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Stellen wir die richtigen Fragen an die Bibel?

Aus der Oktober 1988-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Bibelgelehrte William Neil schreibt in seinem kurzen, hilfreichen Buch Can We Trust the Old Testament? (Können wir uns auf das Alte Testament verlassen?): „Als erstes ... müssen wir lernen, die richtigen Fragen an die Bibel zu stellen ... “ Und er erklärt weiter: „Es ist unbedeutend, ob Abraham aus Ur in Chaldäa oder aus Haran kam, und die Bibel gibt uns auch keine klare Auskunft darüber. Aber es ist von zentraler Bedeutung — und der Verfasser des Briefes an die Hebräer erkannte das —, in ihm den Inbegriff all derer zu erkennen, die sich, allein auf Gott vertrauend, in eine unbekannte Zukunft wagen.“ Can We Trust the Old Testament? (New York: The Seabury Press, 1979), S. 120.

Seit nun schon mehreren Jahrzehnten haben Christliche Wissenschafter festgestellt, daß Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy sie zu ebendem befähigt, wozu dieses Zitat anregt: die richtigen Fragen an die Bibel zu stellen, um herauszufinden, was sie wirklich enthält. Dabei geht es überhaupt nicht darum, irgend jemandes persönlicher Interpretation der Bibel Glauben zu schenken. Es bedeutet, mit neuen Augen an das Wort der Heiligen Schrift heranzugehen und mit offenen Ohren auf das zu lauschen, was sie in Wirklichkeit schon immer gesagt hat.

Was sagt uns die Bibel denn heute wirklich? Wenn sie nur eine Sammlung von Mythen und schönen Geschichten mit großem ästhetischem Wert wäre, hätte sie wenig tatsächliche Bedeutung. Wenn sie nur ein historischer Bericht über vergangene Ereignisse wäre, die zu ihrer Zeit großartig und inspirierend waren, könnte sie unser heutiges Leben nicht wirklich beeinflussen. Die zentrale Frage, die die Menschen an die Bibel stellen, ist die: „Welche bleibende Bedeutung haben diese Ereignisse? Auf welche gültige Wahrheit deuten sie hin, die unseren geistigen Hunger heute stillen und so die Menschheit wie nichts anderes erhalten kann?“

Ein Beispiel dafür, wie jemand die Antwort auf diese Frage fand, wird im letzten Kapitel von Wissenschaft und Gesundheit gegeben, das „Früchte der Christlichen Wissenschaft“ überschrieben ist. Es sind ausgewählte Briefe von Personen, die durch das Lesen dieses Buches geheilt wurden. Dort berichtet eine Frau aus Massachusetts, die nach jahrelangem Leiden durch die Christliche Wissenschaft Heilung fand, wie sie schließlich von dem düsteren Bild der Krankheit befreit wurde. Sie schlug Wissenschaft und Gesundheit an der Stelle auf, wo es heißt: „Wenn man Gott verstehen würde, anstatt nur an Ihn zu glauben, so würde dieses Verständnis Gesundheit herbeiführen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 203.

Sie nahm ernst, was diese Worte ihr sagten, nämlich daß sie in Wirklichkeit nur ein richtiges Verständnis von Gott brauchte. Ihre eigenen Worte lauten: „Ich machte das Buch zu, neigte mich zum Gebet und wartete mit sehnsüchtiger Spannung auf eine Antwort. Ich weiß nicht, wie lange ich wartete, aber plötzlich, wie ein wundervolles Durchbrechen der Sonne nach dem Sturm, kam mir klar folgender Gedanke:, Seid stille und erkennet, daß ich Gott bin!‘ Ich hielt den Atem an — in mein verlangendes Denken senkte sich tief die unendliche Bedeutung von jenem, Ich‘. Aller Eigendünkel, alle Selbstherrlichkeit, alle Selbstsucht, alles, was das sterbliche, Ich‘ ausmacht, verschwand beschämt aus meinem Bewußtsein. Mir war, als ob ich auf heiligem Boden stünde. Worte reichen nicht aus, um jene geistige Erhebung in ihrer ganzen Größe wiederzugeben, aber andere, die ähnliche Erfahrungen gehabt haben, werden mich verstehen.

Von jener Stunde an hatte ich ein klares Bewußtsein von der ständigen Gegenwart eines unendlichen Gottes, der nur gut ist.“ Ebd., S. 670.

Was war geschehen? Durch das Studium von Wissenschaft und Gesundheit war diese Frau wieder zur Bibel geführt worden. Im Lichte dessen, was das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft über Gott offenbarte, erhielt jene bekannte Bibelstelle aus den Psalmen, die ihr in den Sinn kam, eine neue, erweiterte Bedeutung. Sie wandelte praktisch ihr Leben um! Diese Stelle sprach nicht nur von einem allerhabenen, allmächtigen Gott oder davon, wie die Menschen diesen Gott in einer lange zurückliegenden Zeit erlebt hatten. Sie führte sie in das Bewußtsein Seiner unmittelbaren mächtigen Gegenwart.

Die Bibel berichtet uns immer wieder von der Wirklichkeit und Gegenwart des lebendigen Gottes. So zeigt uns die Erfahrung dieser Frau, wie so viele andere ähnliche Erfahrungen auch, daß die Bibel im richtigen Sinne wörtlich zu nehmen ist — daß sie auf eine erlebte und erlebbare geistige Tatsache deutet. Das ist etwas völlig anderes, als darauf zu bestehen, daß die ganze Bibel, Wort für Wort, dem Buchstaben nach auszulegen sei. Es bedeutet, die Macht des Wortes wörtlich zu nehmen und die biblischen Berichte von den Durchbrüchen dieser Macht in die menschliche Erfahrung zu konkreten Bezugspunkten für unser tägliches Leben zu machen.

Offenbarung ist immer die Offenbarung vom Wesen Gottes — Seiner Allerhabenheit, Güte und Macht — und die Offenbarung Seiner Schöpfung. Daher ist die höchste Tatsache immer die Wirklichkeit Gottes, nicht die Art und Weise, wie das Erleben dieser Wirklichkeit berichtet und ausgedrückt worden ist. Mrs. Eddy nennt als ersten der sechs Glaubenssätze, der religiösen Grundsätze der Christlichen Wissenschaft, den folgenden: „Als Anhänger der Wahrheit haben wir das inspirierte Wort der Bibel zu unserem geeigneten Führer zum ewigen Leben erwählt.“ Ebd., S. 497.

„Das inspirierte Wort der Bibel“ tatsächlich „zu unserem geeigneten Führer zum ewigen Leben“ zu erwählen heißt, die Bibel in einer Weise ernst zu nehmen, die den Respekt vieler ernsthafter Christen gewonnen hat. Andere, deren Beweggründe wohl aufrichtig sein mögen, üben manchmal scharfe Kritik an der Christlichen Wissenschaft. Diese Christen — einige Evangelikaner und Fundamentalisten eingeschlossen — mögen sich durch ihre dogmatische Überzeugung sogar genötigt sehen, vor Christlichen Wissenschaftern und denjenigen, die sich für ihre Lehren interessieren, als „Zeugen“ aufzutreten und diese Lehren als ketzerisch und nicht bibeltreu darzustellen.

Die Christlichen Wissenschafter suchen weder mit diesen Christen noch solchen anderer dogmatischer Glaubensrichtungen Streit. Sie fühlen sich vielmehr allen tief verbunden, die die Bibel aufrichtig lieben, selbst wenn dieses Gefühl nicht immer erwidert wird. Ihre eigenen Erfahrungen haben ihnen gezeigt, daß die eigentliche Wirkung der Lehre Mrs. Eddys darin besteht, das Christentum von menschlichen Dogmen und Meinungen, die die volle Demonstration der Macht des Wortes hemmen möchten, zu befreien.

In Wirklichkeit sind die Dogmen, aufgrund derer einige Christen die Christliche Wissenschaft als unbiblisch einstufen, oft selber Zusätze zu dem, was die Bibel tatsächlich lehrt, Zusätze, die erst einige Zeit nach Abfassung der ursprünglichen biblischen Schriften Teil des traditionellen Christentums wurden. Der Wahrheitskern, den diese Lehren enthalten mögen, wird von der Christlichen Wissenschaft nicht verschleiert oder geleugnet, sondern durch das geistige Licht, das sie aus ihrer Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift bezieht, vielmehr erhellt.

Nehmen wir uns einmal einige markante Beispiele solcher Lehren vor und sehen uns an, wie die Christliche Wissenschaft dazu steht.

• Christi Jesu Opfer für die Menschheit hat eine tiefe Bedeutung in der Christlichen Wissenschaft, wie Mrs. Eddys bewegende und treffende Antwort auf die Frage „Gibt es keine Versöhnung durch Opfer?“ in ihrem Büchlein Nein und Ja so ausgezeichnet deutlich macht. Aber wie andere Christen erkennen die Christlichen Wissenschafter, daß das Neue Testament Jesu Opfer nicht wirklich als ein physisches Blutvergießen ansieht, dessen einzige Aufgabe es war, einen Gott des Zorns zu beschwichtigen. An der Stelle, wo Johannes von Jesu „Versöhnung für unsre Sünden“ spricht, wird die wahre Bedeutung des Originals besser mit dem Wort „Sühne“ wiedergegeben — die, wie ein angesehener Kommentator des Neuen Testaments es formuliert, „uns von etwas Schlechtem und Unreinem reinigt ... “ Dieser Autor erklärt so trefflich Jesu Opfer als „den Punkt, an dem die göttliche Macht ansetzt... Es ist Zentrum und Quelle eines Stromes neugeschaffenen Lebens, das in der Lage ist, sich über die ganze Menschheit zu verbreiten, den Einfluß des Bösen unwirksam zu machen und unsere Verderbtheit zu heilen.“ C. H. Dodd, Benefits of His Passion (Nashville, Tennessee: Abingdon Press, n.d.), S. 28, 34.

• In ähnlicher Weise spricht das Neue Testament von Gott als Vater, von Christus als Gottes Sohn, der in Jesus kund wurde, und von dem Heiligen Geist als der Macht und Gegenwart Gottes. Diese drei zeigen, wie Gott wirkt und sich der Menschheit offenbart. Und die Christliche Wissenschaft erweitert außerordentlich unseren Begriff von der dreieinigen Natur der Gottheit, indem sie Gott als die unendliche Person versteht, die Leben, Wahrheit und Liebe ist. Aber parallel dazu haben Gelehrte erkannt, daß im Neuen Testament selbst die Frage der mehrfachen „Person“ nicht erörtert wird, eine Frage, die in der späteren Formulierung des Glaubens an die Dreieinigkeit so große Bedeutung gewann. Dieser Glaube, so legen sie dar, ist eine dogmatische Auffassung. Sie entwickelte sich aus heftigen theologischen Kontroversen im zweiten und dritten Jahrhundert, lange nachdem das Neue Testament selbst niedergeschrieben worden war.

• Es gibt auch keine Textstelle im Neuen Testament, die eindeutig erklärt, daß Jesus Gott sei. Jesus wies einen Fragesteller schon allein deshalb zurecht, weil er ihn mit „guter Meister“ anredete. Er sagte: „Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein.“ Mk 10:17, 18. Zweifellos stellt das Neue Testament (und auch die Christliche Wissenschaft) Jesus als jemanden dar, der außerordentlich viel mehr war, als nur ein sehr guter Mensch. Er offenbarte die Fülle des Wesens Gottes in einzigartiger Weise, und in dieser Hinsicht hat er in der Geschichte der Menschheit nicht seinesgleichen. Ein prominenter, wenn auch umstrittener Bibelgelehrter legt in Anerkennung dieser Tatsache dar, daß das Neue Testament zwar sagt, daß Jesus der Sohn Gottes sei, „aber nicht einfach behauptet, daß Jesus Gott sei“. Und er fährt fort: „Durch ihn, wie durch niemanden sonst, sprach und handelte Gott: Wenn man ihm begegnete, wurde man mit Gott zusammengeführt — von Gott gerettet und gerichtet... Hier war mehr als nur ein Mensch: hier war ein Zugang zu Gott in Tätigkeit.“ John A. T. Robinson, Honest to God (Philadelphia: The Westminster Press, 1963), S. 70.

Wenn jemand die überragende Bedeutung, die Christi Jesu Beispiel in der Christlichen Wissenschaft beigemessen wird, oder die echte Liebe zu ihm, die diese Wissenschaft erweckt, in Zweifel zieht, sollte er — vorurteilslos — das zweite Kapitel von Wissenschaft und Gesundheit „Versöhnung und Abendmahl“ lesen. Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, daß in der gesamten christlichen Literatur kein bewegenderes Zeugnis für die Schönheit und Macht des Lebens Jesu existiert. Dieses Kapitel bestätigt völlig die Wahrheit einer Erklärung Mrs. Eddys an anderer Stelle: „Das Leben Christi stellt die Verkündigung und die Forderung alles dessen dar, was ich lehre ... “ Nein und Ja, S. 10.

Es ist wichtig, daß die Christlichen Wissenschafter sich selbst darüber klar werden, wie ausgesprochen christlich Mrs. Eddys Lehre wirklich ist. Manchmal erweist es sich als notwendig, daß Christliche Wissenschafter in diesem Punkt sehr fest bleiben gegenüber anderen, die von der Grundlage stark abweichender Theologie aus versuchen, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Obwohl Christliche Wissenschafter in ihrer Antwort auf derartige Kritik sicherlich nicht den Anschein von Überheblichkeit oder Überlegenheit erwecken möchten, brauchen sie doch auch nie das Gefühl zu haben, sich dafür entschuldigen zu müssen, daß Wissenschaft und Gesundheit so viel für sie getan und dazu beigetragen hat, ihnen die volle Bedeutung der Bibel zu erschließen.

Solche Entschuldigungen sind ganz und gar unnötig, denn so wie sie es sehen, hat kein Buch je die Menschen in dem Maße zur Bibel zurückgeführt und ihnen ein so großes Verständnis von ihrer geistigen Macht und wirklichen Bedeutung gegeben wie Wissenschaft und Gesundheit. Kein Buch hat mehr Menschen geholfen, die richtigen Fragen an die Bibel zu stellen und sie ernst zu nehmen.

Dieses Bedürfnis, die wahre Bedeutung und Aufgabe der Bibel verstehen zu lernen, führte Mrs. Eddy notwendigerweise dazu, einige allgemein anerkannte theologische Lehren, zumindest in ihrer traditionellen Form, nachdrücklich in Frage zu stellen. Aber das Christentum ist durch den Mut, den sie dabei gezeigt hat, nur gesegnet worden. Was kann man auf dem Weg zurück zur Quelle dessen, was in der traditionellen Theologie Rechtens ist, schon verlieren, außer dem, was nicht Rechtens ist?

Die Christen lieben natürlich die Bibel und würden nicht wünschen, daß bestimmte Stellen dazu benutzt werden, um Doktrinen zu untermauern, die keine wirkliche biblische Grundlage besitzen. Wonach sie wirklich streben, ist die Macht echten Christentums. Und genau das hat Mrs. Eddy durch die Entdeckung der Wissenschaft des Christentums — durch das exakte Verständnis des geistigen Gesetzes, das diese Wissenschaft stützt und sie ununterbrochen wahr und wirksam sein läßt — der Menschheit zugänglich gemacht.

Was die Christliche Wissenschaft bietet, ist nichts anderes als echtes Christentum. Sie erweitert, wie das oben erwähnte Zeugnis der Frau aus Massachusetts zeigt, die Erfahrung des Christen, indem sie ihm die gegenwärtige Möglichkeit einer engeren Gemeinschaft mit Gott und größeren Empfänglichkeit für Seine Macht und Liebe eröffnet. Aus diesem Grunde muß Mrs. Eddys Lebenswerk schließlich eine größere Einheit unter den Christen zur Folge haben, denn ihre Schriften ermöglichen allen die uneingeschränkte Erfahrung des lebendigen Wortes der Heiligen Schrift, in dem allein diese Einheit gefunden werden kann.

Auf dieser Grundlage können alle, die die Bibel lieben, sich in dem Bestreben vereinen, die richtigen Fragen an die Bibel zu stellen — und zu lebendigen Antworten zu gelangen, Antworten, auf die es ankommt.


„Die evangelischen Christen und Pietisten erkannten ebenfalls frühzeitig — in der Außenmission oft sehr viel deutlicher als im eigenen Lande —, daß es nicht genügte, der nicht-christlichen Welt Jesusbilder zu bringen, selbst Jesusbilder mit einheimischem Flair, oder Worte über Jesus, ja selbst Worte über Jesus in der Landessprache. Das hätte auch in Jesu Tagen nicht ausgereicht. Deshalb war er als Heiler gekommen und nicht nur als Lehrer. Dementsprechend bestand die Mission seiner Nachfolger im zweiten und dritten Jahrhundert im Helfen und Heilen, nicht allein in der Bekehrung zum Evangelium. Denn das [englische] Wort, salvation’ — soteria im Griechischen, salus im Lateinischen und den romanischen Sprachen, Heil im Deutschen und den anderen germanischen Sprachen — bedeutete, Gesundheit’.”

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