Ein Name bezeichnet das innere Wesen und die Natur einer Sache. Gottes inneres Wesen und Natur sind heilig; dieses Wort bedeutet u. a. „geistig vollständig, unantastbar, vollkommen''. Wenn wir erkennen, daß diese Eigenschaften Gottes Wesen und Natur beschreiben, heiligen wir Seinen heiligen Namen. Einem Wörterbuch zufolge bedeutet heiligen „als heilig achten''.
Das heilige Wesen Gottes ist rein. Er ist Geist, völlig gut. Die Schöpfung, Sein Ausdruck, ist daher geistig und gut. Ja, sie ist vollkommen und heilig. Gottes Schöpfung bringt die göttliche Allheit zum Ausdruck; sie ist vollständig, nicht bruchstückhaft. Seine ganze Schöpfung trägt Seinen Namen, ist mit Seinen Eigenschaften ausgestattet und drückt den Charakter der unendlichen göttlichen Liebe aus.
Seinen Namen zu heiligen bedeutet daher nicht, lediglich gefühlsbetonte Ehrfurcht zu zeigen, sondern sich beständig der steten Gegenwart und Allmacht Gottes bewußt zu sein, neben dem es keine andere Gegenwart oder Macht gibt. Und es bedeutet, daß wir im täglichen Leben dementsprechend handeln.
Tun wir das, dann beten wir tatsächlich ohne Unterlaß. Wenn wir beten, bringen wir jeden Gedanken und jede Handlung mit unserem höchsten Begriff von Gottes Wesen und Allheit in Übereinstimmung. In unserem Gebet nehmen wir das vollkommene Wesen Gottes wahr und erkennen es an; wir verneinen den Augenschein der physischen Sinne, die uns täuschen und davon überzeugen möchten, daß es eine Existenz und Wirklichkeit gebe, die mit Gottes Schöpfung im Widerspruch steht. Immer und immer wieder erfahren wir, daß Harmonie in unser Leben einströmt, wenn wir im Gebet Gottes Allheit anerkennen und alles verneinen, was sie in Zweifel ziehen möchte.
Ich stellte einmal Symptome einer Krankheit an mir fest, deren Name mir entfallen war. Als ich mich an den Namen dieser Krankheit zu erinnern suchte, kam mir der Gedanke: „Du solltest nur den Namen des Herrn heiligen und nur Seine ausschließliche Realität und Gegenwart anerkennen.'' Daraufhin verschwanden die Symptome und tauchten nie wieder auf.
Wenn wir uns danach sehnen, Gott nahe zu sein, möchten wir wohl dorthin gehen, wo Gott ist. Wir müssen jedoch in unserem Gebet anerkennen, daß Gott gerade dort ist, wo wir sind. Christus Jesus sagte: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch.'' LK 17:21 [Anmerkung]. Jesus, der den Christus, die Wahrheit, in so vollem Maße ausdrückte und durch die Einheit von Gott und dem Menschen offenbarte, war sich immer der Allgegenwart Gottes bewußt.
Wir heiligen Gottes Namen, wenn uns klar wird, daß Gott von niemandem und nichts fern sein kann. Er ist in der Tat überall, und alles untersteht Seiner Herrschaft.
Im ersten Buch Mose lesen wir: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.'' 1. Mose 1:31. Das ist der Ausgangspunkt für unser Gebet. Wir dürfen also nichts als wirklich anerkennen, was nicht „sehr gut'' ist — d. h., was nicht heilig und vollkommen ist. Vielmehr wird von uns verlangt, daß wir Gott und Sein vollkommenes Wesen anerkennen — das göttliche Prinzip, Liebe. Und das bedeutet, daß wir, wenn wir allein Gott anbeten wollen, uns weigern müssen, irgend etwas neben Gott und Seinem Ausdruck als gültig anzuerkennen, denn nichts anderes hat Gültigkeit.
Alle göttlichen Eigenschaften sind unzerstörbar und ewig. In Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy lesen wir: „Die Schöpfung ruht auf einer geistigen Grundlage. Wir verlieren unsere Norm der Vollkommenheit und lassen den eigentlichen Gottesbegriff beiseite, wenn wir zugeben, daß das Vollkommene der Urheber von irgend etwas ist, was unvollkommen werden kann, daß Gott die Macht zu sündigen verleiht oder daß Wahrheit die Fähigkeit zu irren gibt.'' Wissenschaft und Gesundheit, S. 555.
Die Vorstellung, daß die Welt materiell sei und von vielen Gemütern bevölkert werde, heiligt Gottes Namen nicht. Wenn wir irrtümlicherweise die Welt für materiell halten, sehen wir eine Schöpfung, die sich aus vielen ichbezogenen Gemütern und vielen verschiedenen Elementen und Strukturen zusammensetzt. Ein derartiger Standpunkt übersieht die Beziehung, die zwischen Schöpfung und Schöpfer besteht, und somit die Gottbezogenheit aller Dinge.
Wir sollten uns fragen: Kommen die Gedanken, die wir akzeptieren, vom göttlichen Gemüt, oder handelt es sich um negative Einflüsterungen von etwas neben Gott? Ein von Gott getrenntes Denken ist unheilig, unvollkommen. Ihm entgeht die Tatsache, daß Gottes Schöpfung wahr ist, und es glaubt, daß Dinge oder Gedanken — Systeme, Strukturen und Einzelpersonen — als separate, unabhängige Einheiten existieren, die folglich in Disharmonie und Streit miteinander liegen können. Eigentlich wird hier der Standpunkt vertreten, daß Konflikte ein Teil des Lebens seien.
Doch Gottes Wesen ist friedevoll und harmonisch. Nur wenn wir Gottes Namen in seiner vollkommenen Einheit und Harmonie heiligen, können wir inneren Frieden finden. Wie stehen wir zu den Fragen menschlicher koexistenz, Kooperation und menschlicher Beziehungen? Bringen wir auf allen Ebenen wahren Frieden zum Ausdruck — bei unseren Freunden und Verwandten, in unseren Städten und Ländern? In dem Maße, wie sich die Menschheit der göttlichen Schöpfung bewußt wird, die Seinen Namen heiligt, wird es auf allen diesen Ebenen Frieden geben. Und das wird schließlich zum Weltfrieden führen.
Ist das Ziel, Seinen Namen heilig zu halten, nicht ein Privileg? Wir können all die verschiedenen Ansprüche eines anderen Namens — nämlich des Bösen und der Materialität mit ihren Problemen und Leiden — nicht ignorieren; doch wenn wir diese Ansprüche als Wesenselemente des Universums betrachten und sie daher für wirklich halten, heiligen wir nicht mehr Seinen Namen. Wir müssen uns beständig vor Augen führen, daß es nur einen heiligen Gott gibt, nur eine Macht und Gegenwart.
Wir mögen wohl die falschen Ansprüche des Bösen und der Materialität erkennen und ihnen einen Namen geben, aber es ist überaus wichtig, daß wir die absolute Unwirklichkeit eines jeden bösen Anspruchs beweisen. Auf diese Weise gelangen wir nämlich zu der Erkenntnis, daß es nur eine wirkliche Macht gibt, nur eine wirkliche Gegenwart — und diese ist Geist, vollständig gut. Und so heiligen wir Gottes Namen.
Das Motiv für unser Sein ist Liebe und Freude. Die Schöpfung hat den Zweck, Seine Herrlichkeit kundzutun. Alles, was Gott erschaffen hat, drückt die unendliche Mannigfaltigkeit, Ganzheit und Einheit Seines heiligen Namens aus. Und das gilt auch für unser wahres Selbst.
In Wissenschaft und Gesundheit, dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, heißt es: „Laß Disharmonie jedes Namens und jeder Art nicht mehr gehört werden, und laß den harmonischen und wahren Sinn des Lebens und des Seins von dem menschlichen Bewußtsein Besitz ergreifen.'' Ebd., S. 355.
Wenn allein das göttliche Gemüt in uns spricht, wird die Einheit von Gott und dem Menschen offenbar, und Sein Name wird geheiligt.
Unser Herz freut sich seiner,
und wir trauen auf seinen heiligen Namen.
Psalm 33:21
