Ich hörte zum ersten Mal etwas über die Christliche WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns), nachdem ich zwei Operationen überstanden hatte und mein zweites Kind zur Welt gekommen war. Meine Ehe ging in die Brüche, und ich war sehr deprimiert und voller Furcht. In meiner Verzweiflung erklärte ich mich dazu bereit, mit einer lieben Freundin eine Ausüberin der Christlichen Wissenschaft aufzusuchen. Die Ausüberin schilderte, wie wunderbar ihre Kinder geheilt worden waren. Was sie sagte, beeindruckte mich sehr.
Einige Zeit davor hatte ich ein Buch gelesen, das Mary Baker Eddy in einem sehr ungünstigen Licht erscheinen ließ. Daher lehnte ich es ab, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift zu lesen. Ich hatte das Gefühl, daß die Christliche Wissenschaft ganz und gar über mein Begriffsvermögen hinausging. Die Erkenntnis, wie wenig ich über Gott wußte, obgleich ich vergleichsweise religiös erzogen worden war, versetzte mir einen Schock. Innerlich fühlte ich, daß eine tiefe Kluft zwischen mir und der Wahrheit gähnte. In der Tiefe meines Herzens wußte ich, daß die Christliche Wissenschaft die Wahrheit war, aber durch Furcht und Widerstand gehemmt, wandte ich mich wieder ärztlicher Hilfe und den Schlaftabletten zu.
Einige Jahre später, nach der Auflösung meiner Ehe, lebte ich allein mit meinen Kindern und war sehr deprimiert. Eines Tages rief ich jene Freundin an, die mir schon früher geholfen hatte. Das Ergebnis unseres Gesprächs war, daß ich Wissenschaft und Gesundheit zu lesen begann. Ich empfand diese Lektüre als unangenehm, weil ich mich unentwegt mit dem sterblichen Gemüt identifizierte. Ich legte das Buch dann immer mit dem Entschluß beiseite, nie wieder darin zu lesen, kam aber stets wieder darauf zurück. Wären nicht meine Kinder gewesen, hätte ich diese „kostbare Perle“ vielleicht nie gefunden.
Meine Freundin schenkte mir ein Abonnement auf den Christian Science Sentinel für drei Monate. Die Heilungszeugnisse sagten mir zu, und mir fiel auf, daß Christliche Wissenschafter manchmal darin berichteten, wie sie ihren Kindern, wenn sie krank waren, Kirchenlieder vorsangen oder ihnen laut aus der Bibel vorlasen.
Mein kleiner Sohn litt oft an beängstigenden Kruppanfällen. Als er eines Nachts wieder einen solchen Anfall hatte, entschloß ich mich, keine medizinischen Mittel zu benutzen, und sang ihm ein Kirchenlied vor, das wie folgt beginnt: „Gott ist mein Hirte, Seine Huld / Und Güte fehlen nimmer“ (Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 330). Ich hatte noch nicht lange gesungen, da stimmte er mit starker, klarer Stimme mit ein. Als wir nach einer ruhevollen Nacht erwachten, wurde mir bewußt, wie schnell der Anfall aufgehört hatte, und ich war darüber sehr erstaunt. Ich hatte immer geglaubt, daß Gott nur die Gebete der Gerechten erhört, und doch hatte er mich erhört. Da wußte ich, daß ich mich trotz meines starken inneren Widerstands weiter mit der Christlichen Wissenschaft befassen mußte. Das war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe.
Unsere Prüfungen waren damit noch nicht zu Ende, denn mein Sohn hatte zeitweise nachts immer noch mit Atembeschwerden zu tun. Auch schüttelten ihn heftige Bronchitisanfälle. Wenn sie auftraten, bat ich einen Ausüber, für das Kind zu beten. Als einer dieser Anfälle nicht so schnell nachließ, rief ich im Gehorsam gegen die Gesetze unseres Landes einen Arzt an. Die Diagnose des Arztes lautete auf chronisches Bronchialasthma und Hautausschlag. Er sagte, der Junge müsse zeitlebens Tabletten nehmen, und er bestand darauf, daß der Junge sie nehme, bis der Anfall vorüber sei. (Da mein Sohn noch nicht sechzehn Jahre alt war, mußten wir den Anweisungen des Arztes folgen.)
Als ich die Worte chronisch und Asthma hörte, war ich im ersten Augenblick bestürzt. Das wenige, was ich über die Christliche Wissenschaft wußte, gab mir dann die Gewißheit, daß es nicht Gottes Wille sein könne, daß unschuldige Kinder leiden. Nach diesem Anfall waren wir mehr denn je dazu bereit, uns rückhaltlos allein auf Gebet zu verlassen. Mein Sohn mußte die Tabletten nie wieder nehmen. Mir fiel allmählich auf, daß ein Anfall immer dann aufhörte, wenn der Junge nicht mehr an seine Beschwerden dachte und mir nahelegte, ich solle mich ein wenig ausruhen. (Diese Anfälle unterbrachen unsere Nachtruhe.) Innerhalb weniger Monate waren die Asthmaanfälle, der Ausschlag und die Bronchitis völlig geheilt.
Um diese Zeit zogen wir auch um. Unser Gebet war auf so wundervolle Weise erhört worden! Unser neues Heim lag nur wenige Kilometer von einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, entfernt, wo die Kinder die Sonntagsschule besuchen konnten. Viele hilfsbereite Freunde aus der Kirche boten uns an, uns in ihrem Auto zur Kirche mitzunehmen. Einer dieser Freunde half mir sehr beim Studium der Bibellektionen im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft. Diese Dame sagte mir, daß es immer einen von Gott ermächtigten Engelsgedanken gebe, der jeden Glauben an eine Gott entgegengesetzte Macht vertreibt, und sie machte mich auf die folgende Definition für Engel im Glossarium von Wissenschaft und Gesundheit (S. 581) aufmerksam: „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen; geistige Eingebungen, die rein und vollkommen sind; die Inspiration der Güte, Reinheit und Unsterblichkeit, allem Bösen, aller Sinnlichkeit und aller Sterblichkeit entgegenwirkend.“
Ich begann auf diese Engelsgedanken zu lauschen, und das Ergebnis war ermutigend. Zuerst stützte ich mich zuweilen sehr auf die Hilfe von Ausübern. (Ich werde für deren Unterstützung immer dankbar sein.) Schließlich wurde mir die Freude zuteil, am Klassenunterricht in der Christlichen Wissenschaft teilzunehmen, und ich lernte wirkungsvoller für mich zu beten.
Während die Kinder heranwuchsen, verbrachten sie die Hälfte ihrer Schulferien mit ihrem Vater auf einem Gut. Einmal versetzte ein Pony unserem sechsjährigen Jungen einen kräftigen Tritt in den Mund. Da er einen Schock erlitten und Schmerzen hatte, wurde er ins Haus getragen. Dann beruhigte er sich plötzlich und hörte auf zu weinen. Am nächsten Tag zeigte die Röntgenaufnahme eines Zahnarztes, daß der Kiefer unseres Sohnes angebrochen war. Der Zahnarzt meinte, der Kiefer heile gut; es wurde keine ärztliche Behandlung gegeben. Als die Kinder einige Tage später nach Hause kamen, war der Junge wieder gesund; es war keine Spur von einer Verletzung zu sehen.
Wie unser Sohn berichtete, konnte er zuerst nur an die Schmerzen denken. Dann aber erinnerte ihn seine Schwester mit großer Bestimmtheit daran, daß er beten müsse. „Und dann“, so sagte er, „dachte ich viele gute Gedanken, und je mehr gute Gedanken ich dachte, desto mehr ließen die Schmerzen nach.“ Einer der guten Gedanken war, daß das Pony ein Gotteskind in Wirklichkeit nicht verletzen konnte.
Das ist nur eine von vielen Heilungen in unserer Familie; ein Knochenbruch wurde geheilt, nachdem ein Chirurg die Beinknochen gerichtet hatte. Die Knochen hatten sich danach verschoben, und es wurde mir gesagt, daß sie nochmals auseinandergezogen und neu gerichtet werden müßten. Ein Ausüber der Christlichen Wissenschaft wurde um gebetvolle Unterstützung gebeten. Allein durch Gebet wurde bewirkt, daß die Knochen wieder vollkommen gerade zusammenwuchsen.
Andere Heilungen durch Gebet waren die von Blutvergiftung, Grippe (über Nacht geheilt) und von Verbrennungen (augenblicklich geheilt). Die schulischen Leistungen eines unserer Kinder verbesserten sich auffallend, nachdem wir vom Lehrer schlimme Berichte erhalten hatten.
Charakterfehler wurden ebenfalls geheilt, insbesondere meine Abwehrhaltung gegen Kritik. Schon seit mehreren Jahren kritisierte ein Familienmitglied meine Erziehungsmethoden. Jedesmal, wenn dieses Thema in einem Brief zur Sprache kam, verteidigte ich mich, bis mich einmal eine weise Ausüberin dazu ermutigte, innig zu beten, ehe ich einen solchen Brief beantwortete.
Ich hatte meine Antwort auf einen kritischen Brief schon beinahe fertig, als ich mich daran erinnerte, daß ich noch nicht darüber gebetet hatte. Ich saß still und lauschte in schweigender Gemeinschaft mit Gott. Ich verschloß allen Gedanken des Grolls die Tür und lauschte allein auf die Engelsbotschaft. Es war mir, als ob sich in dieser lauschenden Stille eine Tür in meinem Bewußtsein auftäte, denn mir wurde langsam klar, wieviel Dankbarkeit ich dieser Person schuldete. Meine Abwehrhaltung hatte keinen Raum für die Dankbarkeit gelassen, die jetzt mein ganzes Denken erfüllte. So konnte ich meinen Brief mit dem Ausdruck herzlicher Dankbarkeit beschließen.
Mit meiner Heilung hörten auch die kritischen Briefe auf, und es entwickelte sich eine auf gegenseitiger Achtung beruhende Beziehung, die nach wie vor besteht. Diese Erfahrung lieferte mir den Beweis dafür, daß man nicht einen anderen Menschen zu heilen braucht, sondern nur die falsche Vorstellung berichtigen muß, die man von ihm hat. Und mit Gottes Engelsgedanken können wir das tun.
Durch die Christliche Wissenschaft habe ich eine geistige Wiedergeburt erlebt. Sie beweist mir täglich, daß Gott Liebe ist. Sie hat mir auch das Glück gebracht, das auf Seite 57 in Wissenschaft und Gesundheit beschrieben wird: „Glück ist geistig, aus Wahrheit und Liebe geboren. Es ist selbstlos; daher kann es nicht allein bestehen, sondern verlangt, daß die ganze Menschheit es teile.“
Godalming, Surrey, England
