Die Welt will uns bei jeder Gelegenheit einreden, daß wir von etwas anderem als Gott, Geist, abhängig seien. Betrachtet man das Leben vom materiellen Standpunkt aus, so klingt das auch alles recht überzeugend. Doch wenn wir auch nur in etwa verstehen, daß das Leben tatsächlich geistig ist, beginnen die Dinge sich zu ändern. Dann lernen wir, uns allein auf Geist zu verlassen.
Durch das Studium der Christlichen Wissenschaft und durch geistigen Fortschritt werden wir in den Stand versetzt, die falschen Vorstellungen von Abhängigkeit aufzugeben und auf den unendlichen Möglichkeiten des Guten, die von Gott kommen, aufzubauen. Da das menschliche Denken materielle und sündige Elemente in sich schließt, bedarf es der ständigen Berichtigung, und diese findet dadurch statt, daß wir unseren Schöpfer als unendlichen Geist — als unseren Vater-Mutter Gott, das Gute — anerkennen. Das, was wir durch die Christliche Wissenschaft über Gott lernen, bringt die Einheit des Menschen mit der Gottheit ans Licht und zeigt uns, daß wir in Wirklichkeit niemals von Ihm getrennt werden können. Doch damit das Licht der Wahrheit in unserer gegenwärtigen Erfahrung scheinen kann, müssen wir die Suggestion, wir seien sündige, materielle Wesen, zurückweisen, und müssen die Fehler und die materielle Abhängigkeit aufgeben, die unseren geistigen Fortschritt hindern möchten.
Obgleich ich selber z. B. rauchte und trank, so habe ich doch nicht mehr das geringste Verlangen nach einer solchen Befriedigung — selbst nicht in Gesellschaft, wo geraucht und getrunken wird. Ich wurde auf sehr einfache, natürliche Weise davon befreit, als ich mit dem Studium der Christlichen Wissenschaft begann. So half mir etwa der Gedanke, daß ich nicht aus Gefälligkeit anderen gegenüber zu rauchen und zu trinken brauche, da dies keine wirkliche Befriedigung bringt. Befriedigung kommt allein von Gott. Ich fühlte mich nicht mehr gezwungen, mich aus Geselligkeit am Rauchen und Trinken zu beteiligen. Es wurde mir klar, daß ich auch ohne diese Hilfsmittel fröhlich und viel freier sein kann. Dies war vor über dreißig Jahren.
Zu dieser Zeit verlor sich ebenfalls die Abhängigkeit von Medizin, besonders Schlafmitteln. Diese Tabletten hatten sich so nachteilig auf meine Tätigkeit ausgewirkt, daß ich einen Arbeitsplatz aufgeben mußte. Als ich die Ursache meiner mangelhaften Konzentrationsfähigkeit erkannte, warf ich alle Medizin fort und verließ mich nur noch auf die Christliche Wissenschaft, um Ruhe und Frieden zu finden. Später bat ich eine Ausüberin der Christlichen Wissenschaft, für mich zu beten. Ich sah dann auch nicht mehr auf die Uhr, um auszurechnen, wieviel Zeit mir noch zum Schlafen bliebe! Ich lernte verstehen, daß ich in Wirklichkeit geistig bin, nicht materiell, und daß mir deshalb nichts mangelt, auch dann nicht, wenn ich eine schlaflose Nacht verbracht hatte.
Seitdem ist mir klar geworden, daß ich, anstatt mich unruhig im Bett zu wälzen, ebensowohl beten kann. Und ich habe herausgefunden, daß die Lektüre der Bibel, der Schriften Mary Baker Eddys oder der christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften der inneren Unruhe abhilft und uns die nötige Erquickung bringt.
Wir sind in Wirklichkeit von Gott abhängig, wie Christus Jesus uns durch sein Vorbild veranschaulicht hat. Diese Abhängigkeit schließt kein falsches hypnotisches Verlangen ein, das Befriedigung durch materielle Mittel wie Tabak, Drogen und Alkohol fordert. Geist, Gott, die einzige Quelle alles wirklich Guten, kann und wird uns von aller Genußsucht und von der Abhängigkeit von Medizin und den damit verbundenen Folgen heilen. Die Freiheit z. B., die angeblich durch Rauchen und Trinken erlangt werden soll, ist tatsächlich eine Form von Sklaverei, eine Fessel, die uns erniedrigt und entwürdigt in dem Bemühen, das zu sein, was wir in Wirklichkeit sind — das Ebenbild Gottes.
Wir brauchen uns den Ansprüchen der Materialität nicht zu ergeben. Mrs. Eddy sagt uns in Wissenschaft und Gesundheit: „Wir sollten von der gegenteiligen Voraussetzung, daß der Mensch materiell geschaffen ist, hinwegsehen und unseren Blick auf den geistigen Schöpfungsbericht lenken, der, mit der Spitze eines Diamanten‘ und der Feder eines Engels in das Verständnis und das Herz eingegraben sein sollte.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 521. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß der Mensch die vollkommene Widerspiegelung Gottes ist. Der Mensch bringt daher Wahrheit, Liebe, Prinzip durch Widerspiegelung zum Ausdruck.
Was wir nun menschlich wahrnehmen, muß in Beziehung zum Allerhöchsten gebracht werden. Mit anderen Worten, wir müssen unsere wahre Einheit mit Gott, dem Guten, Reinen, Harmonischen, Schönen erkennen. Dann wird die menschliche Unzufriedenheit verschwinden und unser wahres Wesen, die Widerspiegelung Gottes, kommt ans Licht. Die Christliche Wissenschaft hebt den Fluch des falschen Vertrauens auf die Materie und der Befriedigung materieller Sinne auf.
Nur das schwerfällige materielle Denken klammert sich an die Erde und sucht dort Glück und Seligkeit. Aber dieses Denken bringt keine bleibende Freude. Wahre Seligkeit erlangen wir nur durch rückhaltlosen Verlaß auf Gott. Diese normale, natürliche Abhängigkeit wirkt sich auf alle unsere Beziehungen harmonisierend aus, und zwar in dem Maße, wie wir den irrtümlichen Gedanken widerstehen, die uns dazu verleiten möchten, uns auf falsche Stützen zu verlassen.
Das Verständnis von der göttlichen Liebe, das wir durch die Christliche Wissenschaft erlangen, verdrängt die falschen Annahmen, daß wir sündig und materiell seien. Diese Annahmen möchten uns aus dem von Gott geschaffenen Paradies hinaustreiben. Doch jeder, der durch die Christliche Wissenschaft frei geworden ist von der Suggestion, daß die Materie echte Befriedigung geben könne, wird bestätigen, daß diese herrliche Freiheit nicht lediglich die Rückkehr eines Sterblichen ins Paradies darstellt; vielmehr bringt sie uns die Erkenntnis, daß das Bild und Gleichnis Gottes — der wirkliche, gottähnliche Mensch, der unser wahres Wesen ausmacht, nie das Paradies verlassen hat.
Das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, erklärt: „Das Verständnis, daß Gemüt unendlich und nicht durch Körperlichkeit begrenzt ist, daß es zum Zweck des Hörens oder Sehens nicht von Ohr und Auge noch zum Zweck der Bewegung von Muskeln und Knochen abhängig ist, dieses Verständnis ist ein Schritt zur Gemüts-Wissenschaft hin, durch die wir die Natur und das Dasein des Menschen erkennen lernen.“ Ebd., S. 84. Somit sind wir nur der Annahme nach von einem materiellen Körper abhängig. In Wirklichkeit haben wir eine vollständige geistige Identität. Wir können dies beweisen, wenn wir uns gehorsam an die Wahrheiten in Wissenschaft und Gesundheit halten. Dort heißt es z. B.: „Wenn wir dem Befehl unseres Meisters folgen:, Sorget nicht um euer Leben‘, werden wir niemals von körperlichen Zuständen, vom Bau des Körpers oder seiner Einrichtung abhängen, sondern wir werden Herr über den Körper sein, ihm seine Bedingungen vorschreiben und ihn durch Wahrheit gestalten und beherrschen.“ Ebd., S. 228.
Jesus sagte: „Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.“ Joh 5:19. Gott ist treu — Er ist unser Schutz und unsere Kraft. Kann sich irgend etwas Schädliches, Trennendes zwischen unseren göttlichen Schöpfer und Seine Kinder zwängen? Wenn wir verstehen, daß dies unmöglich ist, kann uns kein Verlust mehr in Angst und Schrecken versetzen. Noch werden wir einen falschen Anspruch von Mangel aufkommen lassen, wenn das persönliche Abhängigkeitsgefühl — das keine wirkliche Macht hat — verschwindet und unser Vertrauen auf die göttliche Liebe, das ewige Leben und die unzerstörbare Wahrheit sich durchsetzt. Wenn wir lernen, uns ausschließlich auf die göttliche Liebe zu verlassen, werden wir einsehen, daß Freude unabhängig von materiellen Dingen, vom Körper oder von menschlichen Entscheidungen und menschlichem Planen ist.
Der Schöpfer, der nur gut ist und der von Christus Jesus als ein liebender Vater offenbart wurde, betrachtet uns niemals als unglücklich oder verlassen. Wenn wir die geistige Tatsache akzeptieren, daß der Mensch von Gott abhängig ist, werden wir uns auch in den kleinsten Angelegenheiten des täglichen Lebens gebetvoll an Gemüt wenden. Gott ist unendliche Liebe. Können wir auf etwas Besseres vertrauen?
Hatten nicht die Kuschiter und Libyer eine große Heeresmacht
mit sehr viel Wagen und Reitern?
Doch der Herr gab sie in deine Hand,
da du dich auf ihn verließest.
2. Chronik 16:8
