Als ich ein kleines Mädchen war, fuhr unsere Familie in den Ferien manchmal ans Meer. Wir verbrachten die Tage am Strand einer Insel, wo der Wellengang meist schwach war, auch bei starker Flut. Ich erinnere mich daran, wieviel Spaß es machte, in den Armen meines Vaters „auf den Wellen zu reiten“.
Ich hatte nie Angst vor dem vielen Wasser oder vor den Wellen. Ich war in den Armen meines Vaters. Er war groß und stark. Und er liebte mich. Warum sollte ich ängstlich sein? Ich wußte, ich war dort sicher. Ich zweifelte nie an seiner Liebe. Ich war sein kleines Mädchen. Selbstverständlich liebte er mich. Er konnte gar nicht anders. Tagaus, tagein liebte er mich und sorgte er für mich. Deshalb war es ganz natürlich für mich, daß ich ihn liebte und ihm vertraute.
Auch wenn nicht jeder einen menschlichen Vater hat, von dem er unablässig geliebt wird und auf den er vertrauen kann, so hat doch jeder einen himmlischen Vater, dessen Liebe beständig ist und auf dessen Fürsorge er sich völlig verlassen kann. Das ist keine neue Lehre. Die Bibel bestätigt das.
Das Studium der Bibel hilft uns, mit der Liebe unseres himmlischen Vaters vertraut zu werden. Mose versichert uns mit seinem Segenswort: „Zuflucht ist bei dem alten Gott und unter den ewigen Armen.“ 5. Mose 33:27. Und die Psalmen sprechen immer wieder von der Beständigkeit und Zärtlichkeit der göttlichen Gnade.
Wie oft rühmen doch die Propheten, insbesondere Jesaja, in mitreißender Sprache die Liebe Gottes! Sie versichern uns, daß wir immer darauf zählen können, daß Gott für die sorgt, die Ihm dienen. Die auf Ihn trauen, sind die Geliebten Gottes, jetzt und immerdar.
Christi Jesu Lehren bestätigen und erweitern diese Erkenntnis, daß Gott Seine Schöpfung liebt. Wenn wir über die Botschaft der Evangelien nachdenken, wird uns so richtig klar, was es heißt, daß unser Meister Gott als Vater anerkannte. Er versicherte seinen Jüngern: „Alles, was der Vater hat, das ist mein“ Joh 16:15. und „der mich gesandt hat, ist mit mir. Er läßt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.“ Joh 8:29. Er war sich immer der kostbaren Nähe und Liebe Gottes bewußt.
Mrs. Eddy war sich voller Ehrfurcht bewußt, daß Gott für Seine Kinder sorgt. Dieses Wissen vermittelt sie uns durch die Lehren der Christlichen Wissenschaft. In Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift schreibt sie: „In gebührender Weise nährt und kleidet Geist jedes Ding, wie es in der Ordnung der geistigen Schöpfung erscheint, und bringt so die Vaterschaft und Mutterschaft Gottes in zärtlicher Weise zum Ausdruck.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 507.
Durch Bibelstudium und göttliche Offenbarung kam Mrs. Eddy zu der Erkenntnis, daß Gott Geist ist, göttliches Prinzip, göttliche Liebe, und daß Er das Universum und den Menschen in immerwährender Harmonie regiert. Daß Gott das einzige Gemüt ist, das einzige Leben. Daß Er Wahrheit und Seele ist.
Diese Erkenntnis nimmt Gott nichts von Seiner Zärtlichkeit, sondern sie befähigt uns, in gewissem Grade zu verstehen, wie Gott allgegenwärtig, allwissend und allmächtig sein kann. Da Gott, unser himmlischer Vater, immer bei uns ist — wo immer wir auch sein mögen — und da Er uns liebt, können wir keine Angst haben. Wir befinden uns genau in diesem Augenblick in den Armen der göttlichen Liebe. Dort sind wir sicher trotz der Ereignisse, die in der Welt wie Wellen des Hasses erscheinen — die sich in verheerender Armut und Krankheit zeigen, in Unfällen, Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Terroranschlägen oder was sonst noch die Menschheit in den Abgrund ziehen möchte. Selbst in diesen stürmischen Situationen finden wir Zuflucht in den „ewigen Armen“, die uns umschlingen.
Wenn auch Fluten des Hasses uns zu bedrohen scheinen, so erfüllt doch in Wirklichkeit unser himmlischer Vater, die göttliche Liebe, allen Raum. Nirgendwo ist auch nur der geringste Raum für irgend etwas anderes als die Liebe und ihre Ideen. Das heißt, daß es in Wahrheit nichts Böses gibt. Keine böse Macht. Keine böse Person. Keinen böses Ort. Nichts Böses.
Die Christliche Wissenschaft öffnet uns die Augen für die Wahrheit, daß unser wirkliches Sein — von Gott, Geist, erschaffen — das Ebenbild Gottes, des Geistes, ist und geistig sein muß. Materielle Umstände können den wirklichen Menschen deshalb nicht bezwingen. Seine Sicherheit liegt in dem Verständnis, daß Gott, das einzige Gemüt, völlig gut und immer Herr der Lage ist. Das ist die absolute Wahrheit, und wir sind bestrebt, sie zu verstehen und zu beweisen.
Wir beginnen diese Wahrheit zu beweisen, wenn wir erkennen, daß Gott uns schon jetzt die Intelligenz gibt, die Allheit des Guten und die Nichtsheit des Bösen zu verstehen. Manchmal müssen wir energisch darauf bestehen, daß unser Vater genau in diesem Moment bei uns ist und daß uns nichts zu dem Glauben verleiten kann, das Böse könne durch eine Person oder eine Sache wirken — und das schließt die Naturkräfte mit ein.
Durch den geistigen Sinn — jenes Bewußtsein der Güte Gottes, das wir durch Gebet erlangen — verstehen wir in zunehmendem Maße, daß das, was wie eine Katastrophe aussieht, lediglich eine Versuchung ist, nämlich die Versuchung zu glauben, das Böse sei wirklich. Zeugnisse im Herold der Christlichen Wissenschaft, im Christian Science Journal und Christian Science Sentinel zeigen, wie Menschen Katastrophen abgewendet haben oder ihnen entkommen oder von ihren Folgen geheilt worden sind. Unser Vertrauen auf Gott wächst, wenn wir solche Erfahrungen machen oder miterleben.
Meine Mutter und zwei meiner Tanten waren in jungen Jahren Zeugen einer Heilung, die ihnen ein unerschütterliches Vertrauen auf Gott gegeben hat. Sie erlebten, wie ihr Vater durch die Gebete eines Ausübers der Christlichen Wissenschaft über Nacht von einer Herzkrankheit geheilt wurde, die so schlimm war, daß die Ärzte gesagt hatten, er werde die Nacht nicht überleben. Er hatte auch seit Jahren an Rheuma gelitten; diese Krankheit hatte ihn bisweilen bewegungsunfähig gemacht, und sie war so schmerzhaft gewesen, daß er nach den schmerzstillenden Mitteln süchtig geworden war. In derselben Nacht, in der er von der Herzkrankheit geheilt wurde, wurde er auch von der Tablettensucht und dem täglichen Alkohol- und Tabakkonsum geheilt. Die Heilung von Rheuma folgte kurz darauf. Ich erinnere mich an meinen Großvater als einen glücklichen, gesunden und sehr liebevollen Menschen.
Diese Heilung überzeugte meine Mutter und meine Tanten davon, daß sie zur Überwindung aller Herausforderungen, die an sie herantreten mochten, nie etwas anderes brauchen würden als das durch das Studium und die Anwendung der Christlichen Wissenschaft gewonnene Verständnis von Gott. Und sie sahen sich tatsächlich Herausforderungen gegenüber — Herausforderungen, die sie hätten überwältigen können, die sie aber mutig meisterten, manchmal durch ihre eigenen Gebete und manchmal mit Hilfe von Ausübern. Sie wurden ernsthafte, treue Christliche Wissenschafter und dienten ihrer Zweigkirche auf vielfältige Weise. Sie hinterließen als Vermächtnis ihre Liebe zu Gott und ihrer Familie und den Mitmenschen in ihrem Ort, wo sie in späteren Jahren liebevoll „die Damen“ genannt wurden.
Sie mögen sagen: „Wenn ich je Zeuge einer Heilung wie der Ihres Großvaters gewesen wäre, würde ich ebenfalls an die Macht Gottes glauben.“ Aber ob Sie nun solch eine hervorragende Heilung miterleben oder nicht: Wenn Sie die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit ohne Vorbehalte studieren und mit dem ernsthaften Wunsch, die Wahrheit über Gott und den Menschen verstehen zu lernen, werden Sie Beweise von Gottes Macht und Liebe erleben. Diese Beweise mögen bescheiden sein, aber sie werden Ihnen zeigen, daß Sie auf dem richtigen Wege sind. Sie werden Sie ermutigen, weiterzustudieren und das Gelernte im täglichen Leben anzuwenden. Sie werden feststellen, daß Sie Gott lieben, und immer besser verstehen, daß Er Ihr himmlischer Vater ist, daß Er Sie liebt und daß Er die Vollkommenheit Ihres wahren Seins, das Er geschaffen hat, erhalten kann und auch tatsächlich erhält und immer erhalten wird.
Wir können auf Gottes Liebe vertrauen. Er liebt uns. Wir sind Seine geliebten Kinder. In Seinen Armen können wir auf den „Wellen“ der Schwierigkeiten reiten, anstatt in ihnen zu ertrinken. In den Armen unseres himmlischen Vaters sind wir sicher.
