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Fortschritt durch Läuterung der Beweggründe und Neigungen

[Urtext in deutscher Sprache]

Aus der August 1987-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als Junge war ich außerordentlich beeindruckt, als ich einmal einen Kompaß geschenkt bekam. Später erklärte mir der Leiter einer Jugendgruppe, wie ich den Kompaß benutzen und mich mit seiner Hilfe zurechtfinden konnte, sollte ich auf einer Wanderung die Orientierung verlieren. Dieses faszinierende Erlebnis, sich neu orientieren oder eine eingeschlagene Richtung wiederfinden und freudig auf das Ziel zugehen zu können, hat eine weitere Anwendungsmöglichkeit: Es deutet auf einen göttlichen Einfluß hin, der uns auf unserem Lebensweg führen kann.

Menschen vieler Lebensbereiche — Studenten, Hausfrauen, Eltern oder Manager —, sie alle bewegen gelegentlich tief im Innern die Fragen: „Hat das, was du tust, einen Sinn? Kennst du dein Ziel? Bist du auf dem richtigen Weg?“

Wenn wir diese Fragen im Lichte der Christlichen Wissenschaft zu beantworten suchen, erfahren wir, daß der Mensch als das Bild und Gleichnis des göttlichen Geistes niemals ein sinnloses Dasein hat, sondern ein nützlicher individueller Ausdruck der göttlichen Seele ist. Der Mensch spiegelt Liebe, Güte, Schönheit, Zufriedenheit, Gesundheit, Aktivität und Vollständigkeit wider, weil er die Kundwerdung Gottes, des Lebens, ist. Gottes Fürsorge und Leitung begleiten ihn stets.

Was sollen wir aber tun, wenn nur wenige göttliche Eigenschaften in unserer gegenwärtigen Lebenssituation zum Ausdruck kommen? Verzweifeln sollten wir nicht! Wir können unsere Unzufriedenheit als eine Aufforderung betrachten, einmal gründlich über unsere augenblickliche Lebenslage nachzudenken. Vielleicht ergeht an uns der Weckruf, erneut geistig zu wachsen. Wir alle besitzen so etwas wie einen Kompaß in unserem Bewußtsein. Es ist unser wahrer geistiger Charakter — der Charakter, den Christus Jesus näher bestimmte und der von Gott ausgeht. Sind wir uns vielleicht unserer Gottähnlichkeit, die uns innewohnt, nicht genug bewußt, oder schauen wir zu wenig auf sie? Der Christus vermag unser Denken anzuregen, sich mit der geistigen Ursächlichkeit unseres Seins, mit Gott, zu beschäftigen und vom göttlichen Gemüt neue Leitung zu gewinnen. Ein erwachter geistiger Sinn ist der Antrieb, der in unserem Leben Sinnvolles, Gutes und Nützliches zum Ausdruck kommen läßt.

Eine Wanderkarte mag viele Wege aufzeigen, doch nicht alle Ziele sind wünschenswert und gut. Genauso können wir uns hinsichtlich unserer geistigen Ziele fragen: „Auf welche Neigungen gründen sich meine gegenwärtigen Ziele? Habe ich überhaupt ein Ziel?“

Vielleicht halten wir ein gutes Ziel nicht für erstrebenswert, weil wir glauben, wir hätten nicht genug Kraft, es zu erreichen. Oder vielleicht gehen wir an der Seite eines Menschen, der ein festes Ziel vor Augen hat. Aber befindet er sich auf dem richtigen Weg? Wir müssen unsere Beweggründe sorgfältig prüfen! Unsere Ehrlichkeit offenbart uns, wo unsere Interessen liegen und was wir anstreben. Mrs. Eddy schreibt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit: „Um uns über unseren Fortschritt zu vergewissern, müssen wir uns klarwerden, worauf unsere Neigungen sich richten, wen wir als Gott anerkennen und wem wir gehorchen. Wenn die göttliche Liebe uns näherkommt, uns teurer und wirklicher wird, dann unterwirft sich die Materie dem Geist. Die Ziele, die wir verfolgen, und der Geist, den wir offenbaren, zeigen unseren Standpunkt an und tun dar, was wir gewinnen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 239.

Unterschiedliche Erziehung und Ausbildung, Elternhaus, religiöse Einstellungen, Beruf, Ehe, Versorgung, Freundschaften und politische Verhältnisse — alle diese Faktoren wollen uns beeinflussen. Um uns über unseren Fortschritt zu vergewissern, müssen wir vielleicht unsere Einstellung zu ihnen allen prüfen.

Zur Klärung unserer Neigungen können wir uns weiter fragen: „Geht meine Absicht dahin, die Ziele einer begrenzten, persönlichen oder egoistischen Lebensvorstellung materiell zu verwirklichen? Möchte ich mich Wunschvorstellungen oder Ansichten hingeben? Ist mir lediglich an einem angenehmen Leben mit vielen Vergnügungen gelegen? Oder geht mein Denken tief genug, bis hin zu dem Punkt, wo ich entdecke, daß das wahre Dasein die harmonische Entfaltung des Göttlichen Wesens ist?“

Nach den Lehren der Bibel und den Beweisen, die unser Wegweiser Christus Jesus den Menschen gegeben hat, ist Vollkommenheit das Wesen des menschlichen Seins. Die in der Bibel wiedergegebenen Erfahrungen zeigen in vielfältiger Weise, wie diese Vollkommenheit durch das Verständnis der Wahrheit ausgearbeitet und an den Tag gebracht wurde. Christus Jesus sagte zu uns allen: „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Mt 5:48.

Wenn wir ausreichend über unsere Beweggründe und Neigungen nachgedacht haben, zeigt sich unser Lebensziel in klaren Konturen. Wenn wir unser Leben ändern, um es dem anzupassen, was wir über den Geist lernen, ruhen unsere Entscheidungen auf einer sicheren, geläuterten und vollkommenen Grundlage.

Vor Jahren hatte ich das Gefühl, hilflos vor den vielen Möglichkeiten, mit denen ich konfrontiert wurde, zu stehen. Entscheidungen in bezug auf meinen Beruf, meine Fortbildung und persönliche Entwicklung, meine Religionszugehörigkeit und Familienangelegenheiten mußten getroffen werden. Es mußte etwas geschehen. Sollte ich mich von den Ereignissen treiben lassen, oder sollte ich mit Gottes Hilfe die Zügel ergreifen?

Ich hatte das Gefühl, daß Gott mehr über mich — mein wahres Wesen — wußte als ich und daß ich durch Gebet mehr über das, was Er wußte, erfahren konnte. Was ich benötigte, war Zeit und Stille, um nachzudenken und auf Gott zu lauschen. So rüstete ich mich an einem sonnigen, arbeitsfreien Sonnabend mit Papier, Bleistift und einem Exemplar des Herolds der Christlichen Wissenschaft aus und ging allein in ein nahegelegenes Bergland. Dort setzte ich mich auf einer Waldlichtung mit herrlichem Blick auf die Landschaft und dachte mehrere Stunden über den Sinn meines Daseins, über die vor mir liegenden Möglichkeiten und darüber nach, was die Christliche Wissenschaft dazu zu sagen hatte.

Ich erkannte mein großes Bedürfnis, Gott und die Vollkommenheit Seiner Schöpfung besser kennenzulernen, um mehr über mich selbst zu erfahren. Als mein Denken mehr von der Vollkommenheit eines göttlichen Universums auszugehen begann, flossen mir Ideen zu, ich sah neue Entwicklungsmöglichkeiten, und Ziele wurden klarer. Ich dachte nicht mehr, daß andere Menschen, allgemeine Entwicklungen oder Umstände schuld an meiner Situation seien. Vielmehr wurde mir klar, daß ich meine Einstellung und meine Verhaltensweise in vielen Punkten ändern sollte.

In den folgenden Jahren wiederholte ich diese wichtige Erfahrung, einen Tag an einem stillen Platz mit Gott zu verbringen und mein Lebensbild zu überdenken, zu erneuern und an gewonnene Erkenntnisse anzupassen. Von Jahr zu Jahr wurden meine Beweggründe, Ziele und Neigungen klarer und machten mich zufriedener und glücklicher. Ich hatte nicht mehr das Gefühl, von den Problemen des Lebens herumgestoßen zu werden; statt dessen verließ ich mich bei der Ausarbeitung und Läuterung meiner Pläne und Entscheidungen mehr und mehr auf Gott. Ich gewann größere Sicherheit in meinen Entscheidungen und fand mehr Ruhe und Festigkeit in meiner Haltung. Ein unangenehmer nervöser Husten, der mich jahrelang geplagt hatte, verschwand. Auch im Beruf konnte ich bald meine Ausbildung ergänzen; das Ergebnis davon war ein neuer Arbeitsplatz mit einem höheren Einkommen und verbesserter Wohnmöglichkeit.

Durch diese Veränderungen gewann ich auch mehr freie Zeit, die ich zum größten Teil dem Studium der Christlichen Wissenschaft widmen konnte. Dies wiederum führte dazu, daß ich nach jahrelangem Zögern Mitglied Der Mutterkirche und einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, wurde und bei einem autorisierten Lehrer der Christlichen Wissenschaft am Klassenunterricht teilnahm. In dieser bewegten Zeit lernte ich, viele irrige Ansprüche zu meistern, die meinen Fortschritt aufgehalten hätten. Ich erkannte, daß diese Irrtümer uns in Ziellosigkeit und Apathie herumirren lassen. Sie möchten uns davon abhalten, unsere Ziele und Beweggründe zu läutern. Aber durch unseren Wunsch, Gott gegenüber ehrlich zu sein, werden wir dazu geführt, Wachsamkeit auszudrücken. Wir können, wie unser großer Wegweiser, zu dem Versucher sagen: „Weg mit dir, Satan!“ Mt 4:10.

Dadurch, daß wir auf der Vollkommenheit und Wahrheit des Seins bestehen, lernen wir, niemals der Einflüsterung zu gehorchen, daß unsere Umstände zu kompliziert und schwierig seien oder daß es möglicherweise zu spät sei, die Harmonie der göttlichen Schöpfung zu beanspruchen und zum Ausdruck zu bringen. Wenn wir willens sind, uns nicht länger von einem materiellen Standpunkt aus zu betrachten und die Möglichkeiten des Gebets in der Christlichen Wissenschaft zu nutzen, können wir folgerichtig beginnen, unseren Fortschritt vorzubereiten. Mrs. Eddy schreibt in ihrem Buch Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes: „Denke daran: Du kannst in keine Lage gebracht werden, sei sie auch noch so ernst, wo die göttliche Liebe nicht schon vor dir gewesen ist und wo ihre liebreiche Lektion dich nicht erwartet. Darum verzweifle nicht und murre nicht, denn das, was zu erlösen, zu heilen und zu befreien sucht, wird dich führen, wenn du diese Führung suchst.“ Verschiedenes, S. 149.

Ein anderes Hindernis, das sich unserem Fortschritt in den Weg stellen möchte, ist die Versuchung, nicht die göttliche Widerspiegelung anzustreben, sondern Ruhm, gesellschaftliche Stellung und Reichtum. Anstatt diese menschlichen Wertvorstellungen absichtlich zu verfolgen — als etwas, was unsere Vollkommenheit bestätigt —, sollten wir diese menschlichen Zugaben nur dann akzeptieren, wenn sie aus unserer Geistigkeit hervorgehen.

Gott hat für jeden von uns einen individuellen und harmonischen Platz in Seinem von Liebe geordneten Universum vorgesehen. Wir dürfen uns deshalb mit Freude an die Aufgabe begeben, diesen Platz durch Läuterung unserer Neigungen und Beweggründe an den Tag zu bringen.

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