Die Menschen erheben Einspruch, wenn sie bemerken, daß die öffentliche Meinung durch einen Mißbrauch der Medien manipuliert wird. Das Ergebnis davon ist, daß der einfache und ehrliche Ausdruck unserer tiefsten Überzeugungen, der nicht mißverstanden oder mißbraucht werden kann, immer mehr geschätzt wird. In dem folgenden Brief berichtet eine Frau, die von Kindheit an Christliche Wissenschafterin ist, ganz offen darüber, was die Christliche Wissenschaft und das Leben Christi Jesu ihr tatsächlich bedeuten. Sie schrieb diesen Brief als Antwort auf einen Artikel in einer Lokalzeitung, in dem ein konservativer christlicher Geistlicher die Christliche Wissenschaft als „Kult“ bezeichnet und dann versucht hatte, dies zu beweisen, indem er aus dem Zusammenhang gerissene Zitate aus den Schriften Mary Baker Eddys, der Gründerin der Christlichen Wissenschaft, anführte.
Was immer der einzelne Leser von der Christlichen Wissenschaft halten mag, er kann unmöglich die christliche Gesinnung verkennen, die in der Antwort dieser Frau zum Ausdruck kommt. Mrs. Eddy selbst schrieb einmal: „Wenn das Herz spricht, so einfach die Worte auch sein mögen, immer ist seine Sprache denen verständlich, die ein Herz haben.“ Vermischte Schriften, S. 262.
(Seaford, Delaware,
19.—25. November 1986)
In unserer geschäftigen Welt neigen wir Menschen sehr dazu, Dinge ordentlich verpackt in gedankliche Schubkästen einordnen zu wollen.. .
Wenn man eine ganze religiöse Bewegung zusammenfassend beschreibt, kann der Bericht leicht sein Ziel verfehlen und Ideen verzerren oder falsch darstellen. Das war kürzlich der Fall, als in dieser Zeitung eine Serie über Kulte erschien. Der Verfasser, der die Christliche Wissenschaft als „Kult“ einzustufen suchte, indem er aus dem Zusammenhang gerissene Stellen aus dem Lehrbuch der Konfession zitierte, aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, legte ihre Lehren völlig falsch dar.
Die ausgewählten Textstellen unterstützten Ansichten, die anderen Autoren, die über „Kulte“ geschrieben haben, entlehnt waren. Aber es kann und ist geschehen, daß selbst die Bibel auf diese Weise mißbraucht wird. Bei genauer Untersuchung der in dem Artikel behandelten Themen bietet sich dem objektiven Beobachter ein ganz anderes Bild.
Ich bin von Kindheit an Christliche Wissenschafterin und hatte daher Gelegenheit, die tiefe Christlichkeit ihrer Lehren zu erleben. Durch mein tägliches Studium der Heiligen Schrift bin ich mit Jesu Leben und Lehren vertraut. Für mich ist Jesus mehr als ein guter Mensch. Er ist mein Heiland, „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Johannes). Ich liebe ihn um der Opfer willen, die er für mich und die ganze Menschheit gebracht hat. Ich erkenne seine Jungfrauengeburt, seine Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt als tatsächliche Geschehen an. Als Sohn Gottes hatte er ein göttliches Wesen. Seine Bergpredigt bildete die Grundlage meiner frühen moralischen Erziehung in einer christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule.
Ich glaube, daß seine Gebote allen Menschen in jedem Zeitalter gelten, nicht nur seinen unmittelbaren Nachfolgern und Jüngern. So wird von mir nicht nur verlangt, in alle Welt zu gehen und das Evangelium zu predigen, sondern auch die Kranken zu heilen. Er regte seine Nachfolger zu Taten an, nicht zu Bekenntnissen. Seine an Petrus gerichteten Worte „Weide meine Schafe!. . .“ [Joh 21:16, 17] betonten seine Gebote an den ungestümen Jünger, der ihn verlassen hatte. Und aus der Apostelgeschichte geht klar hervor, daß Petrus nach Jesu Himmelfahrt tatsächlich gehorsam war.
Bei näherer Betrachtung der Religionsgeschichte ist festzustellen, daß Jesu Jünger und Nachfolger nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt viele wunderbare Werke vollbrachten. Der hartnäckige Gegner des Christentums, Saulus von Tarsus, sah sich auf seinem Wege nach Damaskus dazu gezwungen, Jesus anzuerkennen, und wurde so zu Paulus. Durch seine unermüdliche Energie trug er dazu bei, die ersten christlichen Kirchen in Kleinasien, Griechenland und Rom aufzubauen, wo er nicht nur predigte, sondern auch heilte.
Mehrere hundert Jahre lang war solches Heilen ein wichtiger Bestandteil des christlichen Lebens. Aber nach und nach wurde der heilende Aspekt des Christentums in die Vergangenheit verbannt. Und Glaubensbekenntnisse erhielten immer mehr Aufmerksamkeit. Gelegentlich gab es Persönlichkeiten, die sich über das christliche Heilen Gedanken machten, wie zum Beispiel der Quäker George Fox oder der Begründer des Methodismus, John Wesley. Aber im großen und ganzen wurden Heilungen nun als seltene „Wunder“ betrachtet.
Wenn Sie in irgendeinem der vergangenen Jahrhunderte gelebt hätten, seit die Bibel Laien zugänglich ist, hätten Sie sich gefragt, warum jene „Wunder“ aus Jesu Zeiten nicht konsequenter wiederholt werden?
Im Laufe des letzten Jahrhunderts hat mindestens eine Frau das getan. Mary Baker Eddy kam durch beharrliches Studium der Heiligen Schrift zu der Erkenntnis, daß Jesu Werke auf einer demonstrierbaren Wahrheit beruhten, die sowohl Krankheit als auch Sünde heilte.
Das Heilen von Sünde ist traditionsgemäß das Ziel des Christentums gewesen, und es ist auch das der Christlichen Wissenschaft. Die wenigen Zitate im Banner-Artikel haben fälschlicherweise den Eindruck erweckt, daß die Christlichen Wissenschafter Sünde ignorieren. Nichts könnte weiter von der Tatsache entfernt sein!
Paulus sprach von der fleischlichen Gesinnung, die er als „Feindschaft gegen Gott“ [Röm 8:7] bezeichnete. Ebenso sehen die Christlichen Wissenschafter Gedanken des Hasses, der Gier, des Neids, der Rache, der Habsucht usw. als zerstörerische Sünde an, der man entgegentreten und die man heilen muß. Und da die fleischliche Gesinnung oder das fleischliche Gemüt die Quelle jener Übel ist, benötigt der einzelne etwas, was jenseits der menschlichen Mentalität liegt, um seine moralische und geistige Freiheit zu erlangen.
Das war und ist die erlösende Mission des Heilands. Sie erleuchtet uns, und durch den Gehorsam gegenüber Jesu Lehren erkennen und bezeugen wir unsere Gotteskindschaft. Bei diesem geistigen und moralischen Bemühen müssen, so glaubt der Christliche Wissenschafter, auch die Forderungen der Zehn Gebote erfüllt werden.
Worauf beruht nun unsere Erlösung? Mrs. Eddy sagte über Jesu Leiden um unseretwillen: „Jesu Opfer nimmt unter allem körperlichen Leiden und allem menschlichen Weh die höchste Stelle ein. Die Herrlichkeit des menschlichen Lebens liegt im Überwinden von Krankheit, Sünde und Tod. Jesus litt für alle Sterblichen, um diese Herrlichkeit herbeizuführen; und sein Vorsatz war, den Sterblichen zu zeigen, daß der Weg aus dem Fleisch, aus der Täuschung allen menschlichen Irrtums, durch die Taufe des Leidens gehen muß, die zu Gesundheit, Harmonie und zum Himmel emporführt.. . Liebe, geschlagen und blutend, und dennoch in Reinheit und Frieden über die Stufen der erhobenen Menschheit zum Thron der Herrlichkeit emporsteigend — dies ist die tiefe Bedeutung des Blutes Christi. Namenloses Weh und immerwährende Siege sind das Blut — die lebendigen Ströme von Christi Jesu Leben —, das den Sterblichen die Freiheit von Sünde und Tod erkauft.
Dieses Blut Jesu bedeutet dem menschlichen Hoffen und Glauben alles“ [Nein und Ja, S. 33–35].
Jesu Demonstration praktischer Liebe und Güte, die über das Grab triumphierten, zeigte uns für alle kommenden Zeiten die Macht der Liebe, der Wahrheit und des Lebens. Ist das nicht der Grund, warum die Christen zur Osterzeit solch tiefe Freude empfinden?
Zu versuchen, Ihnen mit diesem Artikel meinen Glauben näherzubringen, wäre so, als wollte man einen Fingerhut mit Meerwasser füllen und erklären: „Das ist der Ozean!“ Aber vielleicht habe ich wenigstens zum Teil eine Begründung gegeben für „die Hoffnung, die in mir ist“. Ich habe mein Leben dem Christentum verpflichtet.
Christian Science Komitee
für Veröffentlichungen für Delaware
