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Geistiger Sinn und politische Wahlen

Aus der November 1989-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wahlen verlangen Entscheidungen von uns; es ist klar, daß wir einem der Kandidaten die Stimme geben werden und daß schließlich einer die Wahl gewinnen wird. Manchmal beschleicht uns vielleicht sogar das Gefühl, daß es ziemlich gleich ist, wer die Wahl gewinnt und wer sie verliert.

Dann wieder glauben wir, daß die Zukunft unserer Kirche, unserer Stadt, unseres Bundeslandes oder der Region, in der wir leben, oder sogar unseres Landes vom Ergebnis einer Wahl abhänge. Und auch wenn wir selbst überzeugt sind, alles getan zu haben, um die richtige Wahl zu treffen, wird es immer andere geben, die anders wählen.

Ich erinnere mich an eine Wahl, bei der mich die Themen, um die es ging, die Kandidaten und das, was die Zukunft bringen würde, sehr bewegten. Es ging hier um Vorwahlen, in denen aus einer ganzen Anzahl von Bewerbern zwei Kandidaten gewählt wurden, die in dem Bundesstaat, in dem ich lebte, für den Senat der Vereinigten Staaten kandidieren würden. Alle Kandidaten besaßen die erforderlichen Qualifikationen, wenn manche auch über mehr Erfahrung verfügten als andere. Doch für mich gab es nur einen, der den Dingen, die mir wichtig waren, wohlwollend gegenüberstand, klare Aussagen traf, Intelligenz und Kompetenz zeigte und ... und ... und. Meiner Meinung nach war der Betreffende den anderen so eindeutig überlegen, daß niemand anderes auch nur gegen ihn hätte antreten dürfen.

Die Mehrheit der Wähler sah das allerdings anders. Aber je tiefer „mein“ Kandidat bei den Wahlumfragen rutschte, desto verbitterter wurde ich und desto leidenschaftlicher verfolgte ich den Wahlkampf.

Als ich so weit war, daß ich kaum noch an etwas anderes denken konnte als an die betreffende person und die Wahl, wußte ich, daß sich etwas ändern mußte. Und diese Änderung mußte in mir stattfinden — in meiner Einstellung zum Leben und in dem, was in meinem Denken Vorrang hatte.

Das Erste Gebot besagt: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ 2. Mose 20:3. Das mir ist natürlich Gott. Ich wußte aus der Bibel, daß Gott Liebe ist. Es liegt auf der Hand, daß ein politischer Kandidat, wie herausragend er auch immer sein mochte, nicht die zentrale Bedeutung in meinem Leben hätte erhalten dürfen, die Gott gebührt.

Als ich darüber nachdachte, sah ich auch, daß viele Menschen in der Bibel vor Entscheidungen gestellt wurden; manchmal mußten sie zwischen zwei Herrschern wählen, manchmal standen sie vor der Wahl, weiterzuziehen oder zu bleiben, wo sie waren. Diese Alternativen wurden oft in drastische Worte gefaßt — wähle das Gute oder das Böse, Leben oder Tod. Abraham, Mose, Elia, Daniel und besonders Christus Jesus rangen um Entscheidungen, die auf sehr konkrete Weise das Leben und die Gesellschaft veränderten. Und sie richteten sich bei ihren Entscheidungen danach, welche Auswirkungen eine Entscheidung auf ihr Verhältnis zu Gott haben würde.

Mose gab uns die grundlegende Regel für das Treffen einer Wahl, als er erklärte: „Siehe, ich habe dir heute vorgelegt das Leben und das Gute, den Tod und das Böse. Wenn du gehorchst den Geboten des Herrn, deines Gottes, die ich dir heute gebiete, daß du den Herrn, deinen Gott, liebst und wandelst in seinen Wegen und seine Gebote, Gesetze und Rechte hältst, so wirst du leben und dich mehren, und der Herr, dein Gott, wird dich segnen in dem Lande, in das du ziehst, es einzunehmen.“ 5. Mose 30:15, 16.

Diese Faustregel, auf politische Wahlen angewandt, hieß für mich, daß ich versuchen mußte, denjenigen zu wählen, der in punkto Moral und Aufrichtigkeit der beste ist — ein Mann oder eine Frau von Integrität. Aber wir können noch weiter gehen. Entsprechend den Lehren der Christlichen Wissenschaft ist der wirkliche Mensch völlig geistig und gut. In Wahrheit sind Sie, bin ich und sind alle, die sich politischen Wahlen stellen, dieser vollkommene Mensch.

Intelligenz, Weisheit, Liebe, Aufrichtigkeit, Stärke und Sanftheit zum Beispiel sind alles Eigenschaften Gottes. Wenn wir danach streben, diese Eigenschaften angesichts der Herausforderungen, vor denen wir stehen, wie auch bei unseren normalen täglichen Pflichten auszudrücken, dann legen wir von unserer wahren geistigen Natur Zeugnis ab. Je gewissenhafter wir das tun, desto klarer erkennen wir unsere in der Tat untrennbare Beziehung zu Gott und desto leichter können wir der Versuchung widerstehen, zu glauben, wir seien materielle Sterbliche, all den Schwachheiten des Fleisches unterworfen.

Dasselbe trifft auch auf Entscheidungen im politischen Bereich zu. Wenn sich unser Kandidat um ein sittlich einwandfreies Verhalten bemüht, wenn er sich unter Druck nicht korrumpieren läßt, ist das ermutigend. Und durch unsere Gebete können wir diese Anstrengungen unterstützen, indem wir verstehen, daß der Mensch tatsächlich völlig geistig ist, dem einen Gemüt, Gott, gehorsam und gefeit gegen Sterblichkeit — ob sich diese nun als Krankheit zeigt, als die Versuchung, Unrecht zu tun, oder in der Kugel eines Attentäters. Der geistige Mensch ist immer eins mit Gott, und in Wirklichkeit ist das die wahre Natur eines jeden von uns.

Wir können aus einem unmoralischen Menschen keinen moralischen machen, es sei denn, er ist willens, die Sünde aufzugeben. Aber wenn wir in unseren Gebeten die wahre Natur des Menschen bekräftigen, unterstützen wir bewußt die Regierung Gottes. Mrs. Eddy sagt in ihrem Buch Die Einheit des Guten: „Die Sterblichen haben die sittliche Freiheit, zu wählen, wem sie dienen wollen.“ Einh., S. 60. Und indem wir beten, um zu erkennen, daß die geistige Natur des Menschen triumphiert, wählen wir das Gute. Wenn wir das Böse ignorieren oder es in unseren politischen Führern tolerieren, glauben wir dann nicht, das Böse habe ein Recht, uns zu regieren?

Als ich auf diese Weise betete, wurde mir bewußt, daß mir auch die allgemein verbreitete Annahme Sorgen bereitete, daß eine verlorene Wahl der Karriere eines Politikers schaden oder sie sogar beenden könne. Der Kandidat, den ich favorisierte, schien mir so intelligent und umsichtig zu sein, daß mir ein solcher Ausgang schrecklich erschien.

Aber Gott ist wirklich Liebe, und bei Ihm gibt es keine Gewinner oder Verlierer. Da Er uns das Gute in Fülle gibt, kann er uns nicht gleichzeitig Böses in Form von Versagen oder Verlust zufügen. Da Gott Geist ist, kann er natürlich nichts mit dem materiellen „Werberummel“ zu tun haben, der für Wahlen oft so charakteristisch ist. So fragte ich mich, was denn Gott wußte und wie mir das beim Beten helfen könnte.

Die Antwort war geistige Entfaltung. In gewisser Weise kann uns alles, was uns zustößt — menschlich Gutes oder Schlechtes —, letztendlich zum Guten ausschlagen, wenn es zu einer sittlichen Umwandlung führt, die uns größeres Vertrauen auf Gottes geistige Wege gibt. Und eine Erfahrung, die unter dem Blickwinkel geistiger Entfaltung betrachtet wird, kann uns ein klareres Verständnis unserer geistigen Identität verleihen. Das wiederum wird uns auf unserem Weg voranbringen oder uns auf einen neuen Weg führen.

Wenn wir uns zum Beispiel um ein Amt bewerben und nicht gewählt werden, müssen wir vielleicht ein klareres oder reineres Verständnis von Gottes Regierung in unserem Leben erlangen. Wenn wir gewählt werden, können wir sicher sein, daß unser weiterer geistiger Fortschritt unausweichlich von Entfaltung und Wachstum begleitet sein wird!

Und das gilt auch für die Kandidaten, die wir favorisieren. Werden sie nicht gewählt, so können wir im Gebet ihren tatsächlichen geistigen Wert als Kinder Gottes anerkennen und gewiß sein, daß Liebe ihre Kinder nie ohne Trost läßt. Und werden sie gewählt, so können wir regelmäßig für unsere Regierung beten in dem Wissen, daß die Intelligenz des Gemüts, die Integrität des Prinzips und die Ehrlichkeit der Wahrheit in ihr zum Ausdruck kommen müssen.

Wenn wir auf diese Weise beten, werden manchmal Mißstände, die beseitigt werden müssen, an die Oberfläche kommen — und dabei mag unser Kandidat, sollte er in diese Dinge verwickelt sein, alles andere zu sein scheinen, nur nicht das Kind Gottes. Wir dürfen dann nicht aufhören zu beten, dürfen das Gute, das wir in dem Betreffenden wahrnehmen können, nicht fahrenlassen, sondern müssen die Geistigkeit, die der Mensch Gottes natürlicherweise zum Ausdruck bringt, weiterhin beanspruchen. Solches Gebet stärkt alle, die nach Wahrheit streben, und es stellt sicher, daß nach aufrichtiger Überwindung des an die Oberfläche gekommenen Bösen das Gute bleibt und es stärker ist als zuvor.

Ich betete also auf diese Weise und begann, den Kandidaten und seine moralische Haltung differenzierter zu sehen. Sie war, wie sich herausstellte, keineswegs so einwandfrei, wie ich angenommen hatte. Hinsichtlich der Wahlen war ich innerlich ruhig, weil es mir so klar schien, daß die Wahl, ganz unabhängig von den Ergebnissen, weder den Kandidaten noch mich von weiterem Fortschritt abschneiden konnte.

Der betreffende Kandidat verlor, aber derjenige, der gewählt worden war, erwies sich als kompetent und bewies in der Art, wie er seine Aufgaben wahrnahm, Erfahrung und Blick für das Wesentliche. Und das hatte eine positive Wirkung auf Ereignisse in der Welt, die kurz nach seiner Wahl in den Senat der Vereinigten Staaten eintraten. Und derjenige, den ich so eindeutig bevorzugt hatte, übernahm eine Aufgabe in der Regierung des Bundesstaates, die seinen Erfahrungen und wirklichen Interessen entsprach.

Ich bin noch immer sehr interessiert und engagiert, wenn es um Politik und Wahlen geht. Aber seit dieser Erfahrung sehe ich klarer, daß es nicht einfach um Wahlen zwischen Personen geht. Worum es in Wirklichkeit geht, ist unsere Bereitschaft, die Regierung Gottes zu wählen, indem wir für Kandidaten stimmen, die Seinen Eigenschaften am besten Ausdruck geben, und indem wir darauf vertrauen, daß Seine Liebe sich unser ebenso wie der Kandidaten annimmt — vor, während und nach der Wahl.

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