht.

Der Psalmist erklärt: „Laß mich wohnen in deinem Zelte ewiglich.“ Ps 61:5. Jeder von uns hat Gelegenheit, sich in größerem Maße dem zu widmen und ständig von neuem zuzuwenden, was das Denken vergeistigt und unser Leben bereichert — Kirchentätigkeit. Dann werden wir die Frage: „Gehen Sie in die Kirche?“ nicht nur bei besonderen Anlässen wie am Danksagungstag oder am Ostersonntag, sondern jede Woche und zu jedem Gottesdienst mit „Ja“ beantworten!

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