Wenn wir bei einer Sportveranstaltung zuschauen, staunen wir über die Ausdauer und Geschicklichkeit der Sportler. Wir wissen, daß Gewinner wie Verlierer ein hartes Training hinter sich haben. Sie haben Wochen, ja vielleicht sogar Jahre trainiert, um Körperbeherrschung zu erlangen und so Spitzenleistungen erreichen zu können.
In seinem Brief an die Christen in Korinth zeigt Paulus am Beispiel der griechischen Wettkämpfe die Bedeutung von Selbstdisziplin und Selbstverleugnung. Er verglich dieses Training mit der christlichen Selbstdisziplin, die man in der Kampfbahn des Lebens braucht.
Er schrieb: „Wißt ihr nicht, daß die, die in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, daß ihr ihn erlangt. Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge; jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen. Ich aber laufe nicht wie aufs Ungewisse; ... sondern ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn.“ 1. Kor 9:24–27.
Paulus wußte, daß christliche Nachfolge, wie Jesus sie gelehrt hatte, von uns verlangt, daß wir uns vom Körper und seinen vielen Gelüsten und Beschwerden abwenden und unser wahres Leben im Geist, in Gott, finden. Wenn sich unser Denken dadurch vergeistigt, daß wir christliche Sanftmut und Reinheit sowie ein Verlangen nach den Dingen des Geistes zum Ausdruck bringen, dann wird uns klar, daß der materielle Körper nicht mit „uns“ identisch ist. Schritt für Schritt erlangen wir durch Gebet und christliche Lebensweise ein größeres Verständnis davon, daß Gott das einzige Leben und die Quelle allen geistigen Daseins ist und daß unsere wahre Identität in Wirklichkeit völlig geistig ist.
Jesus bewies das immer wieder in seiner erbarmungsvollen Heilarbeit. Er befreite die Menschen von dem begrenzenden Denken, das sie in den Strukturen der Sterblichkeit festhielt; er zeigte ihnen ihre geistige Statur in Christus als Söhne und Töchter Gottes. Durch seine Herrschaft über den Körper und durch die Überwindung des Todes hat uns der Heiland den Weg aus der Sterblichkeit heraus zu der herrlichen Wahrheit gewiesen, daß der von Gott geschaffene Mensch völlig geistig ist.
Paulus hatte diese Wahrheit erfaßt. Er erklärte, daß wir uns von Gott abwenden, wenn wir unseren Körper als unsere Wohnung betrachten Siehe 2. Kor 5:6–8., daß wir aber als treue Nachfolger Christi bereit sein müssen, „den Leib zu verlassen und daheim zu sein bei dem Herrn“.
Die Christliche Wissenschaft, die sich auf die Lehre und Demonstration des Meisters gründet, hilft uns dabei. Sie zeigt uns, wie wir vom Körper als Sitz der Freude und des Leides hinwegsehen und durch die Anerkennung unserer wahren Identität in Gott, Seele, größere Freiheit finden können.
In Wissenschaft und Gesundheit stellt Mary Baker Eddy die Frage: „Was sind Körper und Seele?” Sie antwortet darauf unter anderem: „Identität ist die Widerspiegelung des Geistes, die Widerspiegelung in mannigfaltigen Formen des lebendigen Prinzips, Liebe. Seele ist die Substanz, das Leben und die Intelligenz des Menschen, die individualisiert ist, jedoch nicht in der Materie.” Wissenschaft und Gesundheit, S. 477.
Als ich vor einigen Jahren mit einer schmerzhaften Erkrankung zu tun hatte, die mich eine ganze Weile ans Haus fesselte, lernte ich klarer verstehen, daß Leben in der Seele ist anstatt im Körper. Der Ausüber der Christlichen Wissenschaft, der für mich betete, ermutigte mich, mich vom Körper und seinen verschiedenen Beschwerden abzuwenden, um ein klareres Verständnis meiner geistigen Identität in Gott zu erlangen. Diese Aufgabe fiel mir zu der Zeit schwer, doch dadurch, daß ich mich wirklich bemühte, mein Denken zu disziplinieren und meinen Leib zu bezwingen und zu zähmen, erlangte ich eine geistige Stärke, wie ich sie bis dahin nicht gekannt hatte. Das war offensichtlich das Ergebnis meines konsequenteren Denkens über Gott, der göttliches Prinzip ist und der uneingeschränkt über Seine Schöpfung herrscht. Allmählich wurde ich mir bewußt, daß Gottes Gegenwart ganz liebevoll meine reinsten und aufrichtigsten Gedanken und Taten unterstützte.
Eine Stelle aus Wissenschaft und Gesundheit half mir. Sie lautet: „, Bei dem Herrn’ sein heißt gehorsam sein gegen das Gesetz Gottes, heißt absolut von der göttlichen Liebe — vom Geist, nicht von der Materie — regiert werden.“ Ebd., S. 14. Als ich mich entschieden vom Körper abwandte, wurde das Gesetz Gottes zu einem Gesetz der Wiederherstellung für den menschlichen Zustand, und so erlangte ich wieder die normale Herrschaft über den Körper. Ich war geheilt. Diese Erfahrung gab mir ein klareres Verständnis meiner wahren Identität in der Seele, dem unendlichen Geist.
Wenn wir auf der Kampfbahn des Lebens laufen, können wir unser Denken disziplinieren und es der Regierung des Gemüts unterstellen. Gott hat uns Herrschaft verliehen, und wir können diese Herrschaft durch Mäßigung und Selbstbeherrschung ausüben. Diese Selbstdisziplin hilft uns, unseren Körper harmonisch zu regieren. Wir müssen Herrschaft über den Körper gewinnen und dürfen uns nicht vom Körper beherrschen lassen!
In Wissenschaft und Gesundheit wird gefordert: „Nimm Besitz von deinem Körper und regiere sein Empfinden und Tun. Erhebe dich in der Stärke des Geistes, um allem zu widerstehen, was dem Guten unähnlich ist. Gott hat den Menschen dazu fähig gemacht, und nichts kann die dem Menschen göttlich verliehene Fähigkeit und Kraft aufheben.” Ebd., S. 393.
Das Verständnis, daß der Mensch in der Seele lebt, kann Sportler, Tänzer und alle, die sonstwie aktiv sind, von Begrenzungen befreien. Wenn unser Denken durch tiefe Vereinigung mit Gott und durch demütiges christliches Leben geläutert und vergeistigt wird, werden wir uns bei allen unseren Unternehmungen größerer Ausdrucksfreiheit bewußt; denn dann bezeugen wir, daß unsere geistige Identität die Widerspiegelung Gottes ist. Und wir erfahren etwas von der freudigen Wirklichkeit unserer wahren Individualität als Ausdruck der unendlichen Seele.
